Elgar: Violinkonzert und Violinsonate mit dem London Symphony Orchestra

Es ist nicht unbedingt Namedropping, wenn man Sir Edward William Elgar in den Mittelpunkt eines Klassik-Releases stellt. Doch mit Renaud Capuçon an der Violine, Stephen Hough am Piano und dem London Symphony Orchestra unter Simon Rattle im Hintergrund wird ein Schuh draus. Die Protagonisten harmonieren hörbar gut miteinander und Sir Rattle hält den Laden perfekt zusammen. Allein das Albumcover, das Simon und Renaud vertraut und mit verschmitztem Lächeln zeigt, wirkt äußerst sympathisch.

Der Komponist Edward Elgar ist vor allem durch ein Werk bekannt: „Pomp & Circumstance March No. 1“ mit seinem stimmungsvollen Mittelteil „Land of Hope und Glory“. Diese Hymne ist Höhepunkt jeder „Last Night of the Proms“. Mit den Stücken für Violine hat das aber nichts zu tun. Hier weichen Pomp und Bombast einem sanften Dahingleiten durch musikalische Emotionen. Manchmal klingt das wie dezente Filmmusik, dann wie energisches Aufbrausen.

Elgars Violinkonzert ist eines der bedeutendsten spätromantischen Konzerte und gilt als unverwechselbar nostalgisch und gemeinhin also besonders „englisch“. So ist es kein Wunder, dass das Konzert nicht gerade zum Standard-Repertoire französischer Geiger gehört. „Es ist ein gewaltiges Stück“, sagt Renaud Capuçon, „sowohl in Bezug auf seine Länge als auch auf seine großzügige musikalische Ausgestaltung.“ Zum ersten Mal arbeitet der Franzose mit Sir Simon Rattle zusammen – und vielleicht bedeutet gerade dieser spezielle Gegensatz den besonderen Schliff der Aufnahme.

Auch darüber hinaus gibt es enge Bezüge: Das LSO begleitete nicht nur Fritz Kreisler bei der Uraufführung des Violinkonzerts im Jahr 1910, Elgar wurde im darauffolgenden Jahr auch dessen Chefdirigent. Und jetzt formt sich in 50 Minuten Konzertlänge ein wundervoller Klangkörper, der zwar – wie man im Booklet erkennen kann – mit Abstand und teilweise mit Schutzmaske musiziert, dabei aber absolut souverän agiert und starke Emotionen weckt.

Zusammen mit dem Konzert ist auf diesem Album Elgars Violinsonate zu hören, die 1919 uraufgeführt wurde. Renaud Capuçon, der die Sonate als „ein Werk von Adel und Zartheit“ bezeichnet, wird hier von einem der führenden britischen Pianisten der Gegenwart, Stephen Hough, begleitet. Deren Zusammenspiel ist viel mehr als nur Füllmaterial, um die CD-Länge auszuschöpfen. Es zeigt, wie Capuçons Violine auch ohne großes Orchester ihre volle Wirkung entfaltet und den Zuhörer in ihren Bann schlägt. Zwei Virtuosen unter sich.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden