Fools Garden: Vom Aufstieg und Fall einer weltbekannten Popband?
Als unbekannte Band mit einem besonderen Titel aus dem Stand an die Chartspitze – nicht nur in Deutschland, auch in Norwegen, Irland, Dänemark, Malaysia und Singapur. Das geschah der Band Fools Garden 1995 mit „Lemon Tree“. Und ein solcher Erfolg kann Fluch und Segen zugleich sein. Fluch deshalb, weil man fortan nur noch über einen Hit definiert wird. Weil jeder Rezensent, jeder Zeitungsartikel neue Stücke mit „Lemon Tree“ vergleicht. Ein Segen aber auch, weil es der Band eine Basis zum Fortbestehen gibt. Sei es in finanzieller Hinsicht oder durch den Bekanntheitsgrad.
Fools Garden schwammen kräftig auf der Britpop-Welle mit und die Vergleiche zu den Beatles und Oasis tauchten immer wieder auf. Alben gab es im 2-3-Jahres-Rhythmus, doch ein Erfolg wie beim Album „Dish Of The Day“ wollte sich nicht mehr einstellen. 2003 trennte sich die Band. 2005 gab es in veränderter Besetzung ein Abschiedswerk und im Jahr 2012 ein kleines Comeback. Dann war Ruhe – bis jetzt. Nach sechs Jahren melden sich Peter Freudenthaler, Volker Hinkel und die Neumitglieder Jan Hees sowie Dirk Blümlein als Quartett zurück.
Die Songs klingen leichtfüßig und typisch nach Fools Garden. Wer ihre Tracks abseits von „Lemon Tree“ kennt, wird sie stilistisch sofort wieder entdecken und vor allem die charismatischen Vocals haben einen hohen Wiedererkennungswert. Popsongs, die nicht oberflächlich dahin gerotzt werden, sondern Tiefgang besitzen. Oft sehr bedächtig, bisweilen mit rockiger Attitüde. Ein Starkes Ausrufezeichen ist der Abschluss „Rise And Fall“. Er zieht die Schleife zum Beginn des Albums, wo Klänge des Titeltracks als „Prelude“ aufgenommen werden.
Doch das ist bei weitem nicht der einzige großartige Song des Albums. Die Band zieht alle Register ihres Könnens. Da wird es hymnisch bei „New World“ oder „Save The World Tomorrow“. Beispielhaft für ihre ganz eigenen Songwriter-Qualitäten sind das opulent arrangierte Midtempo-Opus „I Burn“, das aufgrund des Falsett-Chorus‘ entfernt an a-ha oder Coldplay erinnert, die gefühlvolle Akustik-Ballade „Marie Marie“ oder das atmosphärische, minimalistische „All We Are“, das Freudenthaler seinem Sohn gewidmet hat. Mit dem elektronisch-fließenden „Still Running“ erschließen sich Fools Garden neues Terrain und „Embrace“ erinnert an die glanzvollen U2 Anfang der 90er Jahre.
Im Prinzip ist es doch so, wie im Song „Boys“ ausgesagt wird: : „The radio is playing the same songs all the time, they stick in the rotation, send shivers down my spine. I don’t feel connected“. Fools Garden könnten diesen Kreis durchbrechen. Die Songs sind vielseitig, intelligent und so gestaltet, dass sie im Radio gut funktionieren würden. Trotzdem wird man in den Playlisten weiter „Lemon Tree“ spielen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz.
Fools Garden haben ihr Handwerk nicht verlernt. Ich habe die Band immer gemocht und mir gefielen auch die Songs abseits des großen Hits, vor allem ihr Debüt „Once In A Blue Moon“. Schön, dass die Geschichte weiter geht und sie sich nicht als Kirmesmusikanten in der Chartshow verheizen lassen. Aufstieg? Ja. Fall? Keineswegs.