Unter Brüdern – Brian und Roger Eno mit „Mixing Colours“
Seit seiner Zeit mit Roxy Music ist Brian Eno ganz oben in der Musikbranche und für einen zeitlosen Sound bekannt. Er hat mit David Bowie und Paul Simon gearbeitet und den Sound von Bands wie Coldplay und U2 im neuen Jahrtausend entscheidend geprägt. Eine sphärische, großflächige Produktion – das ist sein Markenzeichen. Brians Bruder Roger ist nicht weniger rührig in seinem Schaffen, wenn auch sein Name nicht einen so bekannten Klang hat.
“Mixing Colours” ist das Ergebnis eines 15-jährigen musikalischen Austauschs der Brüder. Roger nahm eine musikalische Idee auf einem MIDI-Keyboard auf, sendete sie als digitale Datei an Brian, der die Miniaturen modifizierte und manipulierte, bis eine vollkommen neuartige Klangwelt entstand. Rogers Melodien erinnern an die Melancholie des späten Schuberts, während Brian die kompositorischen Möglichkeiten elektronischer Musik und neuer Medien erforscht. Insgesamt schufen die Brüder auf diese Weise 18 poetische Klanglandschaften, die eine Symbiose aus Vergangenheit und Zukunft darstellen.
„Wir arbeiteten nicht auf ein Endresultat hin – es war wie das Hin und Her eines Gesprächs, das wir 15 Jahre lang führten“, sagt Roger. „Nach dem Aufwachen morgens ging ich sofort nach oben, schaltete meine Geräte ein und improvisierte, dann schickte ich Sachen an Brian, die ihn vielleicht interessieren könnten. Die Idee zu einem Album entstand, als die Anzahl der Stücke wuchs und die Ergebnisse interessant blieben. Keiner von uns beiden hätte das allein erreichen können.“
Bis auf ein Werk tragen die Kompositionen auf ihrem neuen Album “Mixing Colours” die Titel von Farben oder Gemälden. Es sind ausschließlich ruhige, sanfte und bisweilen sehr verträumte Melodielinien zu hören. Für mich hat dieser homogene Klang leider zu wenig Dynamik. Die beiden Soundtüftler liefern hier ein Album das sehr intim klingt – wie ein vertrautes musikalisches Gespräch zweier Brüder.