Michael Patrick Kelly: „Ruah“ – Musik mit spiritueller Botschaft
Erst letztes Jahr hatte Michael Patrick Kelly sein Comeback mit dem großartigen Pop-Album „Human“, nachdem er vorher jahrelang von den Bühnen der Welt verschwunden war. Einen Teil dieser Zeit verbrachte er in einem französischen Kloster. Und obwohl er dort nicht seine endgültige Berufung gefunden hat, so hat ihn diese Erfahrung doch auch musikalisch geprägt, wie er nun mit seinem aktuellen Album „Ruah“ beweist.
„Ruah“, das hebräische Wort für Geist oder Lebensatem, verwendet Kelly im gleichnamigen, sehr atmosphärischen Opener als Anruf an das höhere Wesen, das zentraler Bestandteil der meisten Religionen ist. Hier wird schon deutlich, dass Kellys Spiritualität zwar im Christentum verwurzelt ist, sich aber keineswegs innerhalb dogmatischer Grenzen bewegt. Und auch stilistisch bedient der Songwriter eine große Bandbreite. Ruhige Gitarrenballaden wie „I Have Called You“ oder das tieftraurige „Don´t Judas Me“ wechseln sich ab mit eindringlichen Songs wie „Walk The Line“. Das traditionell irische „Seinn Aililiú“ wird recht unorthodox mit Western-Gitarren und Kammerchor interpretiert, und „Abba Father“ steigert sich im Refrain zur Rockhymne.
Einen ganz besonderen Reiz haben auch das meditative „Ô Prends Mon Âme“ oder Kellys ganz eigene Version eines „Salve Regina“. Und dass man auch uralte Botschaften sehr modern rüberbringen kann, beweist der tolle Popsong „Agape“, der auf dem Psalm 138 aufbaut.
Michael Patrick Kelly berührt mit „Ruah“ Geist und Seele seiner Hörer, unabhängig von bestimmten religiösen Überzeugungen. Vor allem aber erschafft Kelly hier populäre Musik mit einem spirituellen Bezug, was im europäischen Raum leider inzwischen eine Seltenheit ist. Ein insgesamt sehr wohltuendes Album, das man übrigens derzeit noch live in einigen deutschen Kirchen erleben kann.