Schandmaul: Neue Geschichten von Königen, Rittern, Dieben und Vagabunden

Schandmaul tragen die Tradition mittelalterlicher Barden nicht nur in der Verwendung ungewöhnlicher Instrumente wie Dudelsack, Drehleier und Schalmei fort, sondern erzählen wie die Bänkelsänger vergangener Jahrhunderte auch stets spannende Geschichten – und das jetzt schon seit über 20 Jahren.

Lange Zeit war Mittelalter-Rock ein Nischenprodukt, dass sich auf Märkten tummelte, wo Menschen in seltsamen Kostümen herum liefen und eine Epoche nachspielten, die wohl bei weitem nicht so rosig war, wie es hier den Anschein hatte. Dazu gehörte auch entsprechend stilvolle Musik. Also ein mittelalterliches Instrumentarium, das wahlweise akustisch gespielt oder mit hartem Rocksound versehen wurde. Inzwischen hat sich diese Musikrichtung voll etabliert und man hat sich daran gewöhnt, dass Bands wie Schandmaul, In Extremo und Saltatio Mortis einen Spitzenplatz in den Charts erreichen.

Auf „Leuchtfeuer“, das im Jahr 2016 Platz 1 in den Charts einfuhr, widmete man sich unter anderem der Geschichte um Johanna von Orleans. Das neue Album „Artus“ stellt die Heldensage um die Tafelrunde, Camelot und den heiligen Gral als Trilogie in den Mittelpunkt. Hier wie auch bei den übrigen Tracks zeigen sich Schandmaul als hervorragende Geschichtenerzähler. Man kann den Anekdoten um den „Meisterdieb“, den „Totengräber“, „Vagabunden“ und den „Froschkönig“ gut folgen, ohne dass sich die zum Teil ungewöhnlichen Instrumente zu sehr in den Vordergrund spielen. Nur bei „Die Oboe“ spielen die musikalischen Klänge eine tragende Rolle.

Es gibt prägnante Flötenmelodien, Streicher ab und zu, viele akustische Instrumente – insgesamt schönen Folk gepaart mit rockigen Passagen. Die „Artus Trilogie“ sticht positiv hervor. Bisweilen klingt sie gar zu fröhlich für die zum Teil dramatische Sage. Vielleicht hat man deshalb für die Bonus-CD die drei Songs erneut vertont. Diesmal mit großem Orchester und ausufernden, symphonischen Klängen, allerdings ohne Lyrics.

Mit „Artus“ demonstrieren Schandmaul einmal mehr ihr über die vielen Jahre organisch gewachsenes Können. Dabei hilft vermutlich auch der ungewöhnliche Umstand, dass der Kern der Band noch immer aus seinen Gründungsmusikern besteht, zu denen Sänger Thomas Lindner, Birgit Muggenthaler-Schmack als Spezialistin für alte Blasinstrumente, Saitenmann Martin Christoph „Ducky“ Duckstein und Stefan Brunner am Schlagzeug zählen. Doch selbst „Neuzugang“ Matthias „Hiasl“ Richter am Bass ist schon seit dem Jahr 2002 mit von der Partie. Einzig Violinistin Saskia Forkert trat erst im Jahr 2018 die Nachfolge von Gründungsmitglied Anna Katharina Kränzlein an, nachdem die Band sich ein Jahr lang mit befreundeten Gastmusikern wie Ally Storch (Subway to Sally), die große Teile der Geigenarbeit auf „Artus“ übernahm, behalf.

Schandmaul spielen auf ihrem neuen Album alle Stärken kompetent aus. Die Mischung aus mittelalterlicher Folklore und gitarrenlastiger Rockmusik ist hervorragend gelungen. Schöne Melodien umschreiben die Anekdoten aus der Sagenwelt. Das ist es, was das mittelalterliche Geschehen auch heute noch zum Abenteuer schlechthin macht.

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