Scala nehmen sich zum zweiten Mal deutsche Titel vor: „Unendlich“
Der belgische Mädchenchor Scala unter der Leitung der Brüder Steven und Stijn Kolacny hat sich bisher hauptsächlich durch die ungewöhnliche Interpretation von Rock- und Popsongs einen Namen gemacht. 2006 überraschten sie mit einem deutschsprachigen Album namens „Grenzenlos“. Nicht die Muttersprache der jungen Sängerinnen – doch es funktionierte mit charmantem Akzent sehr gut. So gibt es inzwischen Alben mit englischen und französischen Coverversionen, ein Werk mit ausschließlich eigenen Stücken der Kolacny-Brothers und ein Weihnachtsalbum. Das zweite deutsche Werk „Unendlich“ dürfte aber zum nächsten Highlight werden.
Ausgewählt hat man bekannte Titel, die zum Mitsingen anregen. Titel von Frida Gold, den Sportfreunden Stiller, Xavier Naidoo und Udo Lindenberg. Ja sogar von Philipp Poisel: „Wie soll ein Mensch das ertragen“. Da bin ich empfindlich. Diesen zerbrechlichen Song sollte kein Chor kaputt singen. Doch die Mädchen machen ihr Meisterstück mit Bravour. Reine, anmutige Stimmen, die sauber intoniert werden und in jeder Tonlage glänzen. Die Arrangements kommen fast durchgehend zweistimmig daher. Leider. Persönlich denke ich, dass hier mehr drin wäre und man das Klangerlebnis durch drei- und vierstimmige Chorsätze noch verbessern könnte. Trotz der ewigen Quinten und Terzen klingt das Ergebnis aber wunderschön.
Etwas zu viel des Guten empfinde ich dann bei „Tage wie diese“ und „Auf uns“. Diesen Evergreens der Gegenwart können auch Scala keine neuen Facetten mehr beifügen. Zum Ausgleich gibt es aber Neues zu entdecken: „Landungsbrücken raus“ im Original von Kettcar ist ein stimmungsvoller Titel, der zu Herzen geht. Und auch „Universal Tellerwäscher“ (Die Sterne) hat es mir vom ersten Hören an angetan. Scala lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Die ungewöhnliche Interpretation der Titel gelingt fast immer und erzeugt ein ums andere Mal wohlige Schauer auf der Haut. Obwohl ich normalerweise A-cappella-Purist bin, empfinde ich die sanften Klavierklänge nicht als störend.
Die große Leidenschaft der Kolacny Brothers für Musik und der unerschöpfliche Reichtum ihrer Kreativität macht Scala zu etwas Einzigartigem. Die Idee, Pop- und Indie-Songs in ungewöhnliche Choräle zu verwandeln, hat dem Chor ein einzigartiges Repertoire beschert, das zudem von großem internationalem Erfolg gekrönt ist. Es funktioniert Genre- und Szene-überschreitend, denn es sind nicht nur die klassischen Konzertsäle, in denen die Mädchen auftreten, sondern renommierte Rock- und Pop-Ereignisse, auf denen sie gefeiert werden. Ein ungewöhnliches Projekt mit einem außergewöhnlichen Repertoire und umwerfenden Arrangements.
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