Kleiner Mann, was nun? – Ralf Schmitz mit „Schmitzeljagd“ im Saarland
In den vergangenen zwei Jahren hatten wir zweimal über das Programm „Schmitzenklasse“ berichtet – und eigentlich wollte ich es damit fürs Erste gut sein lassen. Doch meine Tochter war anderer Meinung: „Papaaaa, bitteeee, der ist immer so lustig“, waren ihre Worte, als sie das Plakat sah. Stimmt, dachte ich, klein und klein gesellt sich gern. Also das Töchterlein geschnappt und auf in die Saarlandhalle. Die größte Eventhalle im Saarland war ausverkauft – beste Voraussetzungen also für einen vergnüglichen Abend.
„Wer viel zu sagen hat, muss schneller reden.“ Mit diesem Motto-Shirt stürmte der Komiker auf die Bühne. In Windeseile erzählte er vom Konzept der Schmitzeljagd-Show, die ihn quasi von Hinweis zu Hinweis durch ein vom Publikum maßgeblich gestaltetes Programm führen soll. Und sogleich ging er auf Tuchfühlung zu den Zuschauern, machte Witze über seine etwas geringe Körpergröße und hetzte von Reihe zu Reihe. Dabei nahm er Namen auf, Begriffe – und lernte zudem Grundbegriffe der saarländischen Mundart.
Okay. Mit einer Schnitzeljagd im ursprünglichen Sinne hatte das nur wenig zu tun. Dafür ist Ralf zu sehr Impro-Mann. Zum Einstieg belustigte er das Volk mit Handfotos vom Smartphone seiner Mutter. Und dann ging es in die erste Übung: Die Zuschauer versorgten ihn mit Dialekten und möglichen guten bzw. schlechten Gefühlen, außerdem mit einem Handlungsort. Sandra aus Homburg schlug „Puff“ vor und durfte dann prompt auf die Bühne. Sie wurde (etwas einseitig) Dialogpartnerin für Gestalten wie einen verliebten Sachsen und einen schüchternen Hessen.
Als genialer Imitator ließ Ralf den Kollegen Paul Panzer die Nachrichten sprechen, begleitet von Otto und Mario Barth als Korrespondenten. Dann war wieder Szenenspiel angesagt: Eine Lovestory wurde nachgespielt und Lorena sollte die entsprechenden Geräusche machen. Auch wenn dies bisweilen recht misslungen klang, zeigte sich die wahre Klasse der Schmitzschen Komik: Er kommentierte und korrigierte, dass es eine wahre Freude darstellte. Wie der Blitz war die erste Stunde vergangen und es gab eine Erholungspause.
Der zweite Teil brachte ein falsches Versprechen: „Es muss keiner mehr auf die Bühne“, stand auf dem T-Shirt. War natürlich gelogen, wie sich schnell herausstellte. Schmitz‘ Katze ist ein beliebtes Thema in Ralfs Wortschwall – und so gab es einige Anekdoten aus dem Leben mit der Katze Hildegard. In der Pause durfte das Publikum Fragen aufschreiben, die jetzt in ein Spiel „Mann und Frau streiten auf der Arbeit über die Ehe“ eingebaut wurde. Verblüffend, wie passend die zufällig ausgewählten Zettel ins Geschehen passten: „Wenn alle Männer gleich sind, warum brauchen manche Frauen so lange, um den passenden zu finden?“, hieß es da beispielsweise. Oder auch: „Können Fische Pupsen?“
Interessant aber, wenn man Gelegenheit hat, die ernste Seite eines Komikers kennenzulernen. Aus dem hinteren Hallenbereich wurde nach einem Sanitäter gerufen. Ralf reagierte sofort, ließ das Saallicht einschalten und verfolgte das Geschehen vom vorderen Bühnenrand. Es war zu sehen, dass er sich ernsthaft Sorgen machte. Nach zehn Minuten ließ er sich hinter der Bühne Bericht erstatten, teilte dem Publikum mit, dass eine Frau einen Kreislaufzusammenbruch hatte, es ihr aber besser gehe. Dann setzt er die Show ebenso souverän fort, wie er die Unterbrechung gemeistert hatte. Kompliment.
RTL-Zuschauer wissen, dass Ralf mit „Take me out“ neuerdings eine ungewöhnliche Datingshow moderiert. Diese konnte natürlich nicht 1:1 in die Show einfließen, aber Ralf erfreute die Saarländer mit einer ganz besonderen Form des Speed-Datings. Dann durfte Michelle aus Ottweiler auf die Bühne. Ein Glücksgriff für Ralf, der der jungen Saarländerin im Interview nicht nur einen breiten Dialekt entlockte, sondern auch viele Alltagsinformationen. Diese baute er dann in eine musikalische Hommage ein, gesungen in den zufällig ausgewählten Musikrichtungen spanische Folklore, Marsch und Kuschelsong. Das Geschehen fand in einem Pyrofeuerwerk seinen Abschluss und Ralf verließ um 22.40 Uhr die Bühne.
Im Zugabenblock gab es die immer wieder gern gesehene Marionetten-Impro: Zuschauer Marvin bewegte Ralf zu seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Zocken. Eine weitere Glanzleistung. Abende mit Ralf Schmitz sind definitiv empfehlenswert. Und keiner verläuft wie der andere. Einstudierte Abläufe sind nun wirklich nicht sein Ding. Wer den Comedian live erleben will, hat hier regional noch zwei Möglichkeiten: Für die ganz Spontanen heute, 17.3.2019, in der Conlog-Arena Koblenz, und dann am 15.11.2019 in der Europahalle Trier.