Eine Akademie für Zeitreisen
Die Vorstellung, durch die Zeit reisen zu können, fasziniert uns Menschen schon lange und hat auch schon so manches literarische Werk inspiriert. Insofern betritt Alyson Noël mit ihrem Jugendroman „Stealing Infinity“ nicht gerade Neuland. Sie verbindet die Thematik allerdings mit esoterischen und mythologischen Aspekten und schafft so einen spannenden Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe.
Die 17jährige Natasha Clarke ist seit dem Verschwinden ihres Vaters so damit beschäftigt, für sich und ihre Mutter zu sorgen, dass sie an ihrer Schule zur Außenseiterin geworden ist. Neben ihrem einzigen Freund Mason interessiert sich aber plötzlich auch die schöne und reiche Elodie für sie und verleitet Natasha zu einigen Dummheiten. Ein Ausflug während der Schulzeit in einen geheimnisvollen Club, bei dem sie dem gutaussehenden Braxton begegnet, endet schließlich damit, dass Natasha am nächsten Morgen mit einer Anklage wegen Diebstahls und einem Schulverweis konfrontiert sieht – und noch am selben Tag die Einladung an die Gray Wolf Academy und zu einem neuen Leben bekommt.
Durch den Prolog, in dem Alyson Noël eine bedeutende Episode aus der Vergangenheit von Natashas Vater schildert, ahnen wir als Leser schon von Anfang an, was auch der Protagonistin schnell klar wird: Die Gray Wolf Academy ist nicht einfach eine Eliteschule, sondern rekrutiert Jugendliche, um sie als Zeitreisende auszubilden. Und Arthur Blackstone, der Gründer der Academy, hat mit Natasha dabei noch ganz eigene Pläne, die nicht zuletzt mit ihrem Vater zusammenhängen und mit Erinnerungen, die sie lange verdrängt hat. Und als wenn das alles nicht schon herausfordernd genug wäre, sind da auch noch Elodie, die Natasha zwar rekrutiert hat, in ihr aber auch eine Rivalin sieht, und der geheimnisvolle Braxton, in den sich unsere Heldin natürlich verliebt.
Bis auf den Prolog ist der Roman durchgehend aus der Perspektive von Natasha selbst erzählt und lässt uns so intensiv an ihrem Gefühlsleben teilhaben. Wenn man selbst nicht mehr im Teenageralter ist, kann das zuweilen etwas ermüdend sein – vor allem, wenn es um die sich recht kompliziert entwickelnde Beziehung zu Braxton geht. Auch die Einteilung in viele kurze Kapitel, die aber oft ineinander übergehen und mit kleinen Cliffhangern enden, entspricht nicht unbedingt meinem Leserhythmus. Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch überzeugt – und am Ende bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung dieser Fantasyreihe. Welche dunklen Geheimnisse hat Braxton, welches Ziel verfolgt Arthur Blackstone wirklich und wer sind in dieser Geschichte nun eigentlich die Guten und wer die Bösen?
Tatsächlich wird mit „Ruling Destiny“ der 2. Band der Reihe bereits im August erscheinen, so dass Neueinsteiger hier direkt weiterlesen können! Bleibt zu hoffen, dass Alyson Noël sich auch mit den weiteren Fortsetzungen nicht allzuviel Zeit lässt, und dass sie ein schlüssiges Konzept hat, um die Geschichte überzeugend zu Ende zu erzählen. Ihre aktuellen Bücher werden auf jeden Fall jugendliche und auch erwachsende Fans finden.