The BossHoss – die Cowboys aus Berlin vor der Saarbrücker Congresshalle
Am Freitag brachten Silbermond den Vorplatz der Saarbrücker Congresshalle zum Jubeln – am Samstag waren es die Berliner Cowboys von The BossHoss. Die Protagonisten haben einiges gemeinsam: Beide Bands wurden im Jahr 2004 gegründet. Und während Alec Völkel und Sascha Vollmer bei den ersten drei Staffeln von The Voice Of Germany in der Jury saßen, nahm Silbermonds Stefanie während den letzten drei Staffeln dort Platz. Hier enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten, denn musikalisch sind The BossHoss ein ganz anderes Brett. Das konnte man auch am Publikum erkennen. Gestandene Männer mit Cowboyhüten und echte Ladies an ihren Seiten. So sah es meistens aus. Aber auch hier war die Anzahl an Kindern und Jugendlichen in der Fanmenge sehr hoch. Die Zukunft der Band scheint also gesichert.
Als Support waren Prime Circle mit an Bord. Die Rockband aus Witbank gehört zu den erfolgreichsten Acts ihres Kontinents und füllt dort regelmäßig große Arenen und Stadien. Die daraus resultierende Routine merkte man dem Quintett um Frontmann Ross Learmonth auch an. Vor wenigen Wochen konnte ich die Truppe noch vor einer Handvoll Menschen im Kleinen Klub der Garage, ebenfalls in Saarbrücken, erleben. Das anschließende Interview, das die Kollegin Anika Biwer führte und das ihr HIER (Interview mit Prime Circle) finden könnt, zeigte sie als sympathische und bodenständige Künstler ohne Starallüren. Und Ross freute sich schon damals darauf, sich drei Monate später erneut im Saarland präsentieren zu können.
Egal ob vor 70 oder mehreren Tausend Zuschauern: Prime Circle zogen eine fantastische Show ab und das Publikum ließ sich schnell mitreißen. In 40 Minuten Konzertlänge gab es eine Mischung aus Balladen und Rockhymnen. Und die Musik war nicht etwa seicht und gefällig. Die Band ist bekannt für ihre Ausflüge in härtere Gefilde – die Mischung macht es aus. Gespielt wurden vor allem Titel des aktuellen Albums „Let The Night In“. Gerade die letzten beiden Titel gaben eine Ahnung davon, wie es sein muss, wenn die Band ein ganzes Stadion in Südafrika vor sich hat. Die Begeisterung war auch vor der Congresshalle greifbar und ich bin mir sicher, dass ihr nächster Gig in Saarbrücken nicht mehr im Kleinen Klub stattfinden wird.
The BossHoss starteten ihren 2-Stunden-Set pünktlich um 20 Uhr. Und gleich war der Platz ganz in der Hand der glorreichen 7 des Rock. Die Urban Cowboys leben ihre Musik mit authentischen Kostümen und Instrumenten. Countrymusik, die mal poppig rüber kommt, aber gerne auch in Hardrock-Gefilden schwelgt. Immerhin waren sie sogar schon Headliner in Wacken, und das sollte der Ritterschlag für jeden echten Rocker sein.
Alec „Boss Burns“ ist der unumstößliche Frontmann und konnte es sich als einziger leisten, auf den obligatorischen Cowboyhut zu verzichten und sich mit einer Sonnenbrille zu begnügen. Trotzdem ließ er genug Raum für seine Mitstreiter, allen voran Sascha „Hoss Power“, dem das weibliche Publikum ebenso ergeben zujubelte. Die Instrumentalisten an Mundharmonika, Mandoline, Banjo und allerlei speziellen Country-Folk-Geräten taten das übrige dazu, um eine großartige Show abzuliefern. Eine Bläsergruppe mit Mexikanerhüten, bisweilen ein Kontrabass im Vordergrund – für das Auge wurde einiges geboten.
Das Bühnenbild war in Rostfarben gehalten und mit Graffitis bisheriger Albumtitel versehen. Das passte zu der Musik im Tarantino-Stil, die Elemente von Southern Rock und Blues in sich vereinte. Anfang des Jahrtausends hätte wohl niemand gedacht, dass eine deutsche Band mit dieser Spielart des Rock hierzulande solche Erfolge feiern kann. Doch The BossHoss haben sich in dieser Nische etabliert und wissen sie erfolgreich zu verteidigen. In Saarbrücken brachten sie eine Mischung aus eigenen Titeln und neu interpretierten Klassikern. Songs wie „Jolene“, „Keep On Dancing“, „Dos Bros“ und natürlich „Don’t Gimme That“ lösten Begeisterungsstürme aus.
Der Sound der Band steckte an und die Livequalitäten voller Herzblut konnten sie gekonnt unter Beweis stellen. The BossHoss fahren ihren unverkennbaren Stil und lassen sich von Männern, Ladies und deren Nachwuchs feiern. In Saarbrücken gaben sie dem von Garage und SR1 gestalteten Open Air gehörigen Schliff. So viel Enthusiasmus kann sich auf Dauer niemand entziehen.