Söhne Mannheims: Das letzte Konzert der Clubtour gab es in Esch
Das Konzert der Söhne Mannheims in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette hatte im Vorfeld hohe Wellen geschlagen. Wie überall auf der Clubtour. Immerhin hatte eine deutsche Neonazigruppe „Nationaler Widerstand Zweibrücken“ am Donnerstag angekündigt, im Vorfeld des Konzerts für den verurteilten Holocaustleugner Horst Mahler demonstrieren zu wollen. Da haben die Söhne was angerichtet mit ihrem Song „Marionetten“, der aufgrund seiner Aussagen gerne von Rechtspopulisten missbraucht wird. Aber es war (wie das „Luxemburger Wort“ so schön titelt) nur ein „Volkssturm im Wasserglas“. Keine Nazis weit und breit, aber viel Polizei und eine Gruppe linker Gegendemonstranten, die sich gemütlich in Stellung gebracht hatten.
Gut 5.000 Zuschauer konnten also das für ein Clubkonzert doch recht groß geratene Ereignis in vollen Zügen genießen. Und es war ein Fest – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Söhne inklusive Xavier und dem inzwischen medial auch sehr bekannten Henning Wehland wurden von Beginn an kräftig abgefeiert. Zunächst als Kollektiv, das Luxemburg mit dem Song „Guten Morgen“ begrüßte, dann nochmal ganz besonders herzlich, als Xavier Naidoo erstmals die Bühne betrat.
Sehr früh gab es ein Statement der Band zu den jüngsten Ereignissen. Man zählte die Länder auf, aus denen die einzelnen Bandmitglieder stammen, plädierte für Weltoffenheit und stellte klar: „Wie stehen gegen Hass und Gewalt und gegen jegliche radikale Gruppierungen.“ Mehr musste nicht gesagt werden – das geschah dann eher in Songs wie dem fantastischen „Vielleicht“.
Die Söhne feierten sich und die Anwesenden aller Nationen mit einem Feuerwerk aus Rock, Soul, Rap, Reggae und vielen Balladen. Zu Beginn war noch einiges Neues vom aktuellen Album „MannHeim“ dabei: „Frühling“, „Verzeihung“ und „Treppe zum Mond“, das überging in ein wunderschönes „Das hat die Welt noch nicht gesehn“. Es waren Songs für Fans aller Generationen. Auch die kurze Ära ohne Xavier wurde mit „Deine Waffe ist die Liebe“ beleuchtet.
Politisch wurden eher Allgemeinplätze ausgetauscht. „Wir sind die neuen Menschen ohne Grenzen“ und es folgte ein dramatisches „Komm‘ heim“. Fantastisch, wie der klassisch ausgebildete Claus Eisenmann hier an den Vocals glänzte. „IZ ON“ gehörte noch zu den gesellschaftskritisch deutlichsten Songs des Abends. Und „Geh davon aus“ zu den musikalisch härtesten. Ansonsten gab es typische Aufrüttel-Stücke wie „Dein Leben“.
Das Konzert dauerte mit gut 150 Minuten ordentlich lang. Die Mischung stimmte. Musikalisch waren Michael Herberger und Florian Sitzmann ganz weit vorne. Ebenso wie DJ Billy Davis, dem man die musikalische Verantwortung zum neuen Album zuschrieb – mit dem gut gemeinten Hinweis: „Und wenn euch ein Song nicht passt, skippt einfach weiter“.
Rolf Stahlhofen, Michael Klimas, Tino Oac, Dominic Sanz, Rapper Marlon B – das sind geniale Frontleute, die dafür sorgen, dass die bekannten Henning und Xavier häufig im Schatten verschwinden können. Das Kollektiv zählt. Und darauf wird auch gerne mal lakonisch hingewiesen, wenn das Publikum dem verschwindenden Xavier gnadenlos hinterher jubelt. „Jaja, der kommt schon wieder. Der kommt immer wieder.“
Und so war es dann auch. Vor den Zugaben gab es „Und wenn ein Lied“. Zunächst nur mit Eisenmann am Mikro und Sitzmann am Piano. Wunderschön und Gänsehaut erzeugend. Xavier übernahm die Vocals und der Moment war perfekt. Seine Soulstimme ist nun einmal überragend. „Volle Kraft“ war die erste Zugabe, gefolgt vom eindringlichen Appell „Nie wieder Krieg“.
Das Publikum war noch nicht bereit, nach Hause zu gehen. Also bebte die Rockhal ein letztes Mal unter dem typischen Söhne-Abschluss-Song „Was wird mich erwarten, wenn ich wiederkomm‘?“. Was wird sie erwarten? Vermutlich keine Neonazis, aber ein begeistertes internationales Publikum in der Luxemburger Rockhal.