Die Antilopen Gang im Abbruch-Modus
Seit der Veröffentlichung ihres Debüts „Aversion“ im Jahr 2014 hat sich die Antilopen Gang Schritt für Schritt ein eigenes Freigehege erschaffen und sich dort jeden Wunsch erfüllt, der auf ihrer Bucketlist stand: Von der eigenen Kunst leben zu können, möglichst viele Konzerte auf riesigen Bühnen zu spielen, durch Shitstorms zu waten, Punk komplett neu zu erfinden und danach wieder zu beerdigen, sich ausgiebig zu streiten. Und nach dem Erreichen der Spitze der deutschen Charts 2017 mit dem Album „Anarchie und Alltag“ konnte auch der profane Traum vom Nummer-Eins-Album erfolgreich abgehakt werden.
Das vierte offizielle Album, dessen Titel traditionell mit einem „A“ beginnt, startet mit einer bewegenden Form von Vergangenheitsbewältigung, indem der Song „2013“ den Freitod von Bandmitglied Jakob Wich (NMZS) und damit das beinahe erfolgte vorzeitige Ende der Band bearbeitet. Ebenso deprimierend erklingt „Der Ruf ist ruiniert“. Die Antilopen machen ihrem Ruf als Underdogs alle Ehre. Und „Bang Bang“ über die Schattenseiten erster sexueller Erlebnisse ist ebenfalls grundehrlich.
„Lied gegen Kiffer“ nimmt die chillige Seite auseinander, während „Wünsch dir nix“ ziemlich offensichtlich eine Hommage an die Toten Hosen ist, auf deren Plattenlabel die Gang erscheint. Daneben gibt es auch die sozialkritische Seite, wenn „Roboter“ beispielsweise die Widrigkeiten des Arbeitslebens beschreibt. Auf jeden Fall ist es sehr erfrischend, zwischen den Beats auch intelligente Textzeilen auszuloten – und davon gibt es auf „Abbruch Abbruch“ eine ganze Menge.
Das Album endet so deprimierend, wie es begann. Wieder mit einem Freitod. Diesmal wird der Tod des Kneipenwirts besungen, dem die Düsseldorfer Kultkneipe „Abraxas“ gehörte. „Abbruch Abbruch“ ist ein starkes Album mit genialen Texten zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit. Die Rapper nehmen sich selbst auf die Schippe – aber sie tun es mit Stil.