Auf dem Weg aus der Nacht
Abel Tesfaye wurde bereits mit vielen Attributen belegt. „King of Pop“ ist dabei wohl die schwerste Bürde, die der Künstler namens The Weeknd zu tragen hat. Ob er dem gerecht wird? Mit seinem fünften Album „Dawn FM“ ist er zumindest nah dran am Ehrentitel.
Spätestens seit Hits wie „Starboy“, „Call Out My Name“ und vor allem „Blinding Lights“ ist er aus den internationalen Charts nicht mehr wegzudenken. Im Bereich R&B ist er schon lange Alleinherrscher und seine Neuauflage des 80er-Jahre-Discofeelings macht ihn seit Jahren zum Dauerbrenner im Radio. Der legendäre Auftritt in der Halbzeitpause beim Super Bowl 2021 ebnete ihm schließlich den Weg zum Olymp.
Mit „Dawn FM“ ist überraschend The Weeknds fünftes Album erschienen – ohne Promo und große Ankündigung quasi über Nacht zum Jahreswechsel. Und wie gewohnt setzt er neue Maßstäbe. „Dawn FM“ ist ein Konzeptalbum im Stil einer nostalgischen Radiosendung, das den Protagonisten als gealterten Sänger aus der Nacht begleitet. Dabei setzt er sich mit vergangenen Traumata auseinander und wirft zugleich einen optimistischen Blick in die Zukunft.
Jim Carrey führt als Radiomoderator durch die Songliste. Die Übergänge sind musikalisch virtuos gestaltete und es gibt selbst Fake-Werbung, um das Konzept lebendig zu machen.
Die versprochene neue Klangwelt schafft The Weeknd in Kooperation mit den Produzenten Max Martin und Oneohtrix Point Never durch einen einzigartigen Mix aus 80er Synthsounds, Discobeats, R’n’B und Pop. Neben Tyler The Creator und Lil Wayne, die als Feature-Künstler auftreten, liefert Quincy Jones – der legendäre Michael Jackson-Produzent – eine Reflektion auf seine elternlose Kindheit. Der darauffolgende Track „Out Of Time” ist ein musikalisches Tribut an den ehemaligen King of Pop, während „Gasoline” Erinnerungen an Depeche Mode wachruft.
Man sollte sich diese Show unbedingt am Stück geben! Das Album ist musikalisch so stark, dass man gar keine Songs herausgreifen mag. Es erinnert an Michael Jackson und Daft Punk. Dabei lässt es Konkurrenten wie Bruno Mars weit hinter sich. Die soulige Stimme, der an Motown angelehnte R&B und die elektronisch verfeinerten Tunes wirken von Track zu Track fantastisch. Ein Album, das zugleich eine Zeitreise in die 80er bedeutet und dabei absolut modern klingt. Ganz großes Kino!