Paul Gilbert und seine Spukgestalten: „Werewolves of Portland“

Mit „Werewolves of Portland“ ist Paul Gilberts 16. Solo-Studioalbum am Start. Und wieder mal legt er die Messlatte ganz schön hoch: „Die Arbeit zum Album sollte bereits im Frühjahr 2020 beginnen“, erklärt Paul. „Ich hatte das Studio gebucht, und die Musiker waren auch bereit. Und dann brach die Welt buchstäblich zusammen, und ich musste erstmal alles auf Eis legen. Es war schwer, meine Leidenschaft für Live-Aufnahmen im Studio loszulassen, aber ich musste über andere Möglichkeiten nachdenken, da sich der Stillstand immer weiter hinzog. Üblicherweise lasse ich mich beim Aufnahmeprozess inspirieren, also musste ich einen neuen Weg finden um das zu erreichen.“ Gilberts Lösung war einfach, aber effektiv und erlaubte es ihm außerdem, seine große instrumentale Fingerfertigkeit zum Ausdruck zu bringen: „Ich habe etwa sechs Monate gebraucht, um auf die Idee zu kommen, aber schließlich kam mir in den Sinn, dass ich alle Instrumente selbst spielen könnte. Ich habe es immer geliebt, Schlagzeug zu spielen, und ich kann Bass und Keyboards gut genug spielen, um den Job zu erledigen.“

Paul zeigt sich hier also nicht nur als begnadeter Gitarrenspieler, sondern als vorzüglicher Multi-Instrumentalist. Das dynamische Album beginnt mit „Hello North Dakota!“, einem melodischen Rocksong, der zeigt, worum es geht: virtuoses Gitarrenspiel, das nichts braucht außer den Künstler selbst. Auch weiter in der Tracklist gibt es vor allem puren Rock’n’Roll. Die Metal-Anleihen bleiben deutlich im Hintergrund.

Fotocredit: Jason Quigley

Der Titelsong erklingt düster, rifflastig und vertrackt. Schon Wahnsinn, was Gilbert hier im Rhythmus-Bereich abliefert. Rock, Blues und ein schnelles Picking wechseln sich ab. Fast schon witzig erklingt „Argument About Pie“ wenn sich der Gitarrist überlegt, was man wohl gegen Kuchen haben kann (eine Frage, deren Philosophie man sich wohl in Corona-Zeiten widmen mag, wenn man zu nachdenklich wird). Das Ergebnis ist jedenfalls hymnischer Melodic Rock – und ich betrachte es mal als Statement FÜR den Kuchen.

Wenn es ums Schreiben geht, verrät Gilbert, dass es überraschenderweise nicht die Gitarre ist, die den Anstoß gibt: „Meistens schreibe ich, indem ich singe, auch wenn das Endergebnis eine Gitarre ist. Ich benutze die Texte, um mir eine Struktur zu geben, an die ich die Noten hängen kann. Sobald die Melodie lang genug ist, um etwas Leben in sich zu haben, kann mein musikalischer Instinkt das Ruder übernehmen. Oft kann ich den Song beenden, ohne weitere Worte zu brauchen. Aber wenn ich nicht weiterkomme, bringen mich die Lyrics immer wieder in Schwung.“

‚Werewolves Of Portland‘ ist ein bemerkenswertes Album. Es klingt frisch, vital und nimmt den Hörer mit auf eine glorreiche Reise. Fans starker Rockgitarren und instrumentaler Musik für Erwachsene werden begeistert sein.

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