„Electronic Germany“ – elektronische Tanzmusik aus Deutschland
Christian Arndt, ist Kulturwissenschaftler, Journalist, Radio-DJ und Musikverleger. Der gebürtige Frankfurter beschäftigt sich seit Ende der 1980er-Jahre intensiv mit Musik und Popkultur. Als Gaststudent in Minneapolis besuchte er die Kultstätten der Techno- und House-Szene in Chicago, Detroit und New York. Seit über 25 Jahren schreibt er Reviews und Reportagen über Musik und Medien für Zeitungen, Stadt- und Szenemagazine sowie für das US-Branchenmagazin Billboard und als freier Autor über elektronische Musik und verwandte Themen. „Electronic Germany“ ist seine erste Buchveröffentlichung. Im November 2018 startete Christian Arndt gemeinsam mit DJ Eastenders den gleichnamigen Podcast zum Buch.
Elektronische Tanzmusik aus Deutschland war über ein Jahrzehnt lang der popkulturelle Puls Europas und prägte damit eine ganze Generation. Techno wurde zum erfolgreichsten Exportartikel der jüngeren deutschen Musikgeschichte. Christian Arndt dokumentiert in seinem Buch „Electronic Germany“ diese Entwicklung von den Anfängen in den Achtziger Jahren bis heute. Dabei kommen zahlreiche Protagonisten und Zeitzeugen zu Wort.
Ein eigenes Kapitel ist der parallelen Entwicklung der Berliner Loveparade und der Street Parade in Zürich gewidmet. Mit der Rubrik „Politics of Dancing“ und einer kurzen Kulturgeschichte der Techno(Party)drogen geht das Buch auch auf die gesellschaftspolitischen Implikationen der Technokultur ein. Den zweiten Teil bilden Porträts wichtiger Protagonisten der Szene: Von Dirty Doering (Bar25) über Jam & Spoon, Fritz und Paul Kalkbrenner, Kollektiv Turmstrasse, Monika Kruse, Chris Liebing, Pantha Du Prince und Sven Väth bis hin zu Westbam und Wolfgang Voigt (Kompakt).
Christian Arndt beleuchtet die Rolle von Kraftwerk als „Godfathers of Techno“ ebenso wie diejenige der Schweizer Sound-Pioniere von Yello und lässt DJs und Musiker wie Paul van Dyk, Marusha, Dr. Motte und viele andere persönlich zu Wort kommen. In Ernst Stratmanns dynamischen Live-Fotos wird zudem die Atmosphäre durchfeierter Partynächte in den Neunziger Jahren wieder lebendig.
Die Gestaltung von Alexander Branczyk alias czyk macht die Lektüre zu einem visuellen Erlebnis. Dieses Erlebnis hat mir allerdings bei der Lektüre des Buches auch etwas zu schaffen gemacht. Die Schrift passt sicher zu dem Computer-Thema, doch sie ist extrem schlecht lesbar. Es mag meinem Alter geschuldet sein, dass ich mich durch die Passagen des Buches regelrecht durchquälen musste – vielleicht eine inspirierte Idee, aber in der Umsetzung dann doch zu ambitioniert. Schade.