Birdy: „Young Heart“ – Das vierte Album nach fünf Jahren Pause
Fünf Jahre seit Birdys letztem Studioalbum „Beautiful Lies“ mögen wie eine lange Pause zwischen zwei Alben klingen. Für Birdy jedoch war es wichtig, einen Schritt zurück zu machen, die Welt zu erfahren und herauszufinden, wer sie wirklich ist. Nach Nashville zu reisen, Heimat der größten je geschriebenen Herzschmerz-Songs, und L.A. zu besuchen, um aus zeitlosen Künstlern wie Joni Mitchell und Nick Cave zu schöpfen, war der ideale Weg, um Inspiration zu finden.
Schon beim ersten Hören hatte ich das Gefühl, dass Birdy sich von Nashvilles Country-Stimmung inspirieren ließ, ohne jedoch grundsätzlich ihren Stil zu verändern. Es gibt ab und zu eine Schrammel-Gitarre, doch insgesamt ist „Young Heart“ sehr pianolastig und ganz auf Birdys wundervolle Stimme zugeschnitten. Experimente wie der A-cappella-Beginn des wundervollen „Deepest Lonely“ bestätigen die überaus melodische Herangehensweise.
Die Songs des Albums ringen zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen der Weite des Raumes und dem Inneren der häuslichen Umgebung. Der Konflikt zwischen dem Verlangen, sich einzuigeln und dem Zwang fortgehen zu müssen, zu neuen Orten und neuen Erlebnissen, zieht sich durch das Album. Der Eröffnungstrack „Voyager“ ist ein wunderschön geschriebener Song über die Gewissheit und den Schmerz, die man zum Beenden einer Beziehung braucht, während man sich zugleich noch im Niemandsland befindet, dass der Partner von nichts weiß. Ab diesem Punkt handelt das Album von den Nachwehen – der Einsamkeit, dem Schmerz, die Person zu vermissen, die man immer noch liebt.
Birdy kommentiert: „Ich bin so stolz auf dieses Album. Mein letztes war wesentlich theatralischer – es war eine Menge los, es war eine große Produktion. Dieses ist ziemlich zurückgenommen – es ist nichts da, was nicht da sein muss. Es gibt keine Dekoration. Dieses Album fühlt sich einfach sehr persönlich an. Ich bin in den vergangenen fünf Jahren sehr gewachsen und habe neue Dinge erlebt, die mein Verständnis der Welt geprägt haben, zugleich aber auch, wer ich als eine Künstlerin bin. Dieses Album bedeutet mir viel – ich will es beschützen.“
Ihre ersten drei Alben hat Birdy als Teenie geschrieben – das ist kaum vorstellbar. Mit fast 25 Jahren sorgt jetzt ein gebrochenes Herz für eine melancholische Grundstimmung und sehr vielschichtige, abwechslungsreiche Songs. Es gibt viele intime Momente, die sie mit ihren Hörern teilen will.
„Young Heart“ enthält 14 großartige neue Songs und zwei Instrumentalstücke. Das alles mit komplexen Arrangements und einem virtuosen musikalischen Hintergrund. Birdy hat sich ihr „junges Herz“ bewahrt – doch das sollte man in ihrem zarten Alter gar nicht extra erwähnen müssen.