Frau Wolf traf Young Rebel Set im ExHaus Trier
Ein lauer Hochsommerabend in der ältesten Stadt Deutschlands – der richtige Zeitpunkt für eine Art „Wohnzimmerkonzert“ im ExHaus Trier? Auf jeden Fall! Denn geladen hatten zwei Bands, die es in sich haben. Frau Wolf als Newcomer aus dem Saarland und die britischen Indie-Folkrocker von Young Rebel Set. Zu Beginn tröpfelte die Zuschauerschar etwas spärlich über den lauschigen Innenhof hoch zum Saal, doch am Ende waren es Richtung 100 Musikbegeisterte, die einen spannenden musikalischen Abend geliefert bekamen.
Die 24jährige Songwriterin Frau Wolf heißt eigentlich Christina und stammt aus Saarlouis. Recht unscheinbar und zierlich stand sie auf der Bühne, bis sie dann mit starker Stimme los legte. Begleitet von zwei Gitarreros gab es Deutschpop allererster Güte mit energischen Texten. Markenzeichen von Frau Wolf ist es, dass sie sich selbst stets mit akustischer Gitarre begleitet, auch wenn ihre männlichen Mitstreiter elektronisch los brettern. Spannend fand ich zudem die zeitweise Cajon-Begleitung, die den Songs einen besonderen Drive verlieh. Knapp 30 Konzertminuten hinterließen jedenfalls einen durchaus positiven Eindruck. Nette T-Shirts mit Wolf-Logo gab es schon am Merchandise. Ich bin gespannt, was der erste Tonträger zu bieten haben wird. Daumen hoch dafür!
Während die Zuschauer beim Support noch gebührenden Abstand von der Bühne hielten, ging es für das junge Quintett aus Stockton-on-Tees dann doch weit nach vorne. Wann kann man eine aufstrebende Indieband sonst noch aus nächster Nähe erleben? Die Bühne im ExHaus lässt keine Weitläufigkeiten zu. Vielmehr musste man immer Angst haben, dass sich Sänger Matty Chipchase den Kopf am mit Neontape umwickelten Balken anschlug, wenn er einen unbedachten Schritt nach hinten machte.
Zum Glück ist nichts passiert und Matty ließ von Beginn an das Publikum staunen. Mit seiner Stimme, die in einem Moment rauchig und verlebt klang, im nächsten Song aber eine Tenorlage erreichte, die den Britpop-Glanzzeiten Konkurrenz machen konnte. Vor allem die Drums verliehen den Stücken einen ordentlichen Härtegrad, der sie weit über das melancholische Folkrock-Einerlei hinaus hob, das man sonst so zu hören bekommt. Wo sind solche Bands eigentlich, wenn man sie wirklich braucht? Die Kings of Leon haben ihr Songwriter-Gen irgendwo unterwegs verloren und Mumford & Sons verirren sich im stilistischen Allerlei. Da lobt man doch die Spielfreude und Eingängigkeit einer Band wie Young Rebel Set.
Fröhlich und tanzbar? Auf jeden Fall. Exotisch? Auch das, wenn der Groove in Richtung von Countryfolk und hemdsärmeligem Optimismus führt. Ruhige Momente kamen, als Chipchase allein an der Gitarre den einsamen Songwriter gab und die Frauenherzen betörte. Herrlich fand ich seine Ansagen in genuscheltem britischen Slang, die auch unter größten Mühen nur schwer zu entschlüsseln waren.
Zum Ende hin gab man auf der Bühne als Quintett wieder alles. Da war ja noch der Hit „If I Was“ zu spielen und tatsächlich konnten einige Fans hier lauthals mitsingen. Auf jeden Fall war es ein gelungener Abend und die sommerlich-rockigen Klänge sollten noch einige Zeit die Gehörgänge schmeicheln.
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