Nach 20 Jahren Anlauf kam Thomas Thielen, im Prog einfach nur „t“ genannt, in Oberhausens renommiertem Zentrum Altenberg zum ersten Mal mit seinem eigenen Material auf die Bühne – jedenfalls mit echter Band und komplettem Sound. Wo vorher Skepsis herrschte, nicht zuletzt beim Künstler selbst, wie man die filigran-vielschichtige Musik seiner Alben überhaupt live darstellen solle, herrschte danach eher die Frage vor: „Wieso hat das so lange gedauert?“
Die Show begann mit dem Intro von „The Aftermath of Silence“, dem ersten Track von „Psychoanorexia“. Dominik Hüttermann (keys) interpretierte diese Soundcollage neu, inklusive eines neuartigen Keyboardinstruments namens „Seaboard“, das Tasten aus einer Art Gummi hat, die man mit dem Finger nicht nur drücken, sondern auch gestalten kann: Vibrato, Slides, Lautstärkenvariationen, all das holte Hüttermann aus seinen Fingern heraus. Als die gesamte Band hinzukam und mit einem fetten Akkord ins Programm abflog, sah man im Publikum reihenweise Kinnladen runterfallen: Kristallklar, aber noch druckvoller als auf Thielens Studioalben strömten da perfekt aufeinander abgestimmte Kaskaden von der Bühne.
Der Mastermind selbst kam erst zur zweiten Wiederholung und begann das Gitarrensolo – grinsend, überwältigt, ein bisschen schüchtern. „Aftermath“ hat insgesamt 18 Minuten Spieldauer, und während der gesamten Zeit hatte die Band ihr Publikum auf den Zehenspitzen: In ruhigen Passagen, in denen t im Stile Steve Hogarths in höchsten Höhen flehte und schluchzte, war kein Geschnatter zu hören, kein Bier wurde geholt, aller Smalltalk konnte warten. Man hörte zu, man tauchte ein, und was Thielen als „Film, Reise, Outer Space“ angekündigt hatte, entfaltete eine brachiale Sogwirkung, wie es schien.
Unter enthusiastischem Applaus des gut gefüllten Altenberg ging es sofort über in „Shades of Silver“, einem etwas kürzeren und leichteren Song, der von der Dynamik lebt. Es fiel auch hier auf, dass der Bandkontext den Stücken nichts nimmt, sondern Dimensionen hinzufügt. Jan Steigers Wucht an der Gitarre ließ das rockige Finale noch rockiger werden, und Thomas Nußbaums Drums unterstreichen das noch: Die Band war eine Band, nicht ein Sammelsurium aus Begleitmusikern.
„The Irrelevant Lovesong“, wohl der bekannteste Track von t, pulsierte und bebte. Spätestens hier war wohl auch der letzte Besucher im Saal gepackt: Thielen hatte nachher alle Hände voll zu tun, um CDs zu signieren, Selfiewünsche zu erfüllen, Journalisten Rede und Antwort zu stehen. Zur Verstärkung hatte er sich klugerweise sein Cover-Modell Johanna mitgebracht: Natürlich waren auch Selfies mit Thielens neuer CD „Solipsystemology“, die am Abend vorgestellt wurde, und dem darauf abgebildeten Modell begehrt.
Vor der Musikshow, die wohl mit „Forget me now“ ihren wuchtigen Höhepunkt hatte, hatte Thielen eine Performance Art-Gruppe eingeladen. Die Idee, statt Monitoren und Beamern auf der Bühne mit Live-Theater die Musik zu unterstreichen, wurde hier phänomenal umgesetzt – allerdings wäre es noch eindrucksvoller, wenn die Performance ins Konzert eingebunden gewesen wäre, statt ihm vorauszugehen. Thielen erklärte das nachher damit, dass die Bühne einfach zu klein dafür gewesen sei – nachvollziehbar.
Die Szene hatte hohe Erwartungen gehabt an ihren Mastermind, von dem sie nie weniger als Perfektionismus gewohnt war: Und so ist es fast eine Überraschung, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern eher übertroffen wurden. Thielen sorgte mit Gin-Tasting, Aftershow mit Meet and Greet und der erwähnten Performance Art nicht nur für einen sehr speziellen Rahmen, sondern hat es auch noch geschafft, musikalisch keine Fragen offen zu lassen: In einem sphärischen Programm entführte er sein Publikum über die gesamte Dauer der Show, gab sich gut gelaunt als Entertainer, und er selbst überzeugte als vielseitiger Sänger und feelsaitiger Gitarrist.
Annisokay wurden 2007 in Halle/Saale gegründet. Mit Michael Jackson haben sie nur gemein, dass sein Song “Smooth Criminal” Pate für den Bandnamen stand. Musikalisch liefern sie starken Metalcore – knallhart, modern und bisweilen auch ganz melodisch. Der Wechsel von aggressiven Shouts und Cleangesang macht den besonderen Reiz der Band aus. Da gibt es fantastische Riffs, einen hymnischen Überbau wie bei Parkway Drive und immer wieder sehr melodische Parts, die den Hörer auf den Boden zurück holen.
Klar ist ein Song wie “Innocence Was Here” mit seinen Piano-Melodien die Ausnahme. Oder das ruhige “End Of The World”. Sie zeigen zumindest, dass Annisokay sich insgesamt ein wenig gezähmt haben und mehr wollen als nur Hau-Drauf-Rhythmen. Damit gehen sie einen wichtigen Schritt in die Zukunft.
“Arms” ist bereits der sechste Release des Quintetts, wenn man die beiden EPs mitzählt. Und die muss man berücksichtigen, ist doch die EP “Annie Are You Okay” mit vier Michael-Jackson-Covern ein echter Geniestreich geworden. So hat sich die Band aus Sachsen-Anhalt einen Namen in der Szene gemacht und “Arms” ist jetzt zu Recht auf Platz 28 der Charts eingestiegen.
Mit “Coma Blue” und “Unaware” startet man gewohnt aggressiv, doch im Verlauf des Albums wird viel experimentiert und vor allem der melodische Teil nimmt stark zu. Trotzdem (oder gerade deswegen) macht es großen Spaß, das Album zu hören. Und es wird endlich Zeit, dass Annisokay ihren Status als Geheimtipp verlieren. Sie haben längst zu den europäischen Metalcore-Größen aufgeschlossen.
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Als junger Mensch erscheint einem das Leben oft rätselhaft und viel zu kompliziert. Man sucht nach seinem ganz persönlichen Weg und ist dabei für jeden guten Rat unendlich dankbar. Die schwedischen Urban Pop-Newcomer von Fox Blanco widmen ihre aktuelle Single „Son“ genau diesen prägenden Momenten zwischen Kindheit und Erwachsenwerden.
Fox Blanco bestehen aus den beiden Brüdern Tom und Robin Lundbäck sowie Robin Nätterlund. Nachdem die Musiker bereits erste musikalische Erfahrungen in anderen Projekten sammelten, fanden sich die drei Anfang-Zwanziger vor gut einem Jahr zusammen, um sich schon wenig später mit ihrem gefeierten Debüt-Track „All In My Head“ sowie dem Nachfolger „Change The World“ einen hervorragenden Ruf als aufregende Must-Watch-Talente zu erspielen und die internationalen Dancefloors zum Glühen zu bringen. Mit dem Ohrwurm „Son“ demonstriert das Trio nun erneut sein außergewöhnliches Gespür für hitverdächtige Melodien und packende Party-Vibes.
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Das Trio scheut sich nicht, in seinem markanten Signature-Sound Grenzen einzureißen und scheinbare Widersprüche zu verbinden: Fox Blanco kombinieren mühelos elektronische Einflüsse mit einer geerdeten Naturverbundenheit zu einem harmonischen, modernen und tanzbaren Zeitgeist-Mix. Schon im Bandnamen spiegelt sich der ausgeprägte Outdoor-Sinn der Electronic Pop-Troika aus dem idyllischen Alingsås in Südschweden wider. Eine Liebe zum Ursprünglichen, die sich auch in den Stücken des Musiker-, Songwriter-und Producer-Teams wiederfindet: Fox Blanco vermischen tanzbare Club-Elemente mit organischen Singer/ Songwriter-Parts und verbinden skandinavische Coolness mit einer modernen, sofort ins Ohr gehenden Urban Pop-Eingängigkeit. Außerdem folgt die Band einer ausgeprägten Do-It-Yourself-Mentalität, bei der das Trio für jeden kreativen Schritt von der Komposition bis zur Umsetzung in Artwork und Videoclips verantwortlich zeichnet.
Fox Blanco lassen sich von der wildromantischen Ursprünglichkeit ihrer schwedischen Heimat inspirieren. Vom ganz besonderen Pulsschlag der Natur, den das Trio in treibende Beats, mitreißende Melodien und berührende Texte umsetzt. So wie auf dem hoch ansteckenden Track „Son“ -ein zu Herzen gehendes Vater-und-Sohn-Gespräch über die Tücken des Lebens und wie man sieam besten umgeht. „Man könnte die Lyrics ebenso mit einem Zwiegespräch mit seinem jüngeren Ich interpretieren“, so Fox Blanco. „Natürlich von einem weiseren Standpunkt aus. Man gibt sich selbst den Rat, gewisse Fehler zu vermeiden und öfter auf sein Bauchgefühl zu hören.“
Erst kürzlich haben sie sich mit Alan Walker im Berliner YoutubeSpace getroffen, um dort eine Cover-Version seines Hits „Darkside“ aufzunehmen. Das Ganze ist Teil von Alan Walkers Cover-Kampagne, zu der er ebenfalls auf Youtube aufgerufen hat. Dabei dürfen alle Fans Coverversionen des Songs einreichen und das beste Cover wird dann auf Alan-Walkers-Channel zu sehen sein und darf auch live mit ihm performt werden.
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Zum 60. Geburtstag von Pop-Idol Michael Jackson feiert das brandneue Musical „BEAT IT!“ am 29. August 2018 Weltpremiere im Theater am Potsdamer Platz in Berlin und geht ab November 2018 erstmals auf große Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dabei gibt es auch zwei Stationen im Südwesten: Am 9.2.2019 gastiert die Show in der Arena Trier, am 18.4.2019 in der Saarlandhalle Saarbrücken. Events, die Freunde des King of Pop nicht verpassen sollten!
Deutschlands bekanntester TV-Juror, Fitnesscoach und Choreograph Detlef Soost verstärkt das Kreativteam des neuen Musicals. Er hat eine magische Ausstrahlung und das außergewöhnliche Talent, Menschen zu begeistern und anzutreiben. Seit über 25 Jahren ist er als Juror, Choreograph, Moderator und Fitnessexperte im TV präsent. Für „BEAT IT!“ choreographiert Soost gleich mehrere Jackson-Songs, darunter den Titelsong. Im Interview steht er uns Rede und Antwort zur großen Produktion.
Foto: Andreas Friese
MHQ: Welchen Einfluss hatten Michael Jacksons Musik und womöglich auch seine Choreographien in den Musikvideos auf deine Karriere?
Detlef Soost: Ja, man muss ja ganz klar sagen, dass Michael Jackson, ohne dass er es je wusste, in gewisser Art und Weise mein Mentor und Richtungsgeber war, schon als Kind. Ich hatte ihn irgendwann im ZDF um 00:01 gesehen mit „Thriller“ und wusste ab dem Augenblick: Ich will Tänzer werden und ich will so tanzen können wie Michael Jackson! Angefangen bei „Thriller“, womit er ja ein komplett neues audiovisuelles Erlebnis geschaffen hat, weil du plötzlich auf Extra-Sounds, die auf die Schritte kombiniert wurden, Choreographien gesehen hast! Genau das gleiche dann auch bei „Beat It“, was auch so ein Quantensprung war, weitergehend mit „Bad“ bis hin – und das ist bis heute eines der krassesten Videos überhaupt, für mich, in meiner Welt – zu „Smooth Criminal“, wo er sich nochmal komplett neu erfunden hat, nicht nur in seinem eigenen Solo-Tanz, sondern auch in der Choreographie. Das heißt, Michael Jackson war immer in dem, was er getan hat, choreographisch „first mover“ für mich. Er hat immer vorgegeben, wie getanzt wird, welche Effekte genutzt werden, was gerade im Trend ist. Und wenn man sich anschaut, wie viele andere Stars – Usher, Justin Timberlake bis heute zu Justin Bieber oder die ganzen Boybands, die es damals gab – sich all das mit angenommen und sich daran orientiert haben, dann zeigt das umso mehr, wie fett sein choreographisches und musikalisches Vermächtnis ist.
MHQ: Wie wichtig war Michael für die Tanz-Szene? Gab es zu der Zeit einen Boom, weil alle lernen wollten, so zu tanzen?
Detlef Soost: Also, das Krasse ist wirklich: In der Vorbereitung auf meine Choreos, die ich aus meinem eigenen kreativen Content entwickelt habe für „BEAT IT!“, habe ich mir natürlich die ganzen Videos von Michael nochmal angeguckt. Und auch, wenn man ihn heute zum ersten Mal sehen würde, mit „Thriller“, mit „Beat It“, „Bad“ oder „Smooth Criminal“, würden die Leute ausrasten! Auch nach heutigem Stand von Choreographie und Show, weil es nach wie vor absolut unvergleichlich ist. Aus meiner Sicht wurden ganz viele Generationen von Musikern und Performern durch die Art und Weise, wie Michael Jackson es verstanden hat, Musik und visuelle Performance zu verbinden, beeinflusst – und das noch bis heute! Das heißt, wir können gar nicht sagen „Gab es damals einen Boom, als er noch lebte?“. Ich weiß nicht, wie viele kleine, große und mittlere Michael Jackson-Doubles in der Welt auch heute noch rumrennen! Meine achtjährige Tochter gehört dazu! Die hat sich zu Weihnachten ein Michael Jackson-Outfit mit Sonnenbrille, Perücke, Hut, Handschuhen und Jacke gewünscht und performt wie eine Verrückte jeden einzelnen Song von Michael. Das ist so unglaublich generationsübergreifend. Auch, wenn es ihn heute gar nicht mehr gibt, ist seine Musik und das, was er visuell auf die Bühne gebracht hat, nach wie vor megamodern.
MHQ: Man kann sagen, es ist zeitlos, nicht wahr?
Detlef Soost: Zeitlos trifft’s genau auf den Punkt. Guck mal, du kannst dir „Smooth Criminal“ problemlos heute noch anhören, du kannst dir „Beat It“ anhören, also fast alle seine Songs… mir fällt kaum ein Song ein, wo ich sage: Ach nee, den muss ich jetzt nicht noch mal hören.
MHQ: Ist das auch sein größtes Vermächtnis? Diese zeitlose Kunst?
Detlef Soost: Das wundert dich jetzt vielleicht, dass ich was komplett anderes sage, aber: Es ist die Kraft, Emotion hörbar und sichtbar zu machen. Das Verständnis, das Können und das Talent. Egal, ob es wie möglicherweise bei „Beat It“ oder „Bad“ Aggressivität ist, oder ob es wie bei „The Way You Make Me Feel“ sexy Emotion ist oder bei den ganzen Balladen nachdenkliche oder auch traurige Emotionen… Niemand hat es je geschafft, Emotionen so hörbar und sichtbar zu machen, und das authentisch, wie Michael Jackson. Alleine wenn ich jetzt darüber rede und mir das vorstelle, werde ich selbst schon wieder total emotionalisiert, weil mich das so berührt. Weil es so unglaublich ist, was dieser Mensch auf die Bühne gebracht hat und wie er Menschen damit berührt hat.
MHQ: Kannst du dich vielleicht auch ein bisschen mit ihm identifizieren? Mit diesem Kampf nach oben?
Detlef Soost: Natürlich, absolut. Weißt du, ich hatte gar keine Eltern, Michael Jackson hatte zumindest in Form seines Vaters Eltern, die ihm vielleicht, zumindest als Kind, nicht wirklich gutgetan haben. Auch, wenn sie seine Karriere durch den harten Drill vielleicht beeinflusst haben. Wir tragen ja das, was wir aus der Kindheit an Wunden haben, auch als Erwachsene mit uns rum, und da hatten wir beide schwere Zeiten. Das hat uns sicherlich da hingebracht, dass wir sehr „driven“ waren, wie man im Englischen gerne sagt. Dass wir immer vorwärts wollten, immer neue Meilensteine erreichen wollten, dass uns auch nie der eine Erfolg von gestern morgen noch genug war. Sondern wir haben gesagt „Okay, geschafft, was ist das nächste auf dem Weg?“. Im Deutschen sagt man „getrieben sein“, das hört sich aber so negativ an, finde ich. Deshalb gefällt mir „driven“ einfach besser. Wir hatten schon beide, er natürlich auf einem ganz anderen Niveau als ich, ähnliche Antriebe, vorwärts zu kommen.
MHQ: Musik und Tanz – beides kann verbinden und die Welt vereinen. Michael hatte diese Botschaft unter anderem ja auch thematisiert mit „Black Or White“. Wie siehst du das, gerade auch als Coach?
Detlef Soost: Ich habe gerade letztens das wieder festgestellt, in einem Gespräch, in dem es auch darum ging – um die AfD und die Migrationsproblematik… Im Tanzen und im Gesang gibt es keine Rassen, gibt es keine Religion! Es gibt keine unterschiedlichen Farben, es gibt keine unterschiedlichen Größen – das gibt es alles nicht. Es gibt nur die gleiche Leidenschaft. Die Leidenschaft zum Tanzen, die Leidenschaft zum Gesang und zum Musikmachen. Das ist das, was die Menschen verbindet. Wenn die Leidenschaft gleich ist, sind auch die Menschen miteinander verbunden. Das ist die einzige Religion – die Leidenschaft.
MHQ: Du arbeitest an der neuen Show „BEAT IT!“ maßgeblich mit – wird sie Michael Jackson gerecht?
Detlef Soost: Oh, das ist so ein großer Schuh… Und es ist so ein fantastisches Kreativ-Team, und ich muss ehrlich sagen, ein noch fantastischerer Cast. Mit diesen Menschen zu arbeiten, treibt mir – und da kannst du die Uhr danach stellen – ständig die Tränen in die Augen. Sie sind mit so viel Leidenschaft, mit so viel Commitment dabei, dem Vermächtnis von Michael Jackson, IHM gerecht werden zu wollen, das ist unglaublich. Und trotzdem sind’s große Schuhe, die wir uns anziehen. Und auch, wenn wir alle mehr als hundert Prozent an Leidenschaft, an Kraft und an Commitment und Kompetenz einbringen, wird erst der Zuschauer uns sagen können, ob wir dem Vermächtnis von Michael gerecht werden. Wir können uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht erlauben zu sagen „Ja, wir werden seinem Vermächtnis gerecht“ – das muss der Zuschauer entscheiden.
MHQ: Was ist das Wichtigste, was diese Show den Zuschauern vermitteln soll? Was meinst du? Sind es die Emotionen?
Detlef Soost: Das ist für mich der wichtigste Punkt. Deshalb ist es für mich vielleicht nicht die schwierigste Challenge. Genau das, die Emotionen sichtbar zu machen. Wenn die Gangs auf die Bühne kommen bei „Beat It“ – da wird nicht mit Wattebällchen geworfen oder Sonnenblumen verteilt, sondern es ist eine aggressive Emotion, die sichtbar gemacht wird. Genauso ist es bei „The Way You Make Me Feel“ eine sexy, aber reine Emotion. Und bei „Black Or White“ geht’s darum zu zeigen „Hey, wir sind im Endeffekt alle gleich!“. Es geht also um Happiness und um Verbindung. Durch meine jahrelange Erfahrung und dadurch, dass ich mich durch Michael Jackson immer darauf konzentriert habe, die Emotionen auf die Bühne zu bringen, konnte ich bei „BEAT IT!“ sehr viel einbringen. Das ist vielleicht das, was ich neben meinen eigenen Choreos am meisten mitgeben konnte in dieses Paket. Wie gesagt, der Zuschauer ist Laie, und ich bin froh, dass der Zuschauer ein Laie ist. Denn dann ist die Emotion purer, die er spürt, weil er es sich manchmal nicht erklären kann. Der Zuschauer sitzt da und überlegt sich: „Warum catcht mich das gerade so? – bei der Bewegung, bei dem Move, bei dem Sound. Warum kommen mir da plötzlich die Tränen, oder ich hab einen Kloß im Hals?“ Vielleicht kennst du das auch: Es gibt manchmal so Situationen im Leben, die passieren und von einer Sekunde auf die andere, man rechnet nicht damit, hat man plötzlich so `nen Kloß im Hals, oder man merkt, dass die Augen wässrig werden. Das sind die Sachen, wenn einen die Emotionen übermannen. Und das ist es, was ich versuche, sichtbar zu machen.
MHQ: Vielen Dank, Detlef.
Wir danken Detlef Soost für seine aufschlussreichen Worte und freuen uns auf zwei starke Events in Trier und in Saarbrücken! Ein Dank geht auch an Popp Concerts, die diese Produktion in den Südwesten holen.
Beworben wird die Show als “Erfolgsshow vom Kontinent des Staunens” – und staunen kann man wirklich über das, was Akrobaten, Tänzer, Musiker und Sänger hier in einer mehr als zweistündigen Show auf die Bühne gezaubert haben. Dem folgten einige Tausend Besucher in der Arena Trier, die sich über einen kurzweiligen Abend freuen durften.
Man hatte kaum Zeit, Luft zu holen, denn die artistischen Acts kamen Schlag auf Schlag. Da wurde getanzt, gewirbelt, gesungen und gesprungen. Und das in einer wundervollen Farbenpracht. Es waren ca. 70 Künstler, die nicht allesamt vom Kontinent Afrika stammten, da die Show inzwischen auch afrikanisch-stämmigen Künstlern von anderen Kontinenten eine Bühne bietet.
Die artistischen Einlagen der Ensembles sind phänomenal: Junge Männer werden mit Füßen durch die Luft gewirbelt. Man klettert behände Eisenstangen nach oben. Man nutzt sich gegenseitig als lebende Trampoline. Eine Stuhlpyramide wird bis unter die Hallendecke gebaut und beklettert. Basketballer üben sich in immer neuen Korbsprüngen. Ein Schleuderbrett führt zu sehr gefährlichen Flugeinlagen (die zudem nicht immer ganz gelingen und das ganze Geschehen umso erstaunlicher machen). Und dann wird unendlich im Kreis getanzt, bis man allein vom Zuschauen einen Drehwurm bekommt.
Ruhepausen gab es nur in der 20minütigen Pause. Und in einer langen Showeinlage, in der ein sinnlicher Balanceakt mit Dutzenden von Sanddorn-Blättern aufgeführt wurde. Definitiv eine Nummer zum Entschleunigen, die aber gerade aufgrund der verbreiteten Ruhe besonders erstaunlich war.
Der österreichische Aktionskünstler André Heller hat sich schon länger aus dem Spektakel zurück gezogen, stellt aber weiterhin seinen Namen als Erfinder der Show zur Verfügung. Regie führt inzwischen Georges Momboye, der schon zuvor als rechte Hand Hellers tätig war.
Es war ein Zirkus ganz ohne Tiere. Wenn man mal von dem lebensgroßen Elefanten absieht, der natürlich nicht echt war, aber absolut lebensecht – von Artisten in den Beinen gesteuert – über die Bühne spazierte und manchen Mund offen stehen ließ, so wirkungsvoll war sein Auftreten.
Phänomenal war übrigens auch die Liveband mit ihren stimmgewaltigen Künstlern. Oft im Hintergrund, aber immer gegenwärtig. Und bisweilen durfte eine Gesangsnummer auch den kompletten Raum der Bühne einnehmen, was zu großem Applaus führte.
Natürlich wurde ein sehr einseitiges – farbenfrohes und fröhliches – Bild der afrikanischen Kultur gezeichnet. Das entspricht nicht der bitteren Realität, in der viele dieser Völker leben müssen. Doch es zeigt ein kulturelles Miteinander und die Verbundenheit der Menschen. Davon ließ sich auch das Publikum in Trier begeistern und bedankte sich bei den Darstellern mit stehenden Ovationen, bevor es aus der Sonne Afrikas in die Eiseskälte der Trierer Nacht zurückkehrte.
So geht Deutschpop 2017. Eine Hookline, die sich unwiderstehlich in den Gehörgängen einnistet und mehr als einen Sommer reicht. Ein Sound, der geprägt ist vom gekonnten Zusammenspiel seiner Macher, bei dem jeder Ton souverän klar macht, dass die Band nicht erst seit gestern zusammenspielt. Und mit nachvollziehbaren Lyrics, die jeder auf seine eigene Erfahrungswelt herunterbrechen kann: „Wie wir sind“ – die neue Single von Bell Book & Candle. Produziert von Ingo Politz (u.a. Silly, Glasperlenspiel, Silbermond)
Kenner stutzen, denn diese Band gab es bisher nur in Englisch. Doch sie sind erwachsen geworden, der Blick ist geschärfter, der Erfahrungsschatz reicher. Es sind andere Themen als mit Twenty Something – warum nicht gleich in der Muttersprache? Eine logische Konsequenz, bedenkt man, dass es in der bisherigen Karriere von Bell Book & Candle zwar Höhen und Tiefen gegeben hatte, doch niemals Stillstand.
Erinnern wir uns: Das Berliner Trio um Jana Groß, Andy Birr und Hendrik Röder trat gleich mit der allerersten Single einen internationalen Siegeszug an. „Rescue Me“, so hieß der Hit in den späten Neunzigern, tummelte sich in mehr als 20 Ländern in oberen Charts-Regionen. Selbst in UK konnte sich die Nummer platzieren. In Deutschland und Österreich erlangte „Rescue Me“ Platinstatus, in Schweden und Spanien gab es Gold. Bell Book & Candle avancierten zu eine der wenigen deutschen Bands von internationalem Format. Mit weiteren Hits wie „Read My Sign“ oder dem Tatort-Schimanski-Song „Bliss In My Tears“ sowie mehreren Alben untermauerten Bell Book & Candle ihren erstklassigen Ruf. Sie verkauften mehr als zwei Millionen Tonträger, heimsten Preise wie die Goldene Kamera und die Goldene Europa ein und selbst Sheryl Crow schrieb der Band einen Song.
Jetzt melden sich Bell Book & Candle mit der neuen Single „Wie wir sind“, dem ersten Vorboten aus dem kommenden Album „Wie wir sind“, zurück. Sängerin Jana Groß, von der alle Texte kommen, hat einschlägige Erfahrungen mit deutschsprachigen Lyrics: sie schrieb das Titelstück des ARD-Mehrteilers „Das Beste aus meinem Leben“, steuerte die Zeilen für Andreas Bickings Kompositionen für die „Schloss Einstein“-Serie bei und bescherte Eisblume einige Top10-Singles. Nicht zuletzt überraschten Bell Book & Candle in ihren eigenen Konzerten stets mit ein, zwei deutschen Songs.
Denn Bell Book & Candle waren nie wirklich weg. Sie machten das, was jede echte Band machen sollte, wenn sie es kann: live spielen. Bell Book & Candle haben etwa 1800 Konzerte zwischen Templin und Texas gespielt. Ein Erfahrungsfundus, von dem die Drei heute profitieren. Die zwei Dekaden im unveränderten Line Up stehen nicht nur für einen klar definierten Umgang unter Musikerkollegen, sondern für eine echte Freundschaft. Aus den Anfangstagen sind die ungebremste Leidenschaft und der opulente Ideenreichtum geblieben, der Hang zu großen Melodienbögen und vielschichtigen Arrangements. Das gepaart mit den Möglichkeiten aktueller Popproduktionen und dem Wissen gestandener Musiker macht Bell Book & Candle zu Künstlern, deren Zeit nun endgültig gekommen ist.
Die Single „Wie wir sind“ steht exemplarisch für die neue Herausforderung. Es ist eine Hymne auf das Selbstvertrauen. Ein Aufruf zur Gelassenheit. Auf die Chance, aus den Erfahrungen des bisherigen Lebens Mut zu schöpfen und Neues zu wagen.
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Seit dem Jahr 2000 leben wir in der Postapokalypse. Eine Apokalypse, die allerdings nie stattgefunden hat. Kein weltweiter Systemcrash, keine Außerirdischen, kein gigantischer Meteorit, kein Erlöschen unserer Sonne. Nicht einmal die alte Lieblingshose ist endgültig zerschlissen. Das heißt natürlich nicht, dass die Angst vor dem Weltuntergang deshalb verschwunden ist – ganz im Gegenteil: Die Angst der Menschen vor anderen Menschen und dem, was diese den lieben langen Tag so alles anstellen, ist riesengroß. Und bei Mutter Natur weiß man natürlich auch nie, was sie gerade im Schilde führt. Von der kosmischen Strahlung im Hintergrund einmal ganz abgesehen.
Sich als Pianist explizit den großen Themen zu nähern ist natürlich immer etwas schwierig. Die Seele kennt nun mal keinen Unterschied zwischen dem Angriff eines Tigers, einem bösen Brief von der Bank oder einem blöden Blick des Nachbarn. Fühlt sich der Mensch bedroht dann bekommt er es mit der Angst zu tun. Und das, was den Menschen heute Angst einjagt, wird – zumindest in unseren Längen- und Breitengraden – immer abstrakter und führt zu einer immer diffuseren Lebensangst.
Auf „Sweet Apocalypse“ setzt sich Lambert auf ganz persönliche Art und Weise mit diesen Ängsten, von denen bekanntlich viele aus der Vergangenheit weit über das Heute hinausspuken, in 12 Kompositionen auseinander. Mal spendet er Trost, mal streichelt er sanft die Katze namens Melancholie, mal entwickelt er aus der Angst einen überlebensgroßen Pathos und lässt uns unerwartet über den Dingen schweben.
Auf seinem dritten Album – dem ersten, das er für das in London ansässige Label Mercury KX aufgenommen hat – beweist der maskierte Pianist Lambert wieder einmal eindrucksvoll, dass er die komplette Gefühlsklaviatur des Lebens mit enormer Leichtigkeit spielen kann. Sein Gespür für kleine, große Melodien ist dabei immer noch außergewöhnlich.
Live zu erleben ist Lambert am 23.12.2017 in Hamburg, Elbphilharmonie (Großer Saal).
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Drei Jahre ist es schon her, dass Fun.-Gitarrist Jack Antonoff sein Retro-Pop-Projekt Bleachers ins Leben rief. Das Debütalbum „Strange Desires“, das in Zusammenarbeit mit John Hill (MIA, Jay Z, Empire Of The Sun u.a.) und Synthpop-Legende Vince Clarke (Depeche Mode, Yazoo,Erasure) entstanden war, kletterte bis auf Platz elf der US Charts und brachte u.a. die Hits „I Wanna Get Better“ und „Rollercoaster“ hervor.
Mit „Gone Now“ erscheint nun am 2. Juni das zweite Bleachers-Album, das u.a. die Vorabsingle, den rasanten Eighties-Pop-Kracher „Don’t Take The Money“ enthält.
Um sich in die richtige Stimmung für die Aufnahmen zu versetzen, packte Jack Antonoff alle noch verfügbaren Sachen aus seinem ehemaligen Kinder- und Jugendzimmer in New Jersey zusammen und richtete sich in seinem New Yorker Apartment ein Tonstudio ein. Dort, umgeben von alten Punkkonzert-Postern, Baseball-Trophäen und Star Wars-Figuren, nahm der 33-jährige die Songs für „Gone Now“ auf. „Ich wollte die Lieder aus den Lautsprechern hören, aus denen ich zum ersten Mal ‚Graceland‘ oder die Smashing Pumpkins im Radio gehört hatte“, erklärt er. „Das neue Album klingt, als wenn jemand alleine in seinem Zimmer sitzt und mit seinen Gedanken ringt. Es klingt, als wenn jemand versucht, in dem ganzen Chaos etwas sehr Unmittelbares und Simples zu erschaffen.“
Auf jedem Song sucht Antonoff nach Wegen, das kollektive Gefühl der Menschheit zu beleuchten, wie z.B. die Tatsache, dass sich niemand der Erfahrung von Verlust entziehen kann. „Ich glaube, alles was ich tue, geht auf dieses Gefühl zurück“, erklärt er. „Nachdem meine Schwester starb, schrieb ich Texte, die nicht mehr nur ‚Teenage Angst‘-Kram waren. Das war der Zeitpunkt, als ich anfing, sehr ernsthafte Dinge zu thematisieren. Vierzehn Jahre später verarbeite ich diesen Verlust immer noch, aber meine Perspektive ist eine andere“. Wie bei dem Song „Everybody Lost Someone“. „In meinen schlechten Momenten frage ich mich, wenn ich mir die Menschen auf der Straße anschaue: ‚Wer von euch Idioten hat Trump gewählt?‘, in meinen besseren sehe die Menschen und denke: ‚Jeder hat jemanden verloren‘.“
Ein wichtiger Song ist für Antonoff das vorab als Single veröffentlichte Stück “Don’t Take The Money”.
„Don’t Take The Money‘ ist ein Satz, den ich in meinem Kopf die ganze Zeit vor mich hin sage”, erklärt Jack Antonoff. „Er hat aber nicht wirklich etwas mit Geld zu tun. Er bedeutet so viel wie: ‚Folge dem Licht. Ignoriere dein Bauchgefühl nicht‘. Ich wiederhole diesen Satz, wenn ich meinen Weg konsequent weiter gehen will. Ganz konkret handelt der Song von meiner Beziehung. Die Strophe und der Refrain führen durch die Vergangenheit bis hin zu jener Euphorie, die man nach dem Überwinden aller Schwierigkeiten verspürt, wenn man zusammen mit einer anderen Person ‚das Licht sieht‘.“
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Hotel Bossa Nova sind und bleiben musikalische Globetrotter, abenteuerlustige und stets neugierige Grenzgänger des World Jazz, die in die unterschiedlichsten stilistischen Sphären einzutauchen verstehen. Ja, auch nach zwölf Jahren, die das Jazzquartett aus Wiesbaden nunmehr besteht, auch in Anbetracht des nunmehr sechsten Studioalbums mit dem schönen Titel „Little Fish“ (Album-VÖ: 02.06.17) muss man noch einmal betonen, dass der Bandname durchaus in die Irre führen kann. Nein, Hotel Bossa Nova spielen nicht ausschließlich mit dem brasilianischen Genre, nach dem sie sich benannt haben. Neben dem Bossa Nova fließen Samba, Fado und zahlreiche andere Elemente des Latin Jazz, aber auch des Cool Jazz und des klassischen Jazz in ihre aufregenden Kompositionen, in denen sich nicht selten die stilistischen Elemente vom mächtigen Stamm ihrer exorbitanten Fähigkeiten als versierte Musiker auf wundervolle Weise verästeln, oder, um bei dem maritimen Motiv ihres Albums zu bleiben, ineinander fließen und verschwimmen.
Wenn es einen roten Faden in der musikalischen Welt von Hotel Bossa Nova gibt, dann ist es vielleicht das Temperament ihrer portugiesisch-indischen Sängerin Liza da Costa. Sie ist das strahlende Energiebündel, die vitale Impulsgeberin und der gesangliche Wirbelwind. Dabei intoniert sie mit einer beeindruckenden emotionalen Bandbreite. Ihr zur Seite stehen mit Tilmann Höhn (Gitarre) und Wolfgang Stamm (Schlagzeug, Percussion), Alexander Sonntag (Kontrabass) drei improvisationsstarke und doch punktgenau miteinander harmonierende Individualisten. Gemeinsam haben sie in ihrer von Entdeckergeist und musikalischer Poesie geprägten Karriere ein musikalisches Geflecht entwickelt und kultiviert, das dem World Jazz eine ganz eigenwillige Note verleiht. Das trifft auch auf ihr neues Studioalbum „Little Fish“ zu, dessen wohltemperierte Produktion diesmal Alexander Sonntag verantwortet – und das mit Beiträgen von vielen befreundeten Gastmusikern wie Harold Todd (Querflöte), Ulf Kleiner (Rhodes, Hammond), Georg Boeßner (Piano), Thomas Langer (Gitarre) und Elke Diepenbeck (Gesang) klanglich bereichert worden ist.
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Am 13. Mai wurden Heiko und Roman Lochmann – kurz: Die Lochis – 18 Jahre alt. Einen Tag zuvor veröffentlichten sie eine Neuauflage ihres Debütalbums “#zwilling” unter dem Titel “#zwilling18”. Da es von diesem Album 2016 auch schon eine “Symphoniker Edition” gab, werden die geneigten Fans bald drei Exemplare des Debüts im Regal haben.
Die Lochis, deren Karriere auf YouTube begann, sind seit dem Erfolg ihres ersten Albums endgültig in der Popwelt angekommen: Platz 1 in den deutschen Albumcharts, über 2,3 Mio. Youtube-Abonennten und eine Tour mit über 52.000 Fans sprechen für sich. Nach diesem rasanten Jahr ist an eine Pause gar nicht erst zu denken. Allerdings hat es vorerst nur für fünf neue Tracks und nicht für ein neues Album gereicht.
Zum eigentlichen Album haben wir in unserer Review schon genug gesagt: Im Prinzip hört sich „#zwilling“ an, als könne es auch von Cro stammen. Fröhliche Popmusik, altersgemäß für jugendliche Zuhörer, unterlegt mit elektronischen Klängen und HipHop-Beats. Die beiden können definitiv singen, ergänzen dies bisweilen durch gesprochene Parts. Allerdings finden sich nur wenige Rap-Parts. Freunde echter Melodien werden hier besser bedient.
Werfen wir also einen Blick auf die 5 neuen Titel, die an die bisher 13 Songs umfassende Tracklist angehangen wurden und diese (wie der Titel dann auch sagt) auf 18 erhöhen. Mit „Sidekick“, der ersten neuen Single, liefern sie die Hymne für alle, die immer wieder an dieser einen, tollen Frau verzweifeln und dann erkennen, dass Schönheit und Style letztlich wertlos sind, wenn das Innere nicht stimmt. “Meine Besten” ist eine Hymne an alle Fans und Freunde, die den Weg der Lochis bis heute begleitet haben.
“Kopfkino” beschäftigt sich mit dem überwältigenden Gefühl, dass sich bei den Lochis mit ihrem Erfolg eingestellt hat, und “18” ist dann wohl die Hymne zum Erwachsenwerden, auch wenn sie nicht erwachsen klingt. Nur die Ballade “Auch wenn es vorbei ist” tanzt aus der Reihe und zeigt eine postpubertäre, emotionale Seite des Duos. Fazit? Fünf neue Titel, quasi in EP-Länge, die stilistisch dem Rest des Albums folgen. Ob man dafür einen Neukauf tätigen muss, bleibt den Fans überlassen. Neueinsteiger bekommen jedenfalls viel Musik fürs Geld.
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Die Manic Street Preachers arbeiten derzeit am Nachfolger ihres von der Kritik gefeierten Longplayers „Futurology“ aus dem Jahr 2014. Bis zur Veröffentlichung wird es aber noch einige Zeit dauern. Fans der Rockband aus Wales dürfen sich dennoch freuen, denn ihr achtes Album “Send Away The Tigers”, das vor zehn Jahren die Rückkehr der Band zum Alternative Rock markierte, erscheint (schon zehn Jahren nach Erscheinen) in einer aufwendigen “Special Edition”.
Das mag manchem geneigten Musikliebhaber etwas früh erscheinen, aber wenn man dann eine Ausgabe in der Hand hält – mir liegt die Doppel-CD mit DVD im Hardbook vor – erkennt man, dass sich die Neuauflage definitiv lohnt! Die Aufmachung mit den wohlbekannten Engelchen und Teufelchen auf dem Cover ist sehr elegant und das Buch im DVD-Format enthält eine nette Auswahl an Fotos und handverfassten Lyrics. Bassist Nicky Wire hat diese aus seinem persönlichen Archiv beigesteuert.
Die Band selbst kommentiert den Re-Release wie folgt: „Send Away The Tigers war ein sehr wichtiges Album für uns. Es gab uns neuen Schwung und wir konnten unsere Liebe zur Band wiederentdecken. Die Jubiläumsfassung erzählt die ganze Album-Geschichte. Dank der Demos und der handgeschriebenen Lyrics, die hier zu hören und zu sehen sind, entdeckt der Hörer intime Details einer Band, die dabei ist, sich neu zu erfinden.“
CD 1 enthält das remasterte Originalalbum inklusive des ehemaligen Hidden Tracks “Working Class Hero” (John Lennon) und wird aufgefüllt mit allerlei Demo-Versionen, die die Entwicklung des Albums veranschaulichen. Highlights dieses überaus politischen Albums sind für mich “Rendition”, das sich mit der US-Außenpolitik beschäftigt, und “Your Love Alone Is Not Enough” im Duett Bradfields mit Nina Persson (The Cardigans).
CD 2 beschäftigt sich dann mit B-Seiten und Raritäten. Man glaubt kaum, dass manche dieser Songs ein B-Seiten-Dasein fristen mussten. “Leviathan” gab es zum Beispiel nur auf einer Charity-Compilation. Klasse, dass er den Weg auf die Tracklist gefunden hat. “Lady Lazarus” sollte nicht unerwähnt bleiben – und natürlich “Umbrella”, eine eigenwillige Interpretation des Rihanna-Hits. Sehr geil finde ich auch “Your Love Alone Is Not Enough”, diesmal solo von Nina Persson interpretiert. So wünscht man sich eine Raritäten-Zusammenstellung! Die Fans werden begeistert sein.
Die DVD des Sets bietet das komplette Konzert der Manic Street Preacher vom 24. Juni 2007 in Glastonbury. Weiterhin gibt es noch Promovideos sowie seltene und unveröffentlichte Probenmitschnitte. Wer vor zehn Jahren irgendwie verpasst hatte, dass dieses fantastische Album der Manic Street Preachers auf den Markt kam (in Deutschland gerade mal Chartplatz 50) sollte jetzt zugreifen und dieses Meisterwerk entdecken. Lohnt sich allein wegen der Raritäten-CD und der Glastonbury-DVD.
In Musicheadquarter wurde schon oft über diesen Sampler geschrieben, dessen Volume 18 dieser Tage erscheint. Wieder ist die Mischung absolut stimmig für jung und alt – oder besser: klein und groß. Den Anfang macht der aktuelle Hit für alle “Bibi & Tina”-Fans. Lina Larissa Strahl singt gemeinsam mit Louis Held “Tohuwabohu”.
Ähnlich turbulent geht’s weiter und aktuelle Kinderlieder wechseln sich mit den Vertretern oberer Chartregionen ab. Adel Tawil, Tim Bendzko, Wincent Weiß, Max Giesinger, Mark Forster. Die üblichen Verdächtigen, was guten Deutschpop angeht.
Dazwischen mogeln sich kinderkompatible Liedermacher wie Volker Rosin und Reinhard Horn. 3Berlin haben sich inzwischen deutschlandweit durchgesetzt und präsentieren “Drüber lachen”, Frank und seine Freunde besingen die “Pizzakatze” und die Superzwerge geben den “Badewannenschaumsong” zum Besten.
Zugegeben – die Brüche zwischen den Songs sind bisweilen etwas krass. Doch selbst Altmeister Rolf Zuckowski erscheint im bunten Reigen mit “Starke Kinder”. Englischsprachige Titel haben diesmal das Nachsehen. Clean Bandit, Martin Solveig und Starley sind vertreten, aber das Gros der Songs ist auch für die U10 durchgehend verständlich.
Radio TEDDY, das Kinderradio für die ganze Familie, sendet seit 2005 aus Potsdam-Babelsberg und bietet Familien ein tagesablauforientiertes, kindgerechtes Vollprogramm aus Nachrichten, Interviews, Wetter, Verkehr, Hörspielen, viiiel Musik sowie Ratgeber- und Servicethemen für die Erwachsenen. Radio TEDDY ist über Antenne zu hören in Berlin/Brandenburg, Frankfurt (Oder), Bremen/Bremerhaven, Koblenz, Rostock, Schwerin, Stralsund, Kassel, Fulda, Bad Hersfeld, Rotenburg, Erfurt und Weimar. Empfangbar auch über HbbTV, DAB+ in Hessen und Baden-Württemberg, auf der TEDDY-App sowie auf www.radioteddy.de.
Die 21 Songs der 18. Compilation ergeben ein einmaliges, gut gelauntes und frühlingshaftes Hit-Paket (nicht nur) für Radio TEDDY-Hörer! Empfohlen ab 4 Jahren.
Der 50jährige Hamburger ist quasi Dauergast im Fernsehen – und doch hört man seine Hits selten im Radio. Schade eigentlich, denn Karl König alias Lotto King Karl hat viel mehr zu sagen, als man im ersten Moment denkt. Eine unendliche Liste an Alben und EPs hat er inzwischen veröffentlicht. Sein neustes Werk lautet “360 Grad” und ist zugleich philosophischer Rundumschlag wie auch rührselige Hommage an seine norddeutsche Heimat. Natürlich gibt es auch Comedy-Titel, beispielsweise den Ohrwurm im Discosound “Elvis lebt in Bielefeld”, doch diese nehmen weniger Raum ein, als zunächst vermutet.
Seine Vita erklärt die Liebe zu Hamburg. Schließlich ist der Gute aus tiefster Überzeugung Stadionsprecher für den HSV – in guten wie in schlechten Zeiten. Und es verursacht schon Gänsehaut, wenn er diese Liebe in Liedform überträgt. “Bild von dir” und “Heimat” vermitteln atmosphärische Eindrücke, “Nichts so schön wie hier” setzt die Heimatstadt in den Vergleich zu anderen Weltstädten – und “Ole” ist ein offener Brief an den ehemaligen Kumpel, voller verständnisloser Worte dafür, dass es ihn von der Waterkant in die Berge verschlagen hat. Das Highlight ist für mich “100.000 Nächste”. Solche Songs machen absoluten Bock auf Hamburg.
Aber in den sechs Jahren ohne neues Studioalbum ist noch mehr passiert. „Kreativität funktioniert bei mir nicht unter Druck“, lautet sein Credo, „ich muss von dem überzeugt sein, was wir machen, ich kann die Muse nicht zwingen, mich zu küssen. Und da dies nun einmal nicht jeden Tag passiert, können Arbeiten an einem Album schon mal einige Jahre dauern.“
Da kann mal purer Nonsens heraus kommen, wie “Im Himmel gibt’s keinen Alkohol”, oder ein Lied über den verstorbenen HSV-Physiotherpeuten “Hermann” Rieger. “Schnell brennendes Mädchen” beschreibt die Sehnsucht eines Dorfmädchens nach der großen Stadt – und dann beklagt sich der Ich-Erzähler, dass er schon alle hatte, nur “Stephanie nie”.
Diese Gratwanderung zwischen Klamauk und Melancholie funktioniert bei Lotto King Karl hervorragend, was wohl auch an der fantastischen Produktion liegen mag. Es gibt Musik unterschiedlicher Stilrichtungen, von handfesten Rocksongs bis zu raffinierten Pop-Strukturen, von Balladen, Shanties, Singer/Songwriter-Stücken und Folk-Nummern bis zu Satzgesang und Slide-Gitarren, mit kraftvollen Rhythmen und funky-federnden Grooves. Die Band, die Karl König hier um sich versammelt hat, leistet Hervorragendes.
Lassen wir ihm das Schlusswort als Vorschau auf die nächsten CDs: „Wie schon während meines gesamten Lebens gilt für mich auch weiterhin: Ich bin für alles offen und für jede Schandtat zu haben.“
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In einem Song wie „Pull It“ kann man sich böse verlieren. Jeff Beck hat es seinen Fans nie leicht gemacht. Der Gitarrenvirtuose legt mit „Loud Hailer“ ein sehr energisches, bisweilen aggressives neues Album vor. Selten konnte man den achtfachen Grammy-Gewinner in seiner langen, über 50 Jahre währenden Karriere so kompromisslos rockig und heavy hören.
Gitarrenvirtuose – das ist ein Begriff, den man nur ganz selten verwenden sollte, ohne unglaubwürdig zu werden. Doch Geoffrey Arnold Beck gehört in die Reihe der Legenden dieses Metiers wie Jimi Hendrix, Eric Clapton, Steve Vai und Joe Satriani. Er gilt neben Hendrix als einer der ersten großen Showmen an der Gitarre, sei es als Mitglied der Yardbirds oder mit seiner eigenen Jeff Beck Group.
Sein individueller Stil ist unverkennbar und jedes neue Studioalbum wird mit Spannung erwartet – auch wenn sich der Meister (wie im vorliegenden Fall) mal gute sechs Jahre Zeit lässt. Dann ist die Vorfreude umso größer, wenn sich herauskristallisiert, dass ein Künstler völlig neue Wege geht und seine Fans einmal mehr zu überraschen weiß. „Ich wollte meine Meinung zu einigen verrückten Sachen abgeben, die ich in der heutigen Welt bemerke, und ich fand die Idee, auf einer Kundgebung zu sein und ein Megaphon zu benutzen, um meine Sicht der Dinge hinauszurufen, einfach perfekt”, erläutert er.
Zur Unterstützung bei der Komposition der elf Songs engagierte Beck zwei Musikerinnen aus London: Die Sängerin Rosie Bones und die Gitarristin Carmen Vandenberg. Es war auf der Geburtstagsparty von Queen-Drummer Roger Taylor, als Beck Vandenberg begegnete. Ein Treffen, das schließlich zur Kollaboration im Trio führte. „Sie luden mich zu einer ihrer Shows ein und es hat mich einfach umgehauen“, so erinnert sich der Gitarrist. „Als wir uns dann im Januar wiedertrafen, erklärte ich ihnen, was ich im Sinn hatte. „
Auf neun von elf Songs ist Bones als Sängerin zu hören, darunter der spannende Album-Opener „The Revolution Will Be Televised“, die nachdenkliche Ballade „Sacred For The Children“, das funkige „O.I.L.“ und der ruhige Albumcloser „Shrine“. Zwei typische Beck-Instrumentals, „Pull It“ und „Edna“ runden das Album ab. Und gerade in diesen solistischen Meisterwerken entfaltet sich seine ganze Virtuosität. Es lässt dem Hörer immer noch den Mund offen stehen, wenn man seiner leidenschaftlichen Darbietung zuhört. Der 72jährige ist und bleibt eine Bank.
„Alles hat seine Zeit“ heißt der erste Titel des neuen Albums. Laith Al-Deen packt mal wieder die philosophischen Textzeilen aus. Es sind wahre Geschichten, die auf seinem neuen Album „Bleib unterwegs“ verarbeitet werden. Geschichten, nach denen Laith nicht nur bewährte und neue Co-Writer gefragt hat, sondern auch seine Fans via Facebook. Dem Aufruf folgte ein Echo, das in seiner Offenheit extrem bewegend war und dazu geführt hat, dass aus dem angedachten einen Song jetzt in fast allen Liedern Erfahrungen daraus stecken.
So wie in „Geheimnis“, der ersten Single, die uns direkt mitnimmt in das Innere der Platte. Das Lied beschriebt eine Begegnung, die alles in Frage stellt und hat gleichzeitig auch übergeordnet Bestand: „Wir leben in einer vermeintlich offenen Welt, müssen aber feststellen, dass es nach wie vor große Defizite gibt: ob interkulturell, interreligiös oder was z.B. homosexuelle Liebe angeht. Das führt zu Geheimnissen, mit denen man in sich selbst konfrontiert ist, weil sich etwas richtig anfühlt, das als falsch gilt. Hier kommt es schwarz auf weiß: Niemand ist damit allein“, erklärt der Mannheimer.
Mit behutsamen Streichern, unnachgiebigen E-Gitarren und einem Groove, der unbesorgt aufs Ziel zusteuert, ist „Geheimnis“ eine Single wie der beste Freund, dem man endlich alles anvertrauen kann. Ähnlich ergreifend klingen „Feuer“ und „5 Sekunden“. Recht hat er, wenn er von diesen kurzen Momenten erzählt, in denen Entscheidungen fallen, die unser ganzes Leben beeinflussen.
Das Duett „Nichts was es nicht gibt“ mit Cäthe geht unter die Haut. Ein Hammersong voll unbändiger Energie. Titel wie „Im Vorbeigehen“ zeigen Laiths große Stärke: Der Song wirkt instrumental dynamisch, fast schon hektisch. Seine Stimme aber liegt darüber, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ich mag diese unaufgeregten Titel in seinem Repertoire. Das hatten wir auf den ersten Platten, der Hitsingle „Bilder von dir“ und dann als Highlight mit dem als Gesamtkunstwerk funktionierenden „Die Liebe zum Detail“.
Danach gab es leider einen Bruch. „Session“ spielte mit Laiths stimmlichen Möglichkeiten, doch die Auswahl geeigneter Coversongs war schwierig. „Der letzte seiner Art“ klang wie ein Befreiungsschlag, doch erst „Was wenn alles gut geht“ zeigte erneut die wahren Stärken des Mannheimers: Er schreibt eingängige Rock- und Popsongs, die gerne auch mal elektronisch angehaucht sein dürfen. „Elektrisch“ und „Du fehlst“ vom neuen Werk gehen in diese Richtung. Und selbst hier bringen Laiths Vocals ein Stück Melancholie mit sich. Acht Sterne hat sich der Mannheimer allemal verdient, und wer auf guten Deutschpop steht, soll einfach zugreifen.
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Deutsch-Pop, Punk, Hip Hop, Rock – die Ingredienzen der Newcomerband MEGAZWEI sind vielfältig, niemals jedoch wahllos. Ein Melting-Pot der Genres sozusagen: Sechs individuell geprägte Musiker vereinen unterschiedliche Musikstile in scheinbar spielender Leichtigkeit – als wären sie Teil eines Ganzen. Aus der Varianz entstehen ungeahnt positive Harmonien, ein sympathischer Pathos auf das Leben. Immer nahbar, immer ehrlich und immer handgemacht.
Das Album startet mit dem aussagekräftigen ersten Titel “alles oder nichts”. Nach einem starken Intro wird schnell klar: Die Jungs gehen keine mehr Kompromisse ein. Im Verlauf des Songs schildert die Band die Situation, ein klares Ziel vor Augen zu haben, dabei nie den Mut oder die Geduld zu verlieren und vor allem – nicht zurückzuschauen, sondern nach vorne. Eine Band, ein Wille, ein Ziel.
Der zweite Song “Rockstars” musste nicht allein seines Titels wegen schon in einem ordentlichen Rockpopsound daher kommen. Die Thematik ist uns wahrscheinlich allen schon einmal begegnet: Die Schule ist abgeschlossen, das ein oder andere Praktikum mehr oder weniger erfolgreich absolviert und plötzlich stecken wir in einer Ausbildung oder dem Studium und wissen gar nicht was das eigentlich alles soll. Wo will ich hin, was kann ich gut, wann fängt das Herz an für etwas zu schlagen? Ebenso erging es den Jungs. Es war niemals der Job in der Anwaltskanzlei. Es sollte Musik sein. Rockstars wollten sie sein. Zum Glück gab es sechs Jungs und sechs verständnisvolle Mütter: “Mama hat gesagt, geh da raus und werd ein Rockstar!“ MEGAZWEI war geboren.
Lamiya Slimani ist ein YouTube-Star. Das ist die Welt der Reichen und Schönen, die meinen Kindern teilweise ein Begriff sind, von denen ich aber noch nie gehört habe. Mit einer Online-Community von über 3,5 Millionen Menschen und weit über 70 Millionen Views ist Lamiya eine von Deutschlands erfolgreichsten Social Media Persönlichkeiten. Okay – sie spielt kein Minecraft und man findet sie daher nicht in den Videos, die meine Kids täglich schauen. Aber sie ist irgendwie Moderatorin, Schauspielerin, MakeUp-Spezialistin und was weiß ich alles gleichzeitig. Jetzt bringt sie ihr Debütalbum als Sängerin heraus.
In 2015 begann Lamiya die Arbeit zu ihrem Debut-Album „Reflection“ (VÖ 15.07.2016) mit Peppermint Jam Records. „Reflection“ enthält 11 moderne Pop-Hits internationaler Qualität, an welchen Mousse T. als Executive Producer mitgewirkt hat. Die bereits veröffentlichten Singles „Glow“ (#1 der iTunes Charts) und „Echoes“ gaben einen ersten Vorgeschmack auf das kommende Album und wurden von ihren Fans begeistert aufgenommen.
Die elf Songs bieten modernen Dancefloor-Pop, der sich nicht hinter den Größen des Genres zu verstecken braucht. Die bereits bekannten Hits „Echoes“ und „Glow“ kommen ganz passabel und eingängig aus den Boxen. Dazwischen verbirgt sich die Ballade „Can’t Say No“. Gerade „Glow“ besticht durch eine sehr rhythmische Produktion. Das wird mit „Fire Up“ noch ausgebaut. Solche dynamischen Titel gefallen mir ausgesprochen gut. Mousse T. hat hier ganze Arbeit geleistet.
Die nächsten vier Titel sind in ihren Anfangsphasen elektronisch verspielt, zumindest „Love Me“ und „White Lies“ kriegen aber jeweils noch die Kurve. Lamiya setzt sich zum Glück stimmlich meist durch. Gerade ihre tiefen Töne kommen sehr entspannt daher. Zum Abschluss gibt es mit „Nobody Else“ und „In The Dark“ zwei sphärische Songs, wobei vor allem letzterer in Techno-Gefilden wildert. Alles in allem ist „Reflection“ ein gut produziertes Dancefloor-Album.
Die aus Tunesien stammende Familie Slimani, die in Stuttgart ansässig ist, hat drei Geschwister hervor gebracht, die jeweils erfolgreiche YouTube-Kanäle betreiben und ein Buch mit dem Titel „Das Slimani-Prinzip“ veröffentlicht haben. Diese Seilschaft unterstützt sich gegenseitig und sorgt im Verbund für entsprechend hohe Klick-Zahlen. Auf jeden Fall ein interessantes Geschäftsmodell. Zudem sieht Lamiya gut aus und hat eine schöne Gesangsstimme. Wer modernen, tanzbaren Pop nach Art von Kelly Clarkson und Ariana Grande sucht, mag hier fündig werden.
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Der Ich-Erzähler des Romans trägt den Namen Max Lauschke und ist Musikredakteur in einem süddeutschen Radiosender. Ein sehr gelangweiltes Exemplar seiner Gattung. Er hört den eigenen Sender nur in Notfällen, denn er hasst die Musikfolgen, die ein Programm aus „bestgetesteten“ Titeln ihm vorgibt.
Man hat ja schon immer geahnt, dass Redakteure sich diese immer gleich klingende Playlist im Radio nicht selbst ausdenken können. Und tatsächlich bekommt man die Bestätigung: denn Reiner Ussat plaudert hier aus dem Nähkästchen. Jahrgang 1957, geboren in Hamburg, landete er schließlich in München und war dort 18 Jahre lang in dem Job tätig, den er hier so gekonnt auf die Schippe nimmt.
Womit muss man sich da rumschlagen? Mit Kollegen (Chefs, Sprechern, Praktikanten, Promo-Tanten und Sekretärinnen), die jedem gängigen Klischee entsprechen. Und natürlich mit den Hörern und ihren Wünschen. Besonders amüsant finde ich die kursiv eingesetzten Hörer-Wunschmails und die zynischen Antworten, die der Protagonist des Buches so in petto hat. Klasse.
Die Handlung ist mehr ein innerer Monolog. Lauschke erzählt von seiner Arbeit und aus seinem Leben. Als roter Faden dienen immer wiederkehrende Morddrohungen eines erbosten Zuhörers, der Celine Dions „My Heart Will Go On“ nicht mehr hören will. Als Leser gebe ich dem genervten Hörer recht. Ich kann die Heulboje auch nicht ertragen. Aber Redakteur Lauschke sind die Hände gebunden – denn der Sender glaubt zu wissen, dass seine Zielgruppe Celin Dion mag. Eine böse Zwickmühle.
Der Blick hinter die Kulissen des Radio-Machens ist eine wundervolle Ansammlung von Anekdoten. Das Radio-Gewinnspiel wurde versehentlich zu früh gelöst, der Redaktionshund Grönemeyer ist spurlos verschwunden, der Chefredakteur vernascht eine Kollegin auf der Behindertentoilette – und schließlich begeht Lauschke einen folgenschweren Fehler.
Reiner Ussat nimmt uns mit auf eine witzige Reise in. Sein Schreibstil ist amüsant und gut nachvollziehbar. Die Traumsequenz zum Ende hin hat mich etwas genervt, doch darüber kann man getrost hinweg sehen. Wen schon immer interessiert hat, was beim Radiosender seines Vertrauens passiert, wenn gerade keiner zuhört, bekommt hier die selbst-ironische Vollbedienung.
Nach dem hymnisch-bombastischen „Opposites“ kommen Biffy Clyro auf ihrem neuen Album ruhiger daher. Überhaupt hat es lange gedauert, bis der neue Longplayer den Weg in die Läden fand. Man sagt, eine Schreibblockade bei Mastermind Simon Neil sei der Grund gewesen. Was uns jetzt erwartet, ist eine Zusammenstellung von Songs, die leider nicht sehr homogen klingt.
Der Anfang ist recht rockig. „Wolves Of Winter“ erinnert an die letzten Alben der Band. Solide und mit hohem Wiedererkennungswert. Vor allem „Friends And Enemies“ sowie „Animal Style“ kommen in tanzbarer Manier daher. Und auch „Flammable“ schleicht sich druckvoll in die Gehörgänge.
„Medicine“ funktioniert als schöne, akustische Ballade. Im Gegenzug geht „On A Bang“ in die Vollen und man bewundert Neil, wie er sich die Kehle heiser schreit. Ein aggressives Highlight des Albums. Leider ist der Song recht kurz. „Small Wishes“ versucht sich im Country-Metier. Netter Versuch – aber zu meinen Favoriten gehört er nicht. Zum Ende hin gibt es mit „Howl“ eine weiter Hymne, die mich aber nicht vom Hocker reißt, und die eindringliche Ballade „People“.
Leider liegt mir nur die Normal-Version des Albums vor. Mit unter 40 Minuten nicht gerade abendfüllend. Kenner werden sich von vornherein die Deluxe Edition zulegen, die zwei Bonustracks enthält. „Ellipsis“ ist ein solides Rockalbum und Biffy Clyro bürgen seit Jahrzehnten für Qualität. Zwar gibt es diesmal keine Höchstwertung – doch Fans gepflegter Rockmusik wissen ohnehin, dass sie bei den Schotten ganz gut liegen.
Louder Than Hell und auch Rain or Shine, beides trifft zu und ist der Slogan für das Wacken Open Air, das auch 2016 wieder 75.000 Metalheads glücklich machen wird. Ein Ereignis, das seinesgleichen sucht.
Pünktlich mit der Veröffentlichung zum diesjährigen Wacken kann man mit Live At Wacken 2015 – 26 Years Louder Than Hell das letztjährige Festival noch einmal Revue passieren lassen. Und wie immer waren Highlights dabei, die jedes Fan Herz höher schlagen lassen. Wo sonst bekommt man eine geballte Ladung der gefragtesten Heavy Bands auf die Ohren und mit diesem Release, nicht nur auf die Ohren sondern auch noch auf die Augen?! Von Judas Priest über In Flames, von Annihilator hin zu Danko Jones, Uli Jon Roth, Europe, Cradle Of Filth, aber auch Newcomer wie Beyond The Black und viele, viele mehr.
8 Bühnen auf denen mehr als 120 Bands spielten – einen gut selektierten Auszug der Künstler kann man auf dieser DVD/CD erleben. Ein Muss nicht nur für die Wacken Besucher, es ist ein Muss für alle Hardcore Fans!