Schon lange muss Thomas Thielen wohl damit leben, dass seine Musik stets mit den Klängen des Artrock einer Band wie Marillion verglichen wird. Ob ihn das wirklich nervt, sei mal dahin gestellt. Schließlich ist die Nähe zur Band einfach offensichtlich und t (so lautet der ungooglebare Künstlername) ist sich auch nicht zu schade, von Zeit zu Zeit live einen Marillion-Song zu covern.
Vor drei Jahren beendete t mit dem Album „solipsystemology“ eine schwermütige Trilogie, die mit den Werken „fragmentropy“ und „epistrophobia“ ihren Anfang nahm (HIER unsere Review dazu). „Ich habe meinen kinematographischen Ansatz noch mal neu gedacht und in Teilen in einer akustischen Landschaft gemixt, die eine neue Welt bietet, in der andere physikalische Gesetze gelten. Das war ein riesiger Haufen Arbeit, bei der mir einige Freunde mit Ideen zur Seite standen – zur Umsetzung nicht zuletzt der Leiter eines Max-Planck-Instituts mit Hilfe bei der Berechnung der Gesetze dieser neuen Akustik! Eno hat mal gesagt: Ein Tonstudio ist ein Musikinstrument.“ So erzählte uns der sympathisch-grummelige Soundarchitekt damals im Interview seine Vorgehensweise. Stilistisch ist das neue Werk noch ein Stück größer geworden. Ob es daran liegt, dass der Multiinstrumentalist und musikalische Alleingänger in Zeiten der Pandemie noch mehr Muße hatte, seine Ideen zu verwirklichen?
Beim ersten Hören muss ich zwangsläufig an meine Lieblingsband denken. Das geht gar nicht anders – und ein untrügliches Zeichen bekomme ich mal wieder von meiner Frau, die beim Mitfahren im Auto fragt, ob „das was Neues von Marillion“ ist. Was Thielen leistet, ist ohnehin unglaublich. Er hat eine emotionale Stimme, die an Steve Hogarth erinnert – er wandert durch die Oktaven und hat eine enorme Eindringlichkeit, mit der er seine Lyrics zum Leben erweckt. Hinzu kommen die Klangcollagen, die er als versierter Sounddesigner allesamt selbst schafft. Gitarrensoli klingen stilistisch wie von den progressiven Meistern, namentlich Steve Rothery und David Gilmour. Deren schwelgerische Spielart kann auch Thielen perfekt verkörpern. Dazu kommen ein entspannter Bass und sphärische Keybords. Dabei klingen diese noch versierter als fast alles, was heute im Neoprog geboten wird.
Ts Vocals stehen für mich immer an erster Stelle. Zu Tode betrübt in den melancholischen Tiefen, weinerlich und hochemotional in den Höhen. Er verstärkt sich selbst in polyphonen und chorischen Passagen, legt die Klangspuren übereinander – das ist eine fantastische künstlerische Leistung. Und auch in den Texten geht es ans Eingemachte. Thielen erzählt nicht irgendwas. Er hat philosophische Botschaften, die er vermitteln will. Nicht von ungefähr trägt das Werk den Titel „Pareidoliving“. Natürlich musste ich googeln um herauszufinden, dass Pareidolie das Phänomen meint, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Wer verträumt in den Wolkenhimmel blickt, weiß was gemeint ist.
Das Stück „A Relevant Lovesong“ findet sich als siebter Song auf dem Album, aber nicht im Tracklisting. Quasi Schrödingers Katze im Songformat. Das Album beschreibt eine Beziehung, die an der Projektion von gefühlter Wahrheit scheitert. Gibt es also überhaupt einen relevanten Lovesong oder ist er ein Trugbild? Mit solchen Details kann Thielen seine Fans in den Wahnsinn treiben – und tut dies mit Genuss.
Musikalisch ist das Album ebenso ausufernd wie die mit vielen Worten erzählte düstere Geschichte. Es geht manchmal opulent zu – mit eingespielten Streichern – dann nimmt ein Piano breiten Raum ein bevor die Gitarren zu alter Stärke zurückkehren. Thomas Thielen fährt im Alleingang alles auf, was der moderne Prog und Artrock zu bieten hat. Sein Perfektionismus macht ihn inzwischen zum deutschen Steven Wilson. Nur besser.
Das Album findet ihr bei den gängigen Progressive Rock-Händlern und HIER direkt beim Label GEP.
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Das man das noch erleben durfte! Zwei 100minütige formidable Progressive Rock-Konzerte in der renommierten Trierer Tuchfabrik. Dort, wo sich sonst Kleinkunst, Musical, Theater, Kabarett und „Just Sing“ die Klinke in die Hand geben. Zugegeben – es fanden und finden auch starke Rockkonzerte dort statt. Doch haben diese eher Seltenheitswert und widmen sich meist regionalen Gruppierungen wie das „Tefftival“ zur Weihnachtszeit.
Jetzt also zwei Progbands, die in der Artrock-Szene einen sehr hohen Bekanntheitsgrad haben. t aus Hannover und Crystal Palace aus Berlin. Schuld daran hat definitiv t alias Thomas Thielen, der aus der Eifel stammt, in Trier studiert hat, inzwischen aber im halbwegs hohen Norden lebt. Es war ihm ein Anliegen, seinen Tourabschluss in Trier zu feiern (lest HIER unser Interview vom März 2019). Und so trat er in Kontakt zur Tufa Trier und stieß dort als aus der Region stammender Künstler auf offene Ohren.
Eigentlich müsste man sagen, das Experiment sei missglückt. Nur 80 Zuschauer verloren sich im großen Saal der städtischen Einrichtung – und während des Gigs von Crystal Palace dezimierte sich die Menge noch um diejenigen, die entweder nur wegen der lokalen Bekanntheit von t gekommen waren oder denen die zweite volle Konzertlänge einfach zu lang war. Außerdem war es ziemlich kalt in der Tufa – irgendwo muss die Stadt ja sparen.
t hatte gut Werbung gemacht, ein Interview beim Volksfreund (der hiesigen Tageszeitung) gegeben, alte Studienfreunde alarmiert und überhaupt ist er vor allem in Marillion-Kreisen hoch angesehen, von deren Fanclub sich ebenfalls eine Reihe Mitglieder einfand. Außerdem fuhr er groß auf – mit Merchandise beider Bands, mit einem eigens zum Konzert etikettierten Likör. Es wurde ein rauschendes musikalisches Fest mit zwei fantastisch aufgelegten Bands, die ihr Bestes gaben. Das „missglückt“ von oben will ich damit auch direkt revidieren: Es bezieht sich ausschließlich auf die Zuschauerzahl. Jeder, der nicht da war und einigermaßen auf handgemachte Musik steht, sollte sich in den Allerwertesten beißen. Der Sound war überwältigend und man konnte Instrumentalisten und Sänger bei der Arbeit beobachten und hören, die ihr Handwerk wirklich verstehen und zur Elite in Deutschland zählen.
t begann seinen Set fast pünktlich um 20.10 Uhr mit (will soll es anders sein) einem Longtrack: „The Aftermath Of Silence“ vom 2013er Album „Psychoanorexia“ inklusive sphärischer Geräusch- und Soundkulisse aus dem Keyboard und den Samplern von Sounddesigner Dominik Hüttermann, der ebenso wie Thielen in Trier studiert hat und schon damals mit ihm auf einer musikalischen Wellenlänge war. Wie t betonte: „Viel von dem, was ihr hier hört, ist in einer kleinen Studentenbude im Trimmelter Hof entstanden. Keine Ahnung, wie wir den Sound damals so gut hinbekommen haben.“ Vermutlich eine Verkettung glücklicher Umstände.
Weiter ging es mit „Shades Of Silver“ von „Fragmentropy“. Klar machte sich Thomas einen Spaß daraus, auf seinen unaussprechlichen Albumtiteln rumzureiten: „Fragt einfach nach dem Album mit F“. Das aktuelle Album „Solipsystemology“ (HIER unsre Review) wurde übrigens gar nicht im Set berücksichtigt. Das hat aber keinesfalls mit einer vielleicht fehlenden Qualität zu tun – höchstens mit dem ausgetüfftelten Sounddesign. Und natürlich mit der Tatsache, dass t das Trierer Konzert bewusst aus den Songs zusammengeschustert hat, die einen Bezug zu Deutschlands ältester Stadt und seiner Studentenzeit dort haben.
Es folgte „Irrelevant Lovesong“, einer der bekanntesten Songs der deutschen ArtRock-Szene, der gerne mal als „perfekter Popsong“ bezeichnet wird, wobei die drei lauten Gitarren doch eher in den Rockbereich weisen. Thielen hat sich für die Tour eine beeindruckende Band zusammengestellt. Mit Dominik Hüttermann, Produzent und Virtuose am Klavier, verbindet ihn eine jahrzehntelange Freundschaft. An der Gitarre sagte Jan Steiger, Gitarrist der besten deutschen Pink-Floyd-Tribute-Band, ebenso begeistert zu wie Yenz Strutz, eigentlich Frontman der Progrock-Veteranen „Crystal Palace“, für den Bass. Thomas Nußbaum, bekannt aus 101 Projekten für seinen ureigenen Drumstil, besorgt das Rhythmusfundament besorgen.
Nur mit einer solch elitären Band kann man Songs wie „Curtain Call“ interpretieren – ein Stück, das beschreibt, wie t als verliebter Student seiner Freundin nachtrauert, mit der er nur zwei Wochen zusammen war, bevor sie beruflich nach Vietnam gehen musste. Man konnte sich bildlich vorstellen, wie er verzweifelt hadernd durch die Saarstraße spazierte, die Luftlinie nur 200 Meter von der Tufa entfernt verläuft. Zur Auflockerung nach dieser Tristesse gab es den The Cure-Klassiker „A Forest“ in einer phänomenalen Wave-Version, die einige Anwesende zum spontanen Freudentanz veranlasste.
Es folgten „About Us“ und „Forget Me Now“. Dann verabschiedete sich die Band erstmals von der Bühne, kehrte aber zur Freude aller Anwesende Marillion-Fans mit dem Coversong „Neverland“ zurück – einem Longtrack der britischen Band, der deutlich machte, warum Thielens Stimme so oft mit Steve Hogarth verglichen wird: Er meisterte die Höhen ebenso gekonnt und ließ sich im Anschluss gehörig feiern, bevor das Konzert nach „She Said“ (dem ersten Titel, den er jemals aufgenommen hatte) nach über 100 Konzertminuten zu Ende ging.
Jetzt hätte man zufrieden nach Haus gehen können, was manche leider auch taten, aber sie haben etwas verpasst! 20 Minuten Umbau waren nötig, in denen man sich mit t und seiner Band unterhalten konnte und reichlich Merchandise über die Theke ging. Dann waren Crystal Palace angesagt. Die Berliner arbeiten wie t hart am neuen Album. Sie haben sich in 25 Jahren ihres Bestehens den Ruf einer Live-Urgewalt erspielt.
„Trulla“, Maskottchen des Marillion-Fanclubs „The Web Germany“
Leadsänger Yenz stand zunächst allein auf der Bühne. Auch eine Leistung, nachdem er sich gerade zwei Stunden genial durch den t-Set gekämpft und ihn dabei stimmlich stark unterstützt hatte. Davon ließ sich der Ost-Berliner aber nichts anmerken. Seine Stimme kam ebenso gewaltig und glasklar aus den Boxen wie der Hammersound, den die Produktion in der Tufa zu bieten hatte.
Es gab zunächst drei Titel vom aktuellen Album „Scattered Shards“. Was für eine musikalische Urgewalt! Ich muss gestehen, dass ich die Musik von Crystal Palace bisher nicht auf dem Schirm hatte. Das wird sich aber definitiv ändern! Yenz sang sich gekonnt durch die philosophischen Textpassagen und bezog sich beispielsweise bei der Ansage zu „The Logic Of Fear“ auf den in Trier geborenen Karl Marx. Das sind Statements, die ein Konzert erst so richtig rund machen und zur Vollendung führen.
Und er schlug damit den Bogen zum 2013er Werk „The System Of Events“, das gleich mit drei Titeln bedacht wurde und das auf mich noch eine Spur stärker wirkte als das aktuelle Album. Es geht um die Gräueltaten, die Menschen begehen, und Strutz erwähnte den Kampusch-Fall und die Klimakatastrophen in einem Atemzug. Es ist kein echtes Konzeptalbum, aber folgt einer thematischen Linie.
Musikalisch war das Konzert eine echte Offenbarung. Yenz ist als Sänger noch ein Stück versierter und erfahrener als t. Das konnte man deutlich spüren. Und die Instrumentalisten von Crystal Palace waren mit filigranen Soli und handwerklich perfekter Arbeit eine Wucht. Dass man ein solches Konzert hier erleben durfte… die Band hat es verdient, endlich vom Geheimtipp zu renommierten Rockern in Deutschland zu werden. In Holland werden sie ja ohnehin schon viel stärker abgefeiert als in heimischen Gefilden.
Der Set endete mit dem elegischen „Sky Without Stars“ und dem Longtrack „Beautiful Nightmares“ (ebenfalls vom System-Album) als Zugabe. Dann kam kurz vor Mitternacht nochmal die t-Band auf die Bühne und es gab einen genialen gemeinsamen Abschluss mit „Heroes“ von David Bowie. Ein wundervoller Konzertabend nahm sein Ende und viele, die eine durchaus weite Anreise von 180 oder mehr Kilometern hatten, bereuten dies vermutlich nicht. Da waren zwei Acts der Extraklasse im beschaulichen Trier – und es hat unendlich Spaß gemacht. Für t war es etwas sichtlich Besonderes, in der alten Heimat zu spielen. Hoffentlich gibt es eine Wiederholung!
Thomas Thielen, der unter dem Kürzestkürzel t Ungooglebare, war zum ersten Mal beim Night of the Prog 2019 – nicht verwunderlich, ist t doch zum ersten Mal überhaupt auf Tour. Der Auftritt kann wohl als erfolgreich bezeichnet werden: Die Fan-Community des NOTP wählte ihn zum „Best New Act“ des Festivals, was nach 20 Jahren und 8 Alben vielleicht ein bisschen hinkt, aber den Künstler „unbändig freute“, wie er sagte. Wie t das ganze Drumrum selbst erlebt hat, lest ihr hier:
Vorneweg: Ich glaube, unser Auftritt war echt cool. Die Leute waren begeistert, meine Stimme war nach 3 Wochen Sinusitis trotzdem perfekt da (klassische Ausbildung hat Sinn, das merke ich live immer wieder!), die Band in Topform, das Publikum trotz unseres sehr melancholischen Sets voll dabei, teilweise pathetisch mitsingend, teilweise mucksmäuschenstill zuhörend.
Aber wer denkt, dass damit schon das Entscheidende berichtet wäre, war noch nie Musiker bei einem riesigen Festival. Die Musik ist natürlich zentral – aber viel krasser ist, eigentlich immer, das Drumherum. So auch bei uns.
Ich bin im Studio Perfektionist, legendary so, und dementsprechend ist auch t eine zwanghafte Live-Band. Dieser typische Rock N Roll passiert eher anderen. Beispiel? Da wir keine Ahnung hatten, wie gut das Monitoring vor Ort sein würde, hatten wir folglich unser eigenes System dabei, inklusive Tom Ronney als Tech, der es bediente und uns half, nix kaputt zu machen. Schließlich war das alles von Crystal Palace nur geliehen (Danke, Frank, Jens, Tom, Nils!), und wir… Naja, wir sind besser im Hören als im Einstellen. Wobei auch das nicht immer stimmt: Dominik an den Keyboards zB spielte einen großartigen Gig – ich hörte sehr ausgefallene, aber geschmackvolle, neue Linien in seinen Parts und war begeistert, dass er ausgerechnet bei diesem riesigen Gig so pointiert innovativ arbeitet!
Dom nicht. Sein Kopfhörer wurde wohl irgendwie vom Stagefunk beeinflusst und hatte längere Komplett-Aussetzer. Da unsere Ohrhörer ca 90% der Außengeräusche dämpfen, flogen die Keys also für ungefähr ein Drittel des Gig blind: Dominik erahnte anhand der Tasten, was er da spielte, aber seine Ohren hatten Pause. Dass seine Keyboards trotz Blindfluges in den Songs ohne Bruchlandung ankamen, ist nur für Leute erstaunlich, die Dominik nicht kennen. Ich vorne ahnte jedenfalls nichts und war selig.
Bei mir war mein Wirelesssystem für die Gitarre eine miese Idee. Erstens war die Chance, große Wege zu beschreiten, gar nicht so recht da, wie ich mir das vorgestellt hatte: mein Mikrofonständer hat ja auch auf großen Bühnen keine Flugvorrichtung, und irgendwas war immer zu singen oder am Pedalboard zu switchen. Und zweitens kam auch im Sender (2.4 Ghz? Nie wieder!) bei jedem Funkverkehr backstage ein Knistern in den Ton – so dass ich auf Kabel umstieg, sobald es ging. Lesson learned: Kabel sind bei Festivals die bessere Idee.
Aber sonst? Bühne geht eben immer. Ich habe nur Musiker, die besser sind als ich – was soll passieren? Naja… Also… Es passieren schon Dinge… Schauen wir ein bisschen zur Seite: Vor t spielte Tim Bowness, den ich vor allem von no-man sehr schätze („Together we re stranger“ ist ein riesiges Album!), und mit ihm am Bass kam John Jowitt, einer meiner großen Helden aus der Jugendzeit. Ich war ein bisschen nervös, muss ich zugeben, Tim und John zu treffen, ein bisschen Ehrfurcht und ein bisschen dümmliches Kichern wären backstage bestimmt im Spiel gewesen…
Aber es kam ein bisschen anders. Wie gesagt, t ist eine zwanghafte Band. Wir waren also schon um 10 vor Ort (Stagetime 16.30 Uhr) und um 11 war das komplette Setup fertig aufgebaut hinter der Bühne. Kann ja keiner ahnen, dass alles reibungslos klappt. Um 11.03 hörte das Reibungslose dann auch auf: Da klingelte dann mein Telefon Sturm. Ich hatte von ganz IQ, von John Jowitt, von Graham, Tims Stage Manager, und scheinbar allen, die sonst noch mit GEP oder Konsorten zu tun hatten, Nachrichten erhalten. Wtf?
Nun, John hatte am Abend zuvor mit IQ gespielt, als Aushilfe für den indisponierten Tim Esau, und anscheinend waren da alte Gewohnheiten wieder lebendig geworden: John hatte seinen kompletten Kram auf den IQ-Truck geladen, und als er nun aufwachte, fiel ihm auf, dass ihm für Tim Bowness‘ Auftritt irgendwas fehlte, genauer gesagt: Bass und Amp, Kabel und Tuner. Ach so, und: eine Hose. „Thomas, you don t happen to have a spare 5string?“ – Wir hatten. Und einen Amp. Und ein Kabel. Und einen Tuner, genauer gesagt: Graham lieh meinen immer wieder kurz aus (Clip, Thomann, 3,90 Euro) und lief auf die Bühne, um alles zu stimmen, was Saiten hatte und gerade nicht gebraucht wurde.
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Gerade für mich als Studionerd war die Organisation des zu erwartenden Chaos eines solchen Molochs beeindruckend. Wir erhielten Pässe, Essensmarken, Parkkarte, Parkplatz und… die Garderobe neben Nick Mason. Ich bin damit sozusagen fast Rockstar, finde ich, nur eben um eine Garderobe verfehlt, aber wir einigten uns in der Band drauf: Das gilt!
Auch die anderen Musiker waren phantastisch: Als Tim und John ankamen, waren die beiden einfach nur nette Jungs, Lazuli und t (lies: die Band) verstanden sich wieder mal grandios (und das lag nicht nur am, sagen wir, Zigarettenrauch, der so angenehm duftete), kurzum: das Miteinander mit Veranstalter und anderen Bands hinter der Bühne hätte nicht harmonischer sein können. Keine Missgunst, keine Arroganz, kein Schw…Vergleich – einfach nur pure Freude am Event. So saßen denn auch FORS und OVERHEAD und t stundenlang in wechselnder Besetzung in der Sonne und sinnierten über das Universum, die Musik und den ganzen Rest, und es ergaben sich Freundschaften und Verabredungen en masse.
Ich persönlich fand, auch vor dem Hintergrund, dass Backstage alles andere als Star-Feeling herrschte und ich die Proggies im Publikum online teilweise mehr als 1 Jahrzehnt kannte, die Idee, dass ich Autogramme im Signing Tent geben sollte, etwas absurd. Zwar hatte mich Tim Bowness mit einem netten „Ah, t, great albums“ begrüßt und mir ein ewiges Grinsen auf den Mund gezaubert, aber Autogramme? Ich wollte mir schon, zur Sicherheit, ein großes Schild umhängen („Ich war eben auf der Bühne und kann fehlerfrei schreiben!“), damit Leute auf die Idee kommen konnten, ich sei irgendwie dazu der Richtige.
Ich kam mir jedenfalls ziemlich blöd dabei vor. Unfug, wie sich rausstellte, denn tatsächlich hatte ich eine gute Stunde zu tun, bis alles unterschrieben und alle Selfies gemacht waren. „zu tun“ ist da natürlich fehlleitend: Ich habe es unendlich genossen, all die Menschen, die ich oft online schon lange „kannte“, persönlich zu treffen. Und es ergaben sich so viele nette Gespräche, dass ich erst 2 Stunden später wieder zurück im Backstagebereich ankam, um mit der Band das versprochene Kaltgetränk einzunehmen. In meinem Fall übrigens Pfefferminztee (ja, kalt, ach nach 2h)…
Überhaupt, die Menschen bei NOTP… was die t Konzerte bisher für mich so begeisternd machte, war die Bereitschaft des Publikums, unserem sehr melancholisch geprägten Set zuzuhören. Dass die Loreley da keine Ausnahme machte, das überraschte mich, ehrlich gesagt, ein bisschen. Aber es war von der Bühne aus ein unglaubliches Bild: All diese Menschen, und kaum einer redet rein oder holt mal schnell Bier, obwohl wir gerade in strahlender Hitze über die Atmosphären der Nacht sinnierten. Eine riesige Wertschätzung für die Musik selbst scheint das Festival zu umgeben, und das ist open air nicht die Regel, meiner Erfahrung nach. Für mich war das Verhalten des Publikums – ehrlich! – der Höhepunkt an einem sowieso grandiosen Tag.
Die Vorbereitungen im Backstagebereich waren durchwegs von großer Ruhe, zynisch-spitzem Humor und phantastischer Übersicht von „Büffel“, dem Chef hinter der Bühne, geprägt (ja, so stellte er sich vor). Ts Verkabelung ist absurd kompliziert, ich erspare euch Details, erwähne nur kurz, dass über Midi alle time Codes synchronisiert werden. Also: wir reden von mehreren Trilliarden Kabeln, die alle munter durcheinander verlaufen, von synthie zu laptop zu kemper zu basspedal zu Gesangseffektgerät und zurück zu Synthie… . Die haben wir natürlich minutiös beschriftet und vorbereitet – aber in 10 Minuten auf der Bühne bereit zu sein, das ist schon eine Herausforderung.
Dank Büffels Hilfe brauchten wir 7. Hinter der Bühne waren alle Instrumente und Kabel bereits gecheckt, auf rollenden Podesten aufgebaut und ausparkfertig platziert worden. Die größte Problematik bestand eigentlich nur darin, dass ich Dominiks Reisekoffer, der 2 Minuten vor Takeoff aus mir unerfindlichen Gründen offen vor den Keys auf dem Riser lag, noch schnell aus dem Weg räumen musste. Hätte andererseits dem Bühnenbild vielleicht aber auch ein bisschen Beckett gegeben!
Auf der Bühne war ich selbst mit zitternden Händen und hochkompliziertem Setup in 2 Minuten bereit. Soundcheck ist eh für Feiglinge… Also los ging s. Und wie gesagt: Ich glaube, es hat sogar ganz gut funktioniert.
Für uns, t und Band, war das jedenfalls eine grandiose Sache. NOTP als MUSIKER? Jederzeit.
Epilog: Was für die tolle Organisation und das großartige Miteinander in Winfried Völkleins Wohnzimmer, also oben auf dem Felsen, gilt, ist in Hotelzimmern oft ein bisschen anders. Als Musiker ist das aber nicht unwichtig, vor allem als Sänger: Ich hatte auf der Loreley mehr als 3 Oktaven zu besingen, und da sind guter Schlaf und präzise Vorbereitung zentral. Das wird ein bisschen schwierig, wenn man nachts ankommt und die Zimmer beziehen will, aber nicht finden kann… Wir hatten, genauer gesagt, 102, 201, 202 und 48. Auf die Nachfrage von Tour Managerin Tini, die mittags schon die Schlüssel abgeholt hatte, wurde uns gesagt, dass alle Zimmer im Haupthaus des Hotels seien, nicht etwa in den nahen Gästehäusern. Da standen wir dann, um 1 Uhr nachts, völlig erledigt, und suchten… 48 gab es scheinbar nicht, das Erdgeschoss ging von 1 bis 21. Im ersten Stock fanden wir 102 bis 122, der zweite Stock begann mit 201, 202, 203… Also liefen wir doch rüber zu den anderen Häusern, kamen dort aber nicht rein und irrten durch die Straßen, hoffend, dass in der Herberge doch noch Platz sein würde. Inzwischen kamen schon Pläne auf, die mit Rückbänken zu tun hatten – da fanden wir doch noch die 48. Natürlich dort, wo sie hingehört: Zwischen 212 und 214. Wir Trottel.
Danke, lieber Thomas, für diesen Bericht! Nähere Infos zu t und seinen Veröffentlichungen findet ihr HIER: www.t-homeland.de / Ach ja: NIGHT OF THE PROG 2020 steigt vom 17. bis 19. Juli 2020. Infos und Tickets gibt’s HIER: www.nightoftheprogfestival.com
Nach 20 Jahren Anlauf kam Thomas Thielen, im Prog einfach nur „t“ genannt, in Oberhausens renommiertem Zentrum Altenberg zum ersten Mal mit seinem eigenen Material auf die Bühne – jedenfalls mit echter Band und komplettem Sound. Wo vorher Skepsis herrschte, nicht zuletzt beim Künstler selbst, wie man die filigran-vielschichtige Musik seiner Alben überhaupt live darstellen solle, herrschte danach eher die Frage vor: „Wieso hat das so lange gedauert?“
Die Show begann mit dem Intro von „The Aftermath of Silence“, dem ersten Track von „Psychoanorexia“. Dominik Hüttermann (keys) interpretierte diese Soundcollage neu, inklusive eines neuartigen Keyboardinstruments namens „Seaboard“, das Tasten aus einer Art Gummi hat, die man mit dem Finger nicht nur drücken, sondern auch gestalten kann: Vibrato, Slides, Lautstärkenvariationen, all das holte Hüttermann aus seinen Fingern heraus. Als die gesamte Band hinzukam und mit einem fetten Akkord ins Programm abflog, sah man im Publikum reihenweise Kinnladen runterfallen: Kristallklar, aber noch druckvoller als auf Thielens Studioalben strömten da perfekt aufeinander abgestimmte Kaskaden von der Bühne.
Der Mastermind selbst kam erst zur zweiten Wiederholung und begann das Gitarrensolo – grinsend, überwältigt, ein bisschen schüchtern. „Aftermath“ hat insgesamt 18 Minuten Spieldauer, und während der gesamten Zeit hatte die Band ihr Publikum auf den Zehenspitzen: In ruhigen Passagen, in denen t im Stile Steve Hogarths in höchsten Höhen flehte und schluchzte, war kein Geschnatter zu hören, kein Bier wurde geholt, aller Smalltalk konnte warten. Man hörte zu, man tauchte ein, und was Thielen als „Film, Reise, Outer Space“ angekündigt hatte, entfaltete eine brachiale Sogwirkung, wie es schien.
Unter enthusiastischem Applaus des gut gefüllten Altenberg ging es sofort über in „Shades of Silver“, einem etwas kürzeren und leichteren Song, der von der Dynamik lebt. Es fiel auch hier auf, dass der Bandkontext den Stücken nichts nimmt, sondern Dimensionen hinzufügt. Jan Steigers Wucht an der Gitarre ließ das rockige Finale noch rockiger werden, und Thomas Nußbaums Drums unterstreichen das noch: Die Band war eine Band, nicht ein Sammelsurium aus Begleitmusikern.
„The Irrelevant Lovesong“, wohl der bekannteste Track von t, pulsierte und bebte. Spätestens hier war wohl auch der letzte Besucher im Saal gepackt: Thielen hatte nachher alle Hände voll zu tun, um CDs zu signieren, Selfiewünsche zu erfüllen, Journalisten Rede und Antwort zu stehen. Zur Verstärkung hatte er sich klugerweise sein Cover-Modell Johanna mitgebracht: Natürlich waren auch Selfies mit Thielens neuer CD „Solipsystemology“, die am Abend vorgestellt wurde, und dem darauf abgebildeten Modell begehrt.
Vor der Musikshow, die wohl mit „Forget me now“ ihren wuchtigen Höhepunkt hatte, hatte Thielen eine Performance Art-Gruppe eingeladen. Die Idee, statt Monitoren und Beamern auf der Bühne mit Live-Theater die Musik zu unterstreichen, wurde hier phänomenal umgesetzt – allerdings wäre es noch eindrucksvoller, wenn die Performance ins Konzert eingebunden gewesen wäre, statt ihm vorauszugehen. Thielen erklärte das nachher damit, dass die Bühne einfach zu klein dafür gewesen sei – nachvollziehbar.
Die Szene hatte hohe Erwartungen gehabt an ihren Mastermind, von dem sie nie weniger als Perfektionismus gewohnt war: Und so ist es fast eine Überraschung, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern eher übertroffen wurden. Thielen sorgte mit Gin-Tasting, Aftershow mit Meet and Greet und der erwähnten Performance Art nicht nur für einen sehr speziellen Rahmen, sondern hat es auch noch geschafft, musikalisch keine Fragen offen zu lassen: In einem sphärischen Programm entführte er sein Publikum über die gesamte Dauer der Show, gab sich gut gelaunt als Entertainer, und er selbst überzeugte als vielseitiger Sänger und feelsaitiger Gitarrist.
Nach 19 Jahren kommt das „Mastermind des deutschen AOR“ (Musikexpress), Thomas Thielen, doch noch auf die Bühne (HIER unsere Newsmeldung). T, wie der sympathisch-grummelige Soundarchitekt in der Szene bekannt ist, hatte in dieser Zeit acht eigene Alben produziert, die er im Alleingang eingespielt und produziert hatte, und sich zudem als Produzent und Berater anderer Acts einen Namen gemacht, so dass er z. B. vom Eclipsed-Magazin unter die 10 wichtigsten Personen des gegenwärtigen ArtRock gezählt wird. Uns stand dieser „unbekannteste Topstar“ (Empire) der Musikszene für ein Interview zur Verfügung.
MHQ: Das holländische Musikmagazin io-Pages nannte es eine Sensation erster Güte, als du die Tour angekündigt hast. Die Loreley wollte dich für das Festival unbedingt haben, und du warst der zweite Künstler überhaupt, um den man sich bemüht hat, was eine hohe Wertschätzung ausdrückt. Warst du überrascht davon?
T: Äh, ja. Völlig. Als das Eclipsed mich zum Frontman der Allstars erklärt hat und ich mit einigen Idolen meiner Kindheit auf die Bühne durfte, fand ich das schon sehr, naja, gewagt, aber ich dachte: Sag mal nix und nimm es einfach mit… jetzt ist mir das allerdings schon ein bisschen unheimlich. Ich hatte Anfragen aus ganz Europa für eine Tour! Aber ich dachte, ich lerne erst mal gehen, bevor ich mich auf das Fliegen einlasse. Ich hatte zwar Jahre mit 50 Auftritten drin, aber das war halt in anderer Zeit, unter ganz anderen Umständen… so anders, dass die Aufnahmen davon nur als MC vorliegen. Außerdem wäre meine Familie ein bisschen arg ins kalte Wasser geworfen worden, und ich als Keller-Nerd hab mir ein echtes Tour-Leben auch nicht so richtig zugetraut… Also, ja, ich war überrascht, und ich hab auch ein bisschen Bammel, dass rauskommen könnte, dass ich eigentlich echt nicht so gut bin…
MHQ: Na, komm, du musst doch mitbekommen haben, dass Kritik und Verkaufszahlen durchgängig mindestens gut waren. Amazona nennt dich „Prog-Ikone“. Und du produzierst gerade das achte Album im Alleingang… Das hier ist doch Pose!
T: Ich weiß schon einigermaßen, was ich kann, aber eben auch, was nicht. Ich registriere natürlich die Presse, aber ich habe mir abgewöhnt, das wirklich an mich ranzulassen. Was soll ich denn damit anfangen, wenn mir mein Label sagt, ich sei der bestverkaufende deutsche Act? Im Prog verdienst du da eher in der Währung „Döner“ als in der Währung „Sportwagen“… Was ich da mitnehme, ist eher: Cool, das nächste Album ist gesichert! Ich bin da immer noch ziemlich in der Perspektive meines 14jährigen Ichs verhaftet, für das „Plattenvertrag“ ein magisches, unerreichbares Wort war und das staunend und enthusiastisch neben mir steht. Wirklich, ich bin jeden Tag überwältigt davon, dass das mir tatsächlich passiert. Ist ein schönes Gefühl, wenn du weißt, dass du dein Ü40-Ich mit 14 wohl ganz cool gefunden hättest. Und da ging es immer um Platten! Livegigs hatten wir zu Genüge, ich war eigentlich dauernd auf irgendeiner Bühne… Deswegen ist der große Moment auch nicht die Nennung der Verkaufszahlen, sondern ganz eindeutig das Unboxing der fertigen CD. Das ist jedes Mal ein Moment mit Pipi inne Augen.
Und das Einspielen, naja, das bietet so viele Versuche, wie ich will. Live ist da nur einer… Und da hat irgendein Depp, der sich t nennt, furchtbar schwierige Musik geschrieben, und jetzt hab ich den Salat. Beim nächsten Mal mach ich beim dritten Akkord Schluss!
MHQ: Was dürfen wir denn live erwarten?
T: Also, auf jeden Fall darfst du einen etwas zittrigen Frontman erwarten. (Lacht.) Nein, auf der Bühne geht es mir immer gut, nur davor und danach bin ich notorisch unzufrieden. Aber der VVK läuft erschreckend gut, und ich hoffe halt und reiße mir Beine dafür aus, dem auch gerecht zu werden. Ich selbst bin, wie gesagt, nie zufrieden, aber es wäre cool, wenn die Leute es sein könnten…
Musikalisch bürsten wir ein bisschen gegen den Strich. Die Show ist nicht als Party geplant, eher als Reise, als Auszeit. Ich will nicht spoilern, aber vielleicht so viel: Die Songs, die ich ausgewählt habe, weisen die Show mehr in die Richtung eines Cure-Konzerts, eines Björk-Gigs, von Sigur Ros‘ Live-Ideen: Es wird eher melancholisch, hoffentlich eine Art Film, in den der Hörer eintaucht. Deswegen haben wir teilweise auch auf Bestuhlung gedrängt, so weit das ging. Ich hoffe, die Leute haben Lust auf sowas.
MHQ: Klingt nach einer sehr speziellen Show…
T: Ja, und da muss jeder Ton sitzen. Ich musste also 4 Musiker minutiös einschwören, dass t nicht mit Virtuositätsgehabe funktioniert. Die Musik braucht die absolute Vorherrschaft vor den Egos der Musiker, damit das funktioniert. Ich hab es so erklärt: Zwischen uns ergibt sich ein Netz aus Klängen. Dieses Netz muss immer schweben können, und es muss im Ganzen schillern. Wenn einer zu viel Gewicht reinlegt, dann fällt das Netz runter. Wer die Farbe ändert, lenkt vom Schimmern ab und macht diese Magie kaputt: Das Oszillieren macht die Faszination aus, nicht das Blau darin oder das Grün, sondern deren perfekte Balance.
Das ist für grandiose Musiker wie mein Team viel schwieriger als für einen mittelmäßigen Instrumentalisten wie mich. Thomas Nußbaum, unser Drummer, sagte, es sei wie „unter Wasser“ für ihn. Das trifft es vielleicht, was ich als Schweben beschrieben habe.
Übrigens bin ich dabei, drum herum das Event noch cooler zu gestalten. In Trier z.B. wird Billgin ein tasting anbieten, es wird eine Performance Art-Gruppe die Wartezeit zum Happening umdeuten, in Bremen und Hannover wird der Veranstalter MOLLYWOOD Aftershowparties machen, für die ich exklusiv ein paar Songs produziere… und an einigen anderen Sachen bin ich dran. Es wird sich also wohl lohnen, mal reinzuschauen.
MHQ: Gibt es News für ein t-Album?
T: Ja. Es wird einige Neuerungen geben im t-Universum. Aber wie die anderen behaupten, ist der Sound geblieben. „Solipsystemology“ wird das Album heißen, und es wird zur Tour, wohl am 22.3. in Oberhausen, kommen. Ich habe meinen kinematographischen Ansatz noch mal neu gedacht und in Teilen in einer akustischen Landschaft gemixt, die eine neue Welt bietet, in der andere physikalische Gesetze gelten. Das war ein riesiger Haufen Arbeit, bei der mir einige Freunde mit Ideen zur Seite standen – zur Umsetzung nicht zuletzt der Leiter eines Max-Planck-Instituts mit Hilfe bei der Berechnung der Gesetze dieser neuen Akustik! Eno hat mal gesagt: Ein Tonstudio ist ein Musikinstrument. Ja, das ist bei diesem Album definitiv der Fall.
Herauskommen wird hoffentlich, dass neben hoffentlich guter Musik eine weitere Ebene hinzutritt für den, der Lust auf sowas hat. Die Geschichte, die die Texte erzählen, wird durch die „Bewegungen“ der Klangdimensionen unterstützt, und die Geräusche erzählen, wie Motive in einem Buch, eine Art Subtext. Die Idee hab ich von David Lynch geklaut… Aber das ist nur ein Gimmick für Nerds wie mich, die Musik funktioniert ohne das genau so gut. Oder schlecht. (lacht)
MHQ: Wann machst du das alles? Du hast ja auch beruflich viel zu tun…
T: Das ist der Vorteil, wenn man völlig alleine arbeitet: Immer und nie. Zwischendurch. Abends. Immer, wenn man mich in meinen natürlichen Lebensraum, das Studio, lässt. Aber ja, es ist immer was. Wenn jemand den 27h-Tag erfinden könnte, hätte ich vielleicht eine Chance, meine Augenringe zu bekämpfen… Aber wahrscheinlich würde ich einfach früher fertig werden und was Neues beginnen…
MHQ: Klingt nach Workaholic…
T: Nur wenn man denkt, das sei „Work“… Guck mal, in Aschaffenburg hat Mike Holmes, zu dessen Musik ich als Pimpf mir Gitarre spielen beigebracht habe, meine Gitarre für mich gestimmt und dann gespielt, während ich gesungen habe. Das ist nicht Arbeit, das ist Kindheitstraum.
MHQ: Herzlichen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf die Shows, die übrigens von Musicheadquarter mit präsentiert werden. Wer weitere Infos zu T sucht, findet diese hier: