blink-182 besingen ihre Heimat: „California“
blink-182 aus San Diego benennen ein Album nach ihrem Bundesstatt „California“. Könnte eine fröhliche, sonnige Angelegenheit werden. Und tatsächlich: Der Opener kommt mit einem luftig gehaltenen Intro und einem echten Hau-Drauf-Knüppel-Song daher. Allerdings trägt dieser den Titel „Cynical“ und so wird schon vor dem zweiten Track „Bored To Death“ klar, wo die Reise hin geht. Hymnen an die Leichtigkeit des Lebens sind das nicht gerade.
Seit ihren bescheidenen Anfängen vor 24 Jahren, als sie in einer Garage in San Diego zum ersten Mal spielten, verkauften blink-182 bis heute über 50 Millionen Platten weltweit und wurden so zu einer der einflussreichsten Rockbands ihrer Generation. Sie verbinden energiegeladene Dynamik mit künstlerischen Ambitionen, die über jedes Genre hinausgehen.
Jetzt, wo sich Matt Skiba (von Alkaline Trio) blink-182 als Sänger und Gitarrist angeschlossen hat, beginnt ein neues Kapitel in der Bandgeschichte. Skiba trat zum ersten Mal im März 2015 beim MusInk Tattoo and Music Festival zusammen mit blink-182 auf. Obwohl die Band in den Monaten vor der ersten Session schon über 30 Songs geschrieben hatte, verwarfen sie das alte Material sofort wieder, nachdem sie die Arbeit mit Produzent John Feldmann aufnahmen. „Wir arbeiteten mit voller Begeisterung und so hart, wir konnten nicht mit dem Schreiben aufhören“, sagt Mark Hoppus. „Und plötzlich stellten wir fest, dass wir schon über 20 neue Songs geschrieben hatten, und sie waren alle richtig gut.“
Das Album ist in der neuen Besetzung erstaunlich frisch und versetzt uns umgehend gut 15 Jahre in die Vergangenheit. Die Tracks sind gewohnt kurz und prägnant. Pop Punk, wie er blink-182 bekannt gemacht hat. Gitarrenlastig und mit wenigen Ausflügen in ungewöhnliche Gefilde. „Los Angeles“ kommt recht filigran und vertrackt daher – mit angedeutetem Spacesound zu Beginn. „Sober“ bietet reinen Punk, während „Built This Pool“ als witzige Hommage an die kalifornische Mentalität durchgehen kann.
„Home Is Such A Lonely Place“ kommt als schöne Punkballade – und endlich hört man auch Matt Skiba, der ansonsten neben Mark Hoppus eher im Hintergrund bleibt. Ein polyphoner Zweiklang der beiden wie in „King Of The Weekend“ wirkt gut. Ganz zum Schluss dann der Titelsong „California“ mit hymnischem Sound. Und „Brohemian Rhapsody“ als Hommage an Queen klingt geil, ist aber in 30 Sekunden Länge einfach unfertig. Aus diesem Gimmick hätte man mehr machen können.
Was bleibt zu sagen? blink-182 haben fünf Jahre gebraucht, um sich neu aufzustellen. Der Weggang von Tom DeLonge mag schmerzlich sein, doch sein Fehlen fällt nicht unangenehm auf. Der Neustart nach 24 Jahren ist durchaus gelungen und beschert uns mal wieder ein solides Album der Punkrocker. Gut, dass die Pause diesmal nicht so lange gedauert hat.