Max Prosa schickt „Grüße aus der Flut“
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ – ehrlicher kann man ein Album in der Zeit von Corona nicht beginnen. „Grüße aus der Flut“ ist bereits das sechste Album des Songwriters Max Podeschwig aus Berlin, der viel lyrischer klingt als sein Künstlername Prosa aussagt. Er kann kann packende, ergreifende und vor allem melancholische Geschichten erzählen. Und das mit einer Stimme, die sowohl rau als auch herzlich klingt.
Der Opener und Titeltrack ist eine reflektive Standortbestimmung in schwierigen Zeiten. „Donnerschlag“ zeichnet ein apokalyptisches Szenario und wettert gegen Fakenews und Verharmlosungsversuche. „Lilly sagt“ gefällt mir sehr gut als Erzählung von einer ungewöhnlichen, eigenwilligen Frau – vor allem mit dem Schlußsatz, dass sie dieses Lied wohl nicht mögen wird. Dann geht’s in die Ferne, zu den Bergen von Dafur und einer vermeintlichen Idylle in einer kaputten Welt („Buntes Papier“, inspiriert vom Buch „Psychopolitik“). Nach Fernweh und bildhaften Anekdoten kehrt Max zurück zur Liebe mit ihren Rätseln und dem komplizierten Wesen des Menschen.
Max Prosa ist niemals oberflächlich. Seine Songs gehen in die Tiefe – wie die Ballade „Von Engel zu Engel“, die sich ein Crowdfunder zum Tod seiner Mutter gewünscht hat. Und mit „Am Ende dieser Nacht“ gibt es schließlich einen tröstlichen Absschluss, trotz aller Widrigkeiten. Das sechste Album ist sehr leise gehalten – mit viel Piano, Akustikgitarren und filigraner Percussion. Damit wirkt es homogen, aber auch etwas monoton, da Prosas oft lakonische Vocals keine großen Ausreißer in die Extreme machen. Geeignet für ruhige Stunden mit einem Glas Wein. Der Corona-Herbst kann kommen.