Musik für Kinder kann, darf und sollte ebenso vielseitig und anspruchsvoll sein wie Musik für Erwachsene. Diese Erkenntnis hat sich im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren allmählich durchgesetzt, und so gibt es inzwischen für musikbegeisterte Kids einige Alternativen zu Zuckowski, Jöcker und Co. Eine davon ist das österreichische Projekt Matthäus Bär, das mit „Stromgitarre, Schlagzeug, Bass“ inzwischen bereits das zweite Album veröffentlicht hat.
Gleich zu Beginn des Openers „Rockbär“ gibt es die klare Ansage: „Das hier ist kein Kindergarten, das ist eine Rockband“, und die im Albumtitel genannten Instrumente kommen ordentlich zum Einsatz. Es werden aber auch mal Hip-Hop-Elemente verwendet wie in „Größenwahn“, oder es werden Punk und Grunge zitiert. Die Texte orientieren sich größtenteils an der Kinder- und Familienwelt, beschreiben im „Stadtlied“ etwa die Stadt aus Kinderperspektive oder thematisieren in „999 (Nein)“ nervige Elternforderungen. Auch das „Leselied“ kann mit seiner Hommage an zahlreiche Kinderbuchhelden überzeugen, und das „Arbeitslied“ beschreibt einfühlsam das Dilemma vieler arbeitender Eltern.
Dazwischen finden sich allerdings einige Titel, die zwar musikalisch nett gestaltet sind, aber sich inhaltlich bestenfalls als äußerst fantasievoll beschreiben lassen. „Mondlied“, „Hexenlied“ und „Liebslied“ erschließen sich mir jedenfalls auch nach mehrfachem Hören nicht.
Insgesamt kann „Stromgitarre, Schlagzeug, Bass“ trotz guter Ansätze nicht ganz mit vergleichbaren modernen Familienalben mithalten – auch nicht beim Praxistest mit meinen eigenen Kids. Wer das musikalische Spektrum der Familienunterhaltung über die üblichen Klassiker hinaus erweitern will, bekommt hier aber auf jeden Fall mal was Neues geboten.
