Amon Amarth, 14.12.2019, Oberhausen
Seht hier unsre Fotos von Amon Amarth, 14.12.2019, OberhausenMore
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Der Sonntag startete um 16 Uhr mit einer Pressekonferenz. Auf dem Podium hatten sich nur der regionale Polizeichef und André Lieberberg eingefunden. Ein gutes Zeichen – zeigte es doch, dass das Festival absolut friedlich abgelaufen war und kaum Vorfälle vermeldet werden mussten. 12 leichte Körperverletzungen, 13 glimpflich abgelaufene Verkehrsunfälle, wenige Diebstähle. Für eine Menge, die fast einer Großstadt entspricht, ein mehr als gemäßigtes Wochenende. Die hohen Windstärken hätten vor allem am Freitag ein Problem dargestellt, die Sicherheit der Zuschauer sei aber nie gefährdet gewesen.
Die größere Meldung war dann auch André Lieberbergs Hinweis auf “35 Jahre Rock am Ring” vom 5. bis 7. Juni 2020 mit Präsentation des ganz Ring-nostalgisch angelegten Plakats. Der Vorverkauf zum Frühbucherpreis startet schon am Dienstag, 11.6.2019 um 12 Uhr. Die Vorfreude kann also beginnen!
Weiter zum dritten Festivaltag: ADAM ANGST begrüßten das Publikum um 16.40 Uhr auf der “Alterna Stage” mit „Guten Morgen“ und erfreuten sich am beliebten Hände hoch Hände runter Spielchen. „Normalerweise machen wir sowas nicht, aber das macht Spaß“, sagte der umtriebige Frontmann. Außerdem war Gesellschaftskritik Trumpf. Die Stimme von Alexa startete im Dialog mit dem Publikum „Alle sprechen Deutsch“. Und auch “D.I.N.N.” mit dem Mantra „Ich werde dich immer Nazi nennen“ wurde geboten. Es war eine geniale und gut besuchte Show der Punkrockband um Felix Schönfuss. Hier hatte man sicher einige neue Freunde gewinnen können.
AMON AMARTH hatten inzwischen die Hauptbühne mit einem exorbitantem Wikingerhelm ausgestattet. Sie lieferten eine gigantische Feuershow und heroische Vocals. Die Band aus einem Vorort von Stockholm bot einiges auf, um das Publikum zu unterhalten: Flammenwerfer, ständige Wechsel des Hintergrundbilds. Das fiel bei den Fans in Feierstimmung auf fruchtbaren Boden und das Konzert wurde zum Triumphzug. Es gab Kostümierte mit Schwert und Schild, die Kämpfe auf der Bühne inszenierten. „Wir erheben die Hörner auf euch“, skandierte man für die Trinkwütigen und es gab ein mehrstimmiges und von Herzen kommendes “Skål”. Zum Ende wurde gar Thors Hammer geschwungen – unterhaltsam und stimmig war das Ganze.
Alec und Sascha von THE BOSSHOSS mussten sich anstrengen, die Stimmung zu halten, schafften das aber mit einer sehr rockigen Show. Die beiden sind ja mit Wacken und früheren Ring-Auftritten schon mehrfach Metal-erprobt. Die Cowboys lebten ihre Show voller Coolness und die Instrumentalisten an Mundharmonika, Mandoline, Banjo sowie allerlei speziellen Country-Folk-Geräten taten das übrige dazu, um eine großartige Show abzuliefern. Der Sound der Band steckte an und die Livequalitäten voller Herzblut konnten sie bestens unter Beweis stellen.
Zugleich lieferte KONTRA K auf der “Crater Stage” HipHop Klänge aus Berlin. Dafür brauchte er eine Showtreppe und viele LCD Wände. Mit enormer Power bewies er, dass er den großen amerikanischen Vorbildern in Nichts nachstehen muss. Von der Straße ganz nach oben – das ist seine Devise. Bekannte Samples wie „Love is a battlefield“ halfen dabei. Und natürlich das Publikum. Bei “Fame” ließ er die Menge RAF Camoras Part singen. Natürlich gab er „Soldaten“ zum Besten und als Zugaben „Erfolg ist kein Glück“ und „Wölfe“.
Zurück zur Hauptbühne. Auf dem Weg zu Tenacious D lieferten KADAVAR eine Rockshow der alten Schule. Schlagzeug, zwei Gitarren, fertig. Damit waren sie quasi der perfekte Übergang, um sich auf Jack Black und Co. einzustellen.
Viele Schauspieler versuchen sich auch als Rockstars, aber Jack Black und Kyle Gass sind mit TENACIOUS D ganz vorne. Das komödiantische Rockduo glänzte mit Feierlaune und viel Groove. Jack, diese wundervolle, fast 50jährige Gesangskanone konnte mit hoher Rockstimme und entsprechendem Pathos überzeugen. Und auch die schauspielerischen Fähigkeiten der beiden kamen nicht zu kurz: Da wurde schon mal der Partner und Gitarrist Kyle Gass entnervt gefeuert, der daraufhin “You can’t fire me. I quit” brüllte, nur damit Jack ein melancholisches „I miss you“ anstimmen konnte um ihn zurück zu holen. Kyle revanchierte sich mit einer rockigen Solo-Blockflöten-Einlage. So hätte es ewig weitergehen können, doch mit dem Scorpions-Snippet “Rock you like a hurricane” und einem letzten Song für die Ladies (“Fuck her gently”) war Schluss.
Jetzt hätte man sich noch ALLIGATOAH anschauen können, deer quasi sein komplettes Wohnzimmer auf der Bühne aufgebaut hatte, doch es war wichtiger, sich einen guten Platz für den letzten Topact zu sichern.
SLIPKNOT brauchten die längste Umbaupause des Festivals. Ein postapokalyptischer Bühnenaufbau und entsprechende Maskierung sind ihr Markenzeichen. Mit “People = Shit” und “(sic)” ging es umgehend zur Sache. Das Volk vor der Bühne rastete umgehend aus und zu einem Pyro-Stakkato lieferten die Heroen aus Iowa ihre fantastische Show ab. Bei so viel brachialer Gewalt und Power gönnten sich die Protagonisten immer mal wieder kurze Pausen, während denen es unheimlich still im weiten Rund des Nürburgrings wurde. Pünktlich um Mitternacht stand aber wieder die komplette Bühne in Flammen. Kurz vor Schluss gab es die Klassiker “Spit it out” und “Surfacing”. Die Erschöpfung der Zuschauer war greifbar. Zum Relaxen gab es ein Feuerwerk über der Bühne und viele Ringrocker machten sich schon auf den Weg zu ihren Zelten.
Einige aber hatten noch nicht genug und über der “Crater Stage” setzten MARTERIA und CASPER im Doppelpack mit eigenem Feuerwerk den Abend fort. Bei Tausenden Fans war noch genügend „Adrenalin“ vorhanden. Beide nutzen die gemeinsame Show neben den Titeln des Albums “1982” auch für Einzelsongs der großen Karrieren und gegenseitige Respektsbekundungen. Damit keiner verloren auf der Bühne und für das komplette Publikum gut sichtbar war, gab es eine schräge Ebene und man konnte die Protagonisten von überall hervorragend sehen. Eine Show auf LCD-Wänden illuminierte das Geschehen. So vergingen die letzten 90 Showminuten des Festivals ebenfalls sehr schnell.
Was bleibt als Fazit? Überraschungen wie Fever 333. Überzeugungstäter wie Adam Angst, Halestorm und Beyond The Black. Hammershows Marke Tool, Amon Amarth, Bring me the Horizon und Slipknot. Rap-Überraschungen aus der Spaßrubrik und mit ernstem Hintergrund. Die Rückkehr der Ärzte, der Abschied von Slayer. Es waren nostalgische Momente und zukunftsweisende. Vielleicht wäre zum Jubiläum mal wieder ein hymnischer Pop-Rock-Act angesagt. Warum nicht Queen mit Adam Lambert. Mag aber auch sein, dass sich Metallica wieder mal die Ehre geben. Warum auch nicht? Es wird auf jeden Fall ein Fest – im Juni 2020.
Hier findet ihr unsere Fotos vom Sonntag bei Rock am Ring 2019.
1992 haben sich Amon Amarth in Stockholm gegründet und entwickelten sich rasend schnell zum Aushängeschild der Melodic-Death-Metal-Szene. Zehn formidable Studioalben hat das Quintett um Johann Hegg, der im cleanen Gesang und in Growls brilliert, inzwischen veröffentlicht. Grund genug also, das Jubiläum gebührend zu feiern.
DVD 1 enthält eine fette Dokumentation, die die Geschichte der Band aus deren eigener Perspektive erzählt. Das Material besteht aus viel Livematerial, Interviews und Einblicken hinter die Kulissen. In 100 Minuten Länge nimmt man sich genügend Zeit, die Erfolgsgeschichte authentisch und mit veritablen Bildern zu erzählen. Zum Glück bleibt es aber nicht dabei, denn wir wissen ja aus Erfahrung, dass man sich eine solche Doku im Normalfall nur einmal anschaut und dann ins Regal stellt.
DVD 2 und die CD enthalten zu meiner Freude einen Mitschnitt des Summer Breeze Festivals 2017, wo Amon Amarth auf der Mainstage spielten. Freunde des Festivals wissen, dass die Band damals einen Doppel-Auftritt hatten und auch die T-Stage stürmten. Leider ist dieser Mitschnitt nur in der großen Box (exklusiv beim EMP) erhältlich. Aber sei’s drum – die furiose Show auf der Mainstage ist definitiv ihr Geld wert und zeigt die Wikinger von ihrer besten Seite. Fast 90 Minuten Konzertlänge mit einer spielfreudigen Band, ausrastenden Fans und einem Shouter, der definitiv das letzte aus sich raus holt.
Der Digipack ist schön aufgemacht und enthält im Innenteil einen fototechnischen Einblick in die geile Feuershow des Festivals. Das Booklet widmet sich unterschiedlichen Bandphasen und hat einige witzige Fotos zu bieten. Alles in allem ein cooler Release, der das bedeutende Jubiläum der Publikumslieblinge gebührend feiert.
OBEY THE D! Tenacious D beehren Rock am Ring und Rock im Park. Black Rebel Motorcycle Club, Behemoth, Underoath, Starset, While She Sleeps und The Fever 333 sind ebenfalls neu am Start! Die erste von vier Bandwellen im November/Dezember rollt an.
Es ist Zeit zu gehorchen! Die Rock-Überväter Jack Black und Kyle Gass alias Tenacious D geben sich die Ehre und spielen für euch nächstes Jahr exklusiv bei Rock am Ring & Rock im Park. Bestätigt sind jetzt auch Rock-Acts unterschiedlichster Couleur wie Black Rebel Motorcycle Club, Behemoth, Underoath, Starset, While She Sleeps sowie The Fever 333. Insgesamt stehen bereits über 35 Bands und Künstler für die Zwillingsfestivals am Nürburgring und in Nürnberg vom 7. – 9. Juni fest.
Das soll es aber für dieses Jahr noch nicht gewesen sein. Unter dem Motto „Make Monday Great Again“ werden wir euch am 19. und 26. November sowie am 3. Dezember drei weitere Male mit Neuankündigungen versorgen.
Im Dezember tritt dann auch die dritte und letzte Preisstufe in Kraft. Die finalen Informationen zur Deadline für den Preisstufenwechsel werden wir am 26. November bekannt geben.
Alle Infos und Tickets: www.rock-am-ring.com
#RAR2019
Against The Current
Alice In Chains
Alligatoah
Amon Amarth
Arch Enemy
Architects
Bastille
Behemoth
Blackout Problems
Black Rebel Motorcycle Club
Bonez MC & RAF Camora
Die Antwoord
Die Ärzte
Dropkick Murphys
Feine Sahne Fischfilet
Foals
Godsmack
Halestorm
Hot Water Music
Kontra K
Marteria & Casper
nothing, nowhere.
Power Trip
Sabaton
SDP
Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators
Slipknot
Starset
Tenacious D
The 1975
The BossHoss
The Fever 333
Tool
Underoath
Welshly Arms
While She Sleeps
u.v.m.
Es war mal wieder soweit, der Schlachtruf „Wackääään“ schallte durch ein knapp 1.700 Seelendorf in Norddeutschland. Auf dem Lande, wo Kuh und Schwein sich „Gute Nacht“ sagen, fand das 25-jährige Jubiläum des längst Kult gewordenen Metal-Festivals Wacken Open Air statt. Ein guter Grund zu feiern und ein Grund mit den größten Bands einen Knallergeburtstag hinzulegen möchte man meinen. Die Karten waren im vergangenen Jahr bereits innerhalb von weniger als 48 Stunden ausverkauft, ohne dass überhaupt eine Handvoll Bands feststanden. Der Ruf eilte dem Festival wie immer voraus und somit war der Vorverkauf ein Selbstläufer.
Man hoffte bis zum Ende das Line Up würde noch DEN Überraschungsgast raushauen, der einen aus den Latschen kippen lässt… aber es blieb bei Hoffen. Das Line Up konnte sich sehen lassen aber – und ja, hier gehen die Meinungen auseinander aber ich finde – für ein Jubiläum war es eher schwach aufgestellt.
Allerdings konnte man hinsichtlich der Organisation nicht meckern. Bei Anreise, Campingplatzordnung, Toilettensituation und Duschsituation gab es nichts zu beanstanden. Und von wegen an einem Festival wird nicht geduscht! Bei der Hitze war die Schlange vor den Männerduschen sogar fast doppelt so weit wie bei den Frauenduschen.
Wer wollte konnte Mittwoch schon Liveauftritte ansehen, wir hingegen entschieden uns dafür das Wackendorf unsicher zu machen. Unser alljährliches Frühstückszelt auf der Einfahrt eines Einwohners wollten wir schon einmal besuchen, doch zu unserer bösen Überraschung gab es das dieses Jahr überhaupt nicht mehr. Letztes Jahr hatte sich zumindest noch ein Motorradclub eingemietet – doch dieses Jahr… nichts. Viele der Stände sahen mittlerweile neu und professionell besetzt aus. Schade, der Flair ging ein wenig flöten. Auch der Unfall, der sich außerhalb Wackens ereignete, als ein Taxi einen 19-jährigen totfuhr hob die Stimmung nicht unbedingt. Also Kräfte sparen und ab ins Zelt.
Der Donnerstag startete mit sommerlicher Hitze hinsichtlich des Wetter als auch Line Ups. Auch am Einlass ging es hitzig zu. Dass Nieten mittlerweile an dem Metal Festival verboten sind, ist ja kein Geheimnis mehr und brav wurden nur noch Flachnieten getragen… wenn überhaupt. Doch nun gab es noch Probleme mit Portemonnaie-Ketten, die letztes Jahr nach unserer Erfahrung noch getragen werden durften, dieses Jahr aber als gefährlich eingestuft wurden (uns wurde sogar der Absatz in der „Hausordnung“ gezeigt, in dem eine genaue geduldete Länge definiert wurde). Die Optik leidet immer mehr und das betrübt, denn auch Metaller sind eitel! Doch die Geschichte geht weiter, denn 2 Meter hinter der Einlasskontrolle gab es Ketten jeglicher Länge und Stärke zu kaufen. Angeblich wurden diese nicht ausgehändigt, sondern man sollte nur einen Coupon erhalten, den man außerhalb des Geländes gegen die Ware eintauschen konnte. Immer wieder was neues, habe ich persönlich aber in fast 20 Jahren Festivalerfahrung noch nicht erlebt.
Bülent Ceylan begrüßte mit seiner Comedy-Show die späteren Ankömmlinge. Man kann seinen Humor mögen oder auch nicht, es ist stark Geschmackssache, aber über die Qualität der Show ließ sich nicht streiten. Doch dann kam das Erfreuliche: Die Auftritte u.a. von Hammerfall, Steel Panther, Accept und Saxon. Hammerfall zelibrierten ihr Comeback mit ein wenig Pyro und guter Show. Spätestens zu „Horns On Fire“ sang die gewaltige Masse vor der Bühne mit.
Es folgten Steel Panther, die hinsichtlich Animation eine ordentliche Kelle drauflegten. Die Botox-Superhelden der 80er erklären das Wacken zum „Titten-Festival“ und die Mädels ziehen blank. Peinlich oder einfach unverschämte 80er Party? Egal, es machte einfach großen Spaß Frontmann Michael Starr zuzusehen und seinen frechen Sprüchen zu lauschen – fast besser als Berufskomiker Bülent. Die Stimmung stieg und die Qualität des Auftrittes war so gut, dass man fast glauben wollte, es handelte sich um Playback. Die Tittenshow on stage, zu der Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne geholt wurden und blank zogen, überzeugte dann auch noch den letzten Steel Panther Gegner mit den Waffen der Frauen.
Den Abschluss des ersten Tages bilden die alten aber noch fitten Kollegen von Saxon und Accept. Jetzt ist es vor der Bühne richtig voll und die Musiker rocken sich den teilweise nicht mehr ganz so straffen Arsch ab. Das Publikum ist selig und die paar Regentropfen, die zu Accept fallen, sind bei der Hitze mehr als willkommen.
Wer nun Donnerstag nicht genug 80er Flair hatte und erneut zurück in die Vergangenheit mochte, musste früh aus dem Zelt kriechen und schon um 11.55 Uhr Skid Row ansehen. Ich habe das leider nicht geschafft doch Endstille musste dann schon sein, denn die der letzte Auftritt am Wacken 2013 war richtig gut. Leider war in diesem Jahr der Sound schlecht abgemischt und es kam nur eine Krach-Wolke bei dem Zuhörer an. Schade dafür konnte man schnell rüber zur anderen Bühne und Five Finger Deathpunch in besserer Qualität erleben. Und auch Heaven Shall Burn überzeugten – wie immer – mit guter Laune und guter Show. Ein Circlepit, wie ihn wahrscheinlich nur die damals zu Tränen gerührten Machine Head zu Wacken 2009 zuvor gesehen hatten, machte seine zerstörerische Runde. Aber nur im weitesten Sinne zerstörerisch, denn zu Verletzungen führte der Pit nicht – auch wenn viele Veranstalter oft weis machen wollen wie böse diese Circlepits doch seien.
Bei Apocalyptica stellte sich uns die Frage wozu man zu einem Streichertrio ein Orchester im Hintergrund braucht. Die Finnen waren in der Vergangenheit ohne Orchester viel beeindruckender als mit. Denn genau das machte sie aus: 3 Finnen, die auf ihren klassischen Instrumenten Metal spielen und trotzdem die ganze Bühne zusammenrocken – das Orchester war hier witzlos. Aber da sind die Geschmäcker ja verschieden und das ist auch gut so, denn Apocalyptica konnte sich einer großen Zuhörerschaft erfreuen.
Und auch in diesem Jahr durften Motörhead das Wacken mit ihrem Auftritt bereichern. Diesmal ganz ohne Zwischenfälle, was einige Fans aufatmen ließ. Zu groß waren die Sorgen der jüngsten Vergangenheit um Frontmann Lemmy Kilmister gewesen. Irgendwie scheint die Laune zwar nicht auf dem Höhepunkt und die Musik ein wenig zu leise sein, aber man kann als Zuschauer ja eh selten genug bekommen. Im Großen und Ganzen kann man sagen „Hut ab Lemmy!“. Auf der anderen Bühne folgte nahtlos ein anderes Urgesteine des Metal: Slayer, King Diamond und W.A.S.P. An diesem Tag war so viel auf den Hauptbühnen los, dass man es kaum zu den anderen Bühnen und Belustigungen schaffte. Zu schade wer es tatsächlich nicht konnte, denn die Wasteland Warriors waren wie immer ein Augenschmaus und entführen den Besucher in eine Mad Max Endzeitatmosphäre. Das passte natürlich perfekt zur staubigen Wacken-Atmosphäre – fast kam man sich vor wie in der Wüste mit Mel Gibson.
Und dann rannte die Zeit leider auch schon auf das Finale zu. Am letzten Tag sorgte die weibliche Frontfrau von Arch Enemy für optischen Genuss als auch (für diejenigen die Arch Enemy nicht kannten) unerwartete und überraschend harte Töne. Bereits zu der frühen Mittagsstunde versammelten sich immens viele Fans, um die neue Frontfrau Alissa White-Gluz herzlich zu begrüßen. Sie dankte dies, indem sie einen guten Job ablieferte – dagegen sahen Prong auf der Bühne nebean alt aus.
Zwischendurch ermahnte stets die Wacken-Kuh mit lautem Muhen, dass genug getrunken werden solle bei der Hitze – und zwar nicht nur Bier. Allerdings sah man an einigen, dass sie diesen guten Tipp in den letzten Tagen nicht befolgt hatten. Hier und da lagen die Schnapsleichen auf der Erde und erholten sich jetzt schon vom Wochenende. Das Wacken hatte sich also mal wieder gelohnt.
Auch Behemoth zeigten sich wieder am Wacken, nachdem Sänger Adam Darski bei „Voice of Poland“ aus der Jury flog. Mit beeindruckenden Outfits und ebenso überragendem Intro zeigen Behemoth, was es heißt eine große Show abzuziehen. Mit Feuerschüsseln, umgedrehten brennenden Kreuzen, Kunstblut und nicht zuletzt einer grandiosen musikalischen Leistung zeigen die Polen wo es langgeht. Leider stimmte das Bild auf der Leinwand nicht so ganz mit dem Ton überein.
Doch auch Amon Amarth warten mit nicht wenig Bühnendeko auf. Zwei riesige Drachenköpfe zierten links und rechts die Bühnen und qualmten ordentlich weißen Dampf aus den Nüstern. Allerdings kam die Stimme von Sänger Johann Hegg so gut rüber. Ob das an der Abmischung oder der Eigenleistung lag, war nicht zu sagen. Er machte jedoch alles durch seine stets sympathische gute Laune wieder wett. Er erklomm die Drachenköpfe, feuerte das Publikum an und grinste über das ganze Wikingergesicht.
Dagegen fielen Megadeth ziemlich ab. Beim Intro fiel sogleich der Ton aus. Als dieser wieder einsetzte wünschte man sich zuerst er wäre weggeblieben. Und als der Sound dann passte, haperte es bei Dave Mustaines gesanglichen Künsten. Zwischendurch schien er ein wenig außer Atem zu sein… das hatten andere ältliche Kollegen an diesem Wochenende besser gekonnt.
Avantsia ließen diesen Ausrutscher schnell vergessen. Eine riesige Show mit großer Stimmgewalt überwältigte die vielen Fans und überzeugte auch diejenigen, die sich Avantasia nur als Lückenfüller ansahen. Die Begeisterung war überall zu sehen und zu hören. Tobias Sammet redete zwar wieder etwas viel, das macht er einfach gerne, doch musikalisch war die Gänsehaut vorprogrammiert.
Den Abschluss auf der Black Stage bildeten am Wacken Open Air 2014 Kreator. Gewohnte top Qualität mit enormer Lichtshow. Auch Van Canto auf der Partystage sorgten für gute Stimmung mit ihrem Metal a Capella. Noch ein letztes Mal gute Stimmung und Vorfreude auf das nächste Jahr in Wacken.
Eins ist klar und auch schon lange bekannt: es gibt viel Gejaule, dass das Wacken nicht mehr dasselbe ist. Viele Stammbesucher gehen schon lange nicht mehr zum Wacken Open Air. Aber es ist auch klar, dass ein wachsendes Festival ständig wachsende Anforderungen hat, vor allem was die Sicherheit betrifft. Darunter leidet traurigerweise ein Teil der Atmosphäre, was mich besonders belastet. Wenn ich nicht mehr an ein Metalfestival gehen kann wie ich möchte (sprich bei jeder einzelnen Niete wird das Maßband gezückt) finde ich das schon anstrengend. Denn viele meiner Kleidungsstücke sind nun mal nicht mehr wackentauglich. Doch denkt man mal um die Ecke, sprechen die Qualität der Shows und das Drumherum für sich. Die sanitären Anlagen und die Campingplätze waren, wie anfangs beschrieben und soweit ich das aus eigener Erfahrung beurteilen kann, gut. Die Stimmung unter den Gästen stets feuchtfröhlich ausgelassen und ich konnte in all den Jahren keine großen Zwischenfälle verzeichnen. Selbst die Polizei zog eine positive Bilanz. Was will man also mehr. Dann flex ich das nächste mal ein paar Nieten kürzer.
Solange die Veranstalter sich wieder mehr auf ihre Wurzeln besinnen und die Genres in diesem Rahmen halten werden weiterhin tausende Metalfans aus aller Welt anreisen um dieses einzigartige Erlebnis einmal selbst zu erfahren. Natürlich habe ich selbst mir für ein Jubliäum an Wacken einiges mehr erhofft, aber was nicht ist kann ja noch werden. Dann wird nächstes Jahr vielleicht das Nicht-Jubiläum gefeiert.
Harder, louder – Wacken! Das war dieses Jahr nicht nur das Motto in Bezug auf die Musik, sondern vor allem für das Durchhaltevermögen der Festivalbesucher. Der ohnehin schon miserable Sommer zeigte sich an dem Wochenende des 23. Wacken Festivals von seiner schlimmsten Seite nach dem Wettertiefpunkt am With Full Force. Doch nichts konnte die rund 75.000 Metalfans davon abhalten unzählige Liter Dosenbier zu packen und das kleine Dörfchen Wacken im Norden heimzusuchen. Aufgrund der schlechten Wettersituation wurde dieses mal um eine Anreise ab Dienstag gebeten. Auch die Park- und Zeltregelungen sollten anders gestaltet werden. Vorab erreichte uns die Meldung, dass die PKWs diesmal nicht neben den Zelten abgestellt werden könnten. Leider schien das nicht bis zu allen Ordnern durchgedrungen zu sein und so kam es, dass ein kleines Durcheinander entstand mit dem Resultat, dass nur eine kleine Anzahl der Festivalbesucher die Ar…karte gezogen hatten und ihre Sachen schleppen mussten. Wäre prinzipiell nicht so schlimm gewesen, doch das Matschchaos, das folgen sollte erschwerte natürlich den Gang zum Auto und ließ den Mißmut auf die Unorganisiertheit wachsen.
Grundsätzlich fing alles hoffnungsvoll trocken an. Die Zeltplätze füllten sich und der erste abend (Mittwoch) konnte vor der Wet Stage, der Headbangers Stage und anderen kleineren Belustigungen gefeiert werden. Mambo Kurt hielt die Laune aufrecht wie jedes Jahr, doch diesmal gleich zweimal am Tag und Danko Jones sorgte schonmal für stimmungsvolle Gitarrenriffe.
Als am Donnerstag die Eröffnung der Main Stages nahte bestand noch Hoffnung. Doch schon zogen dunkle Wolken auf und die ersten Tropfen des Festivalwochenendes zerstörten die Träume von sonnigen vier Tagen voller Konzerte. Gnädigerweise blieb es an diesem Tag bei ein paar Tropfen und der Andrang bei Saxon und Volbeat war dementsprechend groß. Wem hier zuviel los war, der konnte sich am Trash Of The Titans Field die gewaltige Feuershow mit Endzeit-Kunst ansehen – zwar spalteten sich hier die Meinungen ob es eine gute oder schlechte Show sei, doch unterhaltsam war es allemal… und vor allem warm, was in den folgenden Tagen ganz angenehm war.
Freitags war es an der Zeit einmal mehr die Gastfreundschaft des Dorfes zu genießen. Die kleine Fressmeile auf und ab mit geselligen Bierständen und Unterhaltungsmusik hatte so einiges zu bieten. Die Ortsansässigen, stets freundlich und in Wacken-Fan-Shirts unterwegs, mischten sich unters Volk und führten anregende Gespräche mit dem ein oder anderen Besucher. Doch wer die ersten Bands nicht verpassen wollte, musste früh aufstehen um sich zuvor noch ein Frühstück im Örtchen zu genehmigen. Denn schon um 11 Uhr lockten Endstille auf der Blackstage. Keine Frage, dass man als Metalfan diese Band einer wirklich absolut fehl am Platze wirkenden Wannabe-Punk-Gröhl-Band vorziehen musste. Mit einem passend düsteren Bühnenbild bretterten Endstille los und bewiesen Qualität und Energie – genau die Energie, die man nach einer durchzechten Nacht brauchte, um wieder voll auf Touren zu kommen! Bands wie Sanctuary und Overkill hielten die Meßlatte oben. Doch zwischen den rund 130 Bands des Wochenendes befanden sich nicht nur die Elite des Metals. Auch Bands wie Boss Hoss oder Betontod regten zum Denken an, denn meiner Meinung nach ist mit diesen Bands eine Grenze überschritten, die das Wacken eigentlich ausmacht. Es ist ein Festival für ein gewisses Genre, doch der ständige Wachstum und steigende Bekanntheitsgrad des Festivals machen den Metalfans langsam aber sicher das Leben schwer. Immer mehr Reporter von Sendern und Magazinen, die nur hingehen, um auch einmal vor Ort ein lächerliches “Wackäääään” rauszuschreien und Fotos von so vielen Freaks wie möglich zu machen stürmen das Gelände und stören die Atmosphäre. Manch eine Band verdirbt die Vorfreude, wenn man sie nur schon auf der Running Order erblickt und immer mehr Proleten strömen her, einfach um einmal dabei gewesen zu sein. Im nächsten Jahr spielen dann sicher Die Toten Hosen und das ganze Event nennt sich “Rock in Wacken”. (Nicht falsch verstehen ich mag die Hosen, aber auf keinen Fall an Wacken!).
Auch beim Einlass steigen die Sicherheitsvorkehrungen. Früher wäre so etwas nicht notwendig gewesen, doch die wachsende Menge bringt auch mehr Rowdies und Stress-Macher mit sich. Dass Killernieten verboten sind ist nichts neues, doch die Klausel für aufblasbare Schneemänner feht noch. Wahrscheinlich hat das Securitypersonal, das in dem Schneemann eine Gefahr sah, schnell selbst eine gedichtet so dass der Schneemann den ersten Eingang nicht passieren konnte. Weshalb er so ein großes Risiko darstellen sollte, ist selbst mir ein unlösbares Rätsel. Doch zum Glück gibt es für solche Fälle immer noch eine Hintertür und die hieß Eingang Nummer zwei! Somit konnte der Mann in Weiß wenigstens die grandiose Show von Hammerfall und im Nachgang Dimmu Borgir & Orchester ansehen – ein unglaubliches und sagenhaftes Spektakel, das jeglichen Ärger vergessen ließ! Auch In Flames rockten die True Metal Stage, auch wenn ein paar sich da schon vor aufkommenden der Kälte zurückzogen. Nach der sengenden Sonne am Vormittag hatte ein starker, wenn nicht zu sagen extremer, Regenschauer am späten Nachmittag das Gelände durchweicht und die Temperaturen stark gesenkt.
Im Laufe der Nacht verwandelten sich Campingplatzwege und Festivalgelände in Schlammseen. Es gab kaum eine schlammfreie Fläche mehr, der Weg zum Festivaleingang wurde zur Tortur. Knöcheltiefe Riesenpfützen und 5 cm tiefe Schlammschichten drohten Schuhsolen aufzufressen. Wer hier ohne Gummistiefel unterwegs war hatte verloren. Viele nutzten deswegen die einzigen Alternativen: im Dorf Gummistiefel beim OBI-Stand kaufen (für nur 10eur!), Barfuß gehen oder die Schuhe opfern. Besonders “bewundernswert” waren eine Handvoll Leute, die sich immer wieder im Schlamm suhlten. Ich glaube hier wurde das Thema “Schlammpackungen” missverstanden. Doch wie man daran erkennen konnte: der Laune der Metaller konnte nichts etwas anhaben. Und so pilgerten sie unbeirrt zu Cradle Of Filth, Testament oder Amon Amarth. An diesem Tag sollte ein Höhepunkt den anderen jagen, doch die Scorpions waren sicher als DAS Highlight des Tages geplant. Allerdings war der Sound für ein Konzert dieser Größenordnung etwas leise eingestellt und transportierte nicht ganz so viel Atmosphäre wie erwartet. Zudem zogen bereits nach wenigen Minuten Spielzeit dunkle Wolken auf, die eine Hiobsbotschaft loswerden wollten. Und bald war es auch soweit. Starker Gewitter-Wind zog auf und die ersten dicken Tropfen scheuchten die VIPs durch ihren Bullhead-Eingang und unter das sichere VIP-Zelt, um ja nicht nass zu werden. Doch die “regulären” Festivalbesucher schlugen sich tapfer durch das heftige Gewitter und rockten mit den Scorpions (auch wenn die Konzertlautstärke nicht lauter wurde). Der Untergrund des Moshpits zu Machinehead wurde in diesen Minuten des Starkregens noch einmal stark durchweicht, um ihn auf das kommende vorzubereiten. Apropos: den Bands war es dieses Jahr strikt untersagt, Walls of Death oder ähnliches anzustacheln, woran sie sich auch hielten. Noch eines der heiligen Gebote des Wackens, die immer mehr und immer absurder werden. Natürlich nicht in Hinsicht auf der Gewährung der Sicherheit der Besucher, es ist vollkommen einleuchtend Maßnahmen zu ergreifen, die Risiken ausschließen. Doch dass es erst dazu kommen muss, dass solche Regeln eingeführt werden, die mehr und mehr die Stimmung dämmen ist traurig. Doch die Stimmung zu Machinehead blieb ungetrübt und auch die Lautstärke hatte erfreudlicherweise wieder zugenommen. Danach waren die Fans so erschöpft, dass nur wenige die Metal-Helden Ministry ansahen… oder sie waren mittlerweile einfach zu jung um diese Band noch zu kennen. Nichts desto trotz lieferten Ministry eine sehr sehenswürdige Show mit weniger sehenswürdigen, eher ekelerregenden, Videoprojektionen. Und zu guter Letzt folgte auf der ein Überraschungsgast auf der True Metal Stage – Edguy gaben sich die Ehre und unterhielten die wackeren Leute, die der Kälte trotzten. Sie verabschiedeten das Wacken Open Air bis zum nächsten Jahr.
Somit neigte sich das Festival langsam aber sicher seinem Ende zu. Ein gutes hatte die durchweg enorme Organisiertheit des Festivals: für den Abreisetag waren ein paar Trecker angeleiert worden, die im Schlamm steckenden Autos Starthilfe geben konnten. Dies gewährleistete eine problemlose Abreise. Auch wenn es nicht geklappt hat mit der Leerung der Dixi-Toiletten (verständlich bei der Schlammschlacht), so verlief immerhin der Schleppdienst einwandfrei. Wenn das Festival auch wettertechnisch gesehen ins Wasser fiel, für die Festivalbesucher war es sicher wieder das Highlight des Jahres und ich bin mir sicher, dass auch das kommende Mal die Karten für das 24. WOA schnell ausverkauft sein werden.