Dream Catcher: Vagabunden aus Luxemburg
Die Musikszene im kleinen Luxemburg ist recht überschaubar. Da gibt es beispielsweise die Songwriterin Claudine Muno und ihre vielseitigen Lunaboots, den alleinherrschenden Schlagerkönig Fausti und die progressive Fraktion mit No Name – allerorten im Ländchen recht bekannt. Zugpferd der Szene ist allerdings John Rech, seines Zeichens Kulturbeauftragter der Stadt Dudelange, der zunächst mit seiner Band T42 unterwegs war, sich jetzt aber vermehrt dem Zweitprojekt Dream Catcher widmet.
Das Sextett trat erstmals 1998 in Erscheinung und bietet seitdem eine gesunde Mischung aus Celtic Folk, französischem Chanson und kreativer Popmusik. Das neue Album trägt den Titel „Vagabonds“ und enthält Stücke in französischer, englischer und luxemburgischer Sprache. Mittlerweile hat die Karriere der Traumfänger aus dem kleinen Luxemburg kosmopolitische Züge angenommen: Während der letzten Jahre haben sie Bühnen in Kanada, den USA, Japan, Singapur und natürlich überall in Europa bespielt. Da passt der Albumtitel sehr gut.
Musikalisch ist das neue Werk sehr vielseitig. Bereits der Opener „Je T’aime À En Mourir“ verpackt eine Endzeitvision kraft- und liebevoll in einen Song, der im Refrain die Qualitäten eines Ohrwurms für die Kneipe um die Ecke hat, in den Strophen aber dynamisch feinsinnig auf Chanson-Intimität zurückschaltet. „Not Too Old To Folk’n’Roll“ erzählt mit unverhohlener Celtic Pop-Attitüde, kreisender Fiedel und Akkordeon die nette Geschichte eines Vaters, der von der Tochter zurechtgewiesen wird, ob er denn nicht zu alt sei für Folk. Irisches Flair kommt auch in der grandiosen Paarung einer Liebesgeschichte und eines wilden Reels auf („Mountain Road / Mountain Race“).
Leichte Reminiszenzen an einen rockenden Jacques Brel der frühen 1960er werden mit „Au Flamingo Rose“ wach, nur dass hier auch noch eine feurige Fiddle den Beat antreibt. Einen Einblick in ihre luxemburgische Poesie gibt die Band mit der gefühlvollen, dramatisch sich aufbauenden Rockballade „Verluer“, in der sie von bretonischen Altrocker Dan Ar Braz an der Gitarre unterstützt werden. Und die lyrische Seite des Sextetts beweist sich auch auf Englisch, wenn John Rech sie zu perlendem Klavier seine „Maria“ besingt. Und inmitten all dem zwei veritable Hits: „J’veux Du Soleil Plein La Vie“ mit seinen raffinierten Pizzicato-Effekten und wippenden Akkordeon sowie der luftige Folkpop-Ohrwurm „Nanana“ haben das Potenzial zu Chartstürmern.
Auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhig war um Dream Catcher: Sie haben sich ihren europäischen Flair bewahrt und liefern ein Album, das das musikalische Geschehen in unserem kleinen Nachbarland ganz gut wiedergibt.