Freddie Mercury – seine Zeit in München im biografischen Rückblick
In der Zeit von 1979 bis 1985 wählte Freddie Mercury München als Hauptwohnsitz, um dort Alben aufzunehmen und unbehelligt von der medialen Öffentlichkeit sein homosexuelles Privatleben ausleben zu können. Rückblickend gesehen funktionierte dies erstaunlich gut, wenn man bedenkt, über wie viele Jahrzehnte er seine sexuellen Vorlieben geheim halten konnte.
Der Autor Nicola Bardola, 1959 in Zürich geboren, studierte Germanistik und lebt seit vierzig Jahren in und um München. Der Literatur- und Musikkritiker veröffentlichte vielbeachtete Biografien über Yoko Ono, John Lennon und Ringo Starr. Jetzt widmet er sich in einem 432seitigen Buch Freddies Zeit in der bayrischen Metropole. Ein ganz besonderes Werk, das sich auf die Hochglanzphase der britischen Rockband konzentriert.
„Mercury in München“ ist eine gut recherchierte und äußerst spannend geschriebene Biografie. Sie zeigt auf, wie sich Queen in wenigen Jahren zur erfolgreichsten Rockband der Welt entwickelten. Dabei legt der Autor viel Wert auf Fakten und bezieht sich immer wieder auf veröffentlichte Tonträger, Konzertmitschnitte und Personen des öffentlichen Lebens, die über Freddies Persönlichkeit berichten.
In München sahen die Menschen Freddie nicht als Rockstar, sondern akzeptierten ihn so, wie er war. Das will man sich vom erzkonservativen Bayern gar nicht vorstellen, wenn man an das exzentrische und ausschweifende Leben des Künstlers erinnert, doch das Motto „leben und leben lassen“ stand wohl in München deutlich im Vordergrund.
Die erzählten Beobachtungen sind oft eine Aneinanderreihung von Szene-Schauplätzen, die der Erzählung eine starke Authentizität verleihen. Dabei gerät der Autor nie ins Romanhafte, sondern hangelt sich stets an der Chronologie und an belegten Ereignissen entlang. Untermalt werden die Anekdoten mit Schwarz-weiß-Illustrationen und einem bunten Mittelteil voller Hochglanz-Farbfotos.
Inzwischen habe ich einige Biografien und Magazine zu QUEEN gelesen, wobei immer die Musik und die Bewertung einzelner Alben im Mittelpunkt standen. Solch intensive Einblicke in Freddies Privatleben erlebt man selten. Selbst der biografische Film „Bohemian Rhapsody“ blieb hier eher oberflächlich und deutete viele Begebenheiten nur an.
Nicola Bardola macht einen sehr guten Job und bringt dem Leser sowohl Freddie Mercury als Menschen näher, als auch das weltoffene und bisweilen mondäne München. Hier kann mancher Fan noch Neues lernen. Und wer auf den Spuren Freddies durch München wandeln will, findet auf den Innenseiten des Umschlags einen groben Stadtplan und eine Detailkarte, auf welchen die wichtigsten Schauplätze benannt und markiert sind.