GHOST – das Musical in der Europahalle Trier

ShowSlot aus Frankfurt sind inzwischen mit verschiedenen Produktionen in Deutschland unterwegs und bestechen jeweils mit einem engagierten, jungen Ensemble und einem einfallsreichen Bühnenbild. Kürzlich war in der zweimal voll besetzten Europahalle das Musical „Ghost – Nachricht von Sam“ nach dem gleichnamigen Film mit Patrick Swayze, Demi Moore und Whoopi Goldberg zu sehen. Ich hatte die ursprüngliche deutsche Version vor einigen Jahren im Berliner „Theater des Westens“ genossen und war sehr auf die neue Umsetzung gespannt. Immerhin trat man in große Fußstapfen – wurde das deutsche Original doch insgesamt 348 gespielt und gehört zu den erfolgreichsten Shows des TdW.

Leider begann die Aufführung in Trier mit einem kleinen Wermutstropfen: Der Hauptdarsteller des Sam musste aus Gesundheitsgründen pausieren und auch die Zweitbesetzung war nicht vor Ort. Daher hat Darsteller Christian Funk – ursprünglich im „Swing Cast“, also als Springer eingesetzt – die Rolle kurzfristig eingeübt. Es gab einige Einschränkungen. Das soll man nicht verschweigen. Aber die Lösung fand ich dann sehr gelungen.

Zunächst aber zur Handlung, falls nicht jeder sie kennt: Die Bildhauerin Molly verliert ihre große Liebe Sam durch einen hinterhältigen Raubüberfall. Während Molly versucht, ihr Leben ohne Sam neu zu gestalten, ist er als Geist immer in ihrer Nähe und erkennt so auch, dass er Opfer einer Intrige wurde. Sam setzt alles daran, Molly zu schützen und die Wahrheit über seinen Tod herauszufinden. Weitere wichtige Rollen spielen Sams bester Freund Carl, zwei Geister in Krankenhaus und U-Bahn, die Sam in die geisterhafte Zwischenwelt einführen, und das Medium Oda, über das Sam Kontakt zur realen Welt aufnehmen kann.

Die Show hat viel Action, Gruseleffekte, gute Musik und starke Emotionen zu bieten. Das Bühnenbild war sehr cool mit beweglichen Elementen gestaltet, die sowohl Büroräume darstellen konnten, als auch das Loft des Paares Molly und Sam – zudem ein Krankenhaus oder gar eine fahrende U-Bahn. Musikalisch gab es einige bewegende Stücke zu hören, allen voran „Unchained Melody“ der Rightous Brothers, das bereits im Filmsoundtrack eine wichtige Rolle spielte.

Gute Dialoge, starke Musik und fetzige Tanzeinlagen des 13köpfigen Ensembles entführten die Zuschauer*innen in ein Wechselbad der Gefühle. Aufgrund der Sondersituation griff man zu der Lösung, Sam nur als lebenden Menschen körperlich auf der Bühne zu zeigen. Sobald er zum Geist wurde, hörte man seine Stimme nur noch aus dem Off. Dies war ganz klar aus der Not heraus geboren, denn auf den Szenenfotos im Programmheft sah man Sam auch als Geist auf der Bühne. Aber tatsächlich fand ich die Vorgehensweise unproblematisch und auch diese veränderte Version hatte durchaus ihren Reiz. Christian Funk schaffte es mit seiner Stimme, die Emotionen des Geistes darzustellen und ihn in den Köpfen der Anwesenden jederzeit präsent zu machen. Das Ensemble tat sein Übriges dazu, um Sam lebendig zu halten.

Das gesamte Ensemble durfte am Ende in tosendem Applaus und Standing Ovations baden. Laurah Saleh gab eine hervorragende Molly. Amani Robinson verlieh Oda mit stimmgewaltigem Motown-Sound ein enormes Charisma und bekam einen Extra-Applaus. Die Geister von Krankenhaus (Richard McCowen) und U-Bahn (Robert Lankester) spielten ihre Rollen mit starkem Engagement und Esprit. Vor allem die Gruseleffekte in der U-Bahn waren sehr überzeugend. Und dann war da noch das omnipräsente, äußerst quirlige Tanzensemble, das auch schon mal als Kulissenschieber und lebendige Tischplatte tätig war.

Es war mal wieder ein große Leistung, ein solches Musical, das eigentlich viel Kulisse und technische Tricks braucht, als mobile Produktion auf die Bühne zu bringen. ShowSlot gelingt diese schwierige Aufgabe inzwischen bei einigen Musicals wie „Flashdance“ und „Spongebob“ – und auch hier bei „Ghost“ muss man das Zusammenwirken von Produktion und Ensembleleistung bewundern. Eine empfehlenswerte Show für Liebhaber großer Emotionen! Das Trierer Publikum ging absolut verzaubert nach Hause.