Ein Album voll poetischer Songperlen
Liegt es nur an meiner Wahrnehmung, oder sind tatsächlich in der deutschen Musikszene immer mehr talentierte Frauen unterwegs? Die Songwriterin Nadine Fingerhut gehört jedenfalls zu den besonderen Talenten, wenn es um poetische deutschsprachige Texte geht – und sie ist tatsächlich schon einige Zeit musikalisch aktiv, auch wenn die große Masse sie eher noch nicht auf dem Schirm hat. Mit „Hafen & Meer“ veröffentlicht sie aktuell bereits ihr viertes Studioalbum.
Der Titelsong erzählt in wunderschönen neuen Worten von der uralten Sehnsucht der Menschen, Sicherheit und Heimat zu haben und sich gleichzeitig frei entfalten zu können. Und da die Metapher vom sicheren Hafen und der Freiheit auf dem Meer so schön ist, spielt Nadine Fingerhut auch im folgenden „Karte von Meer“ noch einmal mit diesen Bildern.
Eine ordentliche Prise Ironie und ein Ohrwurmrefrain machen „Irgendwas ist immer“ aus – ein Song über die vielen alltäglichen Katastrophen, die das Leben so schwer machen. Aber Nadine hat auch das Gegenmittel parat, wenn sie „Für einen Tag“ dem Alltag entflieht und sich dabei im Refrain inhaltlich bei David Bowie bedient.
Die Sängerin schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen und wird dabei mit „Blatt im Wind“ oder „Weck mich nicht auf“ auch mal sehr nachdenklich. Sie hat aber ebenfalls einen guten Blick auf Menschen, die nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. So wendet sie sich im eindrücklichen „Frühstücksraum“ den oftmals vergessenen alten Menschen in unserer Gesellschaft zu, und mit „Kleines Mädchen“ macht sie allen heranwachsenden Mut, ihren eigenen Weg zu gehen und sich selbst als wertvoll zu erleben. Mit „Warten auf Licht“ schließlich spricht sie allen Menschen aus der Seele, die sich angesichts der vielen aktuellen Krisen hilflos fühlen – aber sie zeigt auch eine mögliche Lösung auf.
Ihre wunderbar poetischen Texte packt die Songwriterin in eingängige Melodien und wohltuende, überwiegende akustische Arrangements. Getragen werden alle Songs aber hauptsächlich von ihrer warmen, gefühlvollen Stimme. Und wenn Nadine Fingerhut zum Abschluss des Albums mit „Mama“ ein ganz besonderes Liebes- und Dankeslied singt, bleibt beim Hörer auf jeden Fall ein warmes Gefühl im Bauch zurück.