Heavy Metal im Doppelpack – Orphaned Land und Blind Guardian – Trier
Heavy Metal im Doppelpack – das waren die Zeichen des Abends in der Europahalle Trier. Da gab es zunächst die weltmusikalischen Progmetaller Orphaned Land aus Israel und im Anschluss die alten Hasen von Blind Guardian aus Krefeld, die gerade erst wieder mit einem neuen Album abgefeiert werden. Grund genug für die Metalgemeinde, sich in der altehrwürdigen Europahalle einzufinden. Vom Ambiente zwar nicht ganz das richtige für ein Metalkonzert, aber man kann auch diesen hohen Saal ordentlich unter Nebel setzen und düster beleuchten, wie die Licht-Crew schnell unter Beweis stellte.
Ich war sehr gespannt auf Orphaned Land, die ich von etlichen Studio-CDs kenne und musikalisch sehr schätze. Allerdings war klar, dass sie ihre Qualitäten als kleiner Support nicht würden ausspielen können. Im CD-Format gibt es da gerne mal 25köpfigen Chorgesang und ein bombastisches Streicherensemble. Hier mussten sie als Rockband bestehen. Und leider war Sänger Kobi Farhi grottenschlecht abgemischt. Zumindest im Gesang. Seine Ansagen waren nämlich glänzend zu verstehen, während die Singstimme dumpf und nuschelig hinter der Instrumentalfraktion unterging.
Schade eigentlich, denn mir gefiel auch im Livekonzert die Vermischung von Metal mit orientalischen Klängen. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Band, das sie perfekt ausspielt. Vielen Zuschauern schien es ebenfalls zu gefallen. Der Applaus zumindest war mehr als höflich.
Dann aber ging es ans Eingemachte und Blind Guardian versprachen zwei Stunden Metal vom Feinsten. Die Speed Metaller um Hansi Kürsch legten nach kurzer Umbaupause mit „The Ninth Wave“ vom aktuellen Longplayer los. Schon der Opener entwickelte sich zu einer wahren Orgie aus Metal mit klassischen Elementen und wurde von den Fans abgefeiert. Das neue Album „Beyond The Red Mirror“ ist auch ein ordentliches Stück Musik. Interessant aber, dass Blind Guardian den Schwerpunkt des Abends gar nicht so sehr auf den neuen Longplayer legten. Okay – sie haben genug Repertoire, aus dem sie schöpfen können.
Bombast gehört zum Markenzeichen der Band, die sich immer treu geblieben ist. Dazwischen findet sich eine große Bandbreite ordentlicher Metalkost und Alibi-Balladen, die für eine stimmige Mischung sorgen. So war auch das Trierer Publikum (nach über vier Jahren Pause) schnell zufrieden zu stellen. Kürsch sieht im gereifteren Alter mit metal-untypischer Kurzhaarfrisur sehr unspektakulär aus, ist aber immer noch einer der besten Sänger der deutschen Metalszene. Und die Qualitäten der Mitstreiter Marcus Siepen und Frederik Ehmke will ich dabei gar nicht schmälern, muss aber vor allem André Olbrich hervorheben, der an der Gitarre immer noch eine wahnsinnige Bühnenpräsenz hat.
Die Lightshow war okay, man hätte aber mehr erwarten dürfen für eine ausgedehnte Headliner-Tour. Nebel, farbiges Licht – das war’s. Das tat der Feierlaune aber keinen Abbruch. Die Stimmung im Saal war durchweg gut, doch vor allem „Valhalla“ und „Mirror Mirror“ brachten die Meute zum Toben. Das sind Songs, bei denen das Metaller-Herz höher schlägt. Alles in allem ein feines Konzert, bei dem sich auch Enddreißiger und Frühvierziger mal wieder ordentlich die Ohren durchpusten lassen durften.
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