„S&M2“ – Metallica haben wieder Spaß am orchestralen Format

Das Livealbum „S&M“ wurde vor 21 Jahren durchaus zwiespältig aufgenommen. Der Albumtitel stand für „Symphony and Metallica“, doch das Wortspiel mit dem Kürzel für Sadomasochismus war für viele Fans beinharte Realität. Es war das Ankommen einer Metalband im Mainstream. Der Erfolg gab ihnen aber Recht: Die Arrangements von Michael Kamen waren großartig – das kann man gar nicht anders sagen – und die orchestralen Elemente funktionierten besonders bei den Bombastsongs sehr gut. Platz 1 in Deutschland, Platz 2 in den USA, über 40 Wochen in den Charts – eigentlich ein Wunder, dass die Fortsetzung so lange auf sich warten ließ.

Jetzt geht es mit einem erneuten Livemitschnitt weiter. Die zwei gefeierten Konzerte, die Metallica und die San Francisco Symphony am 6. und 8. September 2019 gespielt haben, waren in mehrfacher Hinsicht historisch: Die „S&M2“-Shows fungierten nicht nur als feierliche Eröffnung des neuen Chase Centers, sondern brachten nach gut 20-jähriger Wartezeit, erstmals seit dem Frühjahr 1999, die in San Francisco lebenden Metal-Ikonen und das Orchester wieder zusammen, die schon für ihr erstes „S&M“-Album einen Grammy gewonnen hatten. Im Rahmen der zwei Jubiläumskonzerte präsentierten sie erstmals auch Arrangements von Stücken, die Metallica erst in den Jahren danach geschrieben hatten – was die Set- beziehungsweise Tracklist von „S&M2“ wie ein Best-of mit Orchesternachdruck wirken lässt.

Es gibt Dopplungen in der Setlist – ziemlich viele sogar. Doch das geht in Ordnung. Wer hätte denn auf „One“, „Enter Sandman“, „Nothing else matters“ und „Master of Puppets“ verzichten wollen? Die Symbiose von Metal und Orchester ist immer noch stimmig. Mehr als das: Über die Jahrzehnte ist die Idee gereift und die orchestralen Elemente greifen noch stärker. Gerade die neueren Stücke beweisen das eindrücklich.

Das Orchester darf sich auf „S&M2“ viel stärker zeigen, als dies noch im ersten Durchlauf der Fall war. Die klassischen Elemente bekommen mehr Gewicht und im Zusammenspiel von Band und Symphony bekommen beide Seiten genügend Raum. Ganz stark wird es, wenn bei „The Unforgiven III“ die Band komplett verstummt. Und mit zwei Orchesterstücken, nämlich der “Scythian Suite” (Sergei Prokofjew) und “The Iron Foundry” (Alexander Mosolov) kann das große Ensemble aus San Francisco absolut glänzen und überzeugen.

Erst drei Alben sind im neuen Jahrtausend erschienen und Fans hätten sich vielleicht eher ein neues Studiowerk gewünscht. So gibt es halt ein Lebenszeichen im Liveformat, das zumindest eins zeigt: Metallica sind nicht müde. Und wer weiß? Vielleicht führt ja die Corona-Pause zu neuer Kreativität. Bis dahin hält „S&M2“ die Legende am leben und wird ihr vermutlich auch neue Hörerschichten erschließen.

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