Der Soweto Gospel Choir brachte südafrikanische Rhythmen ins weihnachtliche Trier
Der Soweto Gospel Choir wurde vor zwölf Jahren in Johannesburg gegründet und ist nach einem Vorort der südafrikanischen Hauptstadt benannt. Das Ensemble hat etwa dreißig Mitglieder, von denen momentan zwanzig (zehn Männer und zehn Frauen) in Europa auf Tour sind und dabei auch in Trier Station machten.
Die Europahalle war bei weitem nicht ausverkauft, aber gut gefüllt. Vor allem die betagteren Gospelfans der Region hatten sich eingefunden, ich konnte aber auch eine Reihe junger Menschen ausmachen. Gospelmusik verbindet nun einmal die Generationen. Und als das Konzert mit Standing Ovations und einer swingenden Zuschauermenge endete, war von den Altersunterschieden sowieso nichts mehr spürbar.
In der ersten Konzerthälfte dominierte der afrikanische Gospel. Es gab viele Stücke, die a cappella oder mit Rhythmusbegleitung vorgetragen wurden. Das ebenfalls vorhandene Keyboard wurde nur selten zur Begleitung genutzt. Spezielle Musiker waren dafür nicht vorhanden. Es waren Ensemblemitglieder, welche die Trommeln spielten oder gelegentlich in die Tasten hauten.
In dieser Konzertphase gab es kaum englische Textpassage. Doch auch wenn man die afrikanische Sprache nicht verstand, erzeugten die Worte eine sehr stimmungsvolle Lautmalerei. Die Sängerinnen und Sänger verbreiteten in bunten Gewändern eine fröhliche Grundstimmung und überließen wechselnden Solisten das Feld.
Gerade bei den rhythmischen Songs (begleitet von Percussion) wurde ausgiebig getanzt. Und mehr als das: Manche Tänze arteten in akrobatische Schaukämpfe aus, die vor allem männliche Ensemblemitglieder austrugen. Die Ansagen beschäftigten sich mit der südafrikanischen Geschichte im Allgemeinen und Nelson Mandela im Besonderen. Zu dessen Ehren war die Gruppe auch beim Konzert „46664“ erstmals aufgetreten und ist seitdem bestehen geblieben.
Highlight im ersten Set war für mich der Song zu Ehren von Steve Biko, wie man ihn von Peter Gabriel und den Simple Minds kennt. In diesem Rahmen sehr passend. Trotzdem ging ich mit gemischten Gefühlen in die Pause. Der Mix aus Gospel, Negro Spirituals und etwas Reggae war dann in vielen Punkten doch sehr eintönig. Die Frauenstimmen erklangen schrill und hoch, die Männerstimmen entspannt tief – das war es dann aber auch an Abwechslung.
Keine Sorge aber für potentielle zukünftige Konzertbesucher: Im zweiten Teil zog die Truppe alle Register ihres Könnens und die Setlist wurde zunehmend poppiger (was sich zudem in vermehrtem Keyboard-Einsatz wiederspiegelte). „Swing Low“ brachte ein Bass-Solo zum Niederknien. Diese tiefe Stimme vibrierte bis in die letzte Pore. Wundervoll! „This Little Light Of Mine“ wurde stimmgewaltig vorgetragen, ebenso die südafrikanische Nationalhymne – zu der alle Zuschauer im Saal standen – und der Gospelklassiker „Amen“.
Alles in allem also ein mehr als versöhnlicher Abschluss. Das Konzert endete nach zwei Stunden. Was ich besonders sympathisch fand: Beim Heraustreten in den Vorraum der Europahalle fand man singende Ensemblemitglieder vor, die den Zuschauern einen gesanglichen Abschiedsgruß mitgaben.