01011001 – das Musikepos nach 15 Jahren endlich live on stage

Mit seinem Prog-Projekt Ayreon stellt der Niederländer und Multiinstrumentalist Arjen Anthony Lucassen seit über einem Vierteljahrhundert immer wieder packende Mammut-Musikepen wie „Into the Electric Castle“ (1998), „The Human Equation“ (2004), „01011001“ (2008), „The Theory Of Everything“ (2013), „The Source“ (2017) und zuletzt „Transitus“ (2020) auf die Beine, die mit Blick auf Produktion, Ausstattung, die Vielzahl und das Können der Beteiligten, sowie vor allem hinsichtlich der Strahlkraft der jeweiligen Kompositionen Maßstäbe setzen.

Das Album „01011001“ ist ein Konzeptalbum, das die Geschichte einer außerirdischen Rasse namens Forever erzählt, die ursprünglich auf einem Planeten namens Y gefangen ist. Das Album setzt sich thematisch mit den Ursprüngen und dem Schicksal dieser Rasse auseinander. Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung der hochentwickelten, jedoch emotional verkümmerten Forever, die technologische Unsterblichkeit erlangt, aber dadurch auch ihre Fähigkeit zu fühlen verloren haben. Durch ihre fortschrittliche Technologie und fehlenden Emotionen hat die Zivilisation ihren Planeten Y zerstört und sucht nun nach einem neuen Zuhause. Die Forever entdecken schließlich die Erde und sehen in den Menschen eine Chance, ihre eigene Rasse zu retten. Sie manipulieren die menschliche DNA, um ihre eigene Unsterblichkeit und ihre technologischen Fähigkeiten an die Menschheit weiterzugeben. Während sich die Menschen technologisch weiterentwickeln, beginnen sie ähnliche Fehler zu machen wie die Forever, was zu einem moralischen und existenziellen Dilemma führt. Insgesamt behandelt „01011001“ Themen wie die Gefahren technologischen Fortschritts, die Bedeutung von Emotionen und Menschlichkeit sowie die zyklische Natur von Fehlern und deren Wiederholung in der Geschichte.

Das Werk wurde 15 Jahre später mit fünf ausverkauften Vorstellungen im niederländischen Tilburg komplett aufgeführt. Schon die Audio-Performance mit Gästen wie Simone Simons (Epica), Damian Wilson (Threshold), Jonas Renkse (Katatonia), Daniel Gildenlöw (Pain of Salvation), Tom Englund (Evergrey), Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Anneke van Giersbergen ist grandios. Als Opener gibt es „March of the Machines“ vom Album „The Source“, dann das komplette Konzeptwerk und im Zugabenblock die Stücke „This Human Equitation“, „Fate of Man“ und „The Day that the World Breaks Down“ – drei weitere Tracks, die inhaltlich gut zur dystopischen Story passen.

Noch stärker aber ist die visuelle Performance auf DVD mit ihrem gigantischen Bühnengerüst, das ein Agieren auf drei Ebenen zulässt, und der formidablen Lightshow. So kann man auch ein solches Mammutwerk konsequent umsetzen, ohne den erzählerischen Faden zu verlieren. 2019 war schon die Liveumsetzung von „Into the Electric Castle“ mehr als genial – jetzt hat der Meister noch einen drauf gesetzt. Chapeau!