Katatonia, Agent Fresco, Vola – Nordlichter in der Rockhal
Drei Prog-Schwergewichte auf einen Schlag in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette. Das war Feiertag für die Fans aus der Großregion. Der Zeitplan hat einigen nicht gepasst – werktags beginnt der Hauptact um 22 Uhr. Da gab es schon einige Beschwerden.
Wer trotzdem kam, durfte sich an feinstem Progmetal erfreuen. Zunächst waren Vola an der Reihe. Das dänische Quartett hatte erst im September sein Debütalbum „Inmazes“ herausgebracht und überzeugte mit einer Mischung aus 70er Jahre Progressive Rock, modernem Elektro, Industrial und Extreme Metal. Abgerundet wurde das Ganze durch klare, wunderschöne Gesangslinien und den überzeugenden Einsatz von Keyboard-Elementen. So schuf man einen äußerst futuristischen Klang, der an Bands wie Opeth und Porcupine Tree erinnerte. Die Newcomer haben mit ihrem 35-Minuten-Auftritt definitiv einige neue Freunde gewonnen.
Agent Fresco stammen aus Island und sind mit ihrem dritten Longplayer „Destrier“ unterwegs. Interessanterweise haben sie im Jahr 2008 eine TV-Castingshow gewonnen. Das daraus solch komplexe musikalische Gebilde entstehen, hätte wohl niemand gedacht. Ihre Musik kombiniert sphärischen Prog mit Pop, Metal und Alternative Rock. Schubladendenken bringt hier gar nichts. Leadsänger Arnór Dan Arnarson hat eine ungewöhnlich hohe Stimme, die er gegen vertrackte Rhythmen und verspielte Gitarren einsetzt. Der Zugang ist bisweilen schwierig. Mal singt er ganz klar, an einer Stelle gar komplett a cappella, dann kommt es zu emotionalen Ausbrüchen mit lauten Schreien und metallischer Hau-drauf-Mentalität der Instrumentalisten.
Das Publikum in Luxemburg war sichtbar beeindruckt von der 40minütigen Show der Isländer. Nach verhaltenem Beginn war der Club der Rockhal inzwischen gut gefüllt und man erwartete den Auftritt der dritten nordeuropäischen Band in diesem fulminanten Triple. Katatonia aus Schweden sind seit Anfang der 90er in der Szene bekannt und brachten als Headliner die größte Fanschar in die Rockhal.
Die Parallelen zu anderen skandinavischen Metallern sind unverkennbar. Anfangs standen die Zeichen auf Death Metal, Doom Metal, Black Metal – wie diese düsteren Zeitgenossen so heißen. Es gab Growls im Gesang und dunkle Themen. In Skandinavien vermutlich ein Muss, wenn man die langen Winternächte zu durchstehen hat. Doch wie Opeth und Anathema haben auch Katatonia einen Riesensprung in Richtung Progressive Rock gemacht und verfeinern ihre Alben in der Gegenwart mit sphärischen Finessen, vertrackten Rhythmen und ausgereiften Melodien. Es ist ein Genuss.
In der Rockhal lieferten sie ein druckvolles Set mit vielen Highlights aus dem aktuellen Album „The Fall Of Hearts“ wie dem gigantischen „Serein“. Das Vorzeigewerk „Dead End Kings“ kam mit „Dead Letters“ ebenso zu Wort wie „Teargas“ einen Ausflug in die Vergangenheit ermöglichte. Große Showeffekte durfte man allerdings nicht erwarten. Der Bühnenaufbau war dem Artwork des neuen Albums angepasst. Und dann fand man im Vordergrund drei langhaarige Gitarristen und Sänger Jonas Renkse, die sich allesamt hinter ihren Mähnen versteckten. Ein Einbeziehen des Publikums fand nicht statt.
Stattdessen bekam man perfekten modernen Progmetal, der vor allem durch polyphone Gesangslinien überzeugte. Die Einflüsse von Anathema bei den Songs jüngeren Datums sind überdeutlich. Das Publikum nahm die sphärisch-düstere Darbietung begeistert auf und folgte dem Konzert trotz später Stunde bis zum Schluss.