A kew’s tag gehen musikalisch konsequent an die Grenzen des Machbaren ‒ mit der Anything-Goes-Attitüde von Bands wie Agent Fresco, The Hirsch Effekt oder 22. Dabei steht die Band nicht am Anfang, sie ist unterwegs: mit Erfahrungen aus rund einem Jahrzehnt, in dem sie ihren heutigen Stil entwickelte, eroberte sie bereits renommierte Festivalbühnen auf dem Euroblast und Night Of The Prog. Basierend auf einem halb-akustischen Gewand und cleveren Pop-Ideen, hat sich die Musik von A kew’s tag unter dem Einfluss von Neo Prog, Indie Metal und Zeitgenossen wie Leprous, Periphery, Opeth, Haken oder auch Incubus in eine Chimäre aus Artrock und Prog Metal gewandelt.
Was die Band ein weiteres Mal an Sogwriting und musikalischem Können aufbieten ist etwas ganz Feines. Die akustische Gitarre ist das Erkennungszeichen und dient mit teileweise Flamencoeinsätzen, mit Cajoneinsätzen als das Stilmittel der Wahl. Wer die Band bis dato nicht auf dem Schirm hatte und sich als Nicht-Festivalgänger den Auftritt bei der Night Of The Prog 2017 entgehen ließ, dem sei dieses Album absolut empfohlen und ein Gig der Band (sofern irgend möglich) ans Herz gelegt.
Im Strudel der Gegenwart, den sich ständig wandelnden neuen Verhältnissen, rauscht mit Hephioz ein Konzeptalbum auf uns zu, dessen metaphorische Wucht völlig ungeplant unserer Zeit aus der Seele spricht. Es geht um große Fragen und kleine Vögel.
Was tun wir, wenn Wandel unausweichlich ist? Hören wir auf die Alten, die zur Vorsicht mahnen? Auf unser Inneres, das von Neugier gesteuert wird? Oder auf den diffusen Ruf des Unbekannten, das jenseits unserer bekannten Grenzen lockt? A kew’s tag erzählen die Sage des Feuervogels Hephioz und dem tragischen Schicksal seines Reiches, als er mit dem Freiheitsdrang eines seiner Untertanen konfrontiert wird. Spielerisch stellt die Band dabei Fragen nach Macht und Verantwortung, der Kraft von Neugier und Wissensdrang sowie dem ewigen Zwiespalt zwischen Progressivität und Konservativismus. Das Ganze verpacken A kew’s tag in eine Parabel, deren Vielschichtigkeit an dieser Stelle zu viel Raum einnehmen würde. Und damit gleichsam erklärt, was es mit dieser Band auf sich hat: Sie sprengt den Rahmen, und das in jeder Beziehung.
Aufgenommen bei Magic Mile Music, gemischt von Christoph Hessler (The Intersphere) und gemastert in Jens Bogrens Fascination Street Recording Studio (Opeth, Devin Townsend) begeben sich A kew’s tag mit Ihrer Sage von Hephioz auf eine ganz eigene Reise, an deren Ende ein grell leuchtendes Fragezeichen steht: Was wenn jenseits des Baumes, den Hephioz vernichtet wie er ihn mit Leben gefüllt hat, doch eine Welt ist, die erforscht werden will? Eine Fortsetzung ist zwingend erforderlich.
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Drei Prog-Schwergewichte auf einen Schlag in der Rockhal des luxemburgischen Esch/Alzette. Das war Feiertag für die Fans aus der Großregion. Der Zeitplan hat einigen nicht gepasst – werktags beginnt der Hauptact um 22 Uhr. Da gab es schon einige Beschwerden.
Wer trotzdem kam, durfte sich an feinstem Progmetal erfreuen. Zunächst waren Vola an der Reihe. Das dänische Quartett hatte erst im September sein Debütalbum „Inmazes“ herausgebracht und überzeugte mit einer Mischung aus 70er Jahre Progressive Rock, modernem Elektro, Industrial und Extreme Metal. Abgerundet wurde das Ganze durch klare, wunderschöne Gesangslinien und den überzeugenden Einsatz von Keyboard-Elementen. So schuf man einen äußerst futuristischen Klang, der an Bands wie Opeth und Porcupine Tree erinnerte. Die Newcomer haben mit ihrem 35-Minuten-Auftritt definitiv einige neue Freunde gewonnen.
Agent Fresco stammen aus Island und sind mit ihrem dritten Longplayer „Destrier“ unterwegs. Interessanterweise haben sie im Jahr 2008 eine TV-Castingshow gewonnen. Das daraus solch komplexe musikalische Gebilde entstehen, hätte wohl niemand gedacht. Ihre Musik kombiniert sphärischen Prog mit Pop, Metal und Alternative Rock. Schubladendenken bringt hier gar nichts. Leadsänger Arnór Dan Arnarson hat eine ungewöhnlich hohe Stimme, die er gegen vertrackte Rhythmen und verspielte Gitarren einsetzt. Der Zugang ist bisweilen schwierig. Mal singt er ganz klar, an einer Stelle gar komplett a cappella, dann kommt es zu emotionalen Ausbrüchen mit lauten Schreien und metallischer Hau-drauf-Mentalität der Instrumentalisten.
Das Publikum in Luxemburg war sichtbar beeindruckt von der 40minütigen Show der Isländer. Nach verhaltenem Beginn war der Club der Rockhal inzwischen gut gefüllt und man erwartete den Auftritt der dritten nordeuropäischen Band in diesem fulminanten Triple. Katatonia aus Schweden sind seit Anfang der 90er in der Szene bekannt und brachten als Headliner die größte Fanschar in die Rockhal.
Die Parallelen zu anderen skandinavischen Metallern sind unverkennbar. Anfangs standen die Zeichen auf Death Metal, Doom Metal, Black Metal – wie diese düsteren Zeitgenossen so heißen. Es gab Growls im Gesang und dunkle Themen. In Skandinavien vermutlich ein Muss, wenn man die langen Winternächte zu durchstehen hat. Doch wie Opeth und Anathema haben auch Katatonia einen Riesensprung in Richtung Progressive Rock gemacht und verfeinern ihre Alben in der Gegenwart mit sphärischen Finessen, vertrackten Rhythmen und ausgereiften Melodien. Es ist ein Genuss.
In der Rockhal lieferten sie ein druckvolles Set mit vielen Highlights aus dem aktuellen Album „The Fall Of Hearts“ wie dem gigantischen „Serein“. Das Vorzeigewerk „Dead End Kings“ kam mit „Dead Letters“ ebenso zu Wort wie „Teargas“ einen Ausflug in die Vergangenheit ermöglichte. Große Showeffekte durfte man allerdings nicht erwarten. Der Bühnenaufbau war dem Artwork des neuen Albums angepasst. Und dann fand man im Vordergrund drei langhaarige Gitarristen und Sänger Jonas Renkse, die sich allesamt hinter ihren Mähnen versteckten. Ein Einbeziehen des Publikums fand nicht statt.
Stattdessen bekam man perfekten modernen Progmetal, der vor allem durch polyphone Gesangslinien überzeugte. Die Einflüsse von Anathema bei den Songs jüngeren Datums sind überdeutlich. Das Publikum nahm die sphärisch-düstere Darbietung begeistert auf und folgte dem Konzert trotz später Stunde bis zum Schluss.
Pop-Rock-Fetischisten aufgepasst: Coheed&Cambria haben den Big Apple hinter sich gelassen, um Ihr neues Album „The Color Before the Sun“ Live und in Farbe zu präsentieren. Um die frohe Klangwelt noch bunter zu gestalten, wurde Agent Fresco und Lantlôs mit ins Tourpaket gesteckt.
Wenige Minuten nach acht Uhr betreten mit Ambiente-Sound eine sehr junge Band namens Lantlôs die Bühne. Die aus dem schönen Rheda kommenden Rocker sind durch die letztjährige Europatour mit Alcest geläufig in der Szene. Sie selbst nennen ihr Genre Blackgaze, eine Subgernre des Shoegazing. Sanfter Postrock hallt durch die Live Music Hall, fast flüsternd. Alle vorgetragenen Tracks stammen vom Album „Melting Sun“. Die Kölner lauschen dem theatralischen Tönen eine halbe Stunde lange. Für Genre-Liebhaber eine interessante Band.
Vom Stillleben zu einem anderen Bild: Agent Fresco! Ein wirrer Mix aus Math-Rock kombiniert mit Pop-Elementen fällt über die Kölner her. Bekannt durch kleinere Club-Shows und dem Euroblast-Festival sind sie kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sänger Arnór Dan Arnarson und Gitarrist Þórarinn Guðnason wechseln sich am Klavier ab, wenn Sie nicht gerade anders instrumental tätig sind. Diese kleine Zirkusnummer ist wahrlich ein grandioses Schauspiel. Besonderes Highlight ist „Howl“ vom letztjährigen Album „Desire“. Jubelnder Beifall für eine super Show!
Zum Schluss kommen Coheed&Cambria auf die Bühne, um „The Color Before the Sun“ vorzustellen. Direkt beginnt die Band mit den ersten drei Songs des achten Studio-Albums. Ein Album, das wirklich versucht in die vielen Facetten des Rocks einzutauschen. Es gibt radiotaugliche Songs gefolgt von tiefgehenden Balladen, bis hinzu lauterem Stücken. Den besten Ohrwurm-Sound hinterlässt „You Got Spirit, Kid“. Claudio Sanchez Stimme frisst sich ins Gehirn und trällert dort fröhlich sein Unwesen. Die Fans jubeln derweil auch kräftig mit, wenn sie die Refrains nicht mitsingen. Junge und alte Liebhaber erfreuen sich an diesem Abend an dieser Band, die wirklich an ihrem Konzept etwas geändert haben, sondern eher einen Feinschliff vorgenommen haben. Ein gelungener Tour-Auftakt für die Band, auch wenn 45 Minuten-Sets für manchen etwas zu kurz sind!
Das Euroblast-Festival geht 2012 in die achte Runde. Verschiedenste Musiker aus der Sparte Technical-Metal/Djent bekommen auch dieses Jahr wieder eine Chance, sich auf einem Festival zu beweisen, das von nicht weniger als von 34 Nationen der ganzen Welt besucht wird. Die Anreisenden aus Australien, Schottland und Indien konnten sich über eine Vielfalt und Menge an Bands, verteilt über drei Tage, nicht beschweren. So haben unter anderem War From A Hartlots Mouth, Unevenstructures, Agent Fresco und Circle Of Contempt am Freitag einen großartigen Start für dieses Festival hingelegt. Auf den heutigen Samstag und den morgigen Sonntag wurden die Live-Acts vom Underground in die Live Music Hall verlegt. Ich bin gespannt, was mich an diesem Wochenende noch auf an musikalischen Highlights erwartet.
Als ich die Live Music Hall betrete, höre ich laute Industrial-Techno-Beats. Vielleicht lief von gestern immer noch eine Aftershow-Party, aber dafür schauten zu viele Anwesende Richtung Bühne, als angeheitert auf die Tanzfläche. Ein britischer Electro/Sci-Fi-Künstler namens The Algorithm legt seine Samples und Beats auf. Sein Mix aus Electro und Metal war mir bisher in dieser Form noch nicht bekannt und wirkt für elektronisch Begeisterte sehr originell und erfrischend. Ein überwältigter Sound bebte unter meinen Füßen, während schnelle oder langsame Subbasses meinen Körper erwischten. Zu einer frühen Stunde ist dies die ideale Möglichkeit, um alle Gehirnzellen zu reanimieren.
Chimp Spanner haben hier mit ihrer Musik den Kern der meisten Anwesenden getroffen und entpuppen sich als wahre „Djentle-mens”. Instrumental gespielter Prog-Metal wird hier dargeboten. Untermalt werden die rhythmischen Beats von elektronischen Elementen. Die Highlights bietet Spanner dann mit seinen genialen Solis und Lead-Gitarrentechniken. Die Songs wirken nicht kopflastig, da sie die Balance aus technisch-anspruchsvollen Riffs und Groove-Elementen einfach halten können. Das ist die erste Band des heutigen Abends, die vor fast vollem Haus spielt.
Viele Breakdowns und Midtempo-Wechsel gibt es bei Destrage. Inspiriert in Stile von Unearth und As Blood Runs Black bietet die junge Band eine lebendige Live-Performance. Es gibt sogar an manchen Stellen Clean-Vocals, um das ganze Geschrei nicht zu stumpf wirken zu lassen.
Jetzt betreten Vildhjarta unter höllischem Applaus die Bühne. Hier wird musikalische Schwerkost in Reinform geboten. Düstere Gitarren ballern mit disharmonischen, vertrackten und leicht chaotischen Parts nur so um sich. Über diesen Gewitterwolken schreien zwei Herren wie zu Odins Zeiten. Besonders die Songs „Dagger” und „Eternal Golden Monk” ballern einer Apokalypse gleich über einen ein, als würde die Live gleich in sich zusammen fallen. Dieser Klops aus Hass bleibt erstmals eine Weile im Halse stecken.
Skyharbor werfen mich wortwörtlich in den Himmel. Diese indische Band war bis zum heutigen Tage fast völlig unbekannt. Jazzige Drums treffen auf warme und harmonische Riffs. Begleitet wird dies von einer gelungen Gesangsstimme. Alles zusammen erinnert mich das Ganze an Thrice, Dredge und Deftones. Hier wird viel Atmosphäre und Gefühl geboten. Großartig!
Mit Monuments kommt die Band mit dem längst erwarteten Album des Jahres auf die Bühne. Ihre drei Song- Ep „We Are The Foundation” schlug ein wie eine Bombe. Im September diesen Jahres kam ihr Album „Gnosis” auf den Markt. Dieses Album sprüht vor musikalischer Vielfalt, Groove und eingängigen Melodien. Diese genannten Eigenschaften werden live auch so weitegegeben. Sänger Matt Rose animiert als Partykönig in Topform und springt und hüpft die Bühne rauf und runter. Da freut man sich schon auf die kommende Tour im Februar, um Monuments in Köln wieder live sehen zu können.
Jeff Loomis ist der ehemalige Gitarrist der Thrash-Metal-Legenden Nevermore. Heute präsentiert er uns sein neues Solo-Album „Plains Of Oblivion”. Seine spieltechnischen Fähigkeiten an der Gitarre sind einfach überragend und lassen viele einfach nur staunen. Beeindruckender Sound ummantelt die progressiven Songs. Laute und leise Töne werden harmonisch kombiniert und geben ein wunderschönes Klangbild. „Plains Of Oblivion” gehört in jedes Plattenregal.
Jetzt kommen wir schon zu der letzten Band des Abends: After The Burial. Und die Herren aus dem Hause Sumerian Records wissen, wie sie als letzte Band nach gefühlten 10 Stunden musikalischer Beschallung dennoch den Platz als Highlight des Tages bekommen. Ab der ersten Sekunde ballert es Breakdowns, Harmonieläufe und Tempowechsel aus den Boxen. Zum Schluss werden alle Besucher nochmal wach und es gibt sogar Circle Pits. Die enthusiastische Laune wird auf die Leute übertragen. Unter all den Hits von der Alben „Rareform” und „In Dreams” gibt es auch einen Song vom kommenden Album, das im Frühjahr 2013 erscheinen soll. Verschwitzt und glücklich freuen sich die Besucher jetzt noch auf ein paar Bierchen und warten gespannt auf den morgigen Tag und auf das, was noch alles kommen mag.
Am nächsten Morgen mit leichten Nackenschmerzen aufgewacht, wird sich nach einem stärkenden Frühstück sofort in Richtung Live Music Hall bewegt. Eine junge und talentierte Band namens Joncofy hat sich als Augapfel der nächsten Generation entpuppt, danach kommt Panzerballet auf die Bühne. Ich habe seit Psyopus nicht mehr so etwas Verstörendes gehört. Ein begnadeter Drummer spielt sich auf vertrackte Weise die Hände und Beine wund, während Saxophon und Gitarre ihre Chaosspuren hinterlassen. Panzerballett spielen eigen geschriebene Stücke als auch von Originalen verfremdete Songs aus allen musikalischer Richtungen. Es gibt eine sehr eigenwillige Interpretation von “Smoke on the Water”, die Deep Purple bestimmt nicht mal ansatzweise als ihren Song angesehen hätten, schwere Kost zu so früher Stunde.
Etwas ruhigere und stimmigere Töne stimmen dann die Jungs aus Florida von Akeldama an. Hier wird progessiver Metalcore mit leichtem Power-Metal vermischt. Es gibt viel klaren Gesang, während ein Zweitsänger keift und schreit. Die Band nahm alle Songs in eigener Regie auf und tourt nun in den folgenden Wochen mit Jeff Loomis. Sie scheinen sich über ihre glückliche Lage sehr zu freuen.
Die Miglieder von Disperse bieten eine wunderbare melodische Atmosphäre. Als ich erfahre, dass sie einen Plattenvertrag bei Season Of Mist haben, wird klar, dass diese Band etwas Besonderes sein muss. Und ich werde nicht enttäuscht. Disperse strahlen viel Leidenschaft und Sympathie aus. Es gibt viele leise Töne, die sehr warm und behütend klingen. Ich freue mich auf ihr kommendes Album.
Mit C.B Murdoc kommen wir endlich nochmal zu einer echten Trash Metal Band. Lange Haare und Bärte bieten Musik der Marke Skeletonwitch. Dazu heißt es, nur die Pommesgabel in die Luft zu heben und abzurocken. Vielleicht ist diese Art von Musik für einige Besucher zu speziell, so finde ich ein abwechslungsreiches Line-Up persönlich besser. Musik bedeutet Farbigkeit.
Schon während des Soundchecks für Tesseract füllen sich wieder die Massen in der Live Music Hall. Mit einem neuen Sänger ausgestattet, erlaubt uns die Band einen Einblick in musikalisches Können. Die abwechslungsreichen Songs des Albums „One” geben einen idealen Einblick, wie harmonisch und ausgewogen progressive Musik sein kann. Sanfte und laute Töne werden durch wunderbare Gesangsmelodien verbunden. Wir können gespannt auf den weiteren Werdegang dieser Band warten. Bei zu Recht tobendem und verdientem Applaus verlassen Tesseract die Bühne.
Unter knallen Drums und Riffs eröffnen die melodischen Death Metal Pioniere von Scar Symmetry ihr Set. Die Nuclear Blast- Veteranen bieten eine gelungene Mischung aus Metal und sehr intensiven, fast balladenartigen Elementen. Sänger Robert Karlsson weiß sich perfekt in diese stimmige Bild mit seiner Stimme einzufügen und untermalt sein Talent mit witzigen und smarten Ansagen, während Lars Palmqvist als Zweitsänger die klaren Gesangseinlagen übernimmt.
Leider kommen wir jetzt schon zur letzten Abend des Euroblast -Festivals. Long Distance Calling war einst ein Nebenprojekt der Mitglieder der Helden von Misery Speaks. Die Münsteraner gelten als eine der erfolgreichsten Instrumental- Rockbands Deutschlands, für Fans von Tool und Isis ein wahrer Hochgenuss. Sie bieten eine schöpferische Abwechslung aus Metal, Rock, Jazz, Funk und kleinen Boogie-Einlagen. Zurzeit arbeitet die Band unter Hochdruck an ihrem vierten Album, welches im März nächsten Jahres erscheinen und sogar einige Songs mit Gesang enthalten soll. Nach diesem großartigen Auftritt warte ich gerne auf dieses Album. Diese Band ist still ihren Weg gegangen und wird nun mit viel Lob belohnt. Instrumental- und Dredge-Fans sollten hier ihre Ohren spitzen.
Nach drei Tagen musikalischem Input kann man sich bei den Veranstaltern und Mitarbeiter des Euroblast-Festivals nur bedanken. Ihrer Hingabe für vielfältige Musik haben wir dieses Festival zu verdanken. Hier wurde von Musikfans für Musikfans etwas weitergeben. Hoffen wir, die Mühen und die Arbeit haben sich auch ausgezahlt, um nächstes Jahr wieder diese bunte Fülle an Musik an die Fans weitergeben zu können. Besucher aus der ganzen Welt würden sich freuen.
Eines der besten Gefühle ist es, wenn man ein Festival besucht und von einer noch unbekannten Band einfach begeistert ist. Am ersten Abend des Euroblast Festivals gab es einen dieser Momente. Eine Gruppe namens Agent Fresco spielte laute und leise Gitarren-Töne, umgeben von atmosphärischen Pianos und Akustik-Elementen. Alle diese Eigenschaften wurden kombiniert mit einer sehr gelungen Live-Show. Diese Musiker aus dem mir fast unbekannten Island, werden fern ab der Acht-Saiter Gitarren, eine neue musikalische Bereicherung für mich. Ich möchte mehr über diese Band erfahren.
Am folgenden Tag sitzen mir vier entspannte Jungs gegenüber mit einem Blick in den Augen, als wären sie einem unbegreiflichen Traum gefangen. Wenn man sie auf diesen glückseligen Gesichtsausdruck anspricht und warum sie glücklich wirken, antwortet sie nur: „Es geht uns zurzeit einfach fantastisch. Es könnte uns kaum besser gehen. Wir hatten gestern eine gute Show im Underground und haben sehr viel positives Feedback bekommen, das wirkt alles noch in uns nach. Wir müssen die positiven Erlebnisse auf diesem Festival noch richtig verarbeiten.” Noch begeisterter wird dann erzählt, wie es dazu kam, ein Teil eines Djent-Festivals zu werden. „Das ist eine lustige Geschichte. Eine Freundin unserer jetzigen Mangererin Nila hat uns auf unserer letzten Europa-Tour im MTC in Köln gesehen. Sie fand uns gut und wollte uns für andere Shows weiterempfehlen. Dann haben gestern Abend einige Künstler abgesagt und so konnten wir die Möglichkeiten nutzen, hier zu spielen. Wir konnten diese Chance nur wahrnehmen.” Auf die Frage, ob sie sich denn schon paar Bands angesehen hat, klatscht Sänger Arnór Dan Arnarson nur auf den Tisch und antwortet: „Natürlich haben wir uns schon Bands angeschaut. Und wir werden gleich wieder gespannt anderen Künstlern lauschen. In solchen Dingen sind wir wie Teenager, die zum ersten Mal ein Festival besuchen. Wir wollen so viele Eindrücke wie möglich sammeln. Du musst verstehen, in unser Heimat in Island gibt es solche Shows leider nicht mit diesem Rahmenbedingungen. Dieses Festival ist das Beste seit unserer letzten Tour.”
In der Frage nach ihrer musikalischen Heimat wirken alle ziemlich stolz. „Du musst wissen, in Island leben nicht mehr als 300.000 Menschen und dennoch herrscht dort eine rege Musiklandschaft von Metal, Hardcore, Jazz, Rock und Vielem mehr. Man kann mit unserem Land auch mehr verbinden als nur weiße Schneewüsten und Eisberge. Auch in unserer Heimatstadt gibt es eine große Musikszene. Warum weiß ich allerdings nicht, aber es ist schon beeindruckend.” Ob sie denn ein Teil dieser Szene sein wollen, antwortet Agent Fresco ziemlich gelassen: „Unsere Liebe zur Musik haben wir auch für uns alleine. Das Wichtigste für uns ist, dass wir uns für unsere Sache interessieren und daran arbeiten.” Über die Zukunft sind sich die sympathischen Herren auch schon gewiss, wenn man sie fragt, an welchen Sachen sie gerade arbeiten. „Wir versuchen wieder ein paar Shows zu spielen, und dann weiter an unserem Album zu schreiben. Wir haben auch Ideen für ein neues Video. Also haltet die Ohren und Augen offen.” Ehe ich zu Ende formulieren konnte, ob sie noch etwas sagen möchten, schießt es sofort heraus: „Danke an Nila, an das freundliche und immer hilfsbereite Team vom Euroblast und allen, die dieses Festival möglich gemacht haben. Wir haben diesen Menschen so viel zu verdanken. Die Besucher haben uns mit ihrem Feedback echt überrascht. Es hat uns einfach unseren Verstand weggeblasen. Es bestärkt uns in unserer Sache.”
Eine Band aus einem fernen und doch so nahen Land verabschiedet sich freundlich. Sie gibt zu denken, warum Musik überall auf der Welt als kultureller Bindepunkte, egal welcher Nation, stehen kann. Auch wenn auf der nächsten Show keine Besucher aus 34 Nationen anwesend sind, so kann Agent Fresco sich gewiss erhoffen, diese Menschen in anderen Städten als Fans ihrer Show wiederzusehen.
Ein technisches Metalpaket der Extraklasse steht dieses Jahres noch kurz bevor: Im Oktober diesen Jahres findet das 8. Euroblast-Festival in Köln statt. 2012 soll das Euroblast Festival vom 19. bis 21. Oktober in der Live Music Hall und im Underground in Köln stattfinden und auf 3 Bühnen insgesamt 40 Bands präsentieren. Um noch mehr über dieses großartige Festival zu erfahren, haben wir uns Zeit genommen, um ein paar Worte mit Mitarbeiter Philipp Mertens auszutauschen.
Hallo Phil! Wie laufen die Vorbereitungen für das Euroblast Festival? Ihr habt ja vor einigen Wochen das finale Line-Up verkündet und nun müsste sich doch der Organisationsstress nach der ganzen Arbeit etwas gesenkt haben, oder?
Philipp Mertens: Hey, die Vorbereitungen sind natürlich in vollem Gange und gerade jetzt, knapp vier Wochen vor dem Festival geht es hier richtig zur Sache. Die Vorarbeiten haben wir zwar zum größten Teil abgeschlossen und der Promotionapparat läuft auf Hochtouren, aber jetzt geht es ans Eingemachte und vor allem um die praktischen Vorbereitungen vor Ort. Hotels und Flüge müssen gebucht werden, welche Medienpartner brauchen vor Ort wieviel Platz, wann kommen welche Bands und was brauchen sie, tausend Kleinigkeiten halt. Also vor dem Festival schläft bei uns keiner mehr aus.
Könntest Du uns kurz die Geschichte des Euroblast-Festivals darlegen? Ihr wart ja zuerst ein kleines Kölner Festival im Kölner Bogen 2 mit Bands wie Textures oder Tesseract, welches dann immer größere Formen angenommen hat. Dieses Jahr findet es sogar zwei Tage lang in der Live Music Hall statt. Der Sprung der Locations ist ja enorm.
Philipp Mertens: Ja, die Sprünge der letzten Jahre waren in der Tat enorm. Seit letztem Jahr wurde die Kapazität mehr als verdoppelt und dieses Jahr sind es insgesamt sogar vier Tage, drei Festival-Tage, Freitag im Underground und Samstag und Sonntag in der Live Music Hall, plus unserem Warm-Up Special an dem Donnerstag davor. Die Bands von damals sind in den letzten Jahren stetig gewachsen und natürlich sind wir vergleichsweise immer noch undergroundig. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Musik um progressiven Metal enorm viel Potenzial hat, vor allem da die Szenen immer offener werden. Wenn dann jemand wie The Algorithm mit seinem Electro/Sci-Fi/Metal neben klassischen Acts genauso gut ankommt, erweitert das natürlich auch unser Publikum.
Du sagst es: Es gibt sogar ein Warm-Up am 18.10. im Underground mit sieben Bands! Nicht gerade wenige Bands, um die Leute anzuheizen! Wie kamt ihr auf diese Idee? Standen zu viele Bands dieses Jahr zur Auswahl und ihr musstet eure Pläne ändern?
Philipp Mertens: Das Warm Up war in der Tat nicht von Anfang an geplant. Aber nachdem wir die Möglichkeit sahen, Sybreed und Agent Fresco zu bekommen, die wir auf jeden Fall dabei haben wollten, haben wir das Ganze noch mal um einen Tag erweitert, wobei der Warm Up eher als separates Konzert gesehen werden sollte und nur indirekt Teil das Festivals ist.
Ihr bietet Bands aus jeglichen Genres im modernen Metalbereich eine Plattform auf eurem Festival. Teilweise haben Bands hier sogar ihre erste europäische Festlandshow gespielt. Bewerben sich Unmengen von Bands bei euch oder sucht ihr sie persönlich aus?
Philipp Mertens: Mit Agent Fresco kommt natürlich auch eine Band, die mit Metal direkt nicht so viel zu tun hat und The Algorithm ist auch mehr DJ, als Metal-Act. Natürlich konzentrieren wir uns mehr auf den Bereich Metal, aber im Endeffekt wollen wir eine Plattform für Neues und Kreatives sein. Wir wollen uns auch nicht auf die Sparte “Djent” beschränken, wie uns oft nachgesagt wird, sondern Teil des Prozesses sein, Musik weiter zu entwickeln, egal in welchem Sinne. Da hat Hacktivist mit Rap-Djent genauso was verloren, wie The Algorithm, Agent Fresco oder Prog-Verteranen á la Scar Symmetry. Wir bekommen auch Unmengen an Bewerbungen, von denen wir einige ausgewählt haben, aber viele kleine Bands haben wir einfach selbst rausgesucht und angesprochen, weil wir die einfach geil fanden. Die haben uns dann total euphorisch geantwortet, weil sie nie damit gerechnet haben, dass wir denen von uns aus die Möglichkeit anbieten auf dem Euroblast zu spielen.
Ihr arbeitet gerne mit got-djent.com zusammen. Habt ihr vielleicht deshalb, weil ihr immer im Austausch steht, so frische und junge Bands wie Monuments, Tesseract oder Uneven Structure auf eurem Festival, die ohne euch nie den Sprung in Labels geschafft hätten? Sowas muss einen Musikfan doch sehr stolz machen.
Philipp Mertens: Ja got-djent.com ist schon seit einigen Jahren ein treuer Partner und guter Freund und die Website ist eine pure Goldgrube, was vielversprechende Newcomer angeht. Das überträgt sich dann auch auf uns, sodass das Euroblast für einige Labels schon zum Pflichttermin in der Jahresplanung geworden ist, weil die Leute auch wissen, dass sie bei uns finden, was sie suchen. Und, dass kleine Bands dadurch den Sprung auf nächste Level schaffen, ist ja genau das, was wir wollen. Das ist das, wofür wir dieses Festival veranstalten.
Wie sehen denn die Planungen für die kommenden Euroblast-Festivals aus? Habt ihr schon einiges in Vorbereitung? Vielleicht habt ihr euch ja schon ein paar Headliner herausgesucht.
Philipp Mertens: Euroblast-Festivals Vol.9 haben wir auch schon deutlich ins Auge gefasst. Gerade konzentrieren wir uns zwar noch darauf, dass die kommende Edition reibungslos über die Bühne läuft, aber die ersten Vorbereitungen für 2013 haben schon begonnen. Natürlich können wir dazu noch nichts sagen, aber es sind schon einige Bands gebucht, die uns auf jeden Fall auf das nächste Level katapultieren werden und die die meisten Fans sicher aus den Socken hauen werden.
Danke für die Antworten und für dieses tolle Festival. Dein letzter Kommentar für unsere Leser:
Philipp Mertens: Wir danken auch für euren Support. Die meisten haben sicher schon mitbekommen, dass wir auch jetzt immer noch ständig Änderungen bringen und mit War From A Harlots Mouth immer noch neue Bands kommen. Also checkt am besten regelmäßig unsere Website www.euroblast.net, um auf dem Laufenden zu bleiben. Die Running Order ist online und neben den Festival-Tickets gibt es nun auch Tages- und Unterkunfts-Tickets! See you in October! Thall…