Fools Garden überraschen mit elektronischen Klängen

Man muss Fools Garden wirklich dafür bewundern, dass sie seit dreißig Jahren ein enormes Durchhaltevermögen haben und inzwischen ihr elftes Studioalbum auf den Markt bringen. Eigentlich haben sie mit „Lemon Tree“ ein klassisches One-hit-wonder gelandet. Der weltweite Erfolg ließ sich einfach nicht mehr wiederholen. Viele Bands sind an einer solchen Situation zerbrochen, doch die Gründungsmitglieder Peter Freudenthaler und Volker Hinkel ließen sich nicht ins Bockshorn jagen. Ja – es gab Besetzungswechsel und große Krisen. Kein Album nach dem Nummer-1-Werk „Dish Of The Day“ (1995) schaffte einen annähernd guten Chartplatz in Europa. Und trotzdem gibt es seit dem (übrigens sehr lohnenswerten) Erstling „Once In A Blue Moon“ (1993) durchgehen qualitativ hochwertige Musik der Band aus Pforzheim.

2021 wendet sich die Band nach vielen Alben melodischer Popmusik überraschend dem Elektropop zu. Das mag manche Fans verstören, ist aber nur ein Teilaspekt des neuen Werks. Wer ihre alten Alben mag, wird auch auf „Captain… Coast Is Clear“ neue Favoriten finden.

Nach dem kurzen sphärischen Opener „An Endless Sea“ geht es direkt zum Synthesizer-Sound von „Electrify“, der an eine Mischung aus den Vocals der Pet Shop Boys mit der Musik von Anne Clark erinnert. Musikalisch absolut nicht mein Fall, aber zumindest ordentlich produziert. Zudem erweisen die Herren keinem Geringeren als David Bowie die Ehre, indem sie einen inhaltlichen Bezug zu „Major Tom“ herstellen: „Remember when David cut the line, and everything went out of control“.

Die Melancholie von „Highest Mountain“ und „Home Again“ entschädigt jedenfalls für entstandene Unannehmlichkeiten und liefert vertraute Klänge der Band, während es mit „Outta Love“ wieder zurück auf den Dancefloor geht. Spannend finde ich die Klanglandschaften von „Fireflies“ und „House Of Cards“, die sich letztlich von jeder Pop-Attitüde entfernen.

Mit Titeln wie „Those We Lost At Sea“ und „Home Again“ zeigen die Protagonisten nicht nur ihr musikalisches Können, sondern begegnen dem Hörer mit Tiefe. Zusätzlich kommt man in den Genuss von Hinkels raffinierten Sound-Layouts, wenn er seine Kunst als Komponist von Filmmusiken einfließen lässt und eine einzigartige, musikalische Dramaturgie erzeugt.

Fools Garden nutzen ihr musikalisches Talent, um sich weiter zu entwickeln und die Hörer zu überraschen. Ein zweites „Lemon Tree“ will keiner schaffen und die Radiocharts liegen auch in weiter Ferne. Stattdessen gibt es ein atmosphärisch dichtes Album mit einigen Überraschungen, die vermutlich nicht jedem gefallen werden. Trotzdem – gut so.

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