„The Platinum Collection“ von QUEEN auf sechs farbigen Vinylscheiben

Das sind so Momente, an denen man gerne ein Unboxing-Video aufnehmen würde – nur um zu zeigen, wie schön diese Vinylbox aufgemacht ist, die vergangenen Freitag als ultimative Best-of-Veröffentlichung von QUEEN erschien. Schon vor sieben Jahren gab es einen Release, der die Herzen der Fans und vor allem der Vinyl-Liebhaber höher schlagen ließ. Damals erschien mit „The Studio Collection“ eine Sammlung aller 15 Studioalben auf 18 farbigen Scheiben im Set. Wem der Preis zwischen 300 und 400 Euro damals zu happig war, der kann sich jetzt über die „Greatest Hits“-Sammlung für den etwas kleineren Geldbeutel freuen. Wie allgemein bekannt, sind auch diese Zusammenstellungen essentiell. Und die Aufmachung der Box ist es wert, eine Anschaffung anzudenken.

Überhaupt ist es ein Phänomen, dass eine Band quasi pro Jahrzehnt ihres aktiven Schaffens eine eigene Best-of-Kollektion auf den Markt bringt, wobei es alle drei Releases bis ganz nach vorn in die Charts schafften und es (was das Tracklisting angeht) zumindest auf den ersten beiden Teilen keine Dopplungen gibt!

Die erste Zusammenstellung erschien, als QUEEN elf Jahre als Band aktiv waren am 2. November 1981. Das Album war schlicht „Greatest Hits“ betitelt und schaffte es bis heute auf mehr als 25 Millionen Exemplare. Damit ist es das kommerziell erfolgreichste Werk der Band und reiht sich lässig in die illustre Runde der meistverkauften Alben aller Zeiten ein.

Ursprünglich erschien „Greatest Hits“ als normales Vinylalbum und enthielt acht Songs auf Seite 1 und neun Songs auf Seite 2. Die neue Edition ist auf farbigem Vinyl gepresst und jede LP kommt im eigenen Sleeve. Um eine bessere Qualität zu ermöglichen, finden sich hier nur vier bzw. fünf Stücke auf jeder der Vinyl-Seiten.

Ganz am Anfang stehen mit „Bohemian Rhapsody“ und „Another One Bites The Dust“ die größten Singlehits der Band aus den Jahren 1975 und 1980. Standesgemäß zum Ende gibt es die beiden Songs, die so viele QUEEN Konzerte abschließen sollten: „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ vom 1977er „News Of The World“.

Die Kompositionen stammen zum größten Teil von Freddie Mercury. John Deacon hat neben besagtem „Another One Bites the Dust“ noch „You’re My Best Friend“ beigetragen. Von Brian May stammen unter anderem „Fatt Bottomed Girls“, „Now I’m Here“ und „Flash“ vom legendären Soundtrackalbum zum Film „Flash Gordon“. Allein Roger Tayler war nicht vertreten, da bis dahin keine QUEEN Single aus seiner Feder erschienen ist.

Fazit: Nur Kracher. Dass dieses Album essentiell für jede Plattensammlung ist, muss nicht extra betont werden, denke ich. Doch die Erfolgsgeschichte von QUEEN hatte ja gerade erst begonnen. „Greatest Hits 2“ erschien zehn Jahre später (kurz vor Freddies Tod) und enthielt 17 Singles, die im Zeitraum 1981 bis 1991 erschienen sind.

Die Alben „The Works“ (1984), „A Kind of Magic“ (1986), „The Miracle“ (1989) und „Innuendo“ (1991) sind mit jeweils vier Stücken vertreten. Vom 82er Album „Hot Space“ hat es nur „Under Pressure“ ins Tracklisting geschafft, der kongeniale Hit, den die Band mit David Bowie aufgenommen hat. Diesmal war auch Taylor im kreativen Setting äußerst aktiv und trug mit „A Kind of Magic“ und „Radio Ga Ga“ zwei Megahits bei, die die Popwelt für immer verändern sollten.

Die Hitdichte ist nicht so groß wie bei Sammlung 1, doch es gibt mit „I Want It All“, „Hammer To Fall“ und „One Vision“ drei veritable Kracher, während die Balladen-Fraktion über „Who Wants To Live Forever“, „Friends Will Be Friends“ und „The Show Must Go On“ bedient wird (wobei gerade die letzten drei Stücke den nahenden Tod des Frontmanns schon emotional vorwegnahmen).

Während die zweite Sammlung nicht ganz so beeindruckend ist, wie die Compilation von 1981, so zeichnet sie dennoch die zweite Hälfte einer fantastischen Karriere gut nach (von der Flaute Anfang der 80er über „Live Aid“ und den beeindruckenden zweiten Akt bis hin zu Freddie Mercurys traurigem Tod) und verkaufte immerhin noch beneidenswerte 16 Millionen Exemplare. Neben der zum Ende hin vorherrschenden Melancholie finden sich einige ganz große Momente, bei denen die Gitarren vermehrt dem Synthesizer weichen mussten.

Wieder ein Jahrzehnt (genau genommen: 8 Jahre) später gab es dann mit „Greatest Hits 3“ ein Kuriosum. Eigentlich ist es ja eher eine Zusammenstellung von Remixen, Livetracks und Soloprojekten der Bandmitglieder. Also eine Sammlung, die man ehrlicherweise besser als Nostalgie- und Raritätenalbum bezeichnet hätte. Natürlich ist die Musik brillant, aber die Bezeichnung als Teil 3 der Hitsingles ist irreführend. Dann hätten nämlich auch „Keep Yourself Alive“, „Tie Your Mother Down“ und „Spread Your Wings“ mit drauf gehört.

So gibt es vor allem eine Reihe von Kollaborationen – live oder aus dem Studio: „The Show Must Go On“ live mit Elton John 1997 in Paris, „Under Pressure“ mit David Bowie als Remix, Freddies Solo-Single „Barcelona“ im Duett mit Montserrat Caballé und „Somebody To Love“ mit George Michael vom 1992er Tribute Konzert.

Außerdem finden sich „These Are the Days of Our Lives“ (1991), Mercurys letzter Auftritt in einem Musikvideo, und „No-One But You (Only the Good Die Young)“ (1997), ein Lied von Brian May, das ihm gewidmet ist und wo John Deacon letztmalig vor seiner Pensionierung tätig war. Vier Songs stammen vom letzten Studioalbum „Made in Heaven“ (1995), darunter „Too Much Love Will Kill You“ und „Heaven for Everyone“. Für sich allein macht die dritte „Greatest Hits“ in meinen Augen wenig Sinn, aber im Gesamtpaket der drei Compilations bildet sie die perfekte Ergänzung.

Kommen wir noch zum „Unboxing“: Es gibt einen edlen platinfarbenen Schuber mit dem Cover, das wir schon vom CD-Release gleichen Namens kennen. Die farbigen Vinylscheiben (siehe unten) stecken in schönen Sleeves, die auf der Plattenhülle jeweils ein Bandfoto aus der entsprechenden Zeit zeigen, Aber auch die Innenhülle ist mit Abbildungen der Singlecover bedruckt.

Es gibt ein spezielles Booklet für die Box im LP-Format. 24 farbige Hochglanzseiten mit einer Unmenge Fotos und dem Tracklisting der sechs Alben. Die Aufmachung ist phänomenal und ein Hochgenuss für Vinylliebhaber sowie Sammler aller Colour.