Die Musik von PINK FLOYD und große Gefühle
Spätestens seit dem Tod von Richard Wright im Jahr 2008 sind die Hoffnungen der Fans auf eine Wiedervereinigung von Pink Floyd endgültig zerstört. Man muss davon ausgehen, dass es keine Liveshows unter dem Bandnamen mehr geben wird, denn offiziell hat sich die Band im Jahr 2015 aufgelöst. Zum Glück für alle Fans gibt es eine Legion an guten Coverbands, welche die Musik der Psychedelic und Progressive Rock Pioniere in unserer Zeit am Leben erhalten.
Eine der besten ist die Australian Pink Floyd Show, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Musik der Band möglichst originalgetreu und mittels einer perfekt inszenierten Bühnenshow in Szene zu setzen. Die letzte Tour der Band von Down Under trug den Titel „All that you love“. Drei Jahre später heißt es nun „All that you feel“.
Die Show in Trier war groß angelegt: Mit verschiedenen Sängern, dreiköpfigem Backgroundchor, drei Gitarristen. Im Mittelpunkt der breiten Bühne befand sich eine Leinwand, die das musikalische Geschehen mit eigenen animierten und filmischen Sequenzen illustrierte. Das Publikum saß bequem in der bestuhlten Arena und genoss die instrumentalen Feinheiten sowie die fabelhaften sängerischen Leistungen, die beeindruckend waren, auch wenn einer der Sänger hörbar erkältet war.
Der Anfang war noch verhalten mit dem instrumentalen „Obscured by Clouds“. Es folgte „When You’re In“ und an dritter Stelle „In the Flesh?“ – untermalt mit starken politischen Statements auf der Leinwand. Der erste Höhepunkt war natürlich „Time“ mit allgegenwärtigen Uhren und einer fulminanten Lasershow. Nach dem kurzen „Breathe“ kam zu „The Great Gig in the Sky“ der große Moment des stimmgewaltigen Backgroundchors. Die drei Sängerinnen schufen im Wechsel lautmalerisch eine schöne Atmosphäre und großartige Klanggemälde.
Danach „Money“ mit den bekannten Klängen der Registrierkasse und ganz stilecht begleitet von einer fantastischen Saxofonspielerin, die verdienten Szenenapplaus bekam. Es folgte ein melodisches „Us And Them“. Zu „What Do You Want From Me“ gab es einen gekonnten Wechsel am Mikro, das sich die drei Gitarristen je nach Stimmlage teilten. Bei „Coming Back to Life“ ertönte ein sehr melancholisches Intro und danach ganz passend die starken Klänge von „The Happiest Days of Our Lives“. Der erste Teil endete mit dem Auftauchen des hallengroß aufblasbaren „Teachers“ und einer kraftvollen und umjubelten Performance von „Another Brick In The Wall Part 2“.
Nach einer Stunde Show war Zeit zum Durchatmen und viele Zuschauer stürmten nach vorn, um sich mit dem Lehrer in Drohgebärde ablichten zu lassen.
Das psychedelische Klanggemälde „Astronomy Domine“ stand am Anfang der zweiten Hälfte. Dann das große Epos „Shine On You Crazy Diamond“ in fünf Teilen inklusive ausgedehnter Keyboard-Parts und elegischer Gitarrensoli. „Wish You Were Here“ wurde mit akustischem Start und von der Seele weg fantastisch interpretiert. Dazu gab es verträumte Einblendungen von Bandfotos und damit natürlich emotionale Erinnerungen an die verstorbenen Pink-Floyd-Mitglieder.
Zur Auflockerung nach den melancholischen Momenten erklang „Sheep“ als witzige Einlage, wobei nach den obligatorischen „Mäh“-Rufen auch Menschen im Schafmodus auf der Leinwand gezeigt wurden. Das bekannte „Mother“ gab es als sehr zerbrechliche akustische Einlage, doch dann ging es mit „Sorrow“ wieder dröhnend und mit Megasound in die Vollen.
Zum furiosen Finale wurden weitere aufblasbare Gimmicks sichtbar. „One of These Days“ wurde stilecht mit einem riesigen grinsenden Känguru versehen und „Run Like Hell“ ließ am Rand der Arena die Sau bzw. den Eber raus. Alle Beteiligten konnten hier ihre überragenden vokalen und instrumentalen Fähigkeiten zeigen. Gitarrensoli und dynamisches Schlagwerk waren fantastisch. Die dreistündige Show endete mit einem phänomenalen „Comfortably Numb“, zu dem es niemanden mehr auf den Sitzen hielt. Wer bis dahin noch nicht jubelnd stand, verlor sich jetzt in Standing Ovations. Die größte Masse befand sich ohnehin längst vor der Bühne, um dem australischen Ensemble zuzujubeln.
Über die vergangenen 30 Jahre ist die Australian Pink Floyd Show längst selbst zu einer musikalischen Institution geworden, die Maßstäbe setzt. Kein Wunder, lautete das Credo der Australier doch von Anfang an: So nah am Original wie nur möglich. Dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschen, haben die Musiker bereits einem Millionenpublikum bewiesen. Mit dieser Show hat die Musik der Briten einen hervorragenden Nachlassverwalter.