Ben Zucker: „Wer sagt das?!“ – die „Zugabe“ und „Live in Berlin“
Benjamin Fritsch war lange Jahre leidlich erfolgreich als Rockmusiker unterwegs, bevor er sich als Ben Zucker dem unsäglichen Schlager-Metier zuwandte. Doch was heißt das schon? In dieser Schublade steckt er, seit er bei Florian Silbereisen auf dessen „Schlagerparty“ zu Gast war. Doch seine Stücke klingen immer noch rockig und bodenständig. Ich vergleiche ihn gern mit Matthias Reim, der ebenfalls live zeigt, dass man auch als vermeintlicher Schlagersänger eine formidable Rockshow abliefern kann.
2020 reicht es bei Ben Zucker noch nicht für ein komplettes drittes Studioalbum, doch er hat seinen Zweitling „Na und?!“ hier um fünf neue Stücke erweitert. Jetzt mag mancher Fan schimpfen und von Abzocke sprechen, weil er sich wegen fünf Stücken das Album nochmal kaufen muss, doch man bedenke, dass der Digipack zudem ein komplettes Livekonzert auf zwei Silberlingen zu bieten hat. Damit ist man doch ganz gut bedient.
Die Liveaufnahme, die 2019 in Berlin entstand, zeigt den Mann im Karohemd als echte Rampensau. Die Show liefert eine rocklastige Band und stimmgewaltige Backing Vocals. Hinzu kommt Bens charismatische Stimme, die alle in den Bann zieht und ihn zurecht zu einem der erfolgreichsten deutschen Solokünstler macht. Was für ein Alleinstellungsmerkmal!
Das Duett „Perfekt“ gibt er mit der kleinen Schwester Sarah, die sich ebenfalls den Künstler-Nachnamen Zucker zugelegt hat. Und der einzige englischsprachige Song ist „It’s A Heartache“ mit Weltstar Bonnie Tyler. Besonders stark aber kommen Stücke wie „Mein Berlin“ und der geniale Abschluss „Was für eine geile Zeit“. Ben Zucker beweist mit Bravour, dass er bodenständig geblieben ist und doch ein Schlager-Rockstar sein kann.
Hinzu kommen die fünf neuen Titel auf der Studio-CD: „Sommer der nie geht“ ist eine vor positiver Energie nur so strotzende Ballade, die er all jenen widmet, die ihren persönlichen Traum leben. „Genau jetzt“ und „Ich will dich jetzt“ gehen ebenso positiv nach vorn, während „Herz ohne Narben“ und „Wo ist die Liebe hin?“ Bens balladeske Seite zeigen.
Die Standortbestimmung ist geglückt. Eigentlich sollte das Album die Open-Air-Saison 2020 einläuten. Leider müssen wir jetzt noch ein Jahr Geduld haben. Gemeinsam mit seiner Band feiert Ben Zucker die Kraft der Träume und den Mut, sie eines Tages zu verwirklichen. Eine hoffnungsvolle Denkweise, die gerade in diesen Tagen nicht aktueller sein könnte.