Black Inhale: Von der Fähigkeit, Krisen zu bewältigen
In Zeiten von Krisen sind Resilienzfaktoren wichtige Aspekte, um Menschen zu helfen. Es sind die erlernten und erworbenen Bewältigungsstrategien, die jeder in sich hat. Vermutlich entstand der Albumtitel „Resilience“ schon vor der Corona-Krise, doch er passt definitiv wie Faust aufs Auge.
„Für mich steht das Album für die Fähigkeit, trotz Rückschlägen schnell wieder aufzustehen und seinen Weg weiterzuverfolgen“, erläutert Sänger/´und Gitarrist Raffael „Schlo“ Trimmal den Titel des dritten Longplayers der österreichischen Metal Helden. Zusammen mit Drummer Boris Balogh stand er vor einem Scherbenhaufen: „Unmittelbar vor dem Songwriting mussten wir Bass und Gitarre neu besetzen und hatten keine Ahnung, wie schnell und gut uns das gelingen wird.“
Es gelang schnell und vor allem: Sehr gut. In Form von Andrés Cuenca an den sechs und Mauro Putzer an den vier Saiten fand man die nicht nur musikalisch perfekte Ergänzung des metallischen Kleeblatts: „Von der ersten gemeinsamen Probe an waren Andrés und Mauro wie jahrelange Freunde. Unfassbar, wie stark Musik Menschen verbinden kann“, zeigt sich Schlo euphorisch. „Die zwei haben sich auch sofort ins Songwriting eingebracht, vor allem Andrés hat dem Album einen ordentlichen Stempel aufgedrückt. Beide waren so eine immense Bereicherung, dass uns klar wurde: Wir werden stärker denn je aus dieser Krise gehen!“.
Das Album bietet zehn abwechslungsreiche, intensive Songs, die dem alten Bandmotto „Nothing But Pure Metal“ mehr als gerecht werden und gleichermaßen thrashig, melodisch, modern, brutal, eingängig, progressiv, messerscharf, ehrlich klingen – und dabei auch einiges zu sagen haben. Die 45 Minuten sind soundtechnisch hervorragend und druckvoll produziert. Der Opener „Dissociation“ führt mit seinen Riffs in eine spannende metallische Welt ohne elektronischen Schnickschnack. Die Geschwindigkeit der drei folgenden Songperlen ist durchaus beeindruckend, bevor es ab „Absorbing Energy“ ruhiger wird. Dass der Titeltrack zu Beginn einen sehr erzählenden Charakter hat, ist sicher eine mutige Entscheidung. Schnell nimmt er aber Fahrt auf und führt in die variantenreiche zweite Albumhälfte, die mit dem roboterhaft eingeleiteten „The Cube“ ausklingt.
Black Inhale sind definitiv gestärkt aus der Bandkrise hervorgegangen. Lasst uns hoffen, dass sie auch die kulturelle Krise des Jahres 2020 halbwegs unbeschadet überstehen.