Boore: „Jeck es jeil“ – das funktioniert auch ohne Alaaf und Helau

Ob die kölsche Band Boore schon vor Corona die Idee hatte, ihr neues Album erst in der Fastenzeit zu veröffentlichen? Es wäre ihnen zuzutrauen, denn sie beweisen mit „Jeck es jeil“, dass diese Musik zu jeder Jahreszeit und auch ohne alkoholselige Stimmung funktionieren kann. Mir zumindest macht es nach der notgedrungenen Karnevalsabstinenz großen Spaß, jetzt ein solch optimistisches Album voller kölscher Schlager zu hören.

Die Erfolgsgeschichte der Boore begann, als sie 2003 den Song „Rut sin de Ruse“ quasi über Nacht zum Hit machten. Man trägt Lederhosen – quasi als Alleinstellungsmerkmal im Rheinland – und findet sich auch auf diversen Schlagerpartys wieder.

Die aktuelle CD vermittelt gekonnt das kölsche Lebensgefühl. Mit Songs wie „Jeck es jeil“ und „Rut un wiess“ spricht man den Heimatverbundenen aus dem Herzen. Doch es ist nicht alles heile Welt. Das nostalgische „Trone“ macht eine melancholische Reise zu den alten Helden der Domstadt. Es gibt gefühlvolle Balladen, Texte mit Tiefgang, Abchillen op Kölsch, Gute Laune-Songs zum Abfeiern und auch mal was zum Schmunzeln.

Die Songs wurden zum größten Teil von der Band selbst geschrieben. Es ist ein schöner Mix aus einigen bekannten und vielen ganz frischen Songs. Das alles mit der neuen Stimme von Chris Koch, der seit 2019 am Mikro steht.

Was klar wird: Gute kölsche Musik funktioniert das ganze Jahr über – dafür braucht man keinen Karneval. Überraschend erklingt auch der hochdeutsch gesungene Chanson „Currywurst“ als Hommage an die Lieblingsspeise. Und mit „Hand op et Hätz“ gibt es zum Abschluss das Herzensprojekt von Boore & Friends mit dem eindeutigen Zweck der direkten Unterstützung für Menschen, die von akuter Altersarmut betroffen sind. Ein feiner Zug!