Bogensberger: „Anarchisten auf der Autobahn, Taoisten unterm Birnenbaum“
Dieses Album hält, was der komplexe Titel verspricht: Es ist nicht leicht zu konsumieren. Christian Bogensbergers Herangehensweise ist schon ungewöhnlich. Man höre sich nur den ersten Track „Im Land der tausend Obstbäume“ mit seinen ansatzweise asiatischen Klängen an: „Volldicht unterm Pflaumenbaum, spür ich meinen Daumen kaum“. Solche Textzeilen voller Albernheit ziehen sich durch das ganze Album.
Christian Bogensberger erzählt gerne Geschichten und lässt seine Gedanken singen und tanzen. Dies tut er mittels selbst geschriebener Songs, dargebracht im österreichischen Hochdeutsch, unterlegt mit akustischer Gitarre. Er entführt uns liedpoetisch und alltagsphilosophisch in die Genüsse und Wirrnisse des Daseins und der Zeit. Dabei nimmt er sich kein Blatt vor dem Mund und kennt weder sprachliche noch gedankliche Tabus.
1996 gewann der studierte Philosoph und langjährige Politaktivist den „Forum Stadtpark Literatur Slam“, einen der ersten Poetry Slams Österreichs. Bereits seit 1994 war er als „Der sensationelle Herr Bogensberger“ mit Programmen wie „Herr Bogensberger musiziert munteren Mutes manchmal mirakulöse Melodeien murmelnd mitnichten mehrstimmig“ auf diversen Bühnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu sehen, wo er seine ureigene Mischung aus Musik, Literatur, Kabarett und Theater zum Besten gab.
Mit dieser CD bekommt man einen Einblick in seine wirre Gedankenwelt. Das politische „Rücktritt statt Rückschritt“ kommt mit gejaultem Intro. Die „Aramäische Melodie“ und andere konfuse Texte werden gelesen und dabei lautmalerisch unterlegt. Bogenbergers stimmlichen Verrenkungen sind nicht immer leicht zu ertragen. Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Mein Fall ist es jedenfalls nicht.