Cris Cosmo: An die Wand fahrn? Bitte in nem „Jaguar“ – neues Album 2019

Trotz seiner Teilnahme am Bundesvision Songcontest vor einigen Jahren hatte ich Cris Cosmo bisher nicht auf dem Schirm – und das ist echt eine Schande. Der Singer/Songwriter, der bürgerlich Christian Gingerich heißt und aus Bretten nahe Karlsruhe stammt, war in den 90ern mit der Punkrockband NTS unterwegs. Mancher erinnert sich vielleicht an die Ohrwurm-Single „Ich und du“. 2004 begann er ein Studium an der Popakademie Mannheim und ist seit 2008 als Solokünstler mit Band unter dem Namen Cris Cosmo am Start.

„Jaguar“ ist bereits das fünfte Soloalbum und es bietet deutsche Popmusik mit Reggae, Dancehall, Latin und Electronica. Eine erstaunlich frische Mischung wird da geboten – irgendwo zwischen Gentleman und Cro anzusetzen. Gerade der Fokus auf den rhythmischen Aspekt macht das Album zu einer runden und ganz besonderen Sache.

Der Anfang mit dem Rapsong „Feuer“ ist noch etwas sperrig, doch schon mit dem gesellschaftskritischen „Blaues Gold“ findet sich der erste Song mit Botschaft. Bildgewaltig kreiden Chris und Duettpartner Mambe die Vereinnahmung der Trinkwasserreserven durch große Konzerne an. Zwischen Wasserpistolen und Wasserschlacht gibt es zwar einige lustige Elemente, doch der ernste politische Gedanke wird an keiner Stelle vergessen.

Beim Titelsong „Jaguar“ muss ich zunächst an den RAOP von Panda-Sänger Cro denken. Doch Cosmo hat seinen ganz eigenen sarkastischen Stil und spannt den Bogen von jugendlichem Hedonismus hin zu böser Kritik am System: „Wenn wir schon dabei sind, das Ding an die Wand zu fahren, dann bitte in nem Jaguar“. Ab hier nimmt das Album immer mehr an Fahrt auf: ein aufrüttelndes „Mach mal los“ und der mystisch-verrockte Discosong „Karma“ laden zum Tanzen ein. Dazu kommt mit „Niemand ist wie du“ ein Lobgesang an Nerds, Geeks und Freaks – ein Hoch auf die Individualität.

Selbst der Lovesong „Nach dir gesehnt“ erklingt sehr energisch. Erst mit der Friedensballade „Namasté“ und seinen Textzeilen zur Völkerverständigung nimmt Cris Cosmo etwas Tempo raus. Auch mein momentanes Lieblingslied „Brazilian Beaches“ verbreitet skrupellose Leichtigkeit und funktioniert als entspannter Elektrosong.

Die Idee von „Mahatma Gandhi!“ kennt man schon als Karnevalshit von Ulknudel Bernd Stelter. Nach einem kurzen „Was soll das?“ gefällt mir aber Cris‘ Reggae-Variante sehr gut.

Zum Abschluss gibt es zwei Bonustracks. Das anklagende „Wir sind eins“ ist ein Projekt von 100 % Mensch und richtet sich gegen den Hass auf den Straßen und rechte Hetze. „Lüge und Hetze wohin ich auch seh und 19 Komma 33 Prozent für die AfD“ – verblüffend starke Textzeilen, die im Stil von Peter Fox und Seeed in den Strophen Tacheles reden und im Refrain zur Einheit der Welt aufrufen.

Zum Schluss dann der Mundartsong „Wer bin I“ des Allgäuer Künstlers Losamol feat. Cris Cosmo. Jetzt nicht so ganz mein Ding, aber damit wird auch deutlich, wie sehr mir die übrigen elf Tracks zusagen.

Cris Cosmo hat immer noch nicht den Sprung in die Charts und die Radio-Playlists geschafft. Das ist mehr als schade und sollte geändert werden! Sein neues Werk „Jaguar“ ist ein modernes rhythmisches Popalbum mit weltmusikalischen Einflüssen, das durchgehend überzeugt. Meine Empfehlung!

Tourdaten 2019

17.07. Lambsheim
19.07. Gondelsheim (KA)
21.07. Frankfurt
28.07. Hildesheim
01.08. München
02.08. Rheinmünster (RA)
03.08. Magdeburg
06.08. Spiekeroog
07.08. Langeoog
08.08. Baltrum
10.08. Mainz
14.08. St.Peter-Ording
15.08. Wangerooge
17.08. Usedom
20.08. Barmstedt
22.08. Amrum
23.08. Esens-Bensersiel
29.08. Badenweiler
12.10. Neustadt / W.
15.11. Mainz
23.12. Rastatt

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden