Schiffer bringt uns auf den Weg: Jogis 11 werden Europameischter

Man kennt den Comedian Christian Schiffer vor allem aus dem Radio, wo er die Welt von „Jogis Eleven“ in Worte fasst. Er kann sie alle: Jogi Löw, Rainer Calmund, Poldi, Kevin Großkreutz, Mario Barth und viele mehr erwachsen durch seinen Mund zu eigenständigem Leben. Das funktioniert hervorragend in den 1-2minütigen Spots, die deutschlandweit eine hohe Zahl an Fans haben. Aber kann Schiffer damit ein zweistündiges Bühnenprogramm füllen? Ich war zunächst etwas skeptisch – doch der Abend in der Europahalle Trier sollte mich eines Besseren belehren.

Mehr als 900 Zuschauer fanden sich am 17. März in Deutschlands ältester Stadt ein, um den Stimmakrobaten live zu erleben. Das Bühnenbild war recht spartanisch eingerichtet. Rednerpult mit Mikro im Vordergrund, große Leinwand im Hintergrund, wenige Utensilien rechts und links.

Auch im wahren Leben ist man ja oft mit enthusiastischen Referenten konfrontiert, die mittels Powerpoint-Präsentationen die Welt verbessern und das Leben der Zuhörer aus den Angeln heben wollen. Diesen Weg hat auch Christian Schiffer gewählt. Motto: „In elf Schritten zum Europameischter“. Der „Maschterplan“ hat ja schon mal funktioniert und Jogis Eleven hat 2014 den Weltmeistertitel nach Hause geholt. Das soll nun in die neue deutsche Fußballwelt übertragen werden und uns alle zu Bundestrainern machen.

Die Lacher sind Schiffer sicher, wenn er Sepp Blatter als Gollum mit dem WM-Pokal verschwinden lässt. Und dann kann die Rückeroberung beginnen. Ganz zu Beginn (Schritt 1) steht natürlich der Trainer. Mit Fotos und Einspielern wird der Bogen von Herberger und Schön bis zur Gegenwart gezogen. In „Die Spieler“ kommen einige der Eleven durch Schiffers Mund zu Wort und Oliver Kahn sorgt mit einer „Titan-Meditation“ für geistige Fitness. Interaktionen zwischen dem Comedian und seinem Publikum gab es zwar auch, doch sie beschränkten sich auf ein Minimum.

Schritt 3 (Ernährung) brachte zum Vergnügen aller endlich Reiner Calmund ins Spiel, der fortan die Bühne auch kaum noch verlassen sollte, sondern zu allem seinen Senf in Form von Kalauern („besser voll Korn statt Vollkorn“) dazu gab. Vor der Pause spielten zudem die Punkte „Kameradschaft“ und „Werbung“ eine gesonderte Rolle. Die Räuberleiter für Philipp Lahm bekam ihre Bedeutung und Sportdirektor Hans-Dieter Flick wurde mit dem umgewandelten Toten Hosen-Gassenhauer „Mit Trainern wie Hansi“ geehrt.

Ein Support-Act trat interessanterweise erst zum Einläuten der Pause auf. Es war Kevin Ray, Comedian aus Trier, der inzwischen deutschlandweit die Kleinkunstbühnen stürmt. Er kam mit seiner jovialen Stand-Up-Comedy sehr gut an und durfte sich über frenetischen Extra-Applaus freuen.

Christian Schiffer startete die zweite Halbzeit mit einer sehr gekonnten Parodie auf Mario Barth. Dann führte er sein Konzept eines Fußball-Referats unbeirrt fort und startete im Bereich „Medien“ (Schritt 6) ein Interview-Training für Fußballer, gefolgt von der Einbeziehung sozialer Medien wie Facebook, Twitter und YouTube. Da kann man doch einiges an interessanten Videos finden und die Übung kam gerade dann besonders gut an, wenn Schiffer live zu den Einspielern den Protagonisten ganz neue Worte in den Mund legte.

Die Stimmung in der Europahalle wurde gnadenlos schrill, vor allem wenn die bekannten Fußball-Zoten zum Einsatz kamen. Von Calli beispielsweise, der im Hotel erklärt, dass er kein Zimmer MIT Frühstücksbuffet, sondern ein Zimmer IM Frühstücksbüffet möchte. Und auch die Spielerfrauen bekamen ihr Fett weg. Da war sich Schiffer für keine Spitze zu schade. Der letzte Schritt 11 sollte „Die Hymne“ sein. Und abschließend fuhr der Comedian nochmal die Höhepunkte seiner Show auf, die zum Video im Sido-Style mit dem Titel „Spieler im Kopf“ zusammengefasst wurden. So ging ein kurzweiliger Abend zu Ende und alle konnten überzeugt nach Hause gehen: „So werden wir Europameischter“. Ganz sicher.