Circus Of Fools – von der Schönen und dem Biest
Circus Of Fools sind eine kuriose Truppe, die schon beim Newcomer Wettbewerb des M’era Luna Festivals für Furore sorgten. Live veiztanzt ein zotteliger Harlequin shoutend über die Bühne, bedrängt eine Circus Lolita im Burlesque-Gewand. Deren Markenzeichen: kehlige Cleans mit Gänsehaut-Potential. Die restliche sechsköpfige Bande ähnelt fahrenden Gauklern im Lumpenlook.
Es sind extravagante Gauklerkleider, mit Halskrausen, Rüschenhemden, Westen und Fracks. Alles in Schwarz, Weiß und Graunuancen. Ein wenig Rot schimmert lediglich im monochromen Makeup auf. Die acht Musiker haben ganz persönliche Outfits, passend zu ihrer jeweiligen Rolle. Und diese individuelle Note setzt sich auch im CD-Booklet fort.
Die Bandfertigt ihre Kostüme selbst. Entworfen und maßgeblich geschneidert werden sie von Bassist Yannick Ninkov. Eine weitere Besonderheit: die Bratsche. Es ist vermutlich die weltweit einzige fünfseitige E-Bratsche. Die Musik, die mit solcherlei Instrumenten entsteht, ist so verrückt und unerwartet wie das Auftreten der Band. Eindeutig Metal – jedoch mischen sich Folk, Electro und ein wenig Kabarett darunter. Wo das geschulte Ohr Gitarren-Soli erwartet, setzt die Viola ein. Progressive Tempo- und radikale Stimmungswechsel bestätigen die Aussage von Frontmann Tim Strouken: „Wir machen düsteren, verrückten und doch melodischen Metal. Nur ganz ohne Trueness.“
Der Gegensatz zwischen biestigen Growls und dem weiblichen cleanen Gesang könnte stärker nicht sein. Damit es nicht langweilig wird, schleicht sich mit „Sideshow (Das letzte Sandkorn fällt)“ ein deutscher Song in die Tracklist. „Drag Me Onto Your Orbit“ bietet Polka-Rhythmen, während „Smile Baby, Chelsae Smile“ dem Walzer frönt. Hier wird übrigens die weibliche Sopranstimme durch einen hohen Tenor ersetzt. Auch schön. Und auf dem Hidden Track Nur. 13 gibt es Metal vermischt mit Techno-Klängen sodass es klingt wie Scooter auf Speed.
„Rex“ ist ein düsteres und vielseitiges Album. Konzept und Umsetzung gefallen mir ausgesprochen gut. Wer Bands wie Opeth und Anathema zu ihren aggressiven Glanzzeiten mochte, dürfte auch mit dieser äußerst progressiven deutschen Band zufrieden sein.