City and Colour mit Hannah Georgas in der Kölner Live Music Hall
Sollte sich heute jemand in die Kölner Live Music Hall verirrt haben, der nicht weiß wer spielt, der könnte es am Aussehen der männlichen Besucher erkennen. Es scheint als würde den Zuhörern nicht nur die Musik, sondern auch der Kleidungsstil des heutigen Hauptacts gefallen. City and Colour heißt das Soloprojekt von Alexisonfire Gitarrist und Sänger Dallas Green.
Mit auf der Tour ist Hannah Georgas. In Deutschland noch unbekannt, ist die Kanadierin trotzdem kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ihre Debut-EP The Beat Stuff erschien im Jahr 2009, seitdem wurde sie in mehreren Kategorien, unter anderem Best New Artist of the Year und Songwriter of the Year, bei den Juno Awards nominiert. Ihr Bekanntheitsgrad steigerte sich enorm durch ihren Song You’ve Got a Place Called Home, der für eine Wal-Mart Werbung genutzt wurde, und durch Serien wie Girls in denen verschiedene Lieder von ihr verwendet wurden.
Pünktlich um 20 Uhr eröffnet Hannah Ihre Show. In blaues Licht getaucht steht sie mit ihrer Band auf der Bühne. Beim ersten Ton bekommt man eine Gänsehaut. Die Musik baut sich langsam um ihren Gesang herum auf. Auch wenn es schüchtern und gehaucht klingt, merkt man schnell, diese Künstlerin hat eine glasklare Stimme. Nach ihrem ersten Lied begrüßt die Kanadierin die Menge in der Live Music Hall mit einem Hauchen ihres Namens und vorerst soll das auch das einzige sein, was sie zwischen den Liedern sagt. Erst nach fünf weiteren Liedern meldet sie sich wieder zu Wort und kündigt Shortie ein Lied ihrer neuen selbstbetitelten Platte an. Eins der fröhlicheren Lieder des Abends. Das merkt man auch am Publikum. Stellenweise wird mitgewippt und die Gespräche werden leiser. Besonders schön ist, dass Hannah nicht nur mit ihrer Stimme umzugehen weiß, sondern auch mit Keyboard und Gitarre. Was den Vergleich zu deutschen Künstlerinnen wie Valeska Steiner von Boy aufkommen lässt. Nicht nur optisch, sondern vor allem ihre Körpersprache erinnert an die Züricher Sängerin. Nach 45 Minuten sphärischer Musik aber wenig Publikumskontakt kommt Hannah mit ihrer Band zum Ende ihres Sets.
Und damit ist die Bühne frei für den Hauptact des heutigen Abends. Unter dem Pseudonym City and Colour, das auf seinen Vor- und Nachnamen anspielt, veröffentlichte Dallas Green 2005 sein erstes Solo Album Sometimes. Mit diesem beweist er, dass der Spagat zwischen lauten, verzerrten Gitarren wie bei seiner Band Alexisonfire und ruhigen Akustikstücken machbar ist. Seit Sometimes sind neun Jahre und zwei weitere Studioalben vergangen.
Zu einem flamencoartigen Intro mit dem Text We are the three amigos betritt die Band um Dallas Green die Bühne. City and Colour aka Dallas Green wird noch ohne einen Ton gespielt zu haben von Applaus begrüßt. Sein Set eröffnet er mit Of Space And Time. Es wird still in der Live Music Hall, Kameras werden gezückt und Paare nehmen sich in den Arm. Nach diesem ruhigen Einstieg geht es mit The Lonely Life von seinem 2013 erschienenen Album The Hurry & The Harm dagegen schon viel schneller weiter im Programm. Nickende Köpfe und Jubelschreie vom Publikum. Dallas Stimme ist stark und steht ohne Zweifel im Vordergrund. Lied Nummer drei, The Grand Optimist, beginnt er erst alleine mit seiner Akustikgitarre, was ein gutes Beispiel dafür ist, dass er nicht auf eine Band angewiesen ist, um zu beeindrucken. Die Lichtshow unterstreicht seine Performance. Bei ruhigen Stellen scheint es rot und sobald die Band mit einsteigt, wird alles in verschiedenen Farben erleuchtet. Das große Finale des Songs wird mit Stroboskoplichtern unterstrichen. Bei Liedern wie The Grand Optimist oder As Much As I Ever Could spürt man die Spannung im Publikum. Bewegt wird sich kaum, die gesamte Masse scheint einfach nur da zu stehen und die Musik zu genießen. Bis jetzt scheint Dallas noch sehr wortkarg zu sein, das ändert sich auch nicht über die Lieder Silver and Gold und Weightless, sondern erst bei Lied Nummer sieben. Alle bis auf Dallas verlassen die Bühne. Er sitzt alleine mit seiner Akustikgitarre auf einem Barhocker inmitten der Bühne und erzählt dem Publikum, dass das nächste Lied von einem Gespräch handelt, dass er tatsächlich mit seinem Vater geführt hat. Bei Body In A Box singt die Menge mit und erste Tränen werden aus Augenwinkeln gewischt. Passend zur Stimmung folgt Comin´ Home.
Bei diesem Teil der Show fällt einem ein weiteres Mal seine beeindruckende Stimme auf. Nur mit Akustikgitarre kann man keinen einzigen Patzer verstecken. Doch das braucht Dallas Green auch gar nicht. Nach Northern Wind bedankt sich Dallas bei seinem Supportact Hannah. Er holt sie zu sich auf die Bühne, aber nicht nur um sich zu bedanken, sondern um mit ihr Paradiese zu performen. Ihre Stimmen ergänzen sich wunderbar. Sie klingen perfekt eingespielt und besonders zweistimmig können die beiden beeindrucken. Nach diesem Duett-Ausflug kehrt die gesamte Band wieder auf die Bühne zurück und stimmt The Death Of Me an. Das Publikum klatscht im Takt. Die Stimmung wird lockerer. Dort wo vor diesem Lied alle ehrfürchtig ruhig aufder Stelle standen, wird jetzt geklatscht und gewippt. Zu Sleeping Sickness fordert Dallas zum Mitsingen auf und sein Publikum folgt ihm. Vor The Golden State wird die Band vorgestellt. Zu warmem Applaus steigen sie in Waiting ein. Es scheint als wäre Dallas nun in einer gesprächigeren Laune. Zum Start von Thirst fordert er sein Publikum auf, sich zu bewegen. Die Lichtshow wird intensiver und schneller, nur mehr als ein Wippen kann er den Zuschauern nicht entlocken. Doch dieses Gewippe zieht sich auch durch Fragile Bird. Nach diesem Lied verschwindet die Band hinter der Bühne. Es scheint als hätten wir das Ende des Konzerts erreicht, ohne es zu bemerken.
Überrascht von dem abrupten Ende wird geklatscht. Zugaberufe erklingen nicht, kaum einer merkt, dass es schon zu Ende sein soll. Doch Dallas kehrt alleine mit seiner Akustikgitarre zurück. Er bedankt sich bei den Anwesenden, für ihn sei es etwas ganz besonderes hier zu sein. Unter Applaus beginnt er mit The Girl. Beim Refrain beginnt die Halle mitzusummen. Zur zweiten Strophe steigt die Band wieder mit ein und der Gesang vom Publikum wird lauter. Nach Two Coins hat Dallas beim Death´s Songdie Kontrolle über das Publikum gewonnen. Es reicht, dass er den Arm hebt, um die Leute zum Singen und Klatschen zu bewegen. Die Lichtshow wird stärker und der Gesang lauter. Man erkennt, diesmal ist es wirklich das letzte Lied des Abends. Damit endet ein wortkarges, aber stimmsicheres Konzert.