Foreigner – orchestral und gewaltig

Foreigner zählen zu den weltweit populärsten Rockbands. Gegründet 1976 sind seit dem Erscheinen ihres letzten Studioalbums schon neun Jahre vergangen. Für die wartende Fangemeinde gibt es aber ein besonderes Schmankerl: Zum ersten Mal überhaupt präsentieren sie all ihre Hits mit einem 58-köpfigen Orchester und einem 60-köpfigen Chor. Rock-Hymnen wie „I Want To Know What Love Is“, „Cold As Ice“, „Juke Box Hero“ oder „Say You Will“ werden dadurch in eine völlig neue musikalische Dimension gehoben.

Die mit stimmgewaltigen Chor versehene Ouvertüre zeigt: Foreigner meinen es ernst mit der „Rock meets Classic“ Umsetzung ihres Lebenswerks. An dieser Idee sind ja schon viele Kollegen glanzvoll gescheitert – doch ich muss dem Septett um Mick Jones bescheinigen, dass sie alles richtig machen. Orchester und Chor bekommen von Beginn an sehr viel Raum. Das ist mutig und konsequent. Dennoch verlieren die Stücke nichts von ihrem rockigen Flair und auch die Liveband setzt sich stark durch. Das Ergebnis klingt äußerst stimmig.

Nehmen wir die Stakkato-Rhythmen von „Cold As Ice“ und den Abschluss-Part, in dem selbst die Bandmitglieder mehrstimmige Passagen anstimmen und Michael Bluestein ein fantastisches Keyboard-Solo einbringt. Das kann man nur als wundervoll bezeichnen und zieht sich als Idee durch das gesamte Album. Orchester- und Bandpassagen wechseln sich gekonnt ab, der Chor und die gesanglich versierten Bandmitglieder geben sich vokal die Klinke in die Hand. So wird jeder Titel zum Genuss, wenn mir auch die schnellen Stücke in der orchestralen Umsetzung noch um einiges besser gefallen als die schmalztriefenden Balladen. Aber das ist Geschmackssache.

Die Aufnahmen zum vorliegenden Album, das mir im Digipack mit CD und DVD vorliegt, entstanden im Mai 2017 in Luzern. Die DVD Aufnahme ist sehr bildgewaltig und das Orchester im Hintergrund steht der Band sehr gut. Die Zusammenarbeit zwischen Mick Jones und dem Komponisten-Team aus Dave Eggar sowie Chuck Palmer scheint gut gelaufen zu sein. Man spürt zumindest eine gewaltige Energie in den Arrangements, die den Flair der Originalstücke in sich trägt und immer noch einen drauf setzt.

Einen Kritikpunkt muss ich trotz aller Euphorie allerdings noch nennen: Das Ein- und Ausblenden der Tracks finde ich nicht nervig, aber ziemlich schade. Klar ging es drum, möglichst viele Tracks auf eine CD zu pressen, aber da muss es doch andere Möglichkeiten geben, um ein durchgängiges Konzerterlebnis zuhause zu bieten. Wer sich damit abfinden kann, dem bietet sich hier ein ordentliches Klangerlebnis einer genialen Rockband, die auch nach 42 Jahren noch ganz oben steht.

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