Von der Liebe in all ihren Facetten
Das zweite Album von Dean Lewis wurde mit einem emotionalen Paukenschlag eingeläutet: Die Single „How Do I Say Goodbye“ zeugt von tiefem Schmerz und wichtigen persönlichen Fragen. Schon der Einstieg erzeugt Gänsehaut ohne Plattitüden: „Early morning there’s a message on my phone. It’s my mother saying, Darling, please come home“. Wie sagt man einem Menschen Lebewohl, der einen sein ganzes Leben lang begleitet hat? Den Song widmet Dean Lewis seinem Vater – und er gehört zum Schönsten und zugleich Traurigsten, was ich im Jahr 2022 gehört habe. Ein Song, der zum Nachdenken anregt, aber vor allem das Publikum daran erinnert, wie wichtig es ist, seinen Liebsten zu sagen, was sie einem bedeuten.
Dean Lewis ist ein australischer Singer-Songwriter aus Sydney, der mit „The Hardest Love“ sein zweites Album vorlegt. Er hat zunächst als Tontechniker gearbeitet (da sehe ich Parallelen zu Gregor Meyle) und wurde im Jahr 2016 mit seinem Song „Waves“ in Australien über Nacht zum Star. Nur konsequent, dass er seine Fühler auch nach Europa und in die USA ausstreckt. Immerhin hat das Debüt „A Place We Knew“ fast eine Million Verkäufe erzielt.
Schon das neue Albumcover mit dem alten Mercedes-Kombi und einem nachdenklichen Songwriter ist ein echter Hingucker. Dean liefert zehn neue Songs in einer guten halben Stunde Albumlänge. Er singt mit sanfter Melancholie und thematisiert verschiedene Beziehungsaspekte, sei es eine neue oder vergangene Liebe.
„Small Disasters“ eröffnet das Album mit den bekannten Missverständnissen in einer Beziehung. Sehr hymnisch, geboren aus tiefem Schmerz. Dean entführt in seine intensive Gefühlswelt, die einen nicht nur mit Gänsehaut, sondern auch mit mehreren Ohrwürmer zurücklässt. Das rhythmische „Looks Like Me“ erzählt mit deutlichen Worten von einer typischen On-off-Beziehung, „Hurtless“ thematisiert einen Seitensprung der Partnerin und die damit einhergehenden Gefühle, „Something To Help“ fängt den Moment einer Begegnung mit der Verflossenen ein.
Dean singt zerbrechlich und macht sich damit selbst verletzlich. Die Geschichten, die er zu erzählen hat, wirken eindringlich nach. Wer vermutlich selbst grade an der Liebe zu leiden hat, wird durch dieses Album nicht aus seinem Loch rauskommen. Doch insgesamt hat es etwas Tröstliches: Wir sind nicht allein in unserer Traurigkeit. Musik und Melancholie können zusammenwirken und das Herz füllen. Da liegt Deans größte Stärke!