06.07.2013 – Vainstream Rockfest in Münster: Ein Tag und über 20 Bands auf drei Bühnen

In Münster ist es mittlerweile Gang und Gäbe, dass einmal im Jahr scharenweise Metal, Rock, Punk und Hardcore-Fans die kleine Fahrrad-Stadt einnehmen. Bereits um 9 Uhr morgens sieht man die Menschen Richtung Sputnikhalle und Halle Münsterland pilgern.

Denn heute findet das Vainstream Rockfest 2013 statt. Auf drei Bühnen spielen über 20 Bands ab 9 Uhr morgens immer im Wechsel. Generell ist das Vainstream das perfekte Festival für eigentliche Festivalmuffel. Es geht einen Tag lang, man kann keine Band verpassen, da alle hintereinander statt zeitgleich spielen und die Getränke haben einen bemerkenswert angenehmen Preis. Drei Dinge die das Vainstream seit seiner Entstehung 2006 auszeichnen. Zwar hat man 2009 versucht ein Zwei-Tages-Festival daraus zu machen, aber zum Glück (für die Zeltgegner) wurde eingesehen, dass ein Tag volle Power einfach mehr Spaß macht. Ein weiterer Pluspunkt dieses Festivals ist ein durchgehend großartiges Line-up. In diesem Jahr sind zum Beispiel dabei: Deez Nuts, A Day To Remember, Agnostic Front, Anti-Flag, Boysetsfire, Callejon, H2O, In Flames, Jennifer Rostock, Neaera, Parkway Drive, Red Fang, Sondaschule, Strike Anywhere, The Devil Wears Prada und The Ghost Inside. Und dazu kann man sieben weitere Bands auf kleinen Clubstages sehen. Da opfert man gerne ein paar Stunden Schlaf, um um 9.22h mit dem Zug in Münster anzukommen.

Bleed from Within

Eröffnet wird das Vainstream 2013 von Bleed from Within. Eine unglaublich lange Schlange von Menschen stehen noch am Bändchen-Wagen an, als die erste Band des heutigen Tages die EMP Stage betritt. Bleed from Within starten ihr 30-minütiges Set mit ihrem Lied Colony. Obwohl wir 10Uhr haben bewegt sich die Menge, wenn auch nicht energisch, mit. Trotzdem bleiben die Versuche von Sänger Scott Kennedy einen Circle Pit zu eröffnen vergebens. Es werden Fäuste gehoben und das Festival beginnt mit einem guten Start. Generell ist Bleed from Within eine passende Band um das Vainstream 2013 mit ihrem Deathcore Metalcore Mix  zu eröffnen. Das die Band selbst merkt wie schwer es ist ein Festival um diese Zeit zu eröffnen, merkt man an der Dankbarkeit die Kennedy zum Ende des Sets betont.

The Devil wears Prada

Weitaus aktiver sind die Fans schon beim zweiten Act, der die Desperados Stage eröffnet. The Devil wears Prada starten mit deutlich mehr Power aber schlechterer Tonquälität. Der Gesang von Sänger und Rhythmusgitarrist Jeremy Depoyster ist generell zu laut und klingt dazu auch leider etwas sehr gedrückt. Trotz alledem liefern die fünfs Jungs aus Ohio eine gute Show ab. Obwohl sie als zweites einen neuen Song ihrer 2013 erscheinenden Platte spielen, ist und bleibt der Höhepunkt der Show ihr Song Danger Wildman. Bei dem wohl bekanntesten aller The Devil wears Prada Songs fliegen die ersten Bierbecher des Festivals. Leider fallen auch bei diesem Song die sehr angestrengten Vocals auf. Das macht der Stimmung allerdings wenig aus. Die gesamte halbe Stunde die die Jungs spielen ist vorrantreibend und lässt die Menge ihre ersten Tanzbewegungen ausüben. Generell geizen die Jungs eher mit Ansagen und hauen einen Song nach dem nächsten raus. Zum Abschluss des Sets perfomen sie ihren 2011 erschienenen Song Born To Lose. Obwohl die Bühnenshow der gesamten Band mitreißend ist, stürmen die ersten Zuschauer zurück zur EMP Stage um den dritten Act des Tages von den besten Plätzen aus sehen zu können.

Deez Nuts

Warum Deez Nuts einen so frühen Spiel-Slot bekommen haben bleibt vielen Fans ein Rätsel. Natürlich glänzen die Jungs aus Australien nicht unbedingt durch Vielfältigkeit oder besonders anspruchsvolle Riffs, aber das müssen sie auch gar nicht.

Deez Nuts ist 2007 von Sänger/Rapper JJ Peters gegründet worden, nachdem sich seine vorherige Band I killed the Promqueen aufgelöst hatte. Sie stehen für puren Hardcore / Rapcore und beweisen mit ihrem Set wieder einmal, dass man nicht besonders innovativ sein muss, um mitreißend und gut zu sein. Deez Nuts sind und bleiben simpler Hardcore und genau so muss es bei dieser Kombi aus sein. Das beweisen sie spätestens bei ihrem zweiten Song Stay True. Der Sound ist mittelmäßig aber die Stimmung für die frühe Stunde unglaublich. Es geht eben darum echten Hardcore zu spüren, zu feiern und seine Freunde zu schätzen. Mit ihren Songs wie DTD oder I Hustle Everyday bringen sie die Menge zum Mitschwingen. Dass es der Band nicht um einen lupenreinen Ablauf der Show geht, sieht man deutlich daran, dass JJ Peters auch gerne einfach einen langen Shout einsetzt, anstatt den Text zu singen. Mit Band Of Brothers beenden die vier Musiker ihr Set. Der Gesangsteil der im Original von Sam Carter von den Architects gesungen wird, wird hier einfach vom Band gespielt und von einer begeisterten Menge mitgebrüllt. Pünktlich geht die erste Highlight-Band von der Bühne.

Neaera

Mit Neaera betritt die erste deutschsprachige Band eine der drei Bühnen. Die Münsteraner gehören mitlerweile zum Urgestein des Festivals. Bereits zum vierten Mal stehen sie auf der Bühne des Vainstreams, das dieses Jahr zum achten Mal stattfindet. Bei ihrem Heimspiel kommt Sänger Tobias Buck den Fans besonders nah. Für ihn scheint es kein Problem zu sein, einen Großteil des Konzerts über die Wellenbrecher gelehnt in der Menge zu verbringen. Um den Leuten besonders nah zu sein, wurden vor der Bühne zwei weitere Bühnenelemente aufgebaut, auf denen Buck wie wild performt und dem Publikum sein  Mikrofon zum Mitsingen hinhält. Neaera beweisen vom Start bis zum Ende ihres Sets das sie nicht ohne Grund eine der deutschen Melodic Death Metal Bands sind. Zum Song Through Treacherous Flames springt Buck in die Menge und lässt sich auf Händen tragen. Nach 35 Minuten beenden die Jungs ihre Show und verlassen ein gut erhitztes Publikum.

Sondaschule

Mit Sondaschule haben sich die Veranstalter des Vainstreams eine nicht unbedingt ins Lineup passende Band eingeladen. Nichtsdestotrotz ist das Publikum vor der EMP Stage bei ihrem Eröffnungssong Neue Welt nicht gerade klein und die Stimmung schnell auf einem guten Level. Auffallend ist, dass eine unglaublich gemischte Menge vor der Bühne steht, während sie Songs wie Sklave der Uhr, Irgendwie Andersrum und Sieh mich nicht so an spielen. Mit ihrem Set beweisen die sieben Jungs, dass sie nicht nur gute Musiker sondern vor allem ausgezeichnete Entertainer sind. Auch wenn sie mit ihrer Musik wie gesagt nicht unbedingt ins Line up passen, haben sie eine Berechtigung dabei zu sein.

Red Fang

Um 12.50h betritt die erste Band die Converse Stage. Eine Bühne die durch eine Skateboard Show zum Highlight wird. Denn von der rechten Seite der Bühne aus führt eine angebaute Treppe auf den Boden an der knapp zehn Skateboarder beweisen, was sie können. Wer um diese Uhrzeit die Band 7 Seconds erwartet, wird leider enttäuscht, denn Red Fang springen für die Amerikaner ein, wovon andere begeistert sind. Red Fang die 2009 erst ihr erstes Album herausgebracht haben, gehören zu den sehr unterschätzen Acts des heutigen Tages. Leider stehen viel zu wenig Leute vor der kleinsten Bühne um eine Band zu sehen die zwar sehr Wortkarg, aber dafür musikalisch für sich sprechend performt. Da die Stage nicht direkt neben den anderen beiden Hauptbühnen steht, verliert sich die Menge leider ein wenig. Dafür bekommt man leicht gute Plätze um ganz vorne bei Songs wie Prehistoric Dog  und Wires zu stehen. Nach viel zu kurzen 30 Minuten beenden die vier Männer (Jungs würde bei ihrem Alter und ihrer Ausstrahlung nicht passen) ihre Show und lassen eine kleine aber zufriedene Menge zurück.

The Ghost Inside

Einen wirklich fetten (und man kann es nicht anders nennen) Start legen The Ghost Inside hin. Mit einem der besten Sounds des Mittags ziehen sie eine Menge an Menschen an, die man bis jetzt noch nicht auf dem Gelände gesehen hat. Es kommt einem vor als wären jetzt die Spätaufsteher angekommen. Obwohl The Ghost Inside vor der bis jetzt größten Menge spielen, scheinen die fünf Amerikaner nicht wirklich große Lust zu haben. Natürlich könnte es auch am Image der Metalcore Szene liegen, aber wirklich offen wirken sie nicht. Ein definitives Highlight was keinen Fan überrascht, ist als sie die ersten Klänge zu ihrem Song Unspoken anspielen. Straight ziehen sie ihre Show durch und wenden sich kaum ans Publikum. Trotzdem scheinen die Leute bei gefühlten 35 Grad noch mehr aufzutauen und bilden durchgehend Circle- und Moshpits. Zum letzten Song Engine 45 fordert Sänger Jonathan Vigil die Menge zum Mitsingen auf und die Masse folgt. Zum Höhepunkt springt Vigil in die Menge. Diese steht mittlerweile bis in die Mittelgänge in denen die Shops stehen und feiert den Abschluss von The Ghost Inside.

Anti-Flag

Traditionell mit Sirenen erscheinen Anti-Flag auf  der EMP Stage. Leider mit einem zu leise eingestellten Mikrofon, so dass die Vocals von Sänger und Bassisten Chris Barker leider erst zu leise rüberkommen. Zum Glück ändert sich das im Laufe des zweiten Liedes. Als erstes Highlight ihres Konzerts covern sie Should I Stay Or Should I Go von The Clash. Dass die Jungs sich auf Deutschland vorbereitet haben, merkt man nach diesem Song an den Sätzen „Spaß an allen Ecken” und „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei”, Sätze die die Jungs an ihr Publikum richten. Weitere Highlights sind Songs wie Die For Your Government, Power To The Peaceful, Police Brutality und The Press Corpse. Man  merkt dass die Jungs aus  Pittsburgh Bock haben und das überträgt sich auf Publikum bis sie um viertel vor drei die Bühne verlassen.

Strike Anywhere

Ein zweites Mal an diesem Tag versammelt sich das Publikum vor der Converse Stage. Und das für Strike Anywhere, die Band die eigentlich als erste auf dieser Bühne spielen sollte, doch durch den Ausfall von 7 Seconds auf den zweiten Spielslot gerutscht ist. Mit I’m Your Opposite Number eröffnen sie ihre Show. Besonders freuen sich die Fans bei ihren alten Songs und zeigen den Amerikanern was das deutsche Publikum kann. In den gesamten 30 Minuten fällt auf, dass die Band für Skatemusik gemacht ist, während bei Songs wie Sunset On 32nd die Skater weiter über die Bühne springen.

Agnostic Front

Wenn man sich Agnostic Front anschaut, weiß man warum sie zu den prägensten Bands der New York Hardcore Szene gehören. In den 80ern gegründet, ist sie eine der richtungsweisenden Bands dieses Genres. Und das beweisen sie auch heute auf dem Vainstream 2013. Bei ihrem Eröffnungssong bilden sich die ersten Circle- und Moshpits. Die Band ist gelanden und übertragt das auch auf die Menge. Als absolutes Highlight spielen sie ihren Song For My Family. Wer sagt Hardcore müsse jung sein, der kann sich von Agnostic Front eines Besseren belehren lassen. Was für eine Energie! Leider geht der Gesang in der Musik etwas unter, aber da die Menge mitsingt, macht es nichts aus. Dass die Jungs auch auf Spanisch überzeugen, beweisen sie mit A mi Manera. Ein weiteres Highlight ist allerdings das Cover Blitzkrieg Bob, das sie den Urhebern The Ramones widmen. Auch wenn man es nicht mit dem Original vergleichen kann, ist es ein Lied das die deutsche Menge mitbrüllt. Nach Liedern wie Peace, Crucified, dem wohl bekanntesten Lied Gotta Go und Take Me Back kommen sie zum Ende eines bewegungsreichen Sets.

Jennifer Rostock

Obwohl Agnostic Front noch am Spielen sind, bewegen sich massenweise vor allem junge Mädchen zur EMP Stage. Und das für eine weitere Ausnahmeband des Festivals. Jennifer Rostock sagen selbst, dass sie heute die „Weichspülerfraktion“ sind, doch das Publikum scheint es nicht zu stören. Viele die selbst mit der Musik nichts anfangen können, bleiben allein wegen der Bühnenshow stehen und bekommen ihren Blick nicht mehr von der Sängerin Jennifer Weist abgewendet. An dieser Stelle muss man sagen, dass das auch vollkommen verständlich ist. Nur wenig deutsche Bands verstehen es ihr Publikum so zu unterhalten wie die wahl-berliner Band. Zu einem Elektro Remix Intro von Fuchteufelswild kommen die einzelnden Bandmitglieder auf die Bühne. Selbst ein kleiner Moshpit bildet sich in den ersten Reihen. Konfettikanonen werden abgefeuert und unter Applaus spielen sie ihren zweiten Song Der Kapitän. Es wird auf der Bühne getrunken und lasziv getanzt. Nach Es tut wieder weh werden Textstellen von Mein Mikrofon unter den Fans verteilt und Frauen singen gegen Männer. Zu Blut geleckt bekommt Weist es sogar hin eine kleine aber feine Wall of Death anzustacheln. Bei Kopf oder Zahl dürfen zwei Fans selbst ans Mikrofon. Chantal und Angelina, zwei junge Mädels, treten gegeneinander im Singen an um nur eins der weiteren Highlights zu beschreiben. Die Bühnenshow macht Jennifer Rostock zu einem absoluten must-see des Festivals. Wer die Band schon vorher live erleben dürfte weiß zwar, dass es bei den meisten Konzerten die gleichen Aktionen sind, aber man kann eben nicht jeden Tag das Rad neu erfinden. Mit nenn mich nicht Jenny und unter erneutem Konfettibeschuss endet ein weiteres Konzerthighlight des Samstags.

Asking Alexandria

Ihr heutiges Set eröffnen Asking Alexandria mit Closure vom ihrem 2011 erschienen Album Reckless & Relentless. Eine gute Wahl, da es gleich zu einem kleinen Highlight ihres Auftritts wird, was sie nur durch ihren dritten Song The Final Episode übertreffen können. Bei diesem Song beweist es sich was für eine gute Kommunikation zwischen Publikum und Band besteht. Bei den wohl bekanntesten Worten ihrer Songs „Oh my God“ brüllt eine Menschenmasse mit. Der Ton ist auch leider bei diesem Konzert nicht besonders gut wodurch bei weniger bekannten Liedern leider nicht viel Stimmung aufkommt. Je nachdem wo man steht, fällt es einem sogar schwer die Lieder zu erkennen.

H2O

H2O…Go. Das gesprochenen Intro zu H2Os offiziellem Video von What Happened ist beschreibend für die Band. Als dritte und letzte Band auf der Converse Stage steht mit H2O ein großartiger Act auf der Bühne. Die bühne ist passend zu den Skatern aber zu klein für diese Musik. Sie eröffnen ihr Set mit dem Song Nothing to Prove. Dass H2O zur New York Hardcore Szene gehören, ist nicht schwer zu erkennen. Ähnlich wie Agnostic Front benötigt es nicht viel von ihnen um das Publikum zu begeistern. Was allerdings schade ist, ist dass die meisten der Festivalbesucher sie anscheinend nicht kennen. Erstaunlich wenig Leute, wenn auch mehr als bei den beiden ersten Acts der Converse Stage, stehen vor der Bühne. Und das obwohl H2O schon seit der Mitte der 90er existieren und mittlerweile sieben Studioalben veröffentlicht haben. Dass die Menschen, die sie allerdings kennen nicht wenige und vor allem textsicher sind, sieht man spätestens beim letzten Song ihres Sets. Zu bereits genanntem Song What Happend singen die Fans aus vollem Halse mit und beenden ein leider kurzes und zu wenig geschätztes Set.

Callejon

Nachdem auf den großen Bühnen über dreißig Minuten keine Band mehr gespielt hat, betritt ein neues Phänomen der deutschen Metalcore-Szene die Bühne: Callejon. Wenige Bands spalten eine Musikszene so wie die NRWler. Viele lieben sie aus den Zeiten in denen ihre eigene Interpretation von He-Man noch neu im world wide web zu finden war und viele können seit ihrer Kooperation mit K.I.Z. nichts mehr mit ihnen anfangen. Mit Blitzkreuz eröffnen sie ihre Show, die von vielen komplett mitgesungen werden kann. Nach dem Song Dieses Lied macht betroffen versucht Sänger Basti „BastiBasti“ Sobtzick die Menge zu animieren, was ihm und der Band bei ihrem Cover von Schwule Mädchen ohne Probleme gelingt. Sie spielen Highlights wie Porn from Spain, Sommer.Liebe.Kokain und Kind im Nebel. Letzteres beweist, dass Callejon auch mit ruhigen Tönen an ihr Publikum gelangen. Insgesamt sind sie musikalisch einwandfrei, nur leider etwas monoton. Es fehlen die Höhen und Tiefen, was sich auch beim Publikum wiederspiegelt. Mit Porn from Spain II beendet die Band ihr Set und bedankt sich bei der Menge.

Boyssetsfire

Mit boyssetsfire betrit ein weiteres Highlight die Bühne. Die Band die die Schreibweise ihres Namens gerne ändert, ist und bleibt ein starker Liveact. Besonders sticht die unglaublich klare und starke Stimme von Sänger Nathan Gray hervor. Das bemerkt man direkt beim ersten Lied des frühen Abends After The Eulogy, einem der bekanntesten Lieder von boyssetsfire. Der Schlachtruf „Rise!“ weckt die Menge auf. Spätestens bei ihrem zweiten Song Requiem fällt einem der gute Sound besonders auf. Ruhiger Anfang, mit Höhen und Tiefen, so kann man den Song beschreiben und genau so spielen sie ihn live. Auch wenn das Publikum müde scheint, fühlt man die Energie die von der Band ausgeht. Nach Songs wie Walk Astray, My Life In The Knife Trade und zwei neuen vom 2013 erschienen Album While a Nation Sleeps kommen sie mit Empire und Rookie zu ihrem Höhepunkt und letzten Songs. Insgesamt kann man sagen, dass die 1994 gegründete Band eine musikalische Wucht und ein muss des Vainstream Rockfest 2013 ist.

A Day to Remember

Nach boyssetsfire schließt sich ein eigentliches Highlight an, wenn der Sound nicht leider sehr schlecht wäre. A Day to Remember starten ihr Set mit einem neuen Song ihres bald erscheinenden Albums Common Courtesy. Nach Klassikern wie 2nd Sucks und The Danger In Starting A Fire kommen sie zum ersten Höhepunkt ihres Sets I’m Made Of Wax Larry What Are You Made Of. Trotz des schlechten Sounds singt die Menge mit und zeigt das A Day to Remember kein Problem haben ihre Fans einzubeziehen. Auch wenn sie heute Wortkarg sind begeistern sie mit Songs wie I Hate This Town, Better Off This Way und All I Want. Bei Have Faith In Me überzeugen sie mit leisen Klängen und schaffen es ohne Probleme sich wieder auf schnelle Songs wie A Plot To Bomb The Panhandle einzulassen. Als krönenden Abschluss enden sie mit ihrem wohl bekanntesten Song Downfall Of Us All und einer singenden Menge. Allerdings muss jeder der die Band bereits erleben dürfte leider zugeben, dass es nicht ihr bestes Konzert war.

Parkway Drive

Ein episches Intro und blaues Licht leiten den vorletzten Act des Abends ein. Parkway Drive haben von Anfang an einen großartigen Sound uns beweisen ihr musikalisches Können auf voller Linie. Bei ihrem zweiten Song Sleepwalker ist die Menge gebannt. Circlepits und verschwitzte Menschen regieren die Fläche vor der Bühne. Zu Karma und Songs wie Wild Eyes sieht man die erste Lichtshow des Abends die wirklich wirken kann. Wo es bis jetzt zu hell war um Stroboskope und Lichteffekte zu sehen, werden sie jetzt passend zur Bassdrum eingesetzt und untermalen den guten Sound. Nachdem Gitarrist Luke Kilpatrick 2011 noch im Rollstuhl auftreten musste, kann er sich heute, wie der Rest der Band, auf der Bühne austoben. Parkway Drive die für ihre Energie bekannt sind, legen eine großartige Show hin. Auch wenn dem einen oder anderen Fan der Song Romance is dead wohl fehlt, beenden sie ihre Show mit Carrion. Parkway Drive sind wie gewohnt musikalisch einwandfrei und mitreißend. Nach 50 Minuten verlassen sie die Bühne und leiten damit den Hauptact des Vainstream Rockfest 2013 ein.

In Flames

Es ist erstaunlich wie viele Menschen das Festivalgelände verlassen, nachdem Parkway Drive ihren Auftritt beendet haben. Man kann es auf das Durchschnittsalter der Festivalbesucher schieben, denn der Hauptact des heutigen Abends gehört nicht zu den Jungenspunden unter den Metalcorebands. In Flames die sich 1990 zusammengefunden haben, sind als Band schätzungsweise vier Jahre älter als der heutige Durchschnittsbesucher. Seit 23 Jahren stehen sie zusammen auf den Bühnen dieser Welt und strahlen damit eine Souveränität aus, die so manchen „jungen“ Metalcore Bands fehlt. Mit seiner markanten Stimme erkennt man Sänger Anders Fridén der seit 1995 dabei ist sofort.

Die Schweden eröffnen ihr Set mit einer roten Lichtshow und Strobo-Blitzen. Nach elfeinhalb Stunden Festival würde man denken, die Menge würde nicht mehr Tanzen können, aber zu ihrem Hauptact ist die (zwar deutlich kleinere Menge) wieder hellwach. Zwei Songs dauert es bis die Band zu Wort kommt, da der Applaus ihnen die Sprache verschlägt. Eindeutige Highlights sind Songs wie Trigger und Cloud Connected die beide vom 2002 erschienenden Album Reroute To Remain stammen. In Flames beweist wie sehr sich eine Band über die Jahre treu bleiben kann ohne langweilig zu werden. Zu The Mirror’s Truth versucht die Band das Publikum zu einem riesen Circlepit zu bringen. Die Idee: Die Menge läuft um den Turm in dem die Technik steht. Die Menge will, nur versperren Wellenbrecher genau diesen Weg, wodurch es fast schon schmerzt den Versuchen der Zuschauer zuzusehen. Obwohl der Circlepit-Versuch nicht funktioniert hat, spielen die Schweden souverän weiter und enden mit Take This Life in einem ihrer bekanntesten Lieder.

Fazit:

Als Vainstream-Kenner wünscht man sich die alte Zeit zurück, in der es noch möglich war bei Münsters Festival bis nach vorne an die Bühne zu kommen, obwohl der Hauptact schon spielt. Nicht nur, dass die Besucherzahl einfach zu groß geworden ist, es tragen auch die Vorschichtsmaßnahmen ihren Teil dazu bei, dass man sich kaum mehr auf dem Gelände bewegen kann. Natürlich wächst ein Festival mit solchen Qualitäten rasant. Sowohl bei den Besucherzahlen sowie an den Sicherheitsmaßnahmen. Doch hätte man sich das für das Vainstream erst später gewünscht.

Nichtsdestotrotz geht ein Tag voller Höhepunkte für das Publikum zu Ende und man freut sich schon auf das Vainstream 2014.