ROCK AM RING – Fotogalerie von A Day To Remember, 5.6.2022
ROCK AM RING – Seht hier unsre Fotogalerie von A Day To Remember, 5.6.2022More
ROCK AM RING – Seht hier unsre Fotogalerie von A Day To Remember, 5.6.2022More
Seht hier unsere Fotogalerie von Tag 1 des Rock am Ring Festival 2019 beim Nürburgring.
Zum nunmehr 13.Mal war es auch 2017 wiedereinmal Zeit für das Amphi Festival am Tanzbrunnen in Köln. Jedes Jahr strömen die Szene der schwarz Gekleideten in das sonst so bunte Köln. Die gut 12.500 Gothics und Leute die sich der Szene zugehörig fühlen, kamen auch in diesem Jahr wieder, um ausgelassen zu einem tollen Lineup mit über 40 Bands zu tanzen und zu feiern. In ausgelassener Stimmung zu dunklen Electro-Sounds, brachialen Rock-Rhythmen oder mittelalterlichen Klängen feierte man auch 2017 wieder am Tanzbrunnen in der rheinischen Metropole.
Tag 1 – Samstag, 22.07.2017
Nach der langen Hitzeperiode Zeit vor dem Amphi-Festival führte der Rhein nur so wenig Wasser, das man sich gezwungen sah, die „Orbit-Stage“ auf dem Schiff MS RheinEnergie etwas flussabwärts zu verlegen. Diese war nun mit einem eigens eingerichteten Shuttle Bus erreichbar, was wiederum jedoch bedeutete, das man einiges mehr an Zeit einzuplanen hatte, wollte man die dort spielende Bands sehen.
Die Parkplatz Situation war aufgrund der Messe recht entspannt und man wurde frühzeitig durch die Security umgeleitet. Von dort waren es dann wenige Minuten Fußmarsch und man stand schon an der Bändchenausgabe und den Einlass-Kontrollen zum Festival Gelände.
Dr. Mark Benecke eröffnete das Amphi Festival 2017 mit einer kurzen Ansprache und im Gedenken an den verstorbenen Sänger von Linkin Park Chester Bennigton. Als Intro wurde das Stück „Burn it Down“ von Linkin Park gespielt.
Die Band Empathy Test eröffnete dann schließlich gegen 11 Uhr das Festival welches zu Beginn auch gleich mit einem heftigen Regenschauer das schon anwesende Publikum begrüßte. Das Intro war in Gedenken an Chester Bennington gewählt, ein Linkin Park Song. Trotz der frühen stunde war der Tanzbrunnen gut gefüllt – Empathy Test haben es auch wahrlich verdient und brachten die Stimmung nach vorn! Darauf folgten Eisfabrik, die nun bei drückender Wärme das Publikum anheizen konnten. Der arme Eisbär in seinem Kostüm hatte zu dieser Zeit bestimmt keine leichte Aufgabe. Während um kurz vor eins dann Holygram die Theater Stage eröffneten, ging es auf der Orbit Stage gegen 13:45 Uhr mit Box & The Twins los.
Ab hier musste man sich nun entscheiden, welche Bands man wirklich sehen wollte, da sich alle nun folgenden Acts überschnitten. Die nächsten Bands im Tanzbrunnen waren Chrom & FabrikC.
Darauf folgte dann Tanzwut auf der Mainstage eines der ersten wirklichen Highlights an diesem Samstag. Hier wurde definitiv nicht zu viel versprochen, die mittlerweile altgediente Band aus dem Mittelalter wusste mit Dudelsackklängen, den Ohrwürmern in ihrem Set und einer soliden Performance das Publikum ordentlich zu rocken und in absolute Feierlaune zu versetzen.
Ein weiteres Highlight dieses Tages kam dann nach Torul in der Theaterstage. Schon vor dem Auftritts von Frozen Plasma war die Schlange vor der Location so lang, das es einen Einlaß Stop wegen Überfüllung geben musste. Leider warem so unglaublich viele Besucher draußen, das viele von ihnen es nicht rechtzeiteig hinein schafften und somit ein klasse Konzert verpassten.
Während auf dem Schiff zwischenzeitlich Aeon Sable und Henric de la Cour spielten, konnte sich das Publikum an der Hauptbühne auf Lord of the Lost vorbeiten. Die Band lieferte wie erwartet eine weitere tolle Performance ab, und die Zuschauer konnten tanzen und genießen.
Hiernach war es dann Zeit für Diary of Dreams die diesmal ein paar kleine Schmankerl für das Publikum bereithielten. Für die Stücke Colourblind und Butterfly Dance war Torben Wendt als Duett Stimme von Adrian Hates auf der Bühne. Gaun:A kam dann im Set erst später noch dazu. Es wurden einige neue Stücke aus dem kommenden Album „Hell in Eden“ präsentiert. Währenddessen gaben Kite auf der Theater Bühne und Esben the Witch auf der Orbit Stage ihre Setlist zum Besten.
Mit einer gewohnt düsteren Performace kam dann auch schon der Co-Headliner des Tages, Fields of the Nephilim, auf die Bühne. Zwischenzeitlich lief im überfüllten Theater Nachtmahr. Die Band Diorama auf der MS RheinEnergie hatte zu gleich Beginn technische Probleme, und somit verzögerte sich deren Auftritt um gute zwanzig Minuten. Aber dank der großzügig angelegten Umbaupausen konnte die Band trotzdem fast ihr komplettes Set spielen.
Die Headliner des Samstags waren mit VNV-Nation, Die Krupps und Clan of Xymox jeweils alte Bekannte der schwarzen Szene und das Publikum wurde mit einer tollen Performance begeistert, um so den Samstag Abend zu beschließen. Wer jetzt noch nicht genug hatte, der begab sich entweder zum Schiff, oder zur Theaterstage, wo es bis etwa vier Uhr diverse DJs Sets gab, die das noch verbliebene Publikum unterhielten.
Tag 2 – Sonntag, 23.07.2017
Beim diesjährigen Food Line-up gab es einne große Auswahl, egal was man essen wollte, ob Fisch, Fleisch, Vegan oder auch nur Pommes. Das allermeiste davon war sehr lecker, preislich war allerdings die Schmerzgrenze schon erreicht, was sattwerden zu einem vernünftigen Preis wirklich schwer machte.
Der Amphi Sonntag startete warm, bewölkt und früh. Schon um 11 Uhr ging es mit Massive Ego los, bei denen erstaunlicherweise um diese frühe Uhrzeit doch schon recht vielen Besucher zum Tanzbrunnen gekommen waren. Hiernach kam dann die Band M.I.N.E. und das Gelände füllte sich weiter mit gut gelaunten Besuchern, die spätestens beim Cover von „The great Commandment“ auch richtig abtanzten. Spätestens aber bei Stahlmann war dann schließlich die Arena komplett gefüllt und die Menge erlebte ihr erstes Higlight des Tages. Zeitgleich starteten im Theater dann noch Lucifers Aid und auf dem Schiff We Are Temporary. Im Theater spielte dann auch schon wieder Near Earth Orbit, welche zum ersten Mal auf dem Amphi Festival waren, und mit ihren unheilvollen Nachrichtentexten auf den Bildschirmen den Weltuntergang beschworen. Auf der Mainstage wartete man gespannt auf die Veteranen der Szene Das Ich. Hier gab es wie gewohnt ein Feuerwerk an alten und neueren Titeln,welche das Publikum zu Höchstleistungen antrieb. Auf der Orbit Stage ging es dann auch schon mit den Jungs von Rummelsnuff weiter.
Im Theater startete dann die Band The Other die dort ihre Stücke zum Besten gaben, und deren Performance etwa zeitgleich mit dem Start der Kult Band Hocico endete. Deren Auftritt wurde mit 2 maskierten Trommlern eingeleitet. Es gab während des Sets einen heftigen Schauer, der bestimmt so manchen eiskalt erwischte, der nicht einen Platz unter den großen Schirmen an der Mainstage hatte. Aber die Zuschauer hielt das nicht vom Tanzen ab und so wurde der Regen übertanzt und schon nach kurzer Zeit war der Regen dann auch schon wieder vorbei. Flussabwärts auf der Orbit Stage ging es weiter mit dem Urgstein von Orange Sector während im Theater die Merciful Nuns rockten. An der Mainstage war es dann auch schon Zeit für NDH, mit den brachialen Sound von Combichrist, ging es Vollgas weiter. Im Theater startete dann Ordo Rosario Equilibrio mit von anderen Bands geliehenem Equipment, da ihres am Flughafen nicht eingetroffen war. An der Orbit Stage spielte zwischenzeitlich Winterkälte ihr Set. Am frühen Abend wurde es dann Zeit für die Co-Headlinern- auf der Mainstage mit Apoptygma Berzerk, auf der Theaterstage mit Letzte Instanz und auf der Orbitstage mit Legend. Alle drei Bands sind Altbekannte der Szene und somit eine Garantie für gute Stimmung und viel tanzbarer Musik. Zum Großen Finale enterte dann Captain Alex mit Eisbrecher die Mainstage und begeisterte mit seinen unvergleichlichen Entertainer-Qualitäten die Massen. Im Theater fand das Amphi mit The Daniel Myer Project einen krönenden Abschluß, auf der MS Rheinenergie verabschiedeten Kirlian Camera das schwarze Volk. Wer an diesem Sonntag noch nicht genug hatte konnte nun im Theater dann anschließend noch ausgelassen bis drei Uhr zu verschiedenen DJ-Sets tanzen. Auch 2017 war es wiedermal ein gelungenes Amphi Festival, mit wechselhaftem Wetter, und dem ein oder anderen Aspekt denn man in der Organisation vielleicht überdenken sollte.
Hier findet ihr unsere Fotos vom Deichbrand Festival vom 20. – 23. Juli 2017 bei Cuxhaven.
FKP hat die erste Bandwelle für die 13. Auflage des DEICHBRAND Festivals veröffentlicht. Neben AnnenMayKanetereit, den DONOTS und den Emil bulls, finden sich auch mit Jan Blomqvist und Kollektiv Ost, erste Acts für die Electric Island im Line-up.
Hier die komplette Liste:
Electric Island
Regen und Schlamm können auf einem Festival eine höchst unerwartete Kreativität unter den Zuschauern hervorrufen. Man legt sich auf die nasse Erde und kreiert seinen eigenen Matschengel, fängt eine gülleartige Schlacht vor der Bühne an oder springt in Pfützen um seinen Nachbarn zu ärgern. Kurz und knapp: Man saut sich richtig ein und hat trotz des Wetters den Spaß seines Lebens. Dies hätte auch für Rock am Ring gelten können, wären da nicht Blitze, Donner und eine Schlammwüste gewesen, in der man bei jedem Schritt nach vorne bis zu den Knöcheln eingesunken ist.
Der Freitag
lässt noch nichts Böses erahnen. Amon Amarth begrüßen bei der Ankunft gerade ihre Fans und Johann Hagg’s Stimme dröhnt über das gesamte Gelände. Die Sonne scheint, die Menge lacht, es scheint, als sei alles so wie es bei einem optimalen Festival sein sollte. Erste Zweifel kommen auf, als erstmalig das Rock’n’Roll Camping betreten wird und die pechschwarzen Schuhe sich binnen Sekunden in ein zartes haselnussbraun färben. Sei es drum. Die Stimmung ist trotz des mäßigen Bodens weiterhin ausgelassen: Diverse Trinkspiele wie Flunkyball und FlipCup sowie schmetternde Musik von den Onkelz bis hin zu ZSK ballert aus verschiedensten Zelten heraus.
Nun wird es Zeit für die Bands: Erwartungsvoll blickt das Publikum auf die Bühne. Die Band ist bereits 20 Minuten im Verzug. Von allen Seiten schreit die Menge: Tenaious D, Tenaious D. Doch statt Jack Black, ertönt die Stimme eines Sicherheitsbeauftragten, der die Menge über ein kommendes Unwetter informiert und dass das Konzert verschoben werden muss. Buhrufe und Mittelfinger sind die prompte Antwort. Eine Frau spannt aus Provokation ihren Hello Kitty Kinderregenschirm auf. Doch mit einem Blick nach oben, erkennt man den wirklichen Ernst der Lage. Blitze schlagen am Horizont ein, lautes Donnergrollen erfolgt immer rasanter. Tausende von Zuschauern setzten sich ruhig in Bewegung, von Panik ist nichts zu spüren. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich das Gewitter direkt über einem befindet und Blitze nur 50-100 Meter entfernt einschlagen. “Fick dich Donner, leck mich doch am Sack” schallt es aus dem Sanitätszelt, in dem Helfer und Zuschauer Zuflucht vor dem Unwetter gesucht haben. Nach anderthalb Stunden ist der Spuk vorbei. Tencaious D betreten nach endlosem Warten im Matsch die Bühne und entschuldigen sich für das Unwetter, welches sie mit ihrem Auftritt versehentlich heraufbeschworen haben. “Kickapoo”, “Tribute” und “Fuck Her Gently” machen das Armageddon vergessen. Einzig verstörende Videos, in der es Jack Black und Kyle Gass “französisch” krachen lassen, erzielen nicht bei allen ihre gewünschte Wirkung. Der Wechsel zur Volcano Stage gestaltet sich schwieriger als gedacht. Man hat das Gefühl, das gesamte Festivalgelände gleiche einem Wattenmeer, das gerade Flut hat. “Ist das Gülle oder Matsch. Das stinkt ja widerlich”, stellt eine zierliche junge Dame fest. Die Antwort ist wohl ein Mix aus beidem, da die Dixies nicht weit entfernt sind. Endlich angekommen, reißen gerade Volbeat die Bühne mit der besten Show des Abends vollends ab. Dekadent genießt man den Auftritt aus gut 100 Meter Entfernung mit Weizen und Antipasti. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Major Lazor zelebrieren im Anschluss auf der CraterStage, das was man von ihnen erwartet. Konfetti, heiße Tänzerinnen und nochmals Konfetti. Achja, und Feuerbälle. Das ist alles ganz nett anzusehen, hat aber herzlich wenig mit Rock zu tun. Viel mehr fühlt man sich in einen Club versetzt, in dem Mann den Mindestverzehr blechen muss um drinnen irgendwelche Frauen von hinten anzutanzen. “Germany! Jump!” Geht nicht, der Matsch hat sich am Schuh festgesaugt und lässt einen nicht mehr los. Egal, es muss weiter getanzt werden bis der Schuh erneut die Farbe von einem matten schwarz in ein elegantes kackbraun wechselt. Mit einer Explosion, Konfetti und vielen vielen Luftschlangen geht der Freitag zuende. Müde begibt man sich im Entengang watschelnd Richtung Auto zurück, an einen Aufbau vom Zelt ist gar nicht mehr dran zu denken. Der
Samstag
hält hingegen noch mehr böse Überraschungen bereit. Eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz verkündet, dass das Festival von der Ordnungsbehörde Mendig bis auf weiteres suspendiert worden ist, da sich noch weitere, stärkere Unwetter dem Gelände nähern. Doch die bleiben zur Verwunderung aller aus. Lediglich ein kleines Lüftchen mit einem kurzen Aufblitzen innerhalb der Wolken sorgt für etwas Nässe an einem ansonsten bewölkten, aber trockenen Tag. Nichtsdestotrotz, was kann es schöneres geben, als in einer Reihe voller gut gelaunter Menschen aus Ratingen zu sitzen die pünktlich zum ersten Donnergrollen “Hurra, die Welt geht unter” von K.I.Z. anstimmen? Um 21:30 Uhr ist der Spuk vorbei und die Deftones starten ihr Set auf der Volcano Stage. Leider wird dies zu spät bemerkt, da trinkwütige Ratinger einen doch noch auf einen letzten Jägermeister Cola einladen wollen. Zu den Red Hot Chili Peppers steht man aber rechtzeitig in der ersten Welle, um Mastermind Michael “Flea” Balzary dabei zuzugucken wie seine Finger filigran über die Bassseiten rauschen. Nebenbei lässt er es sich nicht nehmen zur Unterhaltung des Publikums einen Handstand hinzulegen und anschließend die Menge mit den ersten Tönen von “By The Way” in komplette Verzückung zu setzen. Die Degradierung zum Co-Headliner, aufgrund von Terminproblemen, scheint den Kaliforniern auf jeden Fall nichts auszumachen. Viel besser kommt es noch, wenn der angedachte Co-Headliner Billy Talent für das beste Konzert des Festivals sorgt. Eine Zeitreise setzt im Kopf ein: 2006 – Billy Talent II läuft im MP3-Player und man macht sich mit Bierfahne von V+ Curuba mit dem zerbeulten Fahrrad auf den Weg nach Hause. In den Ohren brettern die Drums von “Red Flag”, das man freihändig und laut mitsingt. Nä wat schön. Ben Kowalewicz sieht eher um einige Jahre verjüngt aus und Hits wie “This Is How It Goes” und “This Suffering” schlagen genauso ein wie früher.
An dieser Stelle sollte nun eigentlich die Zusammenfassung für den
Sonntag
kommen. Nur kam noch in der Nacht die Hiobsbotschaft: Der letzte Festivaltag ist abgesagt. Auftritte von Alligatoah, Biffy Clyro und Black Sabbath verpuffen in der Luft wie die Hoffnung, doch noch ein versöhnliches Ende zu finden.
Die 31. Ausgabe von Rock am Ring wird in den meisten Augen der Zuschauer wohl als eines der schlechten Festivals seiner Geschichte eingehen. Sei es wegen der riesigen Schlammmassen, dem endlosen Warten auf eine finale Abreise (stundenlang sollen Menschen darauf gewartet haben, dass ihr Auto aus dem Matsch gezogen wurde) sowie den ausgefallenen Bands. Wie ein Sprichwort sagt: Kannste so machen, ist dann aber scheiße. Das Sahnehäubchen, das man nach dem Festival auf sozialen Netzwerken immer wieder liest, ist, dass viele Probleme dem Veranstalter in die Schuhe geschoben werden, wofür er nichts kann. Zum Beispiel, dass man das Festival eine Woche hätte nach hinten verschieben müssen. Wenn es einen Veranstalter auf dieser Welt gäbe, der alle Bands überzeugen könnte auf ihre Termine keinen Wert zu legen und lieber in Deutschland zu bleiben, der werfe den ersten Stein. Ansonsten: Mund abwischen, weitermachen und sich nächstes Jahr in bester Manier mit einem Top Line-Up präsentieren.
Ab dem diesjährigen Summerjam Festival gelten strengere Vorschriften, was das Camping betrifft. Die Veranstalter wollen damit gegen das ansteigende Wildcampen während des Festivals vorgehen. Zutritt zum Camping Gelände erhalten demnach nur Festival Besucher mit gültiger Eintrittskarte. An verschiedenen Eingängen rund um den Fühlinger See werden Zugangskontrollen eingerichtet, an denen Eintrittskarten erworben werden können und alle Tickets ( auch E Tickets ) in Festivalbändchen getauscht werden können.
Die Vorzeichen für die Erstauflage von Rock im Revier standen von Stunde eins unter keinem guten Stern: Ein schlechter Kartenvorverkauf sowie interne Differenzen zwangen schließlich das Festival dazu, den Nürburgring, die ursprüngliche Ausrichtungsstätte, zu verlassen und ins 131 Kilometer entfernte Gelsenkirchen umzuziehen. Protest kam von allen Seiten, allen voran von den Ticketkäufern. Man kann davon ausgehen, dass viele die berühmt berüchtigte „Ring-Atmosphäre“ mit im Ticketpreis haben wollten.
Dennoch findet man sich nun erstmalig zusammen um gemeinsam mit Hochkarätern wie Metallica, Muse und KISS die VELTINS-Arena in ein neues Festival-Mekka zu verwandeln. Zumindest ist das die Vorstellung von Veranstalter und Besuchern.
Freitag
Direkt zu Beginn sind klare Unterschiede zu anderen Musikevents festzustellen: Es beginnt schon beim Publikum. Helga-Rufe? Laute Musik, die aus irgendwelchen Boxen ballert? Flunkyball? Bierpong? Fehlanzeige! Das Durchschnittsalter bewegt sich jenseits der Dreißiger. Man sitzt eher gemütlich beim Bierchen und der Bratwurst auf Bierbänken und redet über vergangene Erlebnisse. Alles gesittet, alles lustig, alles ohne richtige Festivalstimmung.
Das schlägt sich auch in den Konzerten nieder: Within Temptation wird mit Höflichkeitsapplaus bedacht, als Sängerin Sharon den Adel die 15.000 Menschen im Innenraum fragt, ob sie „ready to rock“ sind. Deez Nuts zeigen auf der Bang Stage, der kleinsten aller Bühnen, dass es auch anders gehen kann. Zwar finden sich nur ein paar hundert Leute bei der Band aus Melbourne ein, aber die sorgen für eine Flut aus Blutergüssen binnen Minuten. Als wiederum krassen Kontrast kann man hier den heutigen Co-Headliner Faith No More heranziehen: Es ist schon etwas befremdlich für junge Menschen, wenn sich gestandene, bierbäuchige Ü-40er heulend zu einem Song namens Easy in den Armen liegen und sich an die gute alte Zeit von damals erinnern: „Weißte noch Willy, damals `93? Das war unser Jahr!“
Genug geredet, kommen wir zu dem Grund, warum das Festival an diesem Tag ausverkauft ist: Wie nicht anders zu erwarten, holen Metallica das Letzte aus der Menge heraus. Zum ersten Mal sind auf der Big Stage kleinere Pits zu sehen, sogar die heulenden Ü50er setzen ihre Sprunggelenke und Ellenbogen ein und,…oh fuck! War das grad tatsächlich vorne eine Bierdusche? Selbst die Setlist bietet mit The Unforgiving II und Lords of Summer einige Überraschungen. Enter Sandmann verwandelt die Big Stage in ein Kinderspieleparadies, als riesige „Metallica“-Ballons in die Menge geworfen werden. Konfetti, Stroboskoplicht, ein letzter lauter Bang und fertig ist der Freitag mit einem überragenden Headliner. Der
Samstag
beginnt mit Hagel und Regen. Kein besonders einladender Start in den Tag. Egal, die Show geht mit Triggerfinger auf der Big Stage weiter, die sich wie gewohnt spielfreudig und routiniert präsentieren. Der eher mäßig besuchte Innenraum der Veltins Arena schreckt die Herren aus Antwerpen ohnehin nicht ab. Sänger Ruben Block geht sogar auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Anders zeigen sich da Bonaparte, welche mehr mit Titten und Klamauk à la Deichkind auf sich aufmerksam machen wollen, als mit Musik. Nebenbei sei erwähnt, dass die Zuschauermassen der Big Stage am Nachmittag einem Freundschaftsspiel zwischen dem FC Schalke 04 und einem mittelerfolgreichen Kreisligisten gleichen. Man merkt einfach, dass für den Samstag lediglich ein Drittel aller Karten verkauft wurden. Vielleicht trägt auch die Anime-Combo Babymetal aus dem Land der aufgehenden Sonne die Schuld am leeren Innenraum. Die Band zieht das Publikum magnetisch ins Freie zur Boom Stage. Ausverkaufte Hallen, die sich jenseits der Tausender bewegen, sind auf ihren Europatourneen ohnehin keine Seltenheit.
The Hives schließen sich dem an, können sich aber trotz einer guten Show, keine Lorbeeren einheimsen. Verzweifelte Animationsversuche von Sänger Pelle Almqvist lassen das Publikum zum Teil völlig kalt. Lediglich die erste Welle schließt sich den Anweisungen an und springt und geht „fucking crazy“ genau dann, wenn es von ihnen verlangt wird. Wie soll man auch zu Hits wie Tick Tick Boom oder Walk Idiot Walk ruhig stehenbleiben?
Zurück zur Boom Stage: Dort schließt „Der Checker“, bekannt aus diversen Autosendungen auf DMAX, gerade mit seiner Band Eisbrecher sein Set ab. Einen hohen Unterhaltungswert hat die Band alle Male und lässt das Publikum kurzerhand ihren Song Miststück zu Ende singen: „Du bist ein Miststück! Ein Stück Mist!“ Die Poesie des 21. Jahrhunderts ist doch immer wieder voller Überraschungen. Limp Bizkit liefern wie immer eine solide Best of Show ab. Zwar besteht das Set nur aus neun ganzen Songs und gefühlt 25 Samples, trotzdem beanspruchen die Fans vor der Bühne die größte Wall of Death des gesamten Festivals für sich. Die Meute schafft es sogar Rauschebart Fred Durst ein Lächeln abzuringen, und das will etwas heißen.
Die Sonne geht allmählich unter und es verschlägt einen zur Big Stage zurück. Keine Ahnung, wer bei den Briten von Muse die Fäden in Sachen Licht- und Showkonzeption in der Hand hat. Aber was die Band in ihren 90 Minuten an Konfetti, Explosionen und einem schieren Lichtfeuerwerk abfeuert, ist ganz große Champions League. So kann man den Samstag doch vernünftig ausklingen und sich umso mehr auf den
Sonntag
freuen. Die Big Stage lässt man bis zum Abend erst einmal links liegen, denn die Bang Stage aka Emscher Lippe Halle aka ein alter Eishockeytempel, der seine besten Jahre schon länger hinter sich hat, dient heute als erste Anlaufstelle in Sachen Punkrock. Dort zeigen La Dispute am frühen Nachmittag, wie maßlos überschätzt eine Band sein kann. Von Musikkritikern deutschlandweit gefeiert, gibt die Band aus Michigan ein absolut lustloses Konzert vor ihrer kleinen Anhängerschaft. Zugegeben, eine nahezu leere Halle, die locker für 1.500 Menschen ausgelegt ist, ist sicher nicht die beste Voraussetzung um ein Feuerwerk abzufeiern. Dennoch krönt sich die Band mit ihrem Übermaß an Arroganz zum schlechtesten Konzert des Festivals. Sänger Jordan Dreyer kehrt den gut 150 Anwesenden nach jedem Song den Rücken zu und verschwindet nach 30 Minuten mit seiner Kapelle wortlos von der Bühne. Danke für nichts! Ignite und die Mad Caddies zeigen zum Glück, wie man mit solch einer Situation umzugehen hat. Beide Bands liefern gute Shows ab, teilweile zwar mit standardisierten Ansagen a la „We’re so happy to be here“ und „Thanks for Coming“, aber wenigstens kommunizieren sie mit dem Publikum und lassen es einen Teil der Show werden. Anti-Flag heizen der angewachsenen Menge (vielleicht 400 Leute) noch einmal richtig ein. Seitenhiebe gegen die großen Bühne sind kaum vermeidbar bei so einer skurillen Lage: „Hey Mr. Light Guy, we don’t need the haze anymore, I think KISS is over there“, tönt es von Bassist Chris #2 und zeigt Richtung Ausgang. Die Band spielt normalerweise bei ihren Solokonzerten vor mehreren Tausend Menschen, also kann man hier schon fast von einem Exklusivgig sprechen. Wie dem auch sei, One Trillion Dollar, Turncoat, Brandenburg Gate knallen wie eine Bombe in der Menge ein. Den krönenden Abschluss macht Schlagzeuger Pat Thetic, der spontan sein gesamtes Equipment IN der Menge aufbaut und Die For Your Government dort zu Ende spielt. So reißt man eine kleine Menge mit, La Dispute!
Ohne eine kurze Beschreibung des Headliners kann man dieses an Stellen durchaus gelungene Festival nicht abschließen. Bei Kiss ist es einfach unmöglich von einem normalen Konzert zu sprechen. Diese gigantische Showeinlage stellt alles von Muse und Metallica in den Schatten: Kräne, Explosionen, Laser, Bang Boom Bang und dazu eine gehörige Portion Rock n Roll All Nite beendet ein Festival mit Höhen und Tiefen.
Natürlich reicht das Gesamtpaket nicht aus, ein komplett positives Fazit für die Premiere abzugeben. Dafür gibt es einfach noch zu viele Baustellen: In erster Linie muss sich die gesamte Atmosphäre verändern um von einem Festival zu sprechen und nicht von einer Aneinanderreihung von Konzerten vor halbleeren Rängen. Trotzdem, das Line-up war insgesamt mehr als ordentlich. Dazu kommt eine gute Infrastruktur und anscheinend soll der Campingplatz, trotz der großen Entfernung zum Festival, entspannt gewesen sein. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Zweitausgabe im kommenden Jahr entwickelt. Erst dann wird man wissen, ob das „Festival“ eine echte Chance hat sich dauerhaft zu etablieren.
Rock´n´Heim Festival 2014 Fotos
Ein Geburtstag ohne Happy-Birthday-Atmosphäre und trotzdem eine einzige Party
Zum 10jährigen Jubiläum des Amphi Festivals haben sich die Veranstalter eine ganz besondere Überraschung für die 16.000 Besucher ausgedacht: Brause!
Klingt erst einmal völlig bescheuert, aber in Anbetracht dessen, dass die Sonne das ganze Festivalwochenende über gnadenlos vom Himmel brannte und glücklicherweise gratis Leitungswasser zur Verfügung stand: Eine glorreiche Idee!
So schmeckte das langweilige Leitungswasser wenigstens nach Waldmeister. Großartig!
Überhaupt war das kostenlose Wasser die beste Idee des ganzen Festivals. Bei Preisen von 4 Euro 50 für eine Cola auch bitter nötig. Sonst hätten sich wohl nur die Gutbetuchten einen Autopause-freien Festivaltag auf dem Amphi leisten können.
Taktgebend für die Besucher des Amphi war in diesem Jahr nicht der straffe Zeitplan auf den beiden Bühnen, sondern die Hitze. Angesagt waren eine charmante Wolkendecke und bis zu 25 Grad. Perfekt für ein Outdoor-Festival. Leider meinte es der Wettergott etwas zu gut mit der Stadt Köln, und so waberten die Festivalbesucher in ihrem eigenen Schweiß von Bühne zu Getränkestand zu Schattenplätzchen.
SAMSTAG
Der Samstag begann für viele Besucher erst am frühen Nachmittag. Das möge den Warm up-Partys in der Umgebung und der fetten Party auf dem „Call the ship to port“-Amphi-Partyschiff geschuldet sein. Das Publikum wirkte verkatert. Auch die Outfits der Besucher waren den Umständen entsprechend meist auf Hitze und Bequemlichkeit ausgerichtet. Viele flache, bequeme Sandalen, einfache Shirts und Röcke. Ein paar Besucher stachen aber doch aus der Menge heraus. Zum Beispiel die Dame in dem Hochzeitskleid, die Flügel auf dem Rücken und ein Horn auf der Stirn trug. Oder aber auch die Damen in den eindrucksvollen viktorianischen Gewändern, die der Hitze souverän trotzten.
Ein Großteil des Publikums erwachte spätestens, als am Nachmittag „Lord of the Lost“ die Bühne betraten. Zwei weiße große Kreuze schwingend kamen die Bandmitglieder auf die Bühne. Vor der Mainstage feierten Tausende die Hard-Rock-Band aus Hamburg. Vor Allem in den ersten Reihen hatten sich die – zumeist weiblichen – Fanclubs der Band eingefunden und feierten frenetisch ihren Star – den Sänger Chris Harms. Ob da am jüngsten „Bild“-Artikel was dran ist? Die Online-.Fassung der Tageszeitung titelte erst kürzlich „Bist Du der neue Sex-Gott der Gothic-Szene?“. Aber auch ohne die Optik des Sängers beurteilen zu wollen, hat diese Band Erstaunliches vollbracht und steht ganz zu Recht auf der Mainstage des 10. Amphi-Festivals. „Lord of the Lost“ sind in den letzten zwei Jahren von einer eher unbekannten Band zu einem großen Act gewachsen. Das liegt auch am vor allem rocklastigen Sound, der es der Band ermöglicht, nicht nur im Gothic-Bereich unterwegs zu sein. Vor allem hat die Band eine unglaublich starke Fanbase, die es den fünf Hamburger Jungs sogar ermöglicht hat, per Crowdfunding über 12.000 Euro zusammen zu bekommen, um ihre erste USA-Tour zu finanzieren.
Voll wurde es auch im Staatenhaus zu „Aesthetic Perfection“. Das amerikanische Electro-Projekt rund um Sänger und Songschreiber Daniel Graves ist bei jedem Auftritt eine einzige Party. Normalerweise spielen die Jungs zu früh und zu kurz. Aber in diesem Jahr waren 45 Minuten völlig ausreichend. Nicht, weil die Band schlecht gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Das Publikum feierte und tanzte zu „The Siren“ oder „Antibody“. Leider war es im Staatenhaus trotz durchgehend laufender Klimaanlage heiß und stickig. Daran änderte auch das charmante Detail nichts, dass einer der Mitarbeiter im Fotograben kühlendes Wasser mit einem Blumenbestäuber auf die ersten Reihen sprühte. Zusätzlich sorgte der teilweise sehr schlechte Sound für Verstimmung im Publikum. Sänger Daniel Graves war den ganzen Auftritt über sehr leise. Vielleicht funktionierten die Monitorboxen nicht, das Problem sollten „Die Krupps“ am Sonntagabend auch noch bekommen.
Insgesamt war die Sound-Qualität im Staatenhaus nur in direkter Nähe zur Bühne sehr gut. Wer am Rand oder weiter hinten stand, hatte meist nur noch sehr lauten Brei auf den Ohren. Ganz im Gegensatz zu der großen Mainstage draußen. Die Bands dort waren fast auf dem gesamten Festivalgelände gut zu hören.
Wer vor der Hitze und der Sonne draußen fliehen wollte, fand sich trotzdem früher oder später im Staatenhaus ein, um mal ein paar Minuten zu verschnaufen. Hier gab es Sitzplätze, die die meiste Zeit überfüllt waren, weil jeder mal ein paar Minuten die geplagten Füße entspannen wollte, Kaffee, Kuchen und Shoppingmöglichkeiten der besonderen Art. Nicht nur riesige federbehangene Damenhüte wechselten hier die Besitzer, auch Spitze oder Latexkleider konnten hier erworben werden.
Nach draußen ging es für gefühlt fast alle Besucher des Amphi-Festivals, als „Blutengel and the Monuments“ die Bühne betraten. Wer sich am Anfang vielleicht gefragt hatte, wer denn diese „The Monuments“ sein sollen, sah hier klassische Musiker mit Violine und Kontrabass, die das übliche „Bums-Bums“ in Blutengel-Songs durch elegante Klassik-Klänge ersetzten. Das Set der Sänger Chris Pohl und Ulrike Goldmann wirkte beinahe theatralisch und zerfließend vor Schmalz, wobei man der Band getrost attestieren kann, dass Herzschmerz eines der Hauptelemente der Songs darstellt. So kitschig Blutengel auch sind, soweit kamen sie bei der breiten Masse des Publikums an. Bei Songs wie „Deine Welt“ und „Behind the Mirror“ sangen und klatschten die meisten Zuschauer begeistert mit.
Mit „Front 242“ ging der Abend auf der Hauptbühne zu Ende. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Eröffnungssong „Happiness“ waren viele Fans vor die Bühne gekommen, der Tanzbrunnen war voll. Die Party konnte losgehen. Beim zweiten Song ging dann plötzlich gar nichts mehr. Mitten im Lied warf Sänger Jean-Luc De Meyer das Mikrofon mit den Worten „It’s impossible to do that“ beiseite und ging von der Bühne. Fünf Minuten lang passierte gar nichts. Katastrophe! Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Ansager auf die Bühne um den sauren Fans zu erklären, man bemühe sich, die technischen Probleme schnellstmöglich zu beseitigen. Dann passierte wieder nichts. 25 Minuten lang. Wie sich später herausstellte, war das Mischpult der Band abgeraucht. In mühsamer Kleinarbeit wurde in einer halben Stunde alles an die Haustechnik angeschlossen, damit der Gig weitergehen konnte. Etwas weniger Engagement und die Band hätte unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren können. Trotzdem war das Publikum sauer. Sätze wie „Hier herrscht der Sound of Silence. Hauptsache, keiner da, aber die Nebelmaschine läuft weiter“ waren aus einigen Ecken des Publikums zu hören. Nach einer halben Stunde Technikgefrickel konnte der Auftritt fortgesetzt werden. Frontmann Jean-Luc De Meyer kam auf die Bühne und entschuldigte sich für den Patzer. Er rief „Deutschland – Weltmeister und 10 Jahre Amphi – das ist der Hammer“. Nach diesen Worten feierten die Leute, als hätte es den 30-minütigen Zwischenfall nie gegeben. Zum Leid aller war wegen der Lärmbestimmungen trotz aller Verspätung um 22 Uhr Feierabend.
Nach einer halben Stunde Verschnaufpause ging es für einen Großteil des Publikums im Staatenhaus weiter. Die Helden der 80er „Camouflage“ feierten ihren vierten Auftritt auf dem Amphi-Festival. Sänger Marcus Meyn tanzte, als gäbe es kein Morgen, hüpfte, drehte Pirouetten, schwang die Hüften, es war beinahe, als stünde Depeche Mode-Sänger Dave Gahan persönlich auf der Bühne. Und so feierte das Publikum seine Ikone auch. Kaum jemand, der nicht zumindest heimlich von einem Fuß auf den anderen wippte. Spätestens bei Klassikern wie „Love is a shield“ und „The Great Commandment“ rastete die Menge aus vor Freude. So lauten Applaus, wie Camouflage nach jedem Song bekamen, hatte es gefühlt den ganzen Tag nicht auf dem Amphi gegeben. Beim letzten Song holte sich Marcus Meyn Verstärkung auf die Bühne. Und zwar keinen Geringeren als Peter Heppner. Zusammen sangen sie „That smiling face“. Schon im Februar hatten die beiden den Song zusammen bei einem Konzert in Dresden gesungen. Alles in allem war Camouflage das beste Konzert des ganzen Festivals – da stimmte einfach alles.
Danach war bei vielen die Luft raus. Die Anstrengungen des Tages holten die Leute ein, so dass bei weitem nicht jeder noch bis zum Ende von „Project Pitchfork“ durchhalten konnte. Na gut, bis halb zwei Morgens hellwach und tanzend durch das Staatenhaus zu feiern, kann auch nicht jeder schaffen. Das Programm war einfach zu lang, schließlich wollten viele am nächsten Tag pünktlich zu Beginn wieder fit sein. Die, die noch irgendwie ihre letzten Kraftreserven mobilisieren konnten, feierten mit Sänger Peter Spilles und seiner Band noch zu einem „Oldies-Set“, wie Peter es nannte, mit Songs wie „Pitchblack“ und „On End“.
SONNTAG
Für die Hartgesottenen ging es am Sonntag wieder früh los. Als erste Band im Staatenhaus traten „Noisuf-X“ mit einem 40 minütigem Programm auf die Bühne. Sänger Jan Loamfield gab alles, um seine Fans über die frühe Spielzeit hinwegzutrösten. Spätestens bei Hits wie „Jezebel“ oder „Hit me hard“ tanzte fast die komplette Halle.
„Noisuf X“ und die Hitze schienen das Publikum müde gemacht zu haben. Während „In the Nursery“ suchten viele die raren Schattenlätze abseits der Bühne auf, um mal eine Verschnaufpause zu machen.
Spätestens bei „Rotersand“ war aber die meisten wieder hellwach. Schon beim ersten Song war klar: Das wird eine einzige Tanz-Party. Sänger Rascal Nikov hüpfte und tanzte über die Bühne, als wäre er nie weg gewesen. Kaum zu glauben, dass die Band vor zwei Jahren noch aus gesundheitlichen Gründen des Sängers jeden Gig abgesagt hatte. Das Publikum feierte ausgelassen zu Club-Hits wie „Electronic World Transmission“, „War on error“ oder „Exterminate, Annahilate, Destroy“. Bei letzterem Song trat auch „Linebacker“ Krischan Wesenberg hinter seinen Turntables hervor und heizte dem Publikum zusätzlich ein. Bizarr wurde es, als die Band den neuen Song „Electric Elephant“ vorstellte. Zu diesem Lied betraten drei Performer die Bühne: Einer besonders klein, einer stark übergewichtig und eine dritte, auch nicht sehr schmale Tänzerin. Im ersten Moment war vermutlich fast jeder Gedanke im Publikum: Was wird das denn?! Die Drei legten eine grandiose Performance hin, bei der vor allem der übergewichtige Tänzer durch eine überraschende Beweglichkeit und Fitness brillierte. Die Performer zeigten abgehackte, aber auch fließende, vor Allem aber abstrakt wirkende Moves. Zunächst im Halbdunkel im Schatten von Sänger Rascal, später auch vor und um den Sänger. Es war so faszinierend, man konnte kaum wegsehen. Ein Blickfang und Kunst zugleich. Eine wirklich gelungene Überraschung.
Nach dem gelungenen Auftritt von „Rotersand“ erwarteten die Besucher gespannt den Auftritt von „Apoptygma Berzerk“. Bei der Masse von Menschen, die vor der Bühne standen hätte man meinen können, bereits den Headliner des Abends vor sich zu haben. Da war die Hitze egal oder auch, dass viele schon plattgetanzte Füße von eineinhalb Tagen Party hatten. Ähnlich wie bei Blutengel drängten sich Tausende vor die Bühne, um bei Song-Klassikern wie „Kathys Song“ oder „Until the End of the World“ aus voller Kehle mitzusingen. Der Höhepunkt des Auftritts war mit Sicherheit die deutsch-englische Version von Peter Schillings „Major Tom“. Während Sänger Stefan Groth den Text auf Englisch interpretierte, sang das Publikum die deutsche Version lauthals mit.
Nach Apop musste es schnell gehen. Viele Besucher wollten im vollgepackten Staatenhaus „Die Krupps“ sehen. Bedauerlich, dass die Düsseldorfer „nur“ im Staatenhaus spielen durften. Vor drei Jahren hatte die Band rund um Sänger Jürgen Engler eine großartige Performance auf der Mainstage abgegeben. Jetzt mussten sich die sechs Musiker mit den technischen Tücken der Staatenhaus-Bühne abmühen. Nach fünf Minuten Verspätung stand die Band endlich auf der Bühne. Aber mitten im ersten Song brach Sänger Jürgen ab und rief „Die Monitore sind tot. Wir haben gehört, Front hatten gestern Abend auch Probleme. Aber wir machen das, wir gehen nicht einfach“. Ein klarer Seitenhieb auf den unkommentierten Abgang der Band „Front 242“ am Samstagabend. Jürgen nutzte die Zeit, um mit dem Publikum zu quatschen, während die Techniker sich an den Monitoren zu schaffen machten. „Wen kenne ich denn hier?“, rief er und zeigte auf Leute in der ersten Reihe „Dich und Dich…Dich nicht.“ Anschließend improvisierten die Jungs und jamten ein bisschen, Dem Publikum schien das zu gefallen. Aus der Menge war nur „Zugabe, Zugabe“ zuhören. Darauf Jürgen keck: „Dann spielen wir gleich einfach die Zugabe“. Nach 20 Minuten konnte es endlich richtig losgehen und natürlich ließ es sich die Band nicht nehmen, auch die Hits „Amboss“ und „To the Hilt“ zum Besten zu geben. Gegangen war in der Zwischenzeit kaum jemand. Nach Samstagabend war das Publikum Elend-erprobt. Und immerhin: „Die Krupps“ hängten einfach noch ein paar Minuten an ihre geplante Spielzeit dran, um den Ausfall wieder wett zu machen.
Draußen tobten inzwischen Eisbrecher über die Bühne. Mit einer gewohnt guten Performance überzeugte Sänger Alexander Wesselsky in klassisch bayrischem Lederoutfit mit „This is deutsch“. Natürlich durften auch die Pyroshow und andere Hits wie „Miststück“ oder „Schwarze Witwe“ nicht fehlen. Zur Überraschung des Publikums schmettere Alexander noch einen Klassiker, der auf keiner Geburtstagsparty fehlen darf: Happy Birthday. Aber nicht für das Amphi, das ja an diesem Wochenende sein 10järhiges Wiegenfest feiern durfte. Nein! Der Lichttechniker hatte Geburtstag und das wollte die Band feiern. Das Lied war natürlich auch für jeden im Publikum, der an diesem Tag Geburtstag hatte. Nur eben nicht fürs Amphi – oder doch? Der „Checker“ – wie Wesselsky aufgrund seiner Fernsehkarriere genannt wird – beendete den letzten Gig auf der Mainstage mit dem Schmalzsong „Total Eclipse of the heart“ von Bonnie Tyler.
Im Anschluss verabschiedete sich der Herr Ansager vom Publikum und bedankte sich für einen tollen Amphi-Geburtstag. Die Party war zu Ende – während drinnen noch Lacrimosa auf der Bühne standen.
FAZIT
Nur schade, dass das einzig echte Geburtstagsgeschenk der Veranstalter – die Schifffahrten mit Konzerten – nochmal einige Euros extra kosteten und so wenig Platz boten, dass dieses Angebot an den meisten Besuchern vorbeigegangen ist. Die Gastronomie-Preise waren leider zu hoch, um eine Essenspause wirklich genießen zu können. Die Shoppingangebote waren dagegen vielfältig und erschwinglich. Die Bandauswahl war ein gelungener Mix zwischen Rock, Industrial und Future Pop und – abgesehen von den technischen Pannen – gut anzusehen und zu -hören. Memo: Nächstes Jahr wird das Auto in einen Privat-Kiosk umgebaut.
Amphi Festival 2014 Fotos
Amphi Festival 2014 Fotos
Hier gibt es unsere Fotos vom Deichbrand Festival 2014
Bellini sind eine deutsche Popband, die nach einem brasilianischen Nationalspieler aus den 50er Jahren benannt ist. Logisch, dass da zur WM ein Album erscheinen muss. Es trägt den Titel “Festival” und tut alles, um die Erkenntnis zu vermeiden, dass es sich um ein deutsches Produkt handelt.
Die Besetzung der Gruppe hat sich seit den 90ern mehrfach geändert. Zurzeit besteht das Trio aus drei gänzlich neuen und ausgebildeten Sängerinnen namens Myrthes (Brasilien), Maria (Mexiko) sowie Tracey (Barbados). Machen wir uns nichts vor: bei den Interpretinnen geht es um die Optik. Cover und Booklet bescheinigen, dass visuell alles stimmt. Musikalisch ist die Band ein Kunstprodukt – einzig zu dem Ziel geschaffen, südamerikanisches Lebensgefühl zu vermitteln.
Die Songs auf dem Album sind zum großen Teil schon bekannt. Der Superhit “Samba de Janeiro” (1997) wurde als “Samba do Brazil” neu aufgenommen. Auch der Klassiker “Brazil” von Ary Barroso passt zum Motto und ist gleich in zwei Versionen (Studio und live) vertreten.
Die Songs in ihrer Gesamtheit können locker als Soundtrack für die WM-Zeit und den Restsommer dienen. Da gibt es extrem tanzbare und mitreißende Latin-Nummern wie “Festa”, Sergio Mendes‘ Klassiker “Mas Que Nada” und Stevie Wonders “Outro Lugar” – alles verpackt in moderne Gewänder. Gleichzeitig bietet “Festival” aber mit der wunderschönen Ballade “Esperanca“ oder dem Mid-Tempo-Klassiker “Canta Canta” auch balladeske Songs zum Verschnaufen.
Bellini bieten mal wieder ordentliche Partymusik und haben die richtigen Songs zur richtigen Zeit. So durfte man das erwarten und so ist es geschehen. Die Optik stimmt – Innovation ist Fehlanzeige.
[amazonButton]Hier kannst Du “Festival” bestellen[/amazonButton]
[youtube id=”EOAeAiZStjY” width=”600″ height=”350″]
Hurricane Festival 2014 Fotos
Fotos Rock am Ring 2014
Heute hat das Summerjam drei neue Bestätigungen bekannt gegeben! Mit Chinese Man, Stylo G und Mellow Mood wächst das Line-Up auf insgesamt 32 Künstler an. Es bleibt spannend, wer alles noch folgend wird.
[eventimButton]Dein Summerjam 2014 gibt es hier![/eventimButton]
Die Vans Warped Tour hat sich wirklich Zeit gelassen, zu viel Zeit will man meinen. Berliner jeden Alters sahen die altehrwürdige Tour in der Hauptstadt zum letzten Mal im vorigen Jahrtausend. Höchste Zeit, dass sich das ändert. Und siehe da, als einziger deutscher Standort der europäischen Warped Tour wird ausgerechnet Berlin von einer Schar verschiedenster Bands heimgesucht, um es in der Hauptstadt krachen zu lassen.
Der erste Blick auf die am Veranstaltungstag bekannt gegebene Running Order verrät, dass Ohropax für den frühen Nachmittag definitiv eine gute Allzweckwaffe gegen Gehörlosigkeit darstellen: Den Anfang machen vor allem extrem laute Bands, wie Memphis May Fire oder Crossfaith, bei denen das Trommelfell aufgrund von mäßigen Sounds und mäßigen Riffs ganz schön in Bedrängnis kommt.
Anders sieht es da beim Publikum aus. Diese sehen ebenso gleichgültig wie entspannt aus, wenn sie zu den Drop-C Riffs dezent ihre Köpfe nicken, als würde es unter Strafe stehen heute einmal die Ellenbogen einzusetzen oder wenigstens ein wenig die Luft zu verprügeln. We Are The Ocean sind da noch die Ausnahme, die mit ihrem eingängigen Post-Hardcore-Sound teils an die alten Zeiten der Warped Tour erinnern. Weit entfernt von den beiden Hauptbühnen, der East- und Weststage, tummelt sich noch im hintersten Eck die „Kevin Says Stage”. Eine Perle, gar eine Oase im weiten Meer des Brüllgesangs und böse dreinguckenden Metalanhangs. Die Folkcombo Skinny Lister macht sich hier gerade viele Freunde, als die Sängerin Lorna Thomas zu den Klängen von „John Kanaka” und „Forty Wedding Pound” eine fünf Liter große Pulle mit Schnaps unter die Leute kippt. Das Publikum johlt vor Begeisterung und tanzt sich die Füße rot. Ein Crowdsurf des Kontrabassbassisten samt Kontrabass setzt dem Ganzen die Krone auf. So dürfen sich Skinny Lister als die Überraschung des Nachmittags verabschieden.
Endlich werden auch auf der West Stage und der East Stage die Ellenbogen ausgepackt. Enter Shikari können mit „Sorry, You’re Not A Winner” und „Juggernauts” endlich Leben in die Bude bringen. Erste Beulen und blaue Flecken zeichnen sich bei vielen am ganzen Körper ab. Für Hartgesottene gibt es im Anschluss mit Parkway Drive eine so dermaßen fette Show, dass Headliner Billy Talent sang und klanglos abdanken kann.
So wird man die Warped Tour mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Erinnerung behalten. Im Positiven wegen des soliden Line-ups und einiger Überraschungen, im Negativen aufgrund eines gähnend langweiligen Startprogramms.