ROCK AM RING – Fotogalerie von A Day To Remember, 5.6.2022
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Tag 3 ließ die Fans mit leichtem Frösteln erwachen. Die Vorhersage wollte nichts Gutes verheißen: Regenwahrscheinlichkeit von 100 % und Unwetterwarnung für den frühen Abend. Eigentlich typisches Eifelwetter um diese Jahreszeit. Und doch kam es anders – Petrus hatte ein Einsehen mit den 90.000 musikalisch ausgehungerten Fans und ließ sie ihr erstes großes Festival seit über zwei Jahren hauptsächlich trocken erleben. Gewitter und die große Regenfront machten einen weiten Bogen um den Nürburgring.
Zum Start von Myles Kennedy auf der Mandalorian, äh, sorry, “Mandora Stage” ging die stark erhöhte Luftfeuchtigkeit des Morgens von Nieselregen in ordentliche Schauer über. Währenddessen bot Myles eine solide Rockshow mit fantastischen Vocals. Der Sänger von Alter Bridge ist eine echte Rockröhre alten Schlags. Vor drei Jahren hatte er die Massen schon als Sänger bei SLASH begeistert und jetzt durfte er mit seinen Soloqualitäten überzeugen. Er hat nämlich die durch die Pandemie erzwungene Auszeit dazu genutzt, sein zweites Soloalbum “The Ides of March” zu veröffentlichen. Von diesem gab es viele neue Stücke, aber unter anderem auch “World On Fire” aus dem SLASH-Repertoire. An der Gitarre war Myles selbst tätig und überzeugte mit genialen Soli. Dazu reiste er mit seinem starken Timbre durch die Landschaften von Rock, Blues und Countrymusik.
Im Gesamten war der Sonntag aber ein Tag der härteren Klänge. Wer sich im Vorfeld beschwert hatte, dass das 2022er Line-up nur für Weicheier sei, durfte sich hier eines Besseren belehren lassen. Vor allem auf der “Utopia Stage” ging es heftig zur Sache. Hier hatten die US-amerikanischen Rocker Black Veil Brides das Ruder übernommen und schon aus der Ferne konnte man das hämmernde Schlagzeug und die breite Gitarrenwand hören. Frontmann Andrew Dennis Biersack (ja, er heißt wirklich so) sang sich solide durch den Set. Er kann zwar auch melodische Stücke mit rockiger Attitüde aufbieten, doch vor allem glänzte er in den Growl und bereitete so den Boden für das, was noch kommen sollte.
Airbourne aus Australien galten viele Jahre als die neuen AC/DC. Auch wenn sie sich von diesem Image längst frei gespielt und eine Eigenständigkeit erlangt haben, erinnert der Sound doch immer noch an die großen Vorbilder. Von “Ready To Rock” über “Burnout The Nitro” und “Live It Up” bis hin zu “Runnin’ Wild” gab es eine Vorlage für große Circle Pits im Publikum vor dem ersten und dem zweiten Wellenbrecher. Sänger Joel O’Keeffe fand sich dann auch schnell nebst Gitarre mitten im feiernden Publikum wieder. Er hatte sichtlich Spaß und begann irgendwann damit, die inzwischen trockenen Fans mit gefüllten Bierbechern vom Steg aus zu bewerfen. Wenn einer es schaffte, den Becher mit Inhalt zu fangen und einen Schluck zu trinken, wurde das mit großem Jubel von Band und Publikum gefeiert. Jedenfalls passte die Mauer aus Boxen mitten auf der Bühne zu dem gewaltigen Auftritt. Über mangelnden Sound konnte sich hier wirklich niemand beschweren.
Obwohl sie aus Florida stammen, hatten Shinedown es noch nicht geschafft, die Sonne zurück zu rufen. Sie starteten ihren Set mit “The Saints of Violence and Innuendo” und schon bald gab es den ersten großen Circle mit weithin leuchtenden Bengalos in der Menge. Nicht erlaubt, aber auch kein größeres Problem, da das Publikum umsichtig aufeinander acht gab. Von dem inzwischen doch sehr kalten Regen ließ sich niemand abschrecken und man feierte sich durch “Planet Zero”, “Enemies”, “Monsters” und ließ den Set mit “Sound Of Madness” ausklingen. Neben purem Rock kann Sänger Brent Smith übrigens auch emotionale Balladen wie “Second Chance” und schmetterte: “Tell my mother, tell my father / I’ve done the best I can / To make them realize, this is my life / I hope they understand”. Damit es nicht zu rührselig wurde, übernahmen die Gitarren im Anschluss die Growls und der Set ging hart rockend zu Ende. Die Protagonisten und das Publikum hatten sich am Ende total verausgabt. Wenn die Band schließlich genau so nass ist wie die Fans, dann stimmt das RING-Feeling!
Auch Bullet For My Valentine ließen es ordentlich brettern. Der Band aus Wales wird ja gerne mal nachgesagt, sie seien zu soft und poppig geworden. Das mag für neuere Studioalben gelten, aber live war davon nichts zu spüren. Hardcore-Puristen schreien vermutlich an manchen Stellen entrüstet auf, doch mir gefällt es ganz gut, dass die Songs bisweilen etwas ruhiger ausfallen, dass die Wutausbrüche weniger werden und es auch mal Ausflüge in eine halbwegs softe Welt gibt. Das tat der Stimmung im Publikum keinen Abbruch und die Fans nutzten das Ende des Regens, um sich trocken zu tanzen. Die starke Performance von Sänger Matt Tuck, die bissigen Riffs von Michael „Padge“ Paget und das Drumming-Sperrfeuer von Jason Bowld sorgten derweil für alte Metaller-Tugenden. Matt schwärmte in dankbarer Erinnerung von ihrem Gig bei Rock am Ring 2006 kurz nach Bandgründung und die Fans ließen sich in Scharen über die Menge nach vorn tragen.
Inzwischen gab es viele sonnige Momente auf dem RING-Gelände. Daran konnten auch KORN mit ihrem düsteren Nu Metal alter Schule nichts ändern. Es war zwar kalt, blieb aber den Rest des Abends und der Nacht trocken. Unter Dudelsack-Klängen zog die Band auf die Hauptbühne und sofort ging es brachial in die Vollen. Die Stage bot genug Platz für eine große Show. Das Schlagzeug war prominent auf einem Podest platziert. Mit “Falling Away From Me” und “Got The Life” gab es große Klassiker der Band gleich zu Beginn. “Coming Undone” wurde mit einem Snippet von Queens “We Will Rock You” vermischt und zu “Shoots And Ladders” gab es die gefeierte Dudelsack-Einlage, auf die sich KORN-Fans bei jedem Konzert freuen plus einem umjubelten Metallica-Outro. Sänger Jonathan Davis beherrscht das Spiel mit Growls und sehr feinem Klargesang. Vor allem in den melodischen Passagen ist er immer für eine Überraschung gut und als Gesamtkonzept waren KORN für mich die angenehme Überraschung des dritten Festivaltags.
Zur Erholung ging es nach so viel Metal und Hardrock mal kurz zur “Mandora”, wo die BEATSTEAKS zum Happening einluden. Die Berliner Punkband um Arnim Teutoburg-Weiß war schon zum achten Mal am RING, und das will was heißen, trotz 27jähriger Bandgeschichte. “Hier stehen keine Profis. Hier steht ne Gang aus Berlin”, gab er sich fassungslos und feierte die unglaubliche Kulisse. Es gab eine Mischung aus deutschen und englischen Texten. Natürlich mit viel beschwingtem Punk, aber auch mit gesellschaftskritischen Momenten, die an Ton Steine Scherben erinnerten – beispielsweise bei “Frieda und die Bomben” sowie “Hand in Hand”. Im Zugabenblock ließ Arnim die Fans ein Geburtstagsständchen für seine Mama singen. Auch solche Aktionen gehören zum RING und fördern die Verbundenheit von Künstlern und Fans. “I Don’t Care As Long As You Sing”. Dieser Titel zum Abschluss sprach vielen aus der Seele.
Auf der “Utopia” hatten endlich die heiß ersehnten VOLBEAT das Ruder übernommen. Die Band aus Kopenhagen mit Sänger Michael Poulsen hat sich vor allem in Deutschland eine breite Fanbase erspielt. Allerorten sah man Menschen in Bandshirts und auch Poulsen wirkte etwas sentimental, als er “long time no see” in die Menge rief und “you look older” feststellte, um zugleich aber auch auf das eigene Alter anzuspielen. Die Musik war düster und metallisch, aber auch erzählend im besten Tarantino-Sinn. Der hardrockende Retrofaktor kam dabei live hervorragend rüber. Die Lightshow war gigantisch und erzeugte geniale Effekte durch Leinwände, die sowohl die Bühne umgaben als auch im Hintergrund der Band präsent waren. Ohne die sonst übliche Effekthascherei gab es eine perfekte Show mit straightem Rock. Besinnlich wurde es nur, als Michael vom Steg aus mit akustischen Klängen Johnny Cashs “Ring Of Fire” spielte und seinem Vater widmete, der ihm den Rock’n’Roll der 50er Jahre nahe gebracht hatte. Das Publikum nahm den Ball direkt auf und sang lauthals mit – auch als der Song in “Sad Man’s Tongue” überging. VOLBEAT hatten abgeliefert und schlossen als würdige Headliner mit den Zugaben “The Sacred Stones”, “Day To Live” und “Still Counting” die Hauptbühne.
Es war aber noch nicht vorbei! Das Partyvolk wanderte geschlossen zur “Mandora”, wo die Kanadier Billy Talent den Abend und das Festival ausklingen ließen. Frontmann Benjamin Kowalewicz hatte ein großes Herz auf dem Shirt, um die Verbundenheit zum Publikum auszudrücken. Die Freude über das Konzert nach langer pandemiebedingter Pause war auch ihm anzumerken. Die Band ist anfangs auf den Pfaden des Punk gewandelt, inzwischen muss man sie aber wohl eher als Alternative Rocker bezeichnen. “This Suffering”, “This Is How It Goes” und “Red Flag” ließen die Herzen beben – und die Punkhymne “Falling Leaves” nahm alle nochmal mit, bevor es zurück in Zelte und Caravans ging. In Gedanken an die Foo Fighters und in Trauer um Taylor Hawkins wurde übrigens “Everlong” gespielt – ein weiterer bewegender Moment.
Kann man schon ein Fazit zu ROCK AM RING 2022 ziehen? Es gab viel Gemaule im Vorfeld: Die Zusammenstellung der Bands sei nicht rockig genug, alles zu teuer usw. Die neuen Veranstalter von DreamHaus haben das aber ganz gut gemeistert. Klar gab es viel Kritik (das war schon immer so, hat aber jetzt in der nervigen Protestkultur sozialer Medien noch erheblich zugelegt) und daneben auch sehr viel positives Feedback. Wenn man Zehntausende feiernde Fans sah, ging einem das Herz auf. Wartezeiten an Klos und Getränkeständen gab es auch vor 35 Jahren schon. Wer mit Marteria oder Schmutzki nix anfangen konnte, fand immer genügend Alternativen auf den anderen Bühnen. Trotz weiter Wege von A nach B konnte man sich vor allem im breiten Mittelfeld jederzeit gut bewegen.
Lasst uns also voll Freude nach 2023 blicken. Der Termin steht: ROCK AM RING 2023 findet vom 2. bis 4. Juni 2023 statt. Diesmal eine Woche nach Pfingsten (also denkt an den Urlaubsantrag für montags). Wir sehen uns in der Eifel!
Was für ein Start von ROCK AM RING 2022. Die Leute sind ausgehungert, was Livemusik angeht. Endlich geht es wieder los – am Anfang noch mit sonnigem Kaiserwetter. Eine geile Idee, die DONOTS den Opener machen zu lassen. Um 14 Uhr war das Gelände proppevoll und es gab Party ohne Ende. Ein besonderer Clou: Was wäre ROCK AM RING ohne die TOTEN HOSEN? Also hat Ingo in alter Freundschaft kurzerhand Campino und seine Gang mit zum großen Happening geladen. Zunächst gab es “Hier kommt Alex” – und dann das Beste: Die DONOTS und DIE TOTEN HOSEN singen DIE ÄRZTE. Gemeinsam mit dem Publikum gab es den ultimativen “Schrei nach Liebe”. Im Anschluss ging es von Ibbenbüren nach Südengland und YOU ME AT SIX gaben sich die punkige Ehre. So darf es weiter gehen. Wir werden berichten!More
Rock am Ring meldet mit 90.000 verkauften Wochenendtickets ausverkauft und überträgt mit dem Partner RTL+ erstmalig das komplette Programm der beiden Hauptbühnen live. Das Zwillingsfestival Rock im Park steht mit über 70.000 verkauften Wochenendtickets ebenfalls kurz vor dem Ende der Kapazität und kann nur noch wenige Tickets in den verschiedenen Kategorien anbieten.
Berlin, 31.05.2022
Kurz vor Beginn des Festivals kann Rock am Ring mit 90.000 verkauften Wochenendtickets ausverkauft melden. Ein Besucherrekord, der in der Größe 2022 erstmalig bei dem traditionsreichen Festival erreicht werden konnte. Für Kurzentschlossene gibt es noch limitierte Tagestickets.
Für die Fans, die am Wochenende nicht dabei sein können, überträgt RTL+ exklusiv das komplette Programm beider Hauptbühnen live, kostenlos und frei zugänglich im Webbrowser auf RTLplus.de und über die App für RTL+ Premium User:innen.
Darüber hinaus bringt eine Partnerschaft mit TikTok das Festival-Erlebnis in die weltweite Community. Neben Hashtag-Kampagnen, Live-Programm, offiziellen Rock am Ring Playlisten, sind auch Backstage-Eindrücke mit beliebten Creator:innen geplant. Auch beim Zwillingsfestival Rock im Park steht man mit über 70.000 verkauften Wochenendtickets kurz vor dem Ende der Kapazität. Noch sind wenige Tickets in fast allen angebotenen Kategorien erhältlich.
Bei Rock am Ring und Rock im Park können sich die Fans nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause vom 3. bis 5. Juni unter anderem auf die Headliner Green Day, Muse und Volbeat freuen. Insgesamt sind rund 70 Acts geplant, darunter Placebo, Måneskin, Marteria, Casper, Beatsteaks, Jan Delay & Disko No. 1, The Offspring, Korn, Deftones und Scooter.
Seit 1985 pilgern zunächst am Pfingstwochenende, dann am ersten Juni-Wochenende zehntausende Musikfans an den Nürburgring, 1997 kam das Rock im Park hinzu.
Über die Jahrzehnte spielten auf dem Zwillingsfestival Acts wie David Bowie, The Bangles, Alanis Morissette, The Fugees, Red Hot Chili Peppers, Rage Against The Machine, Metallica, Die Toten Hosen, A$AP Rocky oder Jay-Z. Von Beginn an war das Festival so immer auch ein Spiegel des jeweils geltenden Pop-Zeitgeists. Bei Rock am Ring und Rock im Park wurden Entwicklungen antizipiert, große und kleine Karrieren angestoßen.
Rock am Ring und Rock im Park finden vom 03.06. bis 05.06.2022 am Nürburgring/Eifel bzw. am Zeppelinfeld/Nürnberg statt. Alle weiteren Informationen unter www.rock-am-ring.com und www.rock-im-park.com.
Tickets für ROCK IM PARK sind noch erhältlich:
Ich war nie jemand, der sich große Ziele gesetzt hat. Wusste aber recht früh in meiner Konzertfotografie, dass ich irgendwann mal bei Rock am Ring fotografieren möchte. Fernsehübertragungen von dem Festival mit der einmaligen Location in der Eifel habe ich an den Festivalwochenenden immer geschaut, später dann – dank Youtube – habe ich mir viele der alten Aufzeichnungen angesehen. Musik und vor allem Livemusik mochte ich schon immer, aber zu einem Festival hatte es mich nie gezogen. Im Jahr 2010 war dann Jubiläum für Rock am Ring angesagt und das Line Up gefiel mir so gut, dass ich mit Freunden aus dem Studium doch mal hin fuhr. Es war cool, aber das eine Jahr hat mir doch gereicht – eigentlich.
Nur zwei Jahre später, mittlerweile war ich auch schon auf recht vielen Konzerten fotografisch unterwegs, wurde ich von einem meiner besten Freunde gefragt, ob ich ihn nicht doch nochmal als Besucher begleiten will. Da „Metallica” und „Linkin Park“ Headliner waren, habe ich mich kurzfristig dann mit auf den Weg gemacht. Komplettes Programm mit nassem Zelt. Es war auch wieder cool, aber mehr auch nicht. Zu dem Zeitpunkt meinte ich dann schon zum Kumpel, dass ich, wenn überhaupt, nur noch als Fotograf hingehen würde. Aber nie wieder als Besucher.
Im weiteren Verlauf des Jahres 2012 und dann auch 2013 wurden die Konzerte immer größer und auch immer häufiger. Irgendwann meinte ein Redakteur von Musicheadquarter, Marc Brüser, ob wir es nicht einmal mit Rock am Ring versuchen sollten. Ich, begeisterter Pessimist, war eher auf dem Trip, dass es eh verschwendete Energie sei, aber ließ ihn machen. Die Zeit verstrich und ich hatte auch gar nicht mehr auf dem Schirm, dass er angefragt hatte, bis zu dem Moment als er anrief. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade in Oberhausen um „Pink“ bei ihrem Konzert in der König-Pilsener Arena zu fotografieren. Er fing an zu reden und eröffnete sofort, recht nüchtern, dass Rock am Ring für uns beide bestätigt sei. Er Redakteur, ich Fotograf. Ich ließ mir die Unterlagen abfotografieren, weil ich ihm nicht glaubte. Aber ja, nicht mal ein Jahr, nach meiner Aussage nie wieder zu Rock am Ring zu fahren, außer ich fotografiere dort, stand ich nun da, sammelte meine Gedanken, fotografierte das „Pink“ Konzert und realisierte dann, dass es wohl wirklich wahr würde.
Knapp drei Wochen noch bis zu meinem ersten Rock am Ring. Was war also das wichtigste, was zu erledigen war? Ich musste mir für den Freitag von Rock am Ring frei nehmen und ich brauchte eine Unterkunft, denn zelten war eh schon nicht mein Ding und mit der ganzen Technik für mich komplett ausgeschlossen. Den einen Tag Urlaub zu nehmen war kein Problem, das mit der Unterkunft schon eher. Hotels direkt am Nürburgring waren, dank der Preise und Verfügbarkeit, recht schnell kein Thema. Also fing ich an, kleine Pensionen abzuklappern. Mir wurde klar, dass anscheinend mehrere Besucher keine Lust aufs Zelten hatten, denn die meisten Pensionen waren schon ausgebucht. Zum Glück wurde ich von einer ausgebuchten Pension auf eine andere Pension verwiesen, wo ich es mal versuchen sollte. Gefunden hätte ich diese wahrscheinlich nie, denn eine Website gibt’s bei dieser Pension einfach nicht. Und tatsächlich, man hatte ein Zimmer frei, welches ich dankend buchte.
Ein Tag bis zu meinem ersten Rock am Ring. Bepackt wie ein Maultier fuhr ich gen Köln, wo ich mit mehreren Kollegen den Weg in die Eifel antreten würde. Da zeltet man nicht mal, hat trotzdem gefühlt eine Tonne Gepäck dabei. Als Fotograf nicht mal so ungewöhnlich, aber ich hab es rückblickend wohl etwas übertrieben. Keine Ahnung, was mich erwarten würde, habe ich quasi alles eingepackt, womit man fotografieren kann. Nervös war ich. Davon ab, dass der begeisterte Pessimist nicht genau wusste, was ihn da wohl erwartet, hatte ich noch immer Angst, ob die Akkreditierung denn überhaupt echt ist. Nur soviel: Sie war es. Aber das wollte ich, knapp 18 Stunden vor meinem ersten Rock am Ring, mir nicht einreden. Ich bin ja begeisterter Pessimist.
Der erste Tag bei meinem ersten Rock am Ring. Bei jedem normalen Konzert kommt man an die Gästeliste oder den Presseschalter, sagt wer man ist und das man für einen Fotopass akkreditiert ist. Im normalen Fall steht man auf der Liste und bekommt seinen Pass. Ganz easy. Hier, bei Rock am Ring ist es eigentlich nichts anderes, aber es wirkt wie im Rathaus und man möchte seinen neuen Perso abholen. Für die nächsten drei Tage sind das Presseband und die Fotopässe nämlich mein Ausweis um das zu tun, was ich schon immer wollte. An der Bühne des Festivals stehen, wo man schon etliche Male die Übertragungen im Fernsehen geschaut hat oder von ca. 50m Entfernung aus der Menge Richtung Bühne geschaut hat. Bei Rock am Ring steht man indes nicht einfach nur vor der Bühne. Man steht auf einer kleinen extra Bühne vor der monströsen echten Bühne, sodass man nicht aus 2,5m Tiefe den Künstlern in die Nasenlöcher fotografiert. Und dann steh ich nun da, ungefähr 1,5 Meter über der Menge vor der Bühne und fotografiere erstmal diese einzigartige Aussicht Richtung Besuchermeer in dieser einmaligen Kulisse.
Die Konzerte zu fotografieren ist aber eigentlich nichts anderes, wie in jeder Location, wo ich schon gearbeitet habe. Warum eigentlich auch nicht? Und deshalb hab ich mich nun die drei Wochen vor dem Festival verrückt gemacht. Aber egal, geil ist es trotzdem. Viele Festivals habe ich vorher noch nicht fotografiert und so konnte ich da nicht ahnen, wie luxuriös das hier eigentlich ist. Will man zu einer der zwei kleineren Bühnen, die wenn man davor steht nicht minder riesig wirken, muss man sich nicht die Hacken wundlaufen, sondern wird mit Presseshuttles gefahren. Über die Rennstrecke – leider gelten für den Festivalbetrieb Tempo 30, was sicherlich auch den ein oder anderen Shuttlefahrer ärgert. Die Bands, die ich bei meinem ersten Rock am Ring fotografiert habe, liste ich euch auf. Aber ich muss zugeben, bis auf ein paar wenige Ausnahmen habe ich mich nur auf einen Act wirklich gefreut. Jason Newsted. Geschiedener Bassist der Band, warum ich eigentlich was mit Musik zu tun habe: „Metallica”. Ich hatte „Metallica” zu dem Zeitpunkt noch nicht fotografiert, aber konnte so wenigstens den ex-Bassist fotografieren.
Ein Tag nach meinem ersten Rock am Ring. Bis auf einen kurzen Regenschauer war es eigentlich kein echtes Eifelwetter. Irgendwie schade, aber froh war ich schon, nicht klitsch nass fotografieren zu müssen. Und wisst ihr was? Das blieb mir sogar bei meinem zweiten Rock am Ring erspart.
Im diesem Jahr sind einiger meiner – bis heute – liebsten Bilder entstanden. Und eins davon wird vermutlich auf ewig in meinem Portfolio bleiben. Das Foto von „Papa Roach“-Sänger Jacob Shaddix. Um der Menge etwas näher zu sein, ging er spontan zu uns aufs Podest runter und an uns vorbei. Auf dem Weg zurück schaute er dann in unsere Richtung und ich hatte Glück, weil sein Blick direkt meiner Kamera galt. Unser Beruf ist trotz aller Planung und Können am Ende auch von dem Funken Glück geprägt.
Im nächsten Jahr klappte es wieder mit der Akkreditierung. Gefreut habe ich mich nicht minder, denn dieses Mal stand nicht der ex-Bassist von „Metallica“ auf dem Line-Up. Nein „Metallica“ selber sollten den Headliner geben. Neben “Kings of Leon“, „Iron Maiden“ und „Linkin Park“. Gegenüber dem Vorjahr fand ich die Namen deutlich beeindruckender, da ich bis auf Kings of Leon, noch keinen Act fotografiert hatte. Ich, der begeisterte Pessimist, war aber mal optimistisch und hatte direkt nach meinem ersten Rock am Ring die Pension direkt fürs nächste Jahr gebucht. Clever.
Aber wisst ihr was? Ich war doch wieder nervös. Ich bin zu dem Zeitpunkt nahezu komplett auf ein neues Kamerasystem umgestiegen und hatte mir noch ein extra Objektiv geliehen. Dazu habe ich noch meine gesamte alte Ausrüstung als Backup mitgeschleppt. Also auch 2014 überzeugtes Maultier. Das zweite mal Rock am Ring war, bis auf die Bands, im Prinzip exakt gleich. Nur eine Sache überschattete das Festival. Nämlich die Ankündigung, es sei das letzte Rock am Ring am Nürburgring. Warum genau, lässt sich gut HIER in der Wikipedia nachlesen.
Nicht nur, dass sehr schnell ein „neues Festival am Nürburgring“ aus dem Boden gestampft wurde, wurde es den Besuchern des – vermutlich – letzten Rock am Ring am Nürburgring mit einem großen Banner auch noch unter die Nase gerieben. Blieben die Besucher Rock am Ring auch treu, so würden doch viele den Nürburgring vermissen. Eine lange Ansprache von Rock am Ring Gründer Marek Lieberberg endete mit „Wir sind der Ring“-Rufen und der Chef persönlich suchte den direkten Kontakt zu den Fans.
Ich habe in diesem Jahr in den vier Tagen ganze 37 Bands fotografiert, für mich Rekord.
Die Geschichte um das „neue Festival am Nürburgring“ ist schnell erzählt. Umzug weil zu wenig Verkäufe, minder gut besucht trotz großen Headlinern wie „Metallica“ und „Kiss“, ein noch kleineres zweites Mal an wieder neuer Location und dann aus. Rock am Ring indes zog es nach Mendig. Nur wenige Kilometer vom Nürburgring auf ein Flugplatzgelände. Nach 29 Jahren Nürburgring hatte man hier nun die Chance sich zu vergrößern, war man doch immer an die Kapazitätsgrenze der Rennstrecke gestoßen. Zum 30jährigen konnte man auf dem neuen Gelände direkt 10.000 mehr Besucher empfangen. Das Konzept blieb soweit aber gleich. Drei Bühnen; zwei massive Hauptbühnen und die „kleinere“ Clubstage zog in ein Zelt. Als Headliner standen „Die Toten Hosen“, „The Prodigy“ und als Abschluss die „Foo Fighters“ auf dem Plan. Es sollte ein perfekter Geburtstag werden. Wenn das Wetter nicht wäre.
Für mich gab es nach zwei Jahren Pension das erste mal Zelt mit Technik, da wir auf die schnelle keine gescheite Unterkunft gefunden hatten. Mit dem Wetter der letzten Jahre, wäre das auch ok gewesen, aber leider kam es anders. Es war der Abend vom Freitag, dem ersten Festivaltag. Eine massive Gewitterfront mit Starkregen zog heran. „Die Toten Hosen“ war mitten in ihrem Set und ich mit einem Kollegen mitten auf dem Gelände auf dem Weg zum Zelt um Rapper Ice-T mit seiner Metalband „Body Count“ zu fotografieren. Ich fotografierte auf dem Weg noch Wetterleuchten in den riesigen Wolkenfronten.
Fazit des Geburtstages: Mehrere, durch Blitzeinschläge, verletzte Besucher und Mitarbeiter im Backstagebereich. Ich kam mit nassen Klamotten und einer leicht defekten Kamera nochmal gut weg. Der Regen war für die – eigentlich – gegen Wasser geschützte Kamera zu viel. Aber ich habe daraus gelernt. Es war für mich das letzte Festival ohne Regenschutz und mit Zelten. Nun begann die Zeit der Pressekonferenzen während des Festivals, denn das Jahr 2015 war leider nur der Anfang.
Kurz bevor wir am Zelt ankamen gab es den ersten großen Regenschauer, dem wir gerade noch entfliehen konnten. Nach den zu fotografierenden Liedern spähten wir in die Nacht und sehen, dass der Starkregen wieder ausgesetzt hatte. Und so machten wir uns auf den Weg durch die strömenden Massen, da „Die Toten Hosen“ gerade ihr Set beendet hatten. Ungefähr 100m vor dem sicheren Pressezentrums ( gelegen in einem Hangar neben dem Flugfeld ) brach die Hölle über uns zusammen und wir wurden inkl. Kameras einmal komplett durchweicht. Da eh Feierabend war, ging es nun in die Nacht“ruhe“. Also nass ins Zelt, nur um zu merken, dass dieses auch nicht ganz wasserdicht war. Naja, schlafen geht vor. In der Nacht ging dann das Gewitter des Jahres über dem Festivalgelände hinab.
Fazit des Geburtstages: Mehrere, durch Blitzeinschläge, verletzte Besucher und Mitarbeiter im Backstagebereich. Ich kam mit nassen Klamotten und einer leicht defekten Kamera nochmal gut weg. Der Regen war für die – eigentlich – gegen Wasser geschützte Kamera zu viel. Aber ich habe daraus gelernt. Es war für mich das letzte Festival ohne Regenschutz und mit Zelten. Nun begann die Zeit der Pressekonferenzen während des Festivals, denn das Jahr 2015 war leider nur der Anfang.
Die Planung für das Festival begann recht früh, denn dieses Jahr musste eine Unterkunft mit festem Dach her. Mit drei anderen Kollegen buchten wir uns dann ein kleines Ferienhaus. Rock am Ring 2016 versprach groß zu werden, so gaben „Black Sabbath“ ihre Teilnahme bekannt und sollten das Festival am Sonntag beenden. Leider kam alles anders. Der erste Tag verlief soweit noch ganz ok bis die ersten Unwetter eintrafen und dafür sorgten, dass ein paar Bands ihre Auftritte unterbrechen mussten. Andere wurden etwas verschoben. Der Abend endete leider in einer kleinen Katastrophe. So wurden durch einen Blitzeinschlag am Abend 72 Personen, 15 davon schwer, verletzt.
Der Samstag startete dann verspätet, da das Gelände durch die Unwetter sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Kurz nachdem die ersten Bands anfangen konnten verschärfte sich die Wetterlage wieder und sorgte für eine Unterbrechung für mehrere Stunden. Am Abend konnte der Headliner „Red Hot Chili Peppers“ dann die Bühne betreten und spielen. Bei dem – für mich – letztem Act des Tages, den deutschen Cowboys von “The Boss Hoss” kam dann die Pressemitteilung, dass das Festival am Sonntag nicht fortgesetzt wird. Die Gemeinde Mendig hatte den Veranstaltern aufgrund der Wettervorhersage die Genehmigung für den Sonntag entzogen.
Gefühlt habe ich in diesem Jahr mehr Fotos von Pressekonferenzen und allgemeine Geländefotos gemacht als von Bands. Das waren nämlich nur 12 Stück.
Das Gastspiel in Mendig war nach zwei Jahren dann auch wieder Geschichte. Und es ging zurück zum Nürburgring und für mich wieder in die gute alte Pension von 2013/2014. Alle Zeichen standen auf Neustart und mit Rammstein, die zuletzt 2010 das Festival besuchten, stand der erste Headliner für den Freitag schon fest. Auch die Toten Hosen kehrten zurück und System of a Down gaben den dritten Headliner für den Sonntag. Ich war den ersten Tag fast nur mit einer Band beschäftigt. Ich hatte den Auftrag bekommen, die aufstrebende Band „Welshly Arms“ für die Plattenfirma zu begleiten. Der Tag begann dementsprechend mit einem kleinen Shooting, Dokumentation hinter der Bühne und natürlich dem Auftritt selber. Spontan ging es dann noch zu einem Mini-Konzert auf der Bühne eines Sponsors. Danach machte ich mich dann auf um meine „normale“ Arbeit aufzunehmen. Nach nur einer Band machte ich mich im Pressezentrum an die Bearbeitung der Fotos von „Welshly Arms“ um schnell was an die Plattenfirma zu schicken. Draussen spielten gerade die „Broilers” ihr Konzert.
Kurz vor 21 Uhr wurde es dann hektisch und zugleich gespenstisch. Festivalpapa Marek Lieberberg stand mit einer Polizeibeamtin auf der Bühne und setzte das Publikum in Kenntnis, dass es eine terroristische Bedrohungslage gäbe und das gesamte Gelände geräumt werden müsse. Das, was darauf geschah war so faszinierend und zugleich beachtenswert. Die Masse an Besuchern war in einer gespenstischen Ruhe so schnell und zugleich ruhig verschwunden, dass ich es kaum glauben konnte. Nichtmal eine Stunde später wurde die gesamte Bühne mit Sprengstoffhunden abgesucht. Zum Glück wurde nichts gefunden. Die gesamten Hintergründe könnt ihr HIER in einem SPIEGEL-Beitrag nachlesen.
Nachdem am Samstag dann das komplette Veranstaltungsgelände durchsucht und freigegeben wurde, konnte das Festival gegen Mittag fortgesetzt werden. Die „Broilers“ konnten ihren abgebrochenen Auftritt sogar noch beenden, für das abgesagte Konzert von „Rammstein“ fand sich leider keine Möglichkeit. Die größten Schlagzeilen machte an diesem Tag wohl nur Marek Lieberberg selbst, der während der Pressekonferenz zu den Geschehnissen am Vortag etwas die Fassung verlor. Schwamm drüber, den coolsten Auftritt hatte dann „Marteria” am Sonntag. Sein Auftritt am Freitag gehörte zu den abgesagten Konzerten. Da er Sonntag aber auch auf dem Schwesterfestival Rock im Park in Nürnberg spielen sollte, wurde man kreativ. So stand er für ein verkürztes Set erst bei Rock am Ring auf der Bühne, flog dann nach Nürnberg und spielte sein Set bei Rock im Park. Kennt man schon von Phil Collins während Live Aid 1985, aber es ist nicht minder cool.
Nach drei Jahren Unterbrechungen und Absagen nun endlich wieder ein volles Jahr. Bis auf einen größeren Regenguss von Donnerstag auf Freitag gabs endlich wieder gutes Wetter und alle Bands konnten spielen. Aber was auffiel: Die Sicherheit wurde extrem hochgesetzt. Mit MPs bewaffnete Polizisten standen vor dem Eingang und die Präsenz von Streifen auf dem Gelänge wurde erhöht. Den Maßnahmen folgten auch die anderen Festival auf denen ich das Jahr noch war.
Auf eine Band habe ich mich am meisten gefreut: „Alexisonfire”. Die fünf Kerle hatte ich bereits einige Jahre vorher fotografiert, ohne diese damals gekannt zu haben. Wer mich kennt, weiß, dass ich zumeist eher zurückhaltend bin, aber bei dem Konzert musste ich dann auch mal beim arbeiten mitsingen. Mit „A Perfect Circle“ konnte ich eine weitere Band endlich ablichten, auch wenn das Zweitprojekt von Tool-Mastermind Maynard nicht gerade dafür bekannt ist, einfach fotografiert zu werden. Es war dunkel, neblig und der Sänger steht nicht wie normal vorne, sondern versteckt sich am hinteren Bühnenrand.
„Casper“ konnte sich das erste Mal auf der Hauptbühne beweisen und performte – meiner Meinung nach – 30 Second to Mars deutlich an die Wand. Am Samstag gab es das – für mich erste – Konzert von „Parkway Drive” vor ihrer großen Tour, die mich immer wieder bis 2019 begleitete und dann beim Wacken Festival als Headliner Konzert endete. Bei Rock am Ring waren indes „Muse“ und die „Foo Fighters” die großen Headliner für mich, auch wenn der Auftritt der „Foo Fighters“ durch ein geschädigtes Stimmorgan des Gröhl-Grohl überschattet wurde. Sehr schade.
Es wurde in der Pressekonferenz zum Festival im Vorjahr schon bekannt gegeben: „Die Ärzte“ werden bei Rock am Ring und Rock im Park exklusiv in Deutschland auftreten. Es war tatsächlich DIE Nachricht über das Festival, was am meisten die Runde gemacht hatte. Ich persönlich freute mich dann eher auf die Bestätigungen von „Slipknot“ und „Tool“. Auch wenn bei letzterer Band wieder mal das Problem des gescheiten Fotografierens auftreten wird, was sich schon im Vorjahr bei „A Perfect Circle“ auftat. Tatsächlich war es etwas einfacher, aber mein liebstes Foto des Jahres ist dann bei dem Auftritt von „Bring me the Horizon“ entstanden, deren Sänger kurzerhand „zu uns“ in den Graben kam und die Publikumsnähe suchte.
Weiterhin standen „Slayer“ auf dem Line-up. Es sollte einer der letzten Festivalauftritte der Band sein, die mittlerweile in Rente gegangen sind. Leider durften wir bei dem Auftritt nicht direkt vor die Bühne, sondern mussten aus einem Zwischengraben aus dem Publikumsbereich fotografieren. Im letzten Jahr war das bei dem Auftritt der „Gorillaz“ auch so, also wusste ich bereits, dass ich abermals mit schwerem Teleobjektiv auf dem Gitter balancierend fotografieren musste. Aber ich hatte dann auch endlich mal „Slayer“ fotografiert.
Den Abschluss des Festivals bestreitet traditionell nicht der Headliner am Sonntag, sondern meist ein Act danach auf der kleineren Bühne. In den Jahren waren das für mich „Casper“, „Marteria“, „Slipknot“ und wieder „Marteria“ und dieses Jahr: „Casper und Marteria“. Viel Abwechslung war das also über die Jahre nicht, aber beide für sich sind schon Garanten für gute Stimmung. Zeit wurde es also für ein gemeinsames Album und Tour inkl. Festivalauftritten. Und dann war das Festival auch schon wieder vorbei.
2020 war dann wieder Geburtstag angesagt – 35 Jahre Rock am Ring – und angekündigt waren die Headliner „Volbeat“, „System of a Down“ und „Green Day“. Letztere waren die ersten Headliner für mich bei Rock am Ring im Jahre 2013. Nach zwei Festivaljahren ohne große Komplikationen war dieses Jahr aber wieder der Wurm drin, der sich da Covid-19, oder auch Corona-Virus, nannte.
Es ist nach sehr langer Zeit mit das schlimmste, was der Welt passiert. Wie lange wir mit den Folgen kämpfen müssen, ist noch lange nicht klar. Bis weit ins Jahr 2022 sollte es keine Großveranstaltungen geben. Darunter fielen große Stadion- und Open-Air-Konzerte und natürlich auch alle Festivals inkl. Rock am Ring.
Auch wenn mich eine Festivalpause ein wenig freut, würde ich am ersten Juni Wochenende vermutlich dann doch lieber am Nürburgring sein. Unsere Hoffnungen liegen auf 2022!
Folgende Nachricht erreichte uns pünktlich zum Nikolaustag in Sachen ROCK AM RING und ROCK IM PARK:
“Kurz vor Weihnachten freuen wir uns über insgesamt mehr als 140.000 verkaufte Tickets für Rock am Ring und Rock im Park 2022. Grund zur Freude bescheren auch A Day To Remember, Drangsal, Shinedown, Tremonti und die Überflieger Turnstile, die neu in den Line-ups am Start sind.
Rock am Ring und Rock im Park stehen seit jeher für Zusammengehörigkeit und Verbundenheit. Dieses besondere Gemeinschaftsgefühl hat uns animiert, den Festivals einen neuen Look zu verpassen, der sowohl für einen Neustart als auch eine Rock’n’Roll-Hommage an die Tradition von Rock am Ring und Rock im Park steht. Um auch auf der digitalen Seite die Festivals für euch erlebbarer zu machen, gibt es neue Websites und eine neue Festival-App, die inklusive Festival- und Artist-Playlists nicht nur wieder Lust auf Live-Musik macht, sondern euch die Navigation im Vorfeld und vor Ort erleichtert und mit allen wichtigen Infos versorgt.
Außerdem gibt’s zum Relaunch einen ersten Drop an super limitiertem Merch im neuen Design, das ihr in unserer Boutique auf rock-am-ring.com und rock-im-park.com findet.
Wir freuen uns, mit euch nächstes Jahr endlich wieder am Ring und im Park zu feiern und wünschen euch eine schöne Vorweihnachtszeit!”
News der Eventimpresents GmbH & Co. KG:
Endlich mal wieder richtig gute News! Ihr könnt euch ab sofort euer Ticket im regulären Vorverkauf sichern und wir können euch die ersten Acts für 2022 präsentieren. Viele Künstler*innen sind die nicht enden wollende Zwangspause genauso leid wie ihr und können es kaum abwarten, nächstes Jahr den Festivalsommer gemeinsam mit euch mit einem Paukenschlag einzuläuten.
Neben Acts, die euch auch nächstes Jahr unerschütterlich die Treue halten, gibt’s auch ein paar Zugewinne zum Line-Up:
Airbourne | August Burns Red | Billy Talent | Black Veil Brides | Boston Manor | Boys Noize | Broilers | Bush | Danko Jones | Daughtry | Digitalism | Fire From The Gods | Gang Of Youths | Green Day | Ice Nine Kills | KAFVKA | Korn | Of Mice & Men | Royal Republic | Schmutzki | Stick To Your Guns | The Distillers | The Faim | The Offspring | Trettmann | Volbeat | Weezer u.v.m.
Der Ticket Swap ist im vollen Gang. Denkt also daran, euer Ticket umzutauschen. Und für alle, die noch keins haben: Ab sofort gibt’s das Rock am Ring Weekend Festival Ticket für 209,00 € und das Camping-/Parking Ticket, das ihr gesondert kaufen müsst, für 50,00 €. Das Rock im Park Weekend Festival Ticket inkl. General Camping und Parking kostet 259,00 €.
Auch wenn Juni 2022 noch hin ist, Durchhalten ist angesagt – der Silberstreif am Horizont wird immer heller und für uns kann’s gar nicht schnell genug gehen. In der Zwischenzeit arbeiten wir natürlich fleißig weiter am Line-Up, um euch die lange Durststrecke ganz schnell mit vielen weiteren Schmankerln – alt und neu – ein wenig zu versüßen. To be continued…
Nachdem die Jubiläumsausgaben von Rock am Ring und Rock im Park in diesem Jahr abgesagt werden mussten, konnten die Veranstalter nunmehr die Headliner aus 2020 für die 2021er Edition der Zwillingsfestivals bestätigen. Vom 11.-13. Juni 2021 kommen mit System Of A Down, Green Day und Volbeat drei der erfolgreichsten modernen Rockbands exklusiv an den Nürburgring und nach Nürnberg.
Aufgrund der hohen Nachfrage wird der Zeitraum für den Tickettausch für Rock am Ring und Rock im Park einmalig bis zum 30.06.2020 verlängert. Des Weiteren haben Fans von Rock im Park ab Freitag, 12.06.2020 die Möglichkeit, ihre Tages-Tickets auf 2021 übertragen zu lassen.
Über eine Online-Plattform lassen sich die Rückerstattungen in Form eines Umtauschs unkompliziert in wenigen Schritten bestätigen. Als Dankeschön erhalten die Nutzer des aktuellen Angebots ein Ring- bzw. Parkrocker-Treuepaket mit coolen Inhalten von Deezer, EMP sowie ein exklusives Jubiläums-Basecap. Weitere Optionen für Ticketkäufer, die sich noch nicht zu einer Teilnahme im nächsten Jahr entschlossen haben, werden Mitte Juni bekanntgegeben.
Weitere detaillierte Informationen rund um Rock am Ring und Rock im Park sowie den Ticketumtausch und Rückerstattungen finden sich unter www.rock-am-ring.com und www.rock-im-park.com.
Rock am Ring – Rock im Park
11. – 13. Juni 2021
Presented by eventimpresents in cooperation with Live Nation
Rock am Ring Freitag, 11. Juni & Rock im Park Samstag, 12. Juni Volbeat |
Rock am Ring Samstag, 12. Juni & Rock im Park Sonntag, 13. Juni Green Day |
Rock am Ring Sonntag, 13. Juni & Rock im Park Freitag, 11. Juni System Of A Down |
Fans der abgesagten Jubiläumsausgaben von Rock am Ring und Rock im Park können ab sofort ihre Festivaltickets auf 2021 übertragen lassen. Über eine Onlineplattform lassen sich die Rückerstattungen in Form eines Umtauschs unkompliziert in wenigen Schritten bestätigen. Die nächste Edition der Zwillingsfestivals am Nürburgring und in Nürnberg findet vom 11.-13. Juni 2021 statt.
Als Dankeschön erhalten die Nutzer des aktuellen Angebots ein Ring- bzw. Parkrocker-Treuepaket u.a. mit einem exklusiven Jubiläums-Basecap.
Baldmöglichst werden weitere Optionen für Ticketkäufer bekanntgegeben, die sich noch nicht zu einer Teilnahme im nächsten Jahr entschlossen haben. Informationen zum Line-up und Vorverkaufsstart 2021 sind in Vorbereitung. Die Organisatoren danken allen Festivalfans ausdrücklich für ihre Geduld, Unterstützung und ihr Verständnis.
Im Sommer nächsten Jahres werden 175.000 Festivalliebhaber dann 36 Jahre Rock am Ring und 26 Jahre Rock im Park feiern und der Geschichte der Zwillingsfestivals in der Zeit nach dem Ausnahmezustand ein weiteres, emotionales Kapitel hinzufügen.
Weitere detaillierte Informationen rund um Rock am Ring und Rock im Park sowie den Ticketumtausch und Rückerstattungen finden sich unter www.rock-am-ring.com und www.rock-im-park.com
Rock am Ring & Rock im Park 2019 steuern auf “ausverkauft” zu. Jetzt sind Tagestickets für Rock im Park erhältlich! Alle Farben, Cage The Elephant und elf weitere Acts sind neu dabei!
Vier Monate vor dem Start von Rock am Ring und Rock im Park haben sich bereits 135.000 Fans ihr Ticket gesichert. Ab sofort steht für Rock im Park eine limitierte Anzahl an Einzel-Tagestickets zur Verfügung. Die Tagestickets sind für 95,00 Euro zzgl. Buchungs- und Versandgebühren erhältlich. Weiterhin sind natürlich Weekend Festival Kombitickets für Rock im Park inkl. General Camping, Parking und VVK-Gebühr verfügbar.
Für Rock am Ring sind ausschließlich Weekend Festival Tickets im Verkauf. Separate Camping- und Parking-Tickets können ab 50,00 Euro inkl. VVK-Gebühr erworben werden.
Mit Alle Farben, Cage The Elephant, Beartooth, Kvelertak, The Struts, Alice Glass, Deadland Ritual, iDKHOW, Like A Storm, Bad Wolves, Juke Ross, Ryan Sheridan und Coldrain konnten zudem einige Künstler neu an den Start gebracht werden.
66 von insgesamt rund 75 Teilnehmern fest. Dazu gehören selbstverständlich weiterhin Kracher wie: Die Ärzte, Slipknot, Tool, Slayer, Marteria & Casper, The Smashing Pumpkins, Tenacious D, Bring Me The Horizon, The 1975, Die Antwoord, Bonez MC & RAF Camora, Dropkick Murphys, Slash feat. Myles Kennedy And The Conspirators, Bastille, Alligatoah, SDP, Sabaton, Kontra K, Architects, Foals, Feine Sahne Fischfilet, Alice In Chains, Amon Amarth, Seiler und Speer, Halestorm, Three Days Grace, Godsmack, Arch Enemy, Trivium, Hot Water Music, KC Rebell, Eagles Of Death Metal und viele mehr.
Weitere detaillierte Informationen rund um Rock am Ring und Rock im Park, Ticketing sowie die allgemeinen Geschäftsbedingungen findet ihr wie immer unter www.rock-am-ring.com und www.rock-im-park.com.
Rise Against haben sich mit ihrem mittlerweile siebten Album „Wolves“ mehr auf ihre Ursprünge in der Melodic Hardcoreszene bezogen. Die Chicagoer denken nicht daran auf die Bremse zu treten. Monotonie? Fehlanzeige. Dafür sorgen abwechslungsreiche Konzerte mit unterschiedlichen Setlisten und genügend Pausen, welche man mit der Familie oder Freunden verbringt. MHQ-Redakteur Marc Brüser hatte die Möglichkeit mit Bassist Joe Principe kurz vor ihrem Auftritt bei “Rock am Ring 2018” ein Interview zu führen.
Erst einmal danke, dass du dir so kurz vor deinem Konzert noch die Zeit genommen hast mit uns zu quatschen. Wie geht’s soweit?
Joe: Sehr gut, danke! Noch machen alle Knochen mit, wir sind ja erst am Anfang unserer Tour und haben bisher erst den Gig bei „Rock im Park“ hinter uns. Wir spielen unter anderem noch in Budapest, Prag und auf dem Hellfest in Frankreich.
Gibt es großartige Unterschiede zwischen den Fans, wenn es um den Ländervergleich geht?
Joe: Nicht wirklich. Alle Fans von uns sind, was den Charakter angeht, ziemlich ähnlich gestrickt: Offene und tolerante Menschen, die sich für die Probleme der Welt interessieren. Gleichzeitig haben sie auch ähnliche Vorlieben, was die Alben angeht. Für viele sind The Sufferer & The Witness und Appeal To Reason, die Alben, welche Rise Against ausmachen.
Das sieht man ja auch in eurer Setlist, dort finden sich immer wieder Songs beider Alben wieder, die keine Singles sind.
Joe: Stimmt. Survive ist einer dieser Songs, von denen wir uns live nicht trennen wollen. Für mich persönlich sind es aber auch Chamber The Cartridge und Collapse. Die Lieder bringen immer einen unglaublichen Spaß beim Spielen mit.
Ich hätte jetzt persönlich gedacht, du würdest noch Like The Angel sagen wegen dem markanten Bass-Intro.
Joe: Wir spielen den Song sogar heute.
Um zurück auf die Festivals zu kommen: Man kann also schon sagen, dass die Stimmung überall gleich gut ist und es wenig Unterschiede gibt.
Joe: Die meisten ähneln sich schon sehr. Ein paar Unterschiede gibt es natürlich im Hinblick auf die Landschaft. Das Greenfield Festival in der Schweiz ist mir da sehr gut in Erinnerung geblieben. Du blickst von der Bühne auf diese wunderschönen Berge, das ist einfach der Wahnsinn. Aber wir haben natürlich eine Menge Spaß auf den ganzen Festivals, vor wenn wir auf befreundete Bands treffen.
Ich tippe mal, dass ihr schon Bad Religion „Hallo“ gesagt haben, die bereits heute auf der Bühne gestanden haben.
Joe: Genau. Da sind einfach so viele Freundschaften über die Jahre entstanden, die ich niemals eintauschen wollen würde.
Ich habe euch das letzte Mal vor einem Jahr im SO36 in Berlin gesehen. Das war eine der intensivsten Shows von euch, die ich bisher zu Gesicht bekommen habe.
Joe: Das ging nicht nur dir so. Wir waren nach drei Songs alle klatschnass.
Wenn du zurückblickst an die Zeit, wo ihr durchgehend in diesen Venues gespielt habt, kommen bei dir da bestimmte Erinnerungen hoch? Vielleicht sogar noch aus der Zeit, wo euch niemand außerhalb von Chicago kannte?
Joe: Also erst einmal muss ich sagen, dass ich es immer geliebt habe in diesen Clubs zu spielen. Rise Against kommen ja schließlich aus der Hardcore Szene und es waren schon damals immer sehr intensive Shows. Du hattest das Publikum keine zehn Zentimeter entfernt von dir. Ich habe diese ganze Energie jedes Mal aufgesaugt und sie beim Spielen wieder herausgelassen. Wir versuchen diese Nähe bei Festivals ebenfalls aufleben zu lassen, aber es ist halt schwer diese Energie auf 60.000 Leute zu übertragen. Das ging damals in Chicago natürlich ein wenig leichter.
Welche Bands waren eure Vorbilder in Chicago bzw. hatten die größten Einflüsse auf euch?
Joe: Mir fallen spontan zwei: Pegboy und Naked Raygun. Vor allem Letztere hatten einen enormen Einfluss auf mich und auf die anderen. Ich könnte dir keine Band nennen, die ansatzweise wie sie klingen. Sie spielen sogar immer noch, der Sänger hat Parkinson was das Ganze etwas schwieriger für sie gestaltet. Nichtsdestotrotz, live sind sie immer noch sehr gut. Pennywise, Bad Religion und NoFX könnte ich dir jetzt noch als Einflüsse nennen, die außerhalb von Chicago sind und uns auch zu dem gemacht haben, die wir heute sind.
Mit den Jahren kann es bestimmt hart sein, die Motivation aufrecht zu erhalten. Wie verhält es sich wenn ihr mal nicht auf Tour seid?
Joe: Ich halte mich vor allem zu Hause fit, spiele fast täglich in meinem Keller Gitarre. Klar, kann es sein, dass der Tourstress dich ein wenig übermannt. Aber sobald du einige Wochen zu Hause warst, juckt es jedem von uns in den Fingern und wir bekommen alle das Verlangen wieder zu spielen.
Ein großer Dank geht auch an Jördis Lüdke von Universal, die uns dieses Interview ermöglicht hat!
Ein Rock am Ring ohne Unterbrechungen? Lange Zeit dachten sich wohl viele Festivalfans, dass das nicht mehr möglich wäre. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass unvorhersehbare Ereignisse wie ein Tippfehler oder ein spontaner Wetterumschwung ganze Festivaltage lahm legen können. Die Zeichen standen vor allem am Donnerstagabend nicht gut für den Nürburgring und seine Besucher: Ein Gewitter verwandelte die idyllische Eifel in einen einzigen Matschhaufen und überschwemmte Zelte in allen Arealen. Doch das Wetter meinte es gnädig mit Westdeutschlands größtem Rockfestival in diesem Jahr. Der
startet zwar mit einigen Schauern, doch spätestens bei Jimmy Eat World sind sämtliche Kleidungsstücke nicht mehr nass und die Menge kann die Band aus Arizona trocken und mit jeder Menge Spielfreude erleben. Highlight ist und bleibt natürlich das Mädchen aus “The Middle”, welches keiner bemerkt. Freudestrahlende Gesichter, soweit das Auge reicht. Milky Chance stehen dem in nichts nach. Das Duo aus Kassel, welches sich sogar mittlerweile einen Namen in den USA gemacht hat, spielen ihre Hits wie “Stolen Dance” und “Down By The River” gekonnt runter, allerdings ohne sonderliche Überraschungen.
Die bietet allerdings Casper nach einer kurzen Pause auf dem Campingplatz. Der Rock am Ring Dauergast haut dem Publikum seine Singles um die Ohren, als würde er sich in einem Boxkampf befinden. Zwar sind Feuersalven bei “Jambalaya” ein bisschen zu viel Show, aber sein Bad in der Menge bei “Blut Sehen” und “Mittelfinger hoch” können sich verdammt noch mal sehen lassen. Trotz seiner bekannten Live-Qualitäten ist der Bielefelder der absolute Gewinner des Abends, denn 30 Seconds To Mars bleiben dem Redakteur ein Dorn im Auge. Natürlich brandet nach jedem Song Höflichkeitsapplaus auf und die imposante Lichtshow trägt ebenfalls zu einem headliner-würdigen Auftritt bei. Die Popstar-Attitüde von Leto zeigt sich jedoch gerade bei “Closer To The Edge”, als alle Fahnenträger, die durch das Konzert hindurch in der Menge zu sehen sind, plötzlich verschwinden und binnen Sekunden auf der Bühne stehen. Die Rockband hat tatsächlich im Vorfeld Fahnen verteilt um….ja was eigentlich genau? Ein imposanteres Szenenbild abzugeben? Zu tun, als ob die Hardcore-Fans von sich aus “We Love You” auf die Flagge schreiben? Klar ist das hier Jammern auf hohem Niveau, aber generell sollte das Ziel eines jeden Musikers sein, das Publikum mit seiner Musik zu überzeugen und nicht einen Deal mit Ringrockern abzuschließen, damit man für ein paar Minuten auf der Volcano Stage stehen darf. Auf der anderen Seite ist da Katie, ein Fan aus Russland, die extra für Leto & Co. zum Ring gereist ist und nach den ersten Songs Rotz und Wasser vor Glück heult. Kurzerhand holt Leto das Mädchen auf die Bühne, um ihr den Song “Dangerous Night” zu widmen. Eine schöne Geste, die genau so in den Gedanken bleibt, wie hundert Fahnenträger auf der Bühne.
Der
empfängt die ersten Ringrocker mit strahlendem Sonnenschein und jeder Menge Gebrüll von Bury Tomorrow. Die Band aus Southampton lässt erste kleinere Moshpits an diesem Nachmittag entstehen. Kurz im Pit regnet es von allen Seiten Fäuste. Willkommen im Land der Blutergüsse und blauen Flecken! Anders sieht es
da bei Kettcar und Snow Patrol aus, die dem Publikum Entspannungspausen gönnen, in der man einfach die Sonne auf sich scheinen lassen kann und den Ring-Vibe ohne irgendwelche Unterbrechungen aufnehmen kann.
Die beiden Hauptbühnen könnten an diesem Tag nicht unterschiedlicher sein. Bieten Bullet For My Valentine nach etlichen Jahren der Langeweile wieder eine energiegeladene Show, spielen Muse als Samstagsheadliner einen Hit nach dem nächsten. So entsteht ein Mitsing-Abend, was selbst die beste Karaokebar der Eifel nicht hinbekommen würde. Untermalt werden die 90 Minuten Sing-a-longs durch eine Lichtshow, die den gestrigen Headliner in den Schatten stellt.
Die Nacht bricht an und der Großteil der Leute hat den Heimweg angetreten. Alle? Nein, eine hart gesottene Schar von Metalheads versammelt sich um dem König zu huldigen. Avenged Sevenfolds Pyroshow ist alleine ein Grund um so lange wach zu bleiben. “Afterlife” versinkt in Feuerwalzen, Minipogopits öffnen und schließen sich und halb volle Bierbecher werden als Mörser in die Luft geschossen und landen 20 Meter entfernt. Wer den Ring immer noch als unauthentisch empfindet, hätte hier die Chance gehabt, seine Meinung zu ändern. Das Highlight bietet “A Little Piece of Heaven”, das acht Minuten lang Schmerzen und Sprechchöre auslöst. Das Video auf den Leinwänden zeigt eine Liebesromanze, die in Mord, Totschlag und wildem Sex endet. Vielleicht ist das einer der Gründe warum die Band aus Kalifornien so spät dran ist, denn diese Show war definitiv nichts für zarte Seelen. Noch Stunden nach den letzten Klängen von A7X (gefolgt von Feuerwerk und einer Salve von Explosionen), ist die Feiermeute auf A5 immer noch wach. Zu blöd, dass die Vögel ab 4 Uhr den Tag anbrechen lassen und sich viele wieder in ihre Zelte verziehen. Es hätte noch stundenlang weitergehen können.
geht es an der Crater Stage ausgelassen mit den Beats von Alma in den letzten Festivaltag. Das Duo aus Schweden ist vielleicht kein typischer Ring-Act, sorgt aber für ausgelassene Stimmung. Musiktechnisch sieht es da anders bei Seasick Steve aus. Der 76-jährige Musiker aus Oakland, Kalifornien bringt den Südstaaten/Hillbillie Flair zu Rock am Ring. Nach jedem Song zeigt er stolz seine selbstgebauten Gitarren aus alten Motoren und Pappmaschee den gut 1.000 Leuten vor der Bühne. Die wohl beste Neuentdeckung des Festivals. Zu fortgeschrittener Stunde steigen Rauchwolken vor der Crater Stage auf. Ist es ein Feuer? Nein, es sind nur die unzähligen Lunten auf und vor der Bühne, die zu den Klängen von “Fledermausland”, “New Kids On The Blech” und “Koks auf Hawaii” angemacht werden. Trailerpark sind wieder beim Ring, zumindest zu 75%. Denn Basti aka DnP wird diesen Auftritt aufgrund einer “Lapalie” verpassen, die ihn in Gewahrsam gebracht hat. Ziemlich schade, denn der Auftritt der restlichen Mitglieder lässt keine Wünsche offen: Striptease, Textaussetzer und ein sichtlich irritierter Timmy Hendrix, der einen schwarzen Afghanen nach dem nächsten vor sich her qualmt und orientierungslos die Bühne auf und ab stolpert. Es gleicht an ein Wunder, dass er überhaupt noch stehen kann. Qualitativ besser wird es zur zweiten Hälfte von Rise Against auf der Volcano Stage. Es war ein Segen von Rock
am Ring, die Band aus Chicago im Eifler Sonnenuntergang spielen zu lassen. “People Live Here” und “Hero of War” vor einem riesigen, roten Feuerball zu hören, löst automatisch ein Gefühl innerer Ruhe vor dem Weltuntergang aus. Die Erde geht zu Grunde, es ist zwei Minuten vor zwölf und die Uhr tickt.
Das kann Marek Lieberberg alles vollkommen egal sein. Der mittlerweile 72-jährige freut sich wie ein kleines Kind, dass es doch noch ein Rock am Ring geben kann, das nicht von irgendwelchen höheren Mächten gelenkt wurde. Artig bedankt er sich bei den zahlreichen Fans, bevor es zum Headliner des letzten Tages geht.
Bei den Foo Fighters ist es dann weniger die Message, die Richtung Armageddon geht. Das wird Dave Grohls heiserer Stimme überlassen, die bei jedem Song wie ein röhrender Motor klingt, der nicht anspringen will. Den Music Mastermind interessiert das natürlich nicht die Bohne und so brüllt und quält sich Dave Grohl durch “All My Life”, “Times Like These” und “The Pretender”, bevor er gnädigerweise von Drummer Taylor Hawkins für einige Songs abgelöst wird. Hawkins, sichtlich erfreut darüber, die Schlagzeugstöcke gegen das Mikrofon einzutauschen, performt das Queen Cover “Under Pressure”, als ob er die Rolle des Freddie Mercury verinnerlicht hätte. Egal ob man die Foo Fighters schon etliche Male oder zum ersten Mal heute sieht. Man bekommt eine besondere Show geboten: Das Publikum muss bei “Best of You” die hohen Töne für den sichtlich erschöpften Frontmann mitsingen: “Ich habe noch nie ein Publikum richtig gebeten einen Song zu singen, weil ich es nicht kann.” Daher wird das Set auch um einige Songs gekürzt und “Everlong” wird etwas früher als erwartet gespielt, was das Festival für Muischeadquarter zum Abschluss bringt.
FAZIT
Obwohl einige Bands vielleicht insgesamt ein wenig hinter den Erwartungen geblieben sind, überwiegen klar die positiven Aspekte. Die gute Organisation, inklusive eines Kaiserwetters über 2,5 Tage konnte das Ring-Feeling endlich wieder in die Eifel zurückbringen. Hier noch eine kurze Zusammenfassung der Tops und Flops:
Bester Live-Act: Casper – Es ist schon eine besondere Ironie, dass der Bielefelder eine Sonderauflage T-Shirts von einem Twitter Post über ihn exklusiv für das
Festival hat drucken lassen. Darin beleidigt ein User ihn als den Untergang für Rock am Ring. “Rap am Ring” hin oder her, diese Diskussionen hat man seit über zehn Jahren und ist keiner Beachtung mehr würdig. Der Co-Headliner vom Freitag hat für mehr Moshpits gesorgt, als manche Metalband an diesem Wochenende: Hinzu kommt eine energiegeladene Show, die Doubletime hat jedes Mal gesessen und dazu nach der Ausflug in den zweiten Wellenbrecher. Daumen hoch dafür!
Festival-Enttäuschung: 30 Seconds To Mars – Vielleicht ist Enttäuschung hierbei das falsche Wort und viele Fans werden an dieser Stelle vehement widersprechen. Aber die Show glich einer Beweihräucherung von Jared Leto. Wer im Vorfeld Fahnen an – zugegebenermaßen – Fans verteilt, wo zu lesen ist, wie sehr man die Kapelle abfeiert, hat nicht wirklich etwas mit Rock ‘n’ Roll am Hut, sondern will lediglich ein schönes Bild für die sozialen Medien haben.
Größte-Überraschung: Seasick Steve – Mit 76 Jahren es aus Amerika zu schaffen die deutschen Festivalbühnen schon am Nachmittag zu füllen. Das will was heißen. Zudem fällt der Sound des Blues-Musikers aus der Reihe und bietet den Leuten etwas Neues, was länger in den Gehörgängen bleiben wird. Für solche Acts lohnt es sich ein wenig früher das Zelt zu verlassen.
Musikhighlight des Festivals: Tim McIllrath bei untergehenden Sonne über die Probleme der Welt zuzuhören, bis er die ersten Töne von “People Live Here” spielt.
(Bericht: Marc Brüser / Fotos: Rainer Keuenhof)
Galerie von Freitag
Galerie von Samstag
Galerie von Sonntag
Ein Knaller war es alle Male. Als MLK durchsickern ließ, dass 2014 das letzte Jahr Rock am Ring auf dem legendären Nürburgring stattfindet, waren viele Festivalisten, gelinde gesagt, ziemlich überrascht. Nichtsdestotrotz, der neue Eigentümer Capricorn will ein eigenes Mekka für Feierwütige schaffen. Doch Ringrocker können aufatmen: Eine alternative Location in Mönchengladbach ist schon so gut wie festgezurrt und die Zukunft ist damit fast gesichert. Also los, lasst uns ein letztes Mal den Ring unter dem Original auseinandernehmen!
Donnerstag
Man betritt die Centerstage bei strahlendem Sonnenschein, als Pennywise mit ihrer „Bro Hymn“ die Meute zu epischen „Woooohooo“ -Parts verleiten. Noch Minuten nach ihrem Auftritt hört man den Mitgesang aus krächzenden Kehlen erklingen. 90-er Punkrock gibt es heute satt auf der größten aller Bühnen. Die Punk-Veteranen von The Offspring lassen mit dem gesamten „Smash“-Album alte Zeiten aufleben. Bei den Zuschauern, die anscheinend kaum einen Song kennen, kommen „Nitro“, „So Alone“ und „What Happened To You“ so an, wie das Aufräumen nach einer durchzechten Hausparty: Alles ist träge, leicht verkatert und nicht wirklich in der Stimmung eines der besten Punkrock-Alben der 90-iger zu feiern. „Oh, you wanna hear the hits, right?“, erkennt ein sichtlich genervter Dexter Holland und spielt „Pretty Fly (For A White Guy)” an. Soviel dazu.
Es wird dunkler und kühler, Leute ziehen ihre Jacken zu und wer kann tauscht die kurze Hose gegen eine Jeans. Passend dazu erscheinen plötzlich beeindruckende Aufnahmen der Antarktis auf den beiden Leinwänden. Ein Knall, etwas Rauch, Iron Maiden rennen on Stage und beginnen mit „Moonchild“ ihr zweistündiges Set. Sänger Bruce Dickinson thront auf einer riesigen Empore, gestikuliert und springt wie ein Gummiball auf der Bühne umher. Die Briten lassen sich von der Meute ordentlich feiern, überall sieht man Pits, lachende Gesichter und jede Menge Bierbecher durch die Gegend fliegen. Als wären die Herren nie gealtert. Zeitweise bekommt man aber auch das Gefühl, Quick Change Artisten bei ihrer Show zuzusehen: Das sich ständig wandelnde Bühnenbild, samt der Kleidung sorgt für weitere besondere Momente. Ob im Admiralsook, im Kettenhemd oder im Trench Coat – Iron Maiden liefern eine wirklich ordentliche Show.
Danach wird es still, sehr still. Ein Special Guest ist bei Rock am Ring angekündigt, eine große Hausnummer. Bis zum Auftrittstag wird es geheim gehalten, viele Gerüchte liegen in der Luft. Wer könnte es sein? Die Beatsteaks? Die Toten Hosen? Oder gar der Hasselhoff? „Naaa, des isch der Cro. Der macht’s heut den Special Guest!“, grölt ein angetrunkener Bayer einem ins Gesicht. Das große Geheimnis ist gelüftet, die Reaktionen sehr bescheiden. „Der kann höchstens mein Klo putzen“ ist noch einer der netteren Kommentare. Überraschenderweise kann das Publikum all seine Lieder textsicher mitsingen und folgt allen Anweisungen des Stuttgarter Rappers (Hände hoch, Mitsingen, Ausrasten).
So, genug für einen Abend. Man zieht sich zurück und wartet darauf, dass 27 Grad Celsius und die pralle Morgensonne einen am
Freitag
zum Aufwachen bewegen. Als guter Reporter begibt man sich natürlich auch unters Fußvolk, genauer gesagt auf den Campingplatz A5 um zu schauen, wie die Bourgeoisie haust. Es ist sofort erkennbar, dass die Leute hier mehr Spaß haben als die ganzen schwitzenden Reporter im Media Center. Man wird zu Bratwurst (von netten Herfordern), zum selbstgebrauten Apfelschnaps (von netten Berlinern) und zu Becks (von noch netteren Tierern) eingeladen. Eine willkommene Abwechslung zum ach so harten Redaktions-Alltag.
Die Musik kommt auch heute nicht zu kurz. Vor allem die Herren von Awolnation können sich live behaupten. Weniger gut präsentieren sich zu Beginn der erstmalige Co-Headliner Mando Diao auf der Centerstage, können jedoch das Ruder mit „Gloria“ und „Dance With Somebody“ herum reißen und die Meute zum Tanzen bewegen. Im Anschluss wird es hart: Die erste große Überschneidung steht an; soll man sich Kings of Leon oder doch die Queens of the Stone Age angucken? Es wird nach langem hin und her letzteres und eins vorweg: Es war definitiv die richtige Entscheidung! Seien es Klassiker wie „Little Sister“, „Go With The Flow“, oder neuere Songs à la „My God Is The Sun“ – das Publikum ist von Anfang an dabei, stimmlich, physisch und pyrotechnisch! Als besonderes Schmankerl legt sich Frontmann Josh Homme noch mit den Sicherheitskräften an: „Hey, don’t let these motherfuckers tell you what to do! This is your night, so who wants to lose his mind?“ Ein freudiges Aufschreien, ein weiteres Mal Eskalation mit „Song For The Dead“ in den ersten Reihen und fertig ist eine grandiose Rock n Roll Show.
Musikgeschmack ist ja bekanntlich subjektiv und eine gewisse Toleranzgrenze muss auch immer bei Leuten vom Fach vorhanden sein. Aber als Trent Reznor, Mr. Nine Inch Nails himself, die Bühne betritt und sich ein blondes Pärchen fragt, was der Spasti da auf der Bühne will und wann endlich der Jan Delay kommt, kann man sich nur an den Kopf fassen und den beiden Hohlbirnen lebenslanges Festivalverbot erteilen. Denn was der mit einem Oscar prämierte Musiker als letzter Act des Tages abliefert, ist musikalische Champions League. Das Publikum starrt wie gebannt auf die Bühne und ist von Anfang bereit sich in dieser Show zu verlieren. Allein der seichte Pianoklang beim Intro von „Hurt“ sorgt als letzter Song des Abends für einen der schönsten Momente des Festivals. Selbst Reznor muss sich den Pipi aus den Augen wischen. Niemand kann einen so tollen Abschluss eines Festivaltags verderben. Das schafft selbst kein Wilson Gonzales Ochsenknecht und seinem auf Wolke 7 schwebenden Gefolge, mit denen man sich ein Shuttle zum Media Center teilen muss.
Samstag
Kommen wir von einem musikalischen Höhepunkt zu einem musikalischen Tiefpunkt des Festivals: Die Rapper der Combo 257ers erfreuen sich in ihrer Heimatstadt Essen keiner großen Beliebtheit, da sie imageschädigend für die Region seien. Kurzerhand erteilte die Stadt ihnen Auftrittsverbot auf unbestimmte Zeit. Umso verwunderlicher ist es, dass man solch eine Band als Opener auf der Centerstage präsentiert. Dort machen ihrem Ruf als die „behindertsten Rapper Deutschlands“ wirklich alle Ehre. Das Publikum lässt sich von den schwachen und ausnahmslos vulgären Texten nicht weiter stören. Selbst als Rapper Shneezin damit prahlt, dass er seine Kronjuwelen in vollem Umfang auf der Bühne beim Webvideopreis präsentierte, feiern ihn die Leute. Die Krönung des Sets ist ein MP3-Medley mit Spongebob-Schwammkopf, Cotton Eye Joe und vielen anderen Trash-Musikstücken der letzten Dekaden. Wer Spielzeit zu verschwenden hat und trotzdem gefeiert wird, muss anscheinend irgendetwas richtig gemacht haben. Dennoch, auch golden angemalte Scheiße stinkt bis zum Himmel und so krönen sich die 257ers als schlechteste Live-Band des Festivals. The Pretty Reckless schließen sich dem an und machen leider auch keine gute Figur bei ihrer Show. Zwar posiert Sängerin Taylor Momsen gewohnt freizügig und in eindeutigen Positionen, aber ihr Softporno lässt selbst die männliche Fraktion vollkommen kalt. Deutlich besser sieht es da beim Entertainment-Talent Alligatoah aus. Der Rapper aus dem Hause „Trailerpark“ zeigt sich gewohnt spielfreudig und verpackt seine Bühnenshow mit jeder Menge Humor und mit einem grandiosen Gast-Auftritt von Timi Hendrix bei dem Song „Trostpreis“.
Dass ein neues Festival seine Schatten auf dem Nürburgring voraus wirft, haben die meisten Festivalisten nun endgültig wahrgenommen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen lässt Marek Lieberberg die Gelegenheit nicht aus eine bewegende PR-Rede kurz vor dem Auftritt der Fantastischen Vier zu halten. Anekdoten von damals werden erzählt, Leute der ersten Stunde auf die Bühne geholt, Marek lässt es sich sogar nicht nehmen „Wir sind der Ring!“ – Chöre anzustimmen. Als grandiosen Höhepunkt genießt der sichtlich gerührte Veranstaltungs- und Festivalveteran ein Bad in der Menge und klatscht gefühlt die ersten 50 Reihen ab. Herr Lieberberg hat seine letzte Chance auf Promo genutzt. Und wie!
Es dürfte inzwischen wohl jedem aufgefallen sein, dass das Wort „Rock“ bei “Rock am Ring” etwas verblasst ist, spätestens bei den beiden Auftritten von Die Fantastischen Vier auf der Centerstage und Sierra Kidd auf der Clubstage. Sicherlich machen beide Künstler Stimmung unter den Menschen, musikalisch belanglos sind beide dennoch alle Male für dieses Festival. Ab und an wünscht man sich ein wenig mehr Solis, statt Tunes, epische Mitsingtexte, statt Bars, etwas mehr Inhalt, statt „ich will nur noch FIFA 14 spielen“.
Den krassen Kontrast hierzu bieten die Rock am Ring – Dauergäste Linkin Park. Gleich zu Beginn werden Klassiker wie „One Step Closer“ oder „Papercut“ frenetisch von der Menge bejubelt. In allen drei Wellenbrechern springen sich die Menschen ihre Füße kaputt, ohne Ambition den Boden der Normalität je wieder erreichen zu wollen. Definitiv der beste Ring-Auftritt ihrer Bandkarriere. Man wechselt anschließend zur Clubstage, bei der sich das Spaß-Duo von SDP als die Überraschung des Festivals entpuppt. Selten hat man ein so entspanntes und witziges Konzert erlebt, bei dem man zwar kaum einen Song kannte, aber nach einer Minute den Text wegen seiner Eingängigkeit direkt mitsingen kann. Hinzu kommt eine perfekt einstudierte Show, samt einer Gummipuppe als Leiche und der Ausrufung der „Bunten Spaßrepublik Deutschpunk“. Herrlich schräg und ein perfekter Abschluss für den Samstag.
Sonntag
Der Sonntag steht im Zeichen des Untergrunds: Auf der BecksStage geht es bereits um 12:00 Uhr mit den Kölner Lokalpatrioten AnnenMayKantereit in die erste Runde. Zwar findet der Gig nur vor ca. 30 Zuschauern statt, aber davon lassen sich die Kölner nicht beirren und liefern für diese Uhrzeit einen wirklich guten Opening-Act ab. Nicht minder schlecht macht sich die Berlinerin Nessie als erste Künstlerin auf der Alternastage. Ihr Song „Hush Hush“ hat sich über die sozialen Medien schnell verbreitet, mit einer richtigen Band im Hintergrund klingt der Song noch einmal um einiges druckvoller und verleiht dem Song eine ganz besondere Atmosphäre. Dass so wenig Leute bei diesen beiden Geheimtipps vor Ort sind, kann einfach nur an dieser verdammten Hitze liegen: Wie froh man ist, dass man bei diesen gefühlten 50 Grad im Schatten nicht in einem Zelt gepennt hat. Bah, was für ein exotischer Hitzeabschluss, der sogar noch einen Rekord aufstellt: Kein Regen bei Rock am Ring! Kein Regen? Nicht ganz. Eine Unwetterwarnung wird für den Nachmittag heraus gegeben. Es soll hageln und regnen. So heißt es. Aber als man nach einem Schreibmarathon das Tageslicht wieder erblickt sieht man nicht eine einzige Wolke am Himmel, dafür nur noch mehr verbrannte Gesichter.
Neben Seether, machen vor allem der Co-Headliner Avenged Sevenfold eine besonders gute Figur. Da helfen auch keine „Langweilig, Langweilig“ – Rufe von angetrunkenen Altherren, die sich wohl ein Becks Lemon zu viel genehmigt haben. „A7X“ sind der perfekte Einheizer für die Band, welche die Ehre hat, als letzte Kapelle noch einmal die Centerstage abzureißen. Und wie sie das tun. Metallica lassen Ihr ganzes Können und ihre ganze Spielfreude über zwei Stunden aufblitzen. Die Fans kommen auch nicht zu kurz, wenige Auserwählte haben sogar das Glück einzelne Songs ansagen zu dürfen. Dabei bemerkt man deutlich, dass Männer die besseren Ansager sind bei solch einer Band, da Sie einfach in einer für Menschen erträglichen Tonlage die Lieder ankündigen und nicht gefühlte zehn Oktaven zu hoch: „Gimme fuel, Gimme fire, Gimme that which I desire, Ooh!“ In der breiten Menge sieht man ekstatische Gesichter, die jeden Song mitbrüllen. Natürlich dürfen Klassiker wie „Enter Sandman“ oder „Nothing Else Matters“ in der Setlist nicht fehlen. Eine Überraschung erlebt man in der Zugabe mit „St. Anger“. Wie James Hetfield richtig bemerkt, ist das Album „a very misunerstandable record“. Noch einmal „Seek & Destroy“, noch einmal lässt sich eine Horde von Crowdsurfern in die vorderen Reihen tragen und noch einmal fliegen schwarze Bälle in die Menge, dann ist es aus, vorbei! Rock am Ring auf dem Nürburgring ist Geschichte!
Das Fazit
Das Jahr 2014 war ein würdiger Abschluss des Festivals auf der alten Rennstrecke und bot einiges an Überraschungen. Zwar war das Line-Up breit gefächerter denn je und hatte auch einige Fehlbesetzungen – dennoch haben die Headliner und vor allem die Combo Queens of the Stone Age/Nine Inch Nails den anfänglichen Argwohn fast vollständig verfliegen lassen. Nichtsdestotrotz bleibt es abzuwarten, ob Rock am Ring auch an anderer Stelle ein Erfolg bleiben wird. Zwar hat Marek Lieberberg seine Fans und Verehrer noch einmal eingeschworen, am Ende werden dennoch Ticketpreise und Booking die entscheidenden Faktoren sein. Es bleibt spannend. Um den Bericht mit den Worten von James Hetfield zu beenden: „Let’s move on to the next place!“. Amen!
Bestes Konzert: Nine Inch Nails
Schlechtestes Konzert: 257ers
Größte Überraschung: SDP
Moment des Festivals: Die ersten Klänge von „Hurt“ (NIN), nachts auf der Alternastage
Coolster Festivalbesucher: Dieser Typ
Rock am Ring, Deutschlands erfolgreichstes Open Air Festival, präsentiert sich vom nächsten Jahr an an einem anderen Standort! Das 30. Jubiläum vom 5. bis 7. Juni 2015 findet nicht mehr am Nürburgring statt, sondern an einem neuen Schauplatz. Hierfür gibt es rund ein halbes Dutzend hervorragende Optionen, die in Betracht kommen. Bis Ende Juli wird eine Entscheidung fallen. Die Marek Lieberberg Konzertagentur ist die alleinige Inhaberin der Markenrechte und hat das Festival seit 1985 am Nürburgring entwickelt und popularisiert.
Die einseitige Kündigung durch die neuen Betreiber des Nürburgrings hat nach Aussage von Marek Lieberberg zu der Situation geführt, in der Historie, Tradition und die erheblichen wirtschaftlichen Erfolge der Vergangenheit keine Rolle mehr spielten. „Wo Kolben statt Kultur das Denken bestimmen, lassen sich keine Gemeinsamkeiten mehr finden.“
Marek Lieberberg und sein Sohn Andre schauen mit Stolz und gewisser Wehmut auf drei bewegte Jahrzehnte Rockgeschichte. Aber der Blick ist nach vorne gerichtet und von der Überzeugung getragen, ab 2015 ein weiteres enthusiastisches Kapitel von „Rock am Ring“ an neuer Wirkungsstätte zu schreiben, die optimale Open Air-Voraussetzungen bietet. „Unser Dank gilt großartigen Musikern und fantastischen Fans, die den Stellenwert der Marke ‚Rock am Ring‘ geprägt haben. Das ist die Tradition, in der wir stehen!“
Am Schauplatz des Zwillingsfestivals Rock im Park in Nürnberg ändert sich nichts.
Rock am Ring hat erneut die Rekordmarke von 80.000 geknackt! Für den Endspurt zum größten Open Air-Festival Deutschlands vom 5. bis 8. Juni am Nürburgring stehen nur noch 5.000 Festivaltickets zur Verfügung.
Wegen der anhaltend großen Nachfrage gibt es in diesem Jahr ab sofort ein begrenztes Kontingent an Tageskarten zum Preis von 80,- bis 90,- Euro inkl. Vorverkaufsgebühr plus Buchungs- und evtl. Versandgebühren.
Für Besucher mit Tagestickets, die mit dem PKW anreisen, sind spezielle Parkplätze (P 98) an der B 412 reserviert, da alle anderen Flächen Festivalticketinhabern vorbehalten sind. Das Tagesticket berechtigt auch zur kostenlosen Nutzung des Shuttlebus-Services. Genaue Infos erhaltet Ihr unter www.rock-am-ring.com.
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Rock am Ring Fotos 2013