Als vor zwei Jahren das Album “Trip” erschien, war es schon eine Überraschung. Die Pressemeldungen beschäftigten sich eher mit der Trennung vom alten Label, der neu zu wählenden Maskierung und der Verlegung seines Wohnsitzes nach Asien. Der Panda war nicht nur äußerlich irgendwie zum Außerirdischen mutiert. Dabei konnte man fast vergessen, dass Carlo Waibel trotz allem ein starker Songwriter mit sehr kreativem Output ist.
CRO hat sich in den mittlerweile 10 Jahren seiner Karriere als einer der erfolgreichsten Künstler Deutschlands fest etabliert und “11:11” ist der fünfte Nummer-1-Longplayer in seiner Karriere. Es ist ein Album über die Liebe und was sie mit einem macht. Wie sie einem das Herz bis zum Hals schlagen und alles vergessen lässt. Wie sie einem taumeln und tanzen lässt. Wie sie einen alles vergessen und im gleichen Moment doch alles verstehen lässt. Die Songs kreisen um dieses schönste aller Gefühle und versuchen immer wieder, es auf den Punkt zu bringen, in Text und Töne zu transportieren.
Manche werden vielleicht die Leichtigkeit von “RAOP” vermissen, doch die gab es schon bei “trip” nicht mehr. Seit CRO die futuristische Maske trägt und zu Urban Records gewechselt ist, bringt auch seine Musik einen sehr urbanen Sound mit sich. Entspannt geht es mit Autotune und einem poppigen Groove auf die Reise.
Warum das Album nun “11:11” heißt, erschließt sich sich höchstens designtechnisch. Könnte aber sein, dass CRO auf die letzten elf Jahre seit dem Erfolg von “Easy” anspielt und zugleich optimistisch auf die nächsten elf Jahre blickt, denn auch das Album ist mit den kurzen Tracks “11:” und “11” genau in der Mitte geteilt. Zwischen Discosound und psychedelischen Auswüchsen gibt CRO einen Ausblick auf seine musikalische Zukunft. Mit knapp 33 Minuten Länge fällt dieser recht kurz aus, ist aber durchaus stimmig. Als Übergang in eine neue Phase ist das Album jedenfalls ganz okay.
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Genau zehn Jahre ist es her, dass CRO deutschsprachigen Rap für immer verändert hat. Dafür brauchte der Rapper und Produzent aus Stuttgart damals nicht viel. Nur ein bekanntes Soul-Sample und ein paar lockere Lyrics – und mit einem Mal war alles – im wahrsten Sinne des Wortes – „Easy“. Die erste Singleveröffentlichung des damaligen Newcomers am 23. November 2011 war der Kick-off für eine beispiellose Bilderbuchkarriere. „Easy“ hielt sich fast fünfzig Wochen in den Offiziellen Charts, holte Dreifach-Gold in Deutschland, sowie Platin in Österreich und der Schweiz.
Mehr noch: CRO wurde durch den Song und das darauffolgende Debüt „King of Raop“ über Nacht zum Star und gab Deutschrap durch sein Zusammenspiel aus Rap und Pop eine ungekannte Leichtigkeit, mit der er das Genre von Grund auf erneuerte – ein Impact, der bis heute anhält. Vor allem blieb CRO auch in der darauffolgenden Dekade relevant. Es folgten Radiohits, riesige Tourneen, 15 Gold- und 21 Platinplatten, ein MTV Unplugged und diesen Sommer mit „Trip“ das fünfte Album in Folge auf Platz 1 der Offiziellen Deutschen Charts.
„‚Easy‘ war nicht nur meine erste Single, sondern immer auch so etwas wie ein Motto für mich“, sagt CRO über den Song, der alles verändert hat. „Ich bin seit zehn Jahren am Start und fühle mich beim Musikmachen immer noch genau so frei, unbeschwert und entspannt wie damals. Mit dem Re-Release wollte ich den Fans ein bisschen etwas von diesem Feeling zurückgeben.“
Denn passend zum Jubiläum von „Easy“ veröffentlicht CRO am 3.12. seinen größten Hit nach zehn Jahren noch einmal in Form einer EP, auf der sich neben einem Remaster des Originals noch drei weitere neue Versionen von „Easy“ befinden. Den Anfang macht dabei am 26.11. eine ganz besondere Zusammenarbeit von zwei der erfolgreichsten deutschen Acts der letzten zehn Jahre. CRO kollaboriert nämlich mit DJ und Producer Felix Jaehn.
Der gebürtige Hamburger wurde mit dem Remix des OMI-Songs „Cheerleader“ zum Weltstar. Zudem verschiebt Felix Jaehn mit seinen Songs und Remixen immer wieder aufs neue die Grenzen der Popmusik und spendiert „Easy“ mit spacigen Synthies und groovendem Four-to-the-floor-Beat allerfeinsten Disco-Sound.
Die Neubearbeitungen zeigen vor Allem eines: Nämlich, dass der Song auch zehn Jahre nach der ersten Veröffentlichung nichts von seiner Faszination verloren hat. Ein echter Hit, ein musikalischer Meilenstein, der bis heute seinesgleichen sucht und so nach wie vor den Status von CRO als einer der wichtigsten deutschen Rapper untermauert.
Nachdem man von CRO in den letzten Jahren vor allem neue Infos bekommen hat, mit welchen Masken er den altbekannten Panda ersetzen will, war ich nicht unbedingt in freudiger Erwartung, was das neue Album angeht. Wo treibt sich Carlo Waibel aus Mutlangen, der den Raop zur neuen Kunstform erhoben hat, eigentlich rum? Er hat sich wohl nach dem 2017er Erfolgsalbum “tru.” vom Label Chimperator getrennt und seinen Wohnsitz nach Asien verlegt. Das alles wäre wenig spektakulär und eher Indiz für einen Künstler, der des Starrummels überdrüssig geworden ist und sich entspannt auf alten Lorbeeren ausruhen will – doch dann legt er mit “Trip” ein fulminantes Doppelalbum vor, das zwei kreative Seiten von CRO vereint und ihn auf eine neue Ebene führt.
Das doppelte Cover zeigt auf einer Seite eine futuristische Maske, die nicht einmal die Augen des Künstlers erkennen lässt. Für mich symbolisiert das die In-sich-Gekehrtheit der ersten CD namens “Solo”. Elf Songs, zum Teil im bekannten CRO-Stil, aber mit erwachseneren Texten. Auf der anderen Seite gibt es eine bunte Maske – zusammengesetzt aus mystischen Gestalten mit einem dämonischen Augenpaar. Diese steht wohl eher für eine ganz neue, überaus weltmusikalische Seite mit musikalischen Experimenten.
Insgesamt sind es 22 Songs. Der “Solo”-Part bewegt sich noch ein Stück weit im Mainstream mit gefälligen Melodien aber ohne Plattitüden. Es gibt einige starke Rap-Parts, doch der HipHop ist einer deutlichen Ausrichtung zum Pop gewichen. Das war abzusehen – schon von CROs erstem Album “Raop” an. Das Zusammenspiel aus Samples und Loops zwischen Disco, Funk und Soul plus Raps und Beats wirkt perfekt in Richtung einer neuen Zukunft. Da ist zum Beispiel “Smooth”, der perfekte Soundtrack für den magischen Moment, in dem es einen von jetzt auf gleich um einen geschehen ist und der Rest egal wird. Mit “Alles Dope” zeigt CRO zudem eindrucksvoll, dass er die Kniffe mit den Loop-Beats seit “Easy” nicht verlernt hat.
“Trip” ist dann aber wirklich ein Trip in neue musikalische Gefilde. Mit viel Groove, großen Flächen, kreativen Momenten und spannenden Themen. Eingeleitet durch einen ätherisch-spirituellen Jam schafft CRO hier die Grundlage für eine Reise in die musikalische Vergangenheit und eine Neuinterpretation des Sounds von Woodstock, Psychedelic Rock und den Surf Punk der 70er. Die perfekte Untermalung für einen Song wie “Fall auf”, eine Meditation über die eigene Freiheit. Ein Lied, darüber, wie es sich anfühlt, wenn jeder die eigenen Fehler kilometerweit voraussieht.
Nahezu komplett alleine produziert, hat CRO den Corona-Lockdown genutzt, um Tracks aus einer fast zweijährigen Schaffensphase zu einem Gesamtwerk mit zwei durchaus kontroversen Seiten zu formen. In seiner Gesamtheit ist es eine beeindruckende Reise durch die unterschiedlichsten musikalischen Genres von Psych- und Surf-Rock bis hin zu House und Dance, avantgardistischem Pop und klassischem Rap.
„Die erste Seite des Albums ist eher frech und leicht, die zweite eher trippy, aber auch echt und ehrlich in den Texten – weil genau diese beiden Herzen auch in meiner Brust schlagen. Einerseits nerde ich mich in dieses Musikding hinein, suche stundenlang nach dem richtigen Gitarrensound und habe Bock auf ausgecheckte Songs. Aber genauso bin ich auch immer noch der Typ, der die nicen Melodien hat, die leicht ins Ohr gehen“, sagt CRO über die Dualität. Das einstige Enfant Terrible des Rap, das vielen zu seicht klang und die Szene in Verruf brachte, hat sich etabliert. Davon zeugen Features wie mit Capital Bra. Man meidet ihn nicht mehr – man sucht seine Nähe. Gut so!
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Cro hat uns immer noch etwas zu erzählen. So viel, dass sein neues Werk gleich ein Doppelalbum mit jeweils zehn Tracks werden musste. Trotzdem hat sich viel geändert, denn die Songstrukturen wurden noch weiter aufgeweicht und die lockeren, jugendlichen Geschichten sind einer fast schon philosophischen Grundausrichtung gewichen. Statt euphorisierender Grundstimmung und Radio-Ohrwürmern gibt es nun innere Monologe und groovendes Erzählen.
Cro ist ein Phänomen und hat es geschafft, dabei ein Phantom zu bleiben. Deutschlands erfolgreichster Rapper ist ein “uperstar Inkognito“ und, obwohl inzwischen jeder von jung bis alt etwas über ihn zu berichten hat, weiß man relativ wenig über den Mittzwanziger. Von Beginn seiner Karriere an trägt er eine Maske, um unerkannt zu bleiben. Seine Kunst soll im Vordergrund stehen, nicht seine Person. Cro macht Musik nicht für Geld oder den Erfolg, sondern weil etwas in ihm steckt, das raus muss. Der Rapper mit der Panda-Maske ist Träumer, Visionär und Getriebener.
Schön aber, dass es einen Song wie “2kx” gibt, der zumindest einen lyrischen Blick hinter die Maske zulässt und den Cro an seine Mama richtet. Gesang wechselt sich mit Rap-Passagen ab, meist mit atmosphärischem, elektronischem Sound unterlegt, oft durch starke Beats ergänzt. Sehr witzig finde ich “0711”, ein Duett mit Siri. Ansonsten aber gibt es weniger Klamauk als sonst. Höchstens mal eine gesprochene Abfuhr bei “tokyo13317”.
“tru.” ist ein mutiges, sehr experimentierfreudiges Album. Es beschreibt Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte und Ängste. Damit wird Cro die Erwartungen einiger Fans vielleicht nicht erfüllen, doch sie sollten ihm eine Chance geben. Es ist halt nicht alles “Easy”.
Die Kinder sind immer noch froh, wenn die neue „Radio Teddy Hits“ auf dem Tisch landet. Es ist so etwas wie die „Bravo Hits“ der ganz jungen Generation. Und auch die Eltern dürfen sich an der Compilation ergötzen.
Das Konzept: Das Beste aus zwei Welten auf einer Scheibe. Keine andere Song-Zusammenstellung schafft es, die beliebtesten Kinderliedermacher und die einschlägigen Chartstürmer auf einer CD zu vereinen. Das mit Goldstatus und Platz 2 der offiziellen deutschen Singlecharts glänzende „80 Millionen“ von Max Giesinger ist genauso mit von der Partie wie „Häschen Hüpf“ von Deine Freunde. Einen unwiderstehlichen Ohrwurm liefert 3Berlin mit einem Radio Teddy-Edit von „Reden ist Gold“. Das Lied fordert Kinder und Eltern auf, endlich wieder mehr miteinander zu reden.
Cro mit „Melodie“ gehört momentan ohnehin zu den atmosphärischen Highlights, die meinen Musikgeschmack mit dem der Kids vereinen. Und gefolgt wird er von Hermann van Veen – „Warum bin ich so fröhlich“ – Alfred Jodokus Quak lässt grüßen. Sia featuring Sean Paul, Rumpelstil, Jamie-Lee, Volker Rosin, Christina Stürmer und Reinhard Horn sind weitere fantastische Interpreten, die starke Songs beigetragen haben.
Patron der Compilation ist der Sender „Radio Teddy“, das erste Kinder- und Familienradio Deutschlands. Es bietet Familien seit 2005 ein kindgerechtes Vollprogramm aus Nachrichten, Interviews, Wetter, Verkehr, Hörspielen und natürlich viel Musik. Wer nicht im Einzugsgebiet wohnt, muss halt auf den Livestream zurück greifen oder (so wie ich) die App aufs Smartphone laden. Lohnt sich!
Der Ritterschlag für jeden Künstler ist ein MTV unplugged. Cro hat diesen Status schon sehr früh erreicht. Sein Debütalbum „Raop“ ist schließlich erst im Jahr 2012 erschienen. Und es hat von Beginn an polarisiert. Für echte Rapper war dieser Mix aus Pop und Rap nichts Halbes und nichts Ganzes. Und so ließen Teile der Szene ihren Unmut laut heraus. Doch Cro hat es verstanden, seiner Linie treu zu bleiben und die Masse zu begeistern. Das konnte man auch beim diesjährigen Open Air im Strandbad Losheim am See sehen. 11000 Zuschauer waren dem Ruf des Stuttgarters mit der Pandamaske gefolgt. Und es wurde ein rauschendes Fest bis in die Nacht.
Dabei sahen die Vorzeichen gar nicht so gut aus. Seit zwei Tagen Dauerregen. Ein nasses und vermatschtes Festivalgelände. Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nach den Attentaten der letzten Wochen. Die Veranstalter hatten gut vorgesorgt und den Zeitrahmen vom Öffnen der Tageskasse bis hin zum Beginn der Vorgruppe weit entzerrt. So hatte bis 19.30 Uhr jeder seinen Platz gefunden. Die Sicherheitskontrolle ging schnell vonstatten und das Gelände war – oh Wunder – viel trockener und zugänglicher als man erwartet hatte.
Die letzten Nieseltropfen gab es dann auch weit vor dem Start des Supports Vona. Der Abendhimmel war zwar noch stark bewölkt, doch Vona schaute optimistisch nach oben und meinte: „Wir schaffen es noch, die Sonne raus zu singen“. Eine Hoffnung, die sich zwar nicht mehr erfüllte. Doch es blieb zumindest trocken bis zum Schluss des Konzerts.
Vona stammt aus Tübingen und ist wie Cro bei Chimperator unter Vertrag. Seine Musik bietet eine luftige Mischung aus Rap, Reggae und RnB. In Losheim gab es ein Bündel optimistischer Songs, mit viel Leidenschaft dargeboten. „Solange wir jung sind“ – es gelang ihm, den Nerv der Anwesenden zu treffen und ein stimmungsvolles Feld für Cro zu bereiten. Leider war nach gut 30 Minuten Schluss, doch man wird sicher noch mehr von dem Tübinger hören.
Cro betrat mit leichter Verspätung um 20.40 Uhr die Bühne. Und der Bühnenaufbau hatte es in sich. Schließlich muss ein MTV unplugged auf der darauf folgenden Tour auch ordentlich gewürdigt werden. So gab es einen Bühnenaufbau über mehrere Ebenen mit regulärer Band ganz unten, Keyboarder und DJ eine Stufe höher, Bläsern, Streichern, Backgroundsängern – die Produktion war schon gewaltig.
Cro selbst hielt sich meist am vorderen Bühnenrand auf. Logischerweise mit Maske, über die er sich zwar bisweilen aufregte („Ich kann die Bühnenkante nicht sehen“), sie aber selbstironisch akzeptierte („Hab ich ja selbst so gewollt“). Die Fans nahmen dieses Alleinstellungsmerkmal gern auf. Mit Panda-Kappen, Wollmützen und selbst gebastelten Masken. Überhaupt war es eine bunte Truppe, die sich da eingefunden hatte. Cro erreicht die Kleinsten mit Mami und Papi ebenso wie die feiernde Jugend und den gestandenen Rapper.
Musikalisch gab es den Rundumschlag vom unplugged-Album. Ein „Hallo“ an die Zuschauer. Die HipHop-Choreo wurde eingeübt und es konnte losgehen. Gerne auch mal Richtung Swing mit Sinatras „New York“. Doch wichtig waren Hits wie „Wir waren hier“, „Einmal um die Welt“ und „Never Cro Up“. Er flirtete mit den Mädels, ließ eine Fuhre Milch für alle kommen und fragte, wo die Waffeln bleiben.
Doch es gab auch herausragend neue Parts im Set. Gemeinsam mit der Background-Truppe ließ er vom Bühnenrand die Füße baumeln und stimmte Motown-Klänge („Celebrate“) an. Später fand man den weiß gekleideten Panda am Klavier, während die Band orchestral aufspielte. Wichtig war aber, dass im Anschluss wieder alle sprangen und den HipHop zelebrierten. Es gab deutliche Oldschool-Parts. „Meine Gang“ und „Bad Chick“ ließen das Strandbad ausrasten.
Der Zugabenblock war etwas seltsam. Stille im Publikum, weil Cro nach dem letzten Song zu unvermittelt die Bühne verlassen hatte. Vereinzelte Zugaberufe. Als es dann eine recht verjazzte und langatmige Vorstellung der Musiker gab, ließen die ersten Besucher das Festivalgelände hinter sich. Doch es war klar, dass kein Konzert ohne den Überhit „Easy“ enden kann. Endlich war es soweit und nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten ordentlicher Konzertlänge entließ der Rapper seine Fans in die saarländische Nacht. Ein feines Konzerterlebnis zwischen Entspannung und Ausrasten.
Eine Zeit lang konnte man denken, Cro sei nach Peter Fox und dem Grafen von Unheilig der neue deutsche Konsens-Künstler und aus den Charts gar nicht mehr weg zu bekommen. Dafür ist seine Mischung aus Pop und Rap letztendlich aber doch zu speziell. Ein Titel wie “Easy” kann auch Otto Normalhörer begeistern, doch wenn es dann mit jugendgemäßen Texten und ausufernden Rap-Passagen ans Eingemachte geht, verliert er die Nähe zum 08/15-Radioformat. Gut so!
Mit vielen Songs wurde die Netzwelt schon vor dem Debütalbum überschwemmt. Zum großen Teil als freie Downloads und mit jugendgemäß aufgemachten Videos. Cro grenzt sich ab von allen Aggro-Typen und Ghetto-Kids. Seine Musik hat eine durch und durch optimistische Grundhaltung und nähert sich damit dem Reggae an, wie dies schon lange kein Rapper mehr getan hat. In vielen Texten und melodischen Elementen erinnert er an die Anfangszeiten von Fettes Brot und den Fanta 4. Dazu kommt die Pandamaske, die der Rapper auf der Bühne und auf offiziellen Fotos trägt. Das macht ihn zum Mysterium, über das Fans gerne mehr erfahren wollen.
Im vorliegenden Buch haben diese nun die Gelegenheit, ohne dass natürlich die Maske gelüftet wird. “Easy Does It” ist weit mehr als ein Fanbuch, denn es wurde von zwei Weggefährten geschrieben, die von Beginn an beim Label Chimperator waren und die Entdeckung von Cro sowie den weiteren Erfolgsweg hautnah mit erlebt haben. Die Story wird in zwei Erfahrungsberichten erzählt – im Wechsel von Sebastian Andrej Schweizer, dem Gründer des Labels, und von Markus “Psaiko.Dino” Brückner, der zu Beginn des Geschehens noch Praktikant war, dann aber zum DJ von Cro avancierte. Eine wundersame Geschichte, bei der sich beide Erzähler den Staffelstab immer gekonnt weiter geben.
Die ca. zwei Jahre, über die hier berichtet wird, geben einen guten Einblick in die deutsche Musiklandschaft inklusive der medialen Ereignisse, beschreiben den steinigen Weg vom Geheimtipp zum Topstar und allem, was währenddessen drum herum passiert. Das Buch ist spannend und lustig geschrieben, der Erzählfluss sehr stimmig. Man erfährt viel über die Menschen, auch über diesen ominösen Kerl hinter der Maske. Wer das Phänomen Cro zumindest ansatzweise verstehen will, ist mit diesem Buch (das auch als Hörbuch erhältlich ist) bestens bedient.
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Cro polarisiert in der Szene, weil er sich dem Massengeschmack anpasst. Rapper wollen provozieren – Cro provoziert aber nicht seine Hörer, sondern die Kollegen. Das macht er im Intro “I Can Feel It” auch textlich deutlich: “Ich weiß, du bist wütend, denn du rappst schon viel länger als ich / und ich weiß, es ist unfair, denn du zählst die Silben schneller als ich”. Das bringt es auf den Punkt. Cros Karriere ist schnell gestartet und er schert sich nicht um gängige Rivalitäten wie gegenseitiges Dissen, langes Wirken im Untergrund und den schnellstmöglichen Sprechgesang. Vielmehr sucht er die melodische Seite des HipHop wie viele amerikanische Vorbilder. Sind wir ehrlich: Die Fanta 4 tun dies schon seit Jahrzehnten und auch Sidos neues Album klingt melodischer denn je.
Sehr konsequent also, dass Cro seinem zweiten Longplayer des Titel “Melodie” gibt. “Raop” sollte die Verbindung von Rap und Pop verdeutlichen, das neue Werk legt den Schwerpunkt auf die melodische Seite des Rap. Und die gibt es nun mal unbestritten, liegen doch dicke Wurzeln im Soul und im Reggae. Also Schluss mit Dissen. Carlo Waibel alias Cro öffnet den Rap für die Massen und vor allem für die Spaßfraktion. Das hat sein erneuter Auftritt bei Rock am Ring (diesmal als Überraschungsgast) eindrucksvoll bewiesen. Man muss aber auch sagen, dass die Soundqualitäten live oftmals unter aller Kanone sind. Hier macht es Sinn, die produktionstechnisch ausgereiften CDs zum klanglichen Genuss vorzuziehen. Live wird einfach nur Party gemacht.
Auf der 08/15-Albumversion gibt es genau den Mischmasch, der schon “Raop” zur Erfolgsstory werden ließ. Da steckt Druck dahinter. das dürfte jedem klar sein. Das schwierige zweite Album ist ein Phänomen, mit dem viele Musiker zu kämpfen haben. Für Nummer 1 hatte man undendlich lange Zeit. Für Nummer 2 gibt es eine Erwartungshaltung und eine Deadline. Cro nahm sich den Druck, indem er 2013 ein komplettes neues Album als Mixtape zum kostenlosen Download veröffentlichte. Jetzt kann er für das zweite physische Album unbeschwert aufspielen – und das merkt man.
Die Musik hat den stets positiven Charakter und spielt mit den Emotionen der Hörer. “Bad Chick” macht extremen Spaß, wenn Cro seine Ausreden fürs Zuspätkommen zu einer faszinierenden Horrorstory verarbeitet. Oder “Never Cro Up” mit seinen schönen Wortspielen als Ode gegen das Erwachsenwerden. Doch es gibt auch kritische Töne. “Rennen” beklagt die Facebook-Gesellschaft, die nicht mehr im Moment verweilen kann. Wer Statusmeldungen und Likes in den Vordergrund stellt, verpasst sein eigentliches Leben.
So hat “Melodie” seine düstere Seite, die auf der Oberfläche aber ganz hinter den melodischen Spielereien mit Referenzen in Richtung Eminem und Jay-Z verschwindet. Cro legt genau das Album vor, das seine große Fangemeinde von ihm erwartet. Für viele wird es der Soundtrack des Sommers werden. Wirklich Tiefgründiges kann warten – Carlo und Cro sind noch jung.
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Der private Radiosender “Radio TEDDY” existiert schon seit August 2005. Er sendet täglich 24 Stunden lang und ist auch per Webradio empfangbar. Man hat es sich auf die Fahne geschrieben, ein Kinderradio für die ganze Familie zu produzieren. Es gibt ein kindgerechtes Programm aus Nachrichten, Interviews, Hörspielen und viel Musik. Die Werbezeit ist auf 6 Minuten pro Stunde beschränkt und man verzichtet auf Werbung für Alkohol, Handy-Klingeltöne u.ä.
Die musikalische Ausrichtung ist bunt gemischt und das macht auch die Zusammenstellung der beliebten Radio-Teddy-Sampler aus. Internationale Hits, deutsche Chartstürmer und beliebte Kinderstars. Eine solche Mischung findet man sonst nur selten. Aktuell ist der Hitsampler Nummer 12 erschienen. Dort finden sich Titel von Katy Perry, Cro, Psy, Robbie Williams und Adel Tawil. Gemischt werden diese mit kinderkompatiblen Klassikern von Volker Rosin, Mirkos Liederbande und Ulk van Bulk. Auch die umtriebige Truppe 3Berlin mit Diane Weigmann ist vertreten und interpretiert den Schüler-Motivationssong “Alle Kinder lernen lesen”.
Der am meisten nachgefragte Hit bei Radio TEDDY ist übrigens momentan “Rolltreppenmax” von Bummelkasten. Dieser Song eröffnet den Sampler. Eltern mit kleinen Kindern wissen zu schätzen, dass sie neben den Allzeit-Ohrwürmern im gesunden Mix auch relativ normale Chartsongs zu hören bekommen. Das Hitpaket ist vielleicht nicht perfekt, aber zumindest familienkompatibel.
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Wenn man nicht alles selber macht… Mitte Dezember in Köln: Die Chefredaktion verabschiedet sich in den vierwöchigen Urlaub, während die geknechtete Schar der Redakteure und Fotografen noch tief gebeugt über den aus rohem Holz gezimmerten Schreibtischen sitzt, die letzten Reviews schreibt, Fotos bearbeitet und sich im ungeheizten Redaktionsbüro den A…llerwertesten abfriert. Eine Woche später kommt dann eine Postkarte aus der Karibik: “Denkt daran, dass alle den Poll ausfüllen. Der Praktikant kümmert sich drum!”. Der Praktikant? Der Praktikant, der 24 Stunden am Tag in seinem fensterlosen 8-qm-Raum still vor sich hin schuftet? Genau der! Und deshalb ist er hier also wieder: Unser traditioneller Jahresrückblick aus der Musicheadquarter-Redaktion in 12 Kategorien. Okay, manche haben geschummelt, einige haben sich gedrückt (“Mir ist zu kalt”), aber wir hoffen ihr habt trotzdem ein wenig Spass mit unseren Tops und Flops 2012!
In diesem Sinne bedanken wir uns bei euch und all unseren Promo-Partnern für die Treue und grossartige Zusammenarbeit in den vergangenen zwölf Monaten und wünschen allen einen bruchsicheren Rutsch und ein neues Jahr voller guter Musik! Bleibt gesund, munter und vor allem neugierig!
Eure Musicheadquarter-Chefredaktion (auf der Suche nach der nächsten Cocktailbar…)
MARC BRÜSER
Beste Neuentdeckung:
Nothington
Größte Live-Überraschung:
Sick Of It All auf dem Area 4 (Ruhe in Frieden) in diesem Jahr. Lustige Aktionen mit Wasserschlauch in die Menge halten und Wall Of Death. Sum 41, Köln – ich hatte wirklich schlimmes erwartet, aber das Konzert war mit eines der besten in diesem Jahr.
Top 3 – Alben 2012:
Nothington “Borrowed Time”
Blumentopf “Nieder mit der GbR”
The Offspring “Days Go By”
Flop 3 – Alben 2012:
Justin Bieber “Believe”
Cro “Raop”
Green Day “Uno!”
Top 3 – Konzerte 2012:
Broilers, Düsseldorf
Donots, Area 4
Nothington, Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Bullet For My Valentine, Area 4 – Eine Lachnummer, die ihresgleichen sucht.
The Gaslight Anthem, Köln – haben sehr unmotiviert gewirkt
Prinz Pi, Köln – viel zu viele Balladen.
Bestes Festival:
Area 4 – Das beste Festival, welches je stattgefunden hat und nie mehr geben wird.
Musikmoment des Jahres:
Wall Of Death bei Sick Of It All (wieder Area 4), wo die Security einen Wasserschlauch in die Menge gehalten hat. Und Social Distortion – “I Was Wrong” live zu hören (ihr könnt euch denken wo).
Enttäuschung des Jahres:
Und wieder: Der Tod des Area 4 (Wir haben es verstanden. Anm.d.Praktikanten)!
Held des Jahres:
Jay Northington, ein absolut genialer Musiker, der es schafft mit simplen Melodien Berge zu versetzen.
Gute Vorsätze für 2013:
Die Buchhaltung nicht wegen jedem Kleinscheiß anzurufen.
MICHAEL HASS
Beste Neuentdeckung:
Alt-J
Größte Live-Überraschung:
Joss Stone
Top 3 – Alben 2012:
Alt-J “An Awesome Wave”
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead “Lost Songs”
Calexico “Algiers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Faceless “Autotheism”
Down “Down IV Part I”
Fear Factory “The Industrialist”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jack White im E-Werk Köln
Deichkind im Palladium Köln
Mono im Gebäude 9 in Köln
Flop 3 – Konzerte 2012:
Of Monsters And Men im E-Werk Köln
Wilco im E-Werk Köln
Bestes Festival:
Leider dieses Jahr keine Zeit für Festivals…
Musikmoment des Jahres:
Die Überraschung war groß als eine Handvoll sehr hübscher Frauen elfengleich in weißen Kleidern die Bühne enterten und sich als unfassbar gute Backingband für Jack White erwiesen…
Enttäuschung des Jahres:
Unsere Bundesregierung beschliesst die Herdprämie… Politik aus der Steinzeit.
Held(en) des Jahres:
Alle Menschen die sich selbstlos und ehrenamtlich für Andere einsetzen… die kleinen Taten zählen (Endlich denkt mal einer an mich! Danke! Anm.d.Prakt.)!
Depp(en) des Jahres:
Unsere Bundesregierung
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr Spocht, weniger Suff – mmmhhh… wie jedes Jahr…
LANA GIESE
Beste Neuentdeckung:
Imagine Dragons
Größte Live-Überraschung:
Jennifer Rostock
Top 3 – Alben 2012:
Kraftklub “Mit K”
Deftones “Koi No Yokan”
The Gaslight Anthem “Handwritten”
Flop 3 – Alben 2012:
Green Day “Dos”
Cro “Raop”
Top 3 – Konzerte 2012:
Jennifer Rostock
Placebo
Your Demise
Flop 3 – Konzerte 2012:
Red Hot Chili Peppers – auch wenn ich gesteinigt werde, aber die Jungs haben meine Erwartungen leider nicht erfüllt (Wo sind meine Steine? Anm.d.Prakt.).
Angels & Airwaves – tolles Konzert aber das gewisse Etwas hat gefehlt.
Bestes Festival:
Vainstream (ein Tag volle Power).
Musikmoment des Jahres:
Jennifer Rostock beim CSD.
Enttäuschung des Jahres:
Blink 182 nicht zu sehen!
Held des Jahres:
Brian Fallon (The Gaslight Anthem)
Gute Vorsätze für 2013:
Weiter so!
SHIRIN KAY
Beste Neuentdeckung:
Mist Within
Größte Live-Überraschung:
Whalerider
Top 3 – Alben 2012:
Crippled Black Phoenix “Mankind The Crafty Ape”
Gazpacho “March Of Ghosts”
Kaizers Orchestra “Violeta Vol. III”
Flop 3 – Alben 2012:
keine
Top 3 – Konzerte 2012:
Crippled Black Phoenix
Pain Of Salvation
Gazpacho
Flop 3 – Konzerte 2012:
Katatonia
Lis Er Stille
Gavin Harrison & 05RIC
Bestes Festival:
keins
Musikmoment des Jahres:
Crippled Black Phoenix in der Harmonie Bonn (Rockpalast).
Enttäuschung des Jahres:
Anathema Acoustic Show
Held des Jahres:
Mein Vater
Depp des Jahres:
Mitt Romney
Gute Vorsätze für 2013:
Noch mehr gute Konzerte besuchen und fotografieren!
STEFAN KAULEN
Beste Neuentdeckung:
Art By Numbers
Größte Live-Überraschung:
Give Em Blood
Top 3 – Alben 2012:
Gojira “L’Enfant Sauvage”
Cattle Decapitation “Monolith Of Inhumanity”
Pig Destroyer “Book Burne”
Gute Vorsätze für 2013:
Das 500ste Konzert fotografieren (Lokalrunde! Anm.d.Prakt.).
THOMAS KRÖLL
Beste Neuentdeckung: Led Zeppelin
Größte Live-Überraschung: Bob Mould
Top 3 – Alben 2012: Ich nenne vier… dafür aber nur zwei Flop-Alben… Brad “United We Stand”
Chris Robinson Brotherhood “Big Moon Ritual”
Wolf Maahn “Lieder vom Rand der Galaxis”
Black Country Communion “Afterglow”
Flop 3 – Alben 2012:
Ben Harper “By My Side”
Aerosmith “Music From Another Dimension”
Top 3 – Konzerte 2012: Foo Fighters, O2 Arena, Prag
Peter Gabriel, König Pilsener Arena, Oberhausen
Bruce Springsteen & E Street Band, RheinEnergie Stadion, Köln
Soundgarden, FZW, Dortmund (Das sind wieder vier! Hält sich hier überhaupt jemand an die Regeln? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012: Rich Robinson, Luxor, Köln
Alabama Shakes, Live Music Hall, Köln
Musikmoment des Jahres: 10 Jahre Musicheadquarter!
Und einige schöne Interviews, aber insbesondere das mit Jan Plewka und Leo Schmidthals von Selig, die sich am Ende eines langen Tages noch fast eine Stunde Zeit nahmen.
Enttäuschung des Jahres: Das ganze Musikjahr 2012 war eine Enttäuschung. Und der völlig unnötige Abstieg des FC.
Held(en) des Jahres: Meine Familie (im engeren und weiteren Sinne)
Depp(en) des Jahres: Jede Menge! Vor allem die ganzen religiös Verblendeten (egal welchen Glaubens), die meinen, dass ihr Gott der einzig Wahre ist. Aber auch ihr werdet irgendwann merken, dass die Erde keine Scheibe ist!
Gute Vorsätze für 2013: Interview mit Dave Grohl! (Träum weiter! Anm.d.Prakt.)
MIRIAM ROBELS
Beste Neuentdeckung:
Reptile Youth
Größte Live-Überraschung:
We Are Augustines (wow!) und Die Orsons (ja, wirklich).
Top 3 – Alben 2012:
Habe viele “Tops”, spontan fallen mir diese ein:
Reptile Youth “Reptile Youth”
Friends “Manifest!”
Lana Del Rey “Born To Die – ist ein bisschen peinlich, aber da muss ich durch.
Top 3 – Konzerte 2012:
Hier muss ich ganz rebellisch die Regeln brechen und auf meine Top 5 ausweichen (grrrrrr… Anm.d.Prakt.):
We Are Augustines – das letzte Konzert der 15-monatigen Tour. So gut, dass selbst der Klomann rauskommt, um zu gucken, was da los ist.
Boots Electric – mit Fotos aus der Pogogrube. Ab der Hälfte dann ein Eagles Of Death Metal Konzert.
Reptile Youth – alle Gerüchte stimmen.
Moneybrother – zum Jahresende noch reingerutscht. Großartige Liveband, immer wieder.
We Were Promised Jetpacks – stillstehen und nicht glauben wollen, dass der Typ auf der Bühne das gerade wirklich live singt.
Musikmoment des Jahres:
Die Ärzte und Jack White spielen am selben Tag in Köln.
Enttäuschung des Jahres:
Ich hatte Ärzte-Karten und hätte Jack White-Karten kaufen sollen.
Held(en) des Jahres:
Security bei Konzerten, die auf meine Kamera aufpasst, damit ich da bleiben kann. Anders Wendin – hat meinen Namen gesagt.
Depp(en) des Jahres:
Der Film “Rock Of Ages”. Ein Film, der aus klassischen 80er Jahre Rocksongs fröhlich-glitzernde Glee-Songs macht und das mit einer der dümmsten Handlungen seit jedem beliebigen Teenie-Film verbindet. Wer allerdings gerne aus Augen und Ohren blutet, sollte sich den Film mal ansehen. Und Lana Del Rey – machte mir mit starrem Blick auf den H&M-Plakaten jeden Morgen Angst auf dem Weg zur Arbeit.
THORSTEN SCHMIDT
Größte Live-Überraschung: Neneh Cherry & The Thing
Top 5 – Alben 2012:
Für Flops hatte ich keine Zeit in 2012! (Ich geb’s auf… Anm.d.Prakt.)
Motorpsycho & Stale Storlokken “The Death Defying Unicorn”
CAN “The Lost Tapes”
Animal Collective “Centipede HZ”
The Swans “The Seer”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Top 5 – Konzerte 2012:
Pearl Jam – Amsterdam II, Ziggo Dome
Motorpsycho mit Orchester – Oslo, Oper
Animal Collective – Rolling Stone Weekender
Primus – Köln, Live Music Hall
Here We Go Magic – Rolling Stone Weekender
Musikmoment des Jahres:
“Crown Of Thorns” endlich live
Bestes Festival:
Weekendfest Köln
Held(in) des Jahres:
Meine Tochter
Depp des Jahres:
DFB
INGRID SILVASI
Beste Neuentdeckung:
Meine persönliche: Philipp Poisel, auch wenn kleine Mädchen ihn schon länger anschmachten… ich bin durch einen Zeitungsartikel erst vor kurzem auf ihn aufmerksam geworden und die Dortmunder Konzertkritik war so gut geschrieben, dass ich in der Mittagspause direkt das Album kaufte und es nicht bereut habe.
Größte Live-Überraschung:
Russkaja – Wacken-Stimmung auf dem Höhepunkt!
Top 3 – Alben 2012:
Philipp Poisel “Projekt Seerosenteich” …und das für mich als Metalbraut! (Headbangen in Zeitlupe. Du machst mir Angst! Anm.d.Prakt.)
Paradise Lost “Tragic Idol”
Tremonti “All I Was”
Flop 3 – Alben 2012:
Richie Sambora -“Aftermath Of The Lowdown” (nicht direkt ein Flop, jedoch für mich recht enttäuschend).
Top 3 – Konzerte 2012:
Richie Sambora – Berlin, Huxley: trotz enttäuschendem Album ein grandioses Konzert!
Opeth – Bochum, Christuskirche: Gänsehaut wegen Atmosphäre, Licht, Songauswahl. Schade nur, dass es keine Zugaben gab…
Annihilator auf dem 70.000 Tons
Flop 3 – Konzerte 2012:
Epica in Berlin – war ganz nett, aber mehr auch nicht… habe mich an der Band satt gesehen…
Bestes Festival:
Mit dem 70.000 Tons Of Metal-Schiff durch die Karibik schippern und dabei mit Metal beballert zu werden! Bereits zum zweiten Mal nicht enttäuscht worden!
Musikmoment des Jahres:
Unzählige Momente auf dem 70.000 Tons-Schiff… mit Jeff Waters quatschen, Bobby Blitz mit seiner Frau bei der Delphin-Show treffen, Michael von In Extremo total betrunken erleben, mit Kenny Winter über Tourismus philosophieren, im Fitness-Center auf Anette Olzon treffen, mit Mary Demurtas und Fabio Lione auf Italienisch plaudern und vieles mehr!
Und: Henry Rollins Spoken Words auf dem Wacken-Festival – habe großen Respekt vor ihm!
Enttäuschung des Jahres:
Die Europäische Union schwindet dahin.
ANDREAS WEIST
Beste Neuentdeckung:
Mumford & Sons
Größte Live-Überraschung:
Royal Republic
Top 5 – Alben 2012:
Birdy “Birdy”
Kylie Minogue “Abbey Road Sessons”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Muse “The 2nd Law”
Cro “Raop”
Flop 3 – Alben 2012:
Robbie Williams “Take The Crown”
Mando Diao “Infruset”
The Killers “Battle Born”
Top 3 – Konzerte 2012:
Philipp Poisel – Projekt Seerosenteich
Westernhagen – Hottentottenmusik
Gregor Meyle – Meile für Meyle
Flop 3 – Konzerte 2012:
keine
Bestes Festival:
Burg Herzberg Festival
Musikmoment des Jahres:
Udo Lindenberg (egal was er macht)
Enttäuschung des Jahres:
Gottschalk beim Supertalent
Held(en) des Jahres:
Pussy Riot
Depp des Jahres:
Peer Steinbrück
Gute Vorsätze für 2013:
Diesmal nicht!
ASTRID WEIST
Beste Neuentdeckung:
Christina Perri und Fun!
Größte Live-Überraschung:
Wallis Bird als Support von Boy im Exhaus Trier
Top 3 – Alben 2012:
Anna Depenbusch “Sommer aus Papier”
Gregor Meyle “Meile für Meyle”
Purple Schulz “So und nicht anders”
Flop 3 – Alben 2012:
Ich habe keine Zeit, mir schlechte Alben anzuhören!
Top 3 – Konzerte 2012:
Maria Mena Viktoria Tour im E-Werk Köln
Gregor Meyle live im Café Hahn in Koblenz
Philipp Poisel live in der Philharmonie Luxemburg (Meine Güte, was hat dieser Philipp Poisel nur was ich nicht habe??? Anm.d.Prakt.)
Flop 3 – Konzerte 2012:
Ich habe auch keine Zeit, mir schlechte Konzerte anzuhören!
Musikmoment des Jahres:
Auftritt mit dem Chorschatten beim Herbstkonzert in Fohren-Linden.
Held(en) des Jahres:
Alle, die trotz des angekündigten Weltuntergangs noch ein Apfelbäumchen gepflanzt haben.
Depp(en) des Jahres:
Alle, die sich freiwillig der öffentlichen Beurteilung durch Dieter Bohlen ausgesetzt haben.
Gute Vorsätze für 2013:
Zumindest nichts schlechter zu machen als 2012!
THOMAS WELSCH
Beste Neuentdeckung:
Witchcraft
Größte Live-Überraschung:
Billy Talent, 9.10., Düsseldorf
Top 3 – Alben 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken “The Death Defying Unicorn”
Baroness “Yellow & Green”
Deftones “Koi No Yokan”
Neil Young & Crazy Horse “Psychedelic Pill”
Torche “Harmonicraft”
Flop 3 – Alben 2012:
Brad “United We Stand”
Top 3 – Konzerte 2012:
Motorpsycho & Stale Storloekken, Leuven
Pearl Jam, Kopenhagen
Billy Talent, Düsseldorf
Flop 3 – Konzerte 2012:
keins
Musikmoment des Jahres:
Pearl Jam Konzert während “Baba O’Riley”.
BETTINA ZIMMERMANN
Beste Neuentdeckung:
Admiral Fallow
Jake Bugg
Größte Live-Überraschung:
Parov Stelar Band
Reptile Youth
Top 5 – Alben 2012:
Mumford & Sons “Babel”
Keane “Strangeland”
Of Monsters And Men “My Head Is An Animal”
Borko “Born To Be Free”
The Lumineers “The Lumineers”
Flop 3 – Alben 2012:
The Killers “Battle Born”
Placebo “EP3 (EP)”
Billy Talent “Dead Silence”
Top 5 – Konzerte 2012:
Mumford & Sons – Hurricane Festival, Scheeßel
Two Door Cinema Club – Große Freiheit 36, Hamburg
Nada Surf – Markthalle, Hamburg
Keane – Docks, Hamburg
Beatsteaks – FM4 Frequency Festival, St.Pölten Österreich
Flop 3 – Konzerte 2012:
New Order – Hurricane Festival, Scheeßel
The Stone Roses – Hurricane Festival, Scheeßel
Hey Rosetta! – Haus 73, Hamburg
Bestes Festival:
Open Air – Hurricane Festival Scheeßel
Clubfestival – Reeperbahn Festival Hamburg
Musikmoment des Jahres:
Musikpreis HANS in Hamburg
Enttäuschung des Jahres:
Konzertabbruch von Placebo nach nur einem Song auf dem FM4 Frequency Festival.
Held des Jahres:
RIP Oscar Niemeyer (Architekt von Brasilia)
Depp(en) des Jahres:
Rücksichtslose Zuparker in meiner Straße.
Gute Vorsätze für 2013:
Mehr und vor allem regelmäßig Erholungsurlaub (Urlaub? Was ist Urlaub? Anm.d.Prakt.)!
So etwas nennt man wohl kommerzielle Zeitverschiebung: Während die Konsumenten endlich bei Kerzenlicht und Weihnachtsstimmung angekommen sind, konzentriert sich die Musikbranche bereits auf Silvester und Karneval. Gut, dass Anfang des Jahres alles zusammen passt. Die Party zum Jahresabschluss, Après Ski und Narrensause. Hier liegt man mit der neuen Fetenhits goldrichtig und der Mann hinterm Mischpult kann auch gemütlich an der Theke stehen.
Drei CDs, 63 Titel, alles themenmäßig sortiert. Es gibt alte Hits und Aktuelles aus den Charts. Beispiele: Die Chartbreaker 2012 am Stück, nämlich “Gangnam Style”, “Call Me Maybe” und “I Follow Rivers”. Dann etwas für die südamerikanische Fraktion, abgeschlossen von “Ai Se Eu Te Pego”. Eine Sammlung von Partyschlagern (“Schatzi schenk mir ein Foto” und Konsorten), einige Dancefloor-Kracher und schließlich die deutsche Speerspitze von Peter Fox über Cro bis The BossHoss. Das war CD 1.
Nummer 2 lässt Robbie Williams beginnen (geht immer) und bietet eine bunte Mischung aus halbwegs neuem (“Euphoria”, “Hangover”) und ganz altem Material (“Heavy Cross”, Billy Idols “White Wedding”, ja sogar “I Was Made For Lovin‘ You” und Foreigners “Cold As Ice”). Wenn sich das auch recht zusammen gestückelt anhört, funktioniert das Konzept im Gesamten doch ganz gut. Was aber gar nicht geht sind Olaf Henning, DJ Ötzi und Andrea Berg zum Abschluss. Das reißt auch “Que, Sera, Sera” in der goldigen Version von Doris Day nicht mehr raus.
Die dritte Scheibe startet wieder discomäßig mit den Königinnen Jennifer Lopez, Rihanna und Lady Gaga. Olly Murs ist wohl unvermeidlich und Jan Delay mit “Oh Jonny” eine willkommene Ergänzung. Nach Culcha Candela wird es wieder skurril: Drafi Deutscher, Marianne Rosenberg und PUR verbünden sich mit den unsäglichen Das-geht-ab-die-ganze-Nacht-Grölern von Frauenarzt. Zum Glück zählen Europe schließlich “The Final Countdown” rückwärts und Abba wünschen ein “Happy New Year”. Vier Stunden Dauerfete mit Höhen und Tiefen. Klappt ganz gut.
Die Orsons, das sind vier junge Männer, Rapper, Sänger, Produzenten aus dem Raum Stuttgart, die sich selbst folgendermaßen beschreiben: Maeckes, der nachdenkliche Poet, Tua, ehemaliger Straßen-Rapper, der inzwischen als Produktions-Genie geachtet wird, Plan B, der genauso gut eine Karriere als Herz erwärmender Kabarettist starten könnte, und Kaas, der esoterische Indianer, der mehr meditiert als du denkst.
Diese vier unterschiedlichen Typen fanden sich zusammen, nachdem sie schon als Solokünstler unterwegs waren, um den deutschen HipHop zu revolutionieren: Während Rap in Deutschland sich ab 2001 in fester Hand von Gangster Rap befand, veröffentlichten die vier 2008 ihr Debütalbum und sorgten damit für einen Eklat: Plötzlich ging es um Liebe, rappende Schweine und Tretboot-Drivebys. Schlagworte wie “süß” und “schön” – bislang verpönt – gehören nun zum Wortschatz des deutschen Rap.
Zwei Longplayer erschienen bereits beim Label Chimperator, das auch den Senkrechtstartet Cro beheimatet. Mit diesem zusammen mischte man den Bundesvision Song Contest ordentlich auf. “Horst & Monika” basiert auf der wahren Geschichte eines ehemaligen NPD-Mitglieds namens Horst, das nach einer Geschlechtsumwandlung als Monika für Die Linke antrat. Kuriose Geschichte – kurioser Song. Erstaunend frisch erzählt, fröhlich und mit punkiger Attitüde. Hinzu kommt ein polyphones Song-Gerüst, das gut ins Ohr geht.
Die Idee der Single ist symptomatisch für die ganze neue CD “Das Chaos und die Ordnung”. Insgesamt recht poppig gehalten bietet es vergnügliche Unterhaltung mit Texten, die nachdenklich stimmen. Fette Beats auf der einen Seite, melancholische Songs auf der anderen. So entstand ein Album, das durch und durch ungewöhnlich ist und den Rap irgendwie in Richtung des Punk der Ärzte treiben lässt.
Die Orsons gehen im Herbst mit ihrem neuen Album auf erste, große, eigene Headliner Tour.
Nachdem sich in diesem Jahr nicht wirklich der ultimative Sommerhit heraus kristallisiert hat, ist es mal wieder Zeit für einen ordentlichen Sampler, um den Überblick zu wahren. Und Polystar / Universal legen hier mit der 3-CD-Box “Crazy In Love” ordentlich vor. Der Titel mag nebensächlich erscheinen – drehen sich doch gefühlte 99 Prozent aller Radiosongs um das emotionalste Thema der Welt. Die 62 Songs der Compilation geben jedenfalls einen guten Überblick und sind sogar halbwegs sortiert.
Newcomerin Carly Rae Jepsen bringt mit “Call Me Maybe” das Lebensgefühl einer jungen, neugierigen Generation auf den Punkt. Und US-Megastar Bruno Mars zeigt mit Schwung, wo diese Unverbindlichkeit hinführen kann: “Marry You”. Weitere Nummer-1-Hits folgen: “Heart Skips A Beat, “I Follow Rivers” und die Frischlinge Mic Donet (“Losing You”) und Jessie Ware (“Wildest Moments”) sind auch nicht weit. Allerdings haben sich die ewigen Unvermeidlichkeiten in die Zusammenstellung gemischt: Israel IZ mit “Over The Rainbow” und Marlon Roudettes “New Age”. Tolle Songs, aber irgendwann ist auch mal gut.
CD 2 geht einige Monate zurück und bietet Kracher wie “Somebody That I Used To Know”, “Video Games”, “Too Close” und “Paradise” – dazu Älteres von Katie Melua und The Cardigans sowie ein hübsches Acoustic-Triple: Melanie Fiona (“Give It To Me Right”), Lily Allen (“The Fear”) und Amy Macdonald (“The Furthest Star”).
Auf CD 3 wird’s schwerpunktmäßig deutsch – angefangen bei Max Herre, Poisel (“Eiserner Steg”) und Shooting Star Cro mit “Du”. Auch die englisch singenden nationalen Vertreter finden sich ein, zum Beispiel Mobileé, Roman Lob und Stanfour. Als Mixtape für die Liebste ist der Dreier durchaus zu gebrauchen. Und wer an den richtigen Stellen rein hört, bekommt zudem einen Überblick über die Single-Charts der letzten Monate.
Fünf Jahre nach dem letzten Freundeskreis-Album veröffentlichte Max Herre 2004 sein Solo-Debüt, das gleich wie eine Bombe einschlug. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis die Musikwelt merkt, was sie so schmerzlich vermisst hat. Herre war inzwischen in die Welt der Labels und Promoter eingetaucht, doch die Freude an der eigenen Musik ist ungebrochen. 2007 wurde gar der Freundeskreis kurzfristig wiederbelebt. Jetzt aber ist es Zeit für das dritte Solowerk mit dem Titel “Hallo Welt!”, dem Lebenszeichen, auf das alle gewartet haben.
Zunächst fällt die Anzahl an hochkarätigen Kollaborationen auf, die das Album füllt. Die Single “Wolke 7” featuring Philipp Poisel, die umgehend in die Charts einschlug, war da nur der Anfang. Wer so umtriebig ist wie Max Herre, baut sich viele Seilschaften auf. Cro und Clueso sind mit dabei, Samy Deluxe, Marteria, Patrice und Fetsum, für zwei Songs sogar Aloe Blacc (um nur einige zu nennen).
Schon die Single-Auskopplung zeigte, dass wir ein sehr filigranes Album erwarten dürfen. Max Herre war noch nie der Typ zum Auf-die-Pauke-hauen. Die leisen Töne machen ihn aus, eine Mischung aus Rap, Soul, Funk – gewürzt mit einer gehörigen Portion Reggae. Da ist er auch gerne zurückhaltend und überlässt den hochkarätigen Gästen das Feld. Und trotzdem wirkt nichts zerstückelt, denn Herre beherrscht die Kunstgriffe, um ein homogenes Album zu schaffen: Songs gehen ineinander über, es gibt Ansagen und Einspieler – als habe er sich eine eigene Radiosendung geschaffen, die es der Welt zu präsentieren gilt.
Das Konzept funktioniert in allen Punkten und Max Herre hat viel zu sagen: über die NS-Zeit in “Berlin – Tel Aviv”, über Wut und Neuaufbau in “Einstürzen Neubauen” und über den allgegenwärtigen Großstadt-Blues in “Solang”. Es gibt viele optimistische Momente und gemeinsam mit Aloe Blacc verwandelt Herre den Song “You Are So Beautiful” von Billy Preston in ein berührendes Liebeslied an seine Tochter “So wundervoll”.
Während Herre sich auf “Ein geschenkter Tag” ganz dem Folk verschrieben hatte, ist die Rückkehr zum HipHop mehr als gelungen. So poetisch kann nur er formulieren und den kritischen Optimisten geben.
Am vergangenen Wochenende ging bei sommerlich heißen Temperaturen das zwölfte FM4 Frequency Festival in St.Pölten zu Ende. Das verlockende Super-Line Up zog unter den geschätzten 160.000 Besuchern auch Festivalgänger aus den Anrainern in die niederösterreichische Landeshauptstadt, die sich auf den Empfang der Massen, mit Ausnahme der normalen Verkehrsengpässe zur Hauptanreisezeit, bestens eingerichtet hatte. Das Festival mit der Kombination aus Day- und Nightpark, welches nun zum vierten Mal in St.Pölten stattfand, startete in diesem Jahr erstmalig schon mit Headliner-Konzerten am Welcome Day. Allerdings durften die Camper erst ab mittags einchecken, so dass es zeitlich mit den am Nachmittag beginnenden Konzerten schon etwas eng wurde. Als Opener heizten Cro dem Publikum schon mächtig ein, gefolgt von einem stimmungsgeladenen Auftritt von dem mit der Hitze kämpfenden Ed Sheeran, der mit seiner dynamischen Akustikperformance im Sturm die Herzen der Festivalgänger eroberte. The Black Keys lieferten einen professionellen Auftritt, gefolgt von dem eigentlichen Headliner des ganzen Festivals The Killers, die die Mehrzahl der Festivalbesucher schon zum ersten Tag zum Frequency zogen und erwartungsgemäß ein wirklich umwerfendes Konzert mit einer großartigen Lightshow spielten.
Der zweite Festivaltag hielt wunderschöne Nachmittagskonzerte für uns bereit, obwohl Friends noch vor einer Handvoll von Leuten auf der Space Stage spielten. Schon bei der wundervollen Musik von The Maccabees und We Are Augustines auf der Greenstage füllte sich das Gelände langsam, schließlich waren die meisten auch noch bis früh im Nightpark unterwegs. Das zauberhafte Konzert von Ane Brun und die in der Halle spielenden Balthazar haben viel zu wenig Zulauf gefunden, bei dem herrlichen Wetter verirrten sich leider stets nur wenige in die UK Weekender Stage. Saint Etienne und Wilco spielten eher ruhige Sets, so richtig Stimmung wollte bei mir nicht aufkommen, dafür umso mehr bei dem Unterhaltungskünstler Jan Delay, der bei allen Partystimmung verbreitete. Im Anschluss präsentierte uns der gut gelaunte Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds ein Oasis-Stimmung versprühendes Set, dies sollten nur noch Placebo als Headliner des Abends toppen. Da war die Enttäuschung wirklich unermesslich groß, als sie bereits nach einem Song das Konzert aus gesundheitlichen Gründen abbrachen, da Brian Molko das Set offensichtlich nicht fortsetzen konnte, und uns mit einer Zusage zum nächsten Frequency vertrösteten. Das war eindeutig der Flop des Festivals, wofür natürlich keiner etwas konnte, es war nur etwas ärgerlich, weil sie bereits am Folgetag in der Schweiz schon wieder fit waren und ihr volles Set spielen konnten.
Den Freitag ließen viele dann eher langsam angehen, erst zu dem energetischen Auftritt von Yellowcard und The Hives füllte sich das Gelände so richtig. Während der Sound von Frittenbude über das gesamte Gelände schallte, mussten auf der UK Weekender Stage die eingesprungenden The Crookes und auch Fixers vor spärlichen 50-100 Leuten spielen, was ich persönlich sehr schade fand. Zu den charismatischen Bush feierte das gesamte Publikum an der Space Stage schon richtig ab, was dann bei den Beatsteaks noch einmal getoppt wurde. Ein großartiges und mitreißendes Set, Arnim und seine Jungs sind live einfach die Besten. The Beth Edges aus Wien zogen erstmalig ein großes Publikum in die Halle, und zu dem wirklich tollen Konzert von Mia. kamen trotz oder gerade wegen des parallel spielenden Headliners Korn ein Großteil der Festivalgänger. Vielleicht war Korn auch nicht gerade die richtige Headlinerwahl für das Frequency, trotzdem war der gesamte Platz an der Space Stage gefüllt und sie begeisterten das Publikum mit ihrer extrovertierten Performance.
Am vierten Festivaltag war es vor Hitze kaum auszuhalten, viele kauften sich noch Hüte als Sonnenschutz oder schnitten Bierpappen als Cap zurecht. Viele zogen es zunächst jedoch vor, in der Traisen zu baden und sich abzukühlen, anstatt sich auf das bratend heiße und sonnige Festivalgelände zu begeben. So eröffneten Cloud Nothings bei wirklich wenig Zuschauern den letzten Festivaltag auf der Space Stage, und auch Elektro Guzzi ravten mit tanzbaren elektronischen Beats vor überschaubarem Publikum. Bei Wallis Bird wurde endlich richtig die Bühne gerockt, und zu den im Anschluss spielenden, hübschen Norwegerinnen von Katzenjammer hatten sich dann doch viele Fans an der Green Stage eingefunden, um zu ihrer Musik zu tanzen und zu feiern. Milow profitierte von der guten Stimmung und machte gleich gut gelaunt weiter, die Fans waren jedenfalls hin und weg von seiner wundervollen Musik und seiner sympathischen Art. Zeitgleich mussten sich Glasvegas auf der Space Stage mit weniger Zuschauern zufrieden stellen, obwohl ihre teils epische Musik eigentlich mehr Zuspruch verdient hätte, folglich zeigten sie sich etwas mürrisch und weniger euphorisch als andere Bands dieses Nachmittags. Anders war es bei Hot Chip, den endlich wiedervereinigten Bloc Party und Parov Stelar Band, alle wurden frenetisch von ihren Fans gefeiert und machten ordentlich Stimmung. Auch die Sportfreunde Stiller füllten das Gelände um die Space Stage komplett, den krönenden Abschluss bildete das gut zweistündige Set der sagenumwobenen The Cure um Frontmann Robert Smith, sie rundeten das Festival Line Up mit ihrer Headlineshow noch einmal zu aller Zufriedenheit ab.
Nach insgesamt vier Festivaltagen, großartigen musikalischen Highlights und Sommerwetter pur blicke ich trotz brennender Füße und leichter Hitzeerschöpfung auf ein tolles Frequency Festival 2012 zurück. Bei so vielen Top Acts frage ich mich lediglich, warum das Festival eigentlich nicht ausverkauft war, umso mehr freuten sich andere, dass sie Tagestickets erwerben und für einen Tag mit dabei sein konnten. Der Shuttlebus zum Nightpark, Bahnhof und nach Wien funktionierte prima und war nach anfänglich schlechter Ausschilderung und schlecht informiertem Ordnerpersonal schon am zweiten Tag super zu finden. Das einzige, was mich als Anreisender aus Deutschland etwas gestört hat war die Kommunikation des Veranstalters zum Welcome Day. Zu Beginn sollte das Festival von Donnerstag bis Samstag stattfinden, dass schließlich DER Headliner des Festivals The Killers auf den Mittwoch angekündigt wurde, war sicherlich für viele dann eine echte Überraschung. Glücklicherweise konnte ich es doch noch einrichten, rechtzeitig am Festivalgelände einzutreffen, allerdings war auch der Shuttlebus nach Wien nicht darauf abgestimmt und fuhr nachts nicht mehr zurück. Als konstruktive Kritik möchte ich anbringen, dass es zukünftig schön wäre, wenn wenigstens 1 Liter Tetrapacks zugelassen werden würden, so wie es auf vielen anderen Festivals üblich ist, da gerade bei solchen Temperaturen eine ständige Flüssigkeitszufuhr unabdingbar ist, auch wenn man innerhalb der ersten Welle steht. Alternativ wäre auch der Zugang zu einer Bar dort denkbar. Was das kulinarische angeht denke ich, dass da ist auf jeden Fall noch Verbesserungspotential vorhanden ist, nicht jeder will Fast Food essen, der Handbrot- und Burrito-Stand waren da die einzigen positiven Beispiele.
Alles in Allem waren es aber vier wundervolle Tage, da kann man sich jetzt schon auf das nächste FM4 Frequency Festival in St. Pölten freuen. Ich werde auf jeden Fall mit dabei sein!
Der Sommer ist in diesem Jahr spät an. Für viele Kids hat die Schule schon wieder angefangen – jetzt, wo plötzlich 30 Grad auf der Skala leuchten und die Freibäder Hochkonjunktur haben. Als hätten Warner Music die Verspätung geahnt, kommt nun der Sampler schlechthin, der wie die Faust aufs Auge zu den Temperaturen passt. “I Don’t Like Reggae” heißt das gute Teil und man vergisst auf dem Cover auch nicht den kultigen Zusatz “I Love It”.
Jetzt könnte man meinen: Reggae-Sampler? Gibt es schon genug auf dem Markt. Immer die gleiche Mucke, Bob Marley grinsend im Sonnenschein. Aber hier hat man sich was Neues einfallen lassen. Denn es sind bekannte (und vor allem deutschsprachige) Hits, die im neuen Gewand präsentiert werden. Alles hohe Kaliber aus den aktuellen und leicht angegrauten Charts. Frida Gold (“Wovon sollen wir träumen”), Tim Bendzko (“Nur noch kurz die Welt retten”), Jupiter Jones (“Still”), Jennifer Rostock (“Ich kann nicht mehr”) und viele mehr. Selbst Cro steuert mal wieder eine neue Version von “Easy” bei. Insgesamt 14 Titel.
Wäre nicht die Reggae-Thematik, könnte es sich um einen Chartsampler “Best of Deutschpop” der letzten zwei Jahre handeln. Doch erwartungsgemäß ist nun alles verbunden mit dem typischen Stakkato-Rhythmus, Schlagzeugphrasen im Offbeat, bisweilen Blechbläsern und Synthesizern. Reggae halt. Klingt echt – auch wenn man die Songs aus ganz anderem Kontext gewohnt ist.
Die Veränderungen der originalen Arrangements sind zum Teil gewaltig. Am ungewohntesten dann, wenn es sich ursprünglich um Balladen handelt (Julis “Regen und Meer” beispielsweise). Cros “Easy” hingegen hört sich auch in dieser Version an, als sollte es so klingen. Ein unkaputtbarer Sommerhit.
Zur Einstimmung auf den Spätsommer eine schöne Zusammenstellung. Freunde guter deutscher Musik, die mal über den Tellerrand hinaus schauen möchten, dürfen hier bedenkenlos zuschlagen. Reggae-Puristen allerdings sollten zur Sicherheit vorher reinhören. Könnte ihnen hier und da zu seicht sein.
Cro ist ein Name, an dem man momentan nicht vorbei kommt. Er ist der Shooting Star der deutschen Szene und hat sich diesen Status hart erarbeitet. Bei YouTube, in der Facebook-Community und selbst eine iPhone-App nennt der Rapper sein eigen. Das alles noch bevor das Debütalbum das Licht der Welt erblickt hat.
Mit vielen Songs wurde die Netzwelt aber schon im voraus überschwemmt. Zum großen Teil als freie Downloads, mit jugendgemäß aufgemachten Videos und allen voran die Single “Easy“, die als wahrer Ohrwurm allerorten die Charts stürmte. Könnte ein One-Hit-Sommerwunder sein. Um so gespannter war ich, das komplette Album zu hören. Und Überraschung: Die hohe Qualität hält sich vom ersten bis zum letzten Track.
Da haben wir zunächst das typische Intro, in welchem der Rapper seine Weltsicht darlegt und sich von den Kollegen abgrenzt. Bei Cro nicht böse und überheblich, sondern mit fettem Augenzwinkern. Dann der Track “King of Raop“, der den eigens kreierten Musikstil in einer Mischung aus Rap und Pop sehr eingängig vorstellt.
Cro grenzt sich ab von allen Aggro-Typen und Ghetto-Kids. Seine Musik hat eine durch und durch optimistische Grundhaltung und nähert sich damit dem Reggae an, wie dies schon lange kein Rapper mehr getan hat. In vielen Texten und melodischen Elementen erinnert er an die Anfangszeiten von Fettes Brot und den Fanta 4. Und dann darf in “Meine Zeit” auch mal eine Kindermelodie nach Art von “Löwenzahn” Einzug halten.
Okay: alles ist sehr teenie-kompatibel gehalten. Dazu kommt die Pandamaske, die der Rapper auf der Bühne und auf offiziellen Fotos trägt. Erwachsene schmunzeln darüber und lassen die Jugend ihr Ding machen. Aber was habe ich auf dem Kunst!Rasen-Open Air in Bonn erlebt? Auch der gestandene Endvierziger wippt entspannt zu “Easy” und lächelt selig, wenn sich die Klänge von Bonny Hebb’s “Sunny” dazwischen mischen.
Cro ist so etwas wie der neue Peter Fox. Konsens-Künstler und kompatibel für viele Altersklassen. Man darf gespannt sein, wie er in die Charts einschlägt. Ich prophezeie mal, dass es nicht beim momentanen Strohfeuer bleibt und er sich langfristig etablieren kann. Macht einfach Laune, ihm zuzuhören.