Die zweite Bandwelle inklusive Tagesaufteilung wurde heute veröffentlicht. Es gibt exklusive Festivalauftritte von Kings Of Leon, Bring Me The Horizon, Rise Against, Limp Bizkit und Incubus!
Außerdem neu mit dabei: Bounty & Cocoa, Brutus, cleopatrick, Flogging Molly (eröffnen das Festival am Freitag), Gojira, Halestorm, Kontra K, Set It Off, Spiritbox, Sum 41 & The Warning.
Das neue Car & Tent Camping war bereits ausverkauft, aber man konnte den Bereich vergrößern und Tickets hierfür sind ab sofort wieder verfügbar.
Im Juni 2023 werden erneut rund 160.000 Musikfans zu Rock am Ring und Rock im Park pilgern, um die Festivalsaison einzuläuten. Eine Veranstaltung, bei der zwei, wenn nicht gar drei Generationen an Musikfans aufeinandertreffen.
Wie kein anderes deutsches Festival bestechen Rock am Ring und Rock im Park im nächsten Jahr durch ein Programm, das mit seiner herausragenden Vielfalt Innovation und Tradition vereint.
Neben den bereits bestätigten Headlinern Die Toten Hosen werden allen voran Kings Of Leon bei europaweit exklusiven Festivalshows zeigen, dass sie den Weg von der Family-Rockband zum Stadion-Act mit Sexappeal ohne Qualitätsverlust hinbekommen haben. Bring Me The Horizon mit ihrem charismatischen Frontmann Oli Sykes beweisen bei Ring und Park wie zeitgemäß harte Musik klingen kann. Rise Against verbinden ihren Punk-Sound mit Hardcore-Einschlag. Ebenso wie die Pop-Punk-Pioniere Sum 41, die der Jugend vor Augen führen, wo der aktuelle Sound um Yungblud und Co. herkommt. Mit Fred Durst wird ein Enfant Terrible des Crossover die Bühne betreten: Seine Band Limp Bizkit führte den Mix aus Rock und Rap in neue kommerzielle und musikalische Höhen. Abgerundet wird das Programm – nach langer Live-Pause – durch die Alternative-Rocker von Incubus.
Die französische Metalband Gojira, Elizabeth „Lzzy“ Hale und ihre Mitstreiter Halestorm, Rapper Kontra K und die kanadischen Spiritbox um Sängerin Courtney LaPlante sind ebenfalls bestätigt. Eröffnen wird Rock am Ring in diesem Jahr die US-amerikanische Folk-Punk-Band Flogging Molly auf der Hauptbühne.
Außerdem hinzu gekommen im Line-Up: Bounty & Cocoa, Brutus, cleopatrick, Set It Off und The Warning. Eine vollständige Liste der Bestätigungen in alphabetischer Reihenfolge gibt es hier:
Apache 207
Arch Enemy
Architects
AViVA
Badmómzjay
Bounty & Cocoa
Boy Bleach
Boysetsfire
Bring Me The Horizon
Brutus
Bury Tomorrow
Carpenter Brut
Charlotte Sands
cleopatrick
Dead Sara
Die Toten Hosen
Employed To Serve
Evanescence
Fever 333
Finch
Flogging Molly
Giant Rooks
Gojira
Halestorm
Hollywood Undead
Hot Water Music
Incubus
Jinjer
Juju
K.I.Z
Kings Of Leon
Kontra K
Lauren Sanderson
Limp Bizkit
Machine Gun Kelly
Maggie Lindemann
Mantar
Mehnersmoos
Meshuggah
Motionless In White
NOFX
Nothing But Thieves
nothing,nowhere.
Nova Twins
Pantera
Papa Roach
Provinz
Rise Against
Set It Off
Silverstein
Spiritbox
Sum 41
Tenacious D
The Chats
The Distillers
The Menzingers
The Raven Age
The Warning
Three Days Grace
Touché Amoré
Turnstile
VV
Yungblud more to come
Rock am Ring und Rock im Park finden vom 02.06. bis 04.06.2023 am Nürburgring/Eifel bzw. am Zeppelinfeld/Nürnberg statt.
Tickets und weitere Informationen unter www.rock-am-ring.com und www.rock-im-park.com.
More to come in early 2023! Wir wünschen Happy Holidays, liebe Ringrocker!
Erinnert sich noch wer an Woodstock 99? Massen von Menschen, Vandalismus und die Zerstörung eines gesamten FOH-Turms, während des Konzerts der Weichkekse um Fred Durst. Gerade dieser Auftritt am 24. Juli 1999 spiegelte die zügellose Wut einer ganzen Generation wider. Heute, satte 17 Jahre später scheinen sich sowohl Band, als auch Publikum, das doppelt so alt ist wie früher, darüber einig zu sein, dass die Zeit vorbei ist. Die ist auch nicht weiter schlimm, Vergangenes ist vergangen. Wäre da nicht die unermessliche Arroganz von Fred Durst, das Publikum nach gefühlt jedem Song zu beleidigen. Und das auch noch für satte 50 €. Verbrauchter Musiker müsste man sein.
Dabei hätte alles so gut sein können. Waren Limp Bizkit noch vor zwei Jahren im Kölner Palladium eine Marke für sich, ist nach den ersten beiden Songs Rollin und Break Stuff nur noch wenig von der Wut und Intensität vergangener Tage zu spüren. Songs ziehen sich in die Unendlichkeit aufgrund unvorhergesehener Interludes und Beleidigungen des geistig verwirrten Mannes mit Schlapphut und Baseball-Jersy. Nuschelnd stammelt der 45-jährige Durst Sätze ins Mikrofon, die anscheinend eher an sich selbst gerichtet sind, als an die ausverkaufte Mitsubishi Electric Halle. Irgendwann platzt dem Frontmann völlig aus dem nichts der Kragen “What the fuck is wrong with you?” Die Antwort folgt prompt: “We don’t like your fucking haircut.” Zugegeben, der war gut. Bei Songs wie My Generation beruhigt sich die Lage wieder. Und mit beruhigen ist gemeint, dass die Menge das macht, was von ihr erwartet wird: Fäuste fliegen wie Schüsse durch die Luft. Zu Livin It Up begibt man sich selbst auf Tuchfühlung in die vorderen Reihen, jedoch nur für zwei Minuten. Zu viele Körperflüssigkeiten werden da von massiven Fleischklopsen ausgetauscht. Also in Form von Schweiß.
Natürlich gibt es auch vereinzelt Highlights, wie das unerwartete Walking Away. Eine schöne Balladen-Alternative zum eintönig verkommenden “Behind Blue Eyes”, das wenn überhaupt nur noch auf Konzerten vom Band gespielt wird. Am meisten Spaß macht es jedoch dem Berliner Aushilfsbassisten Samuel G. Mpungu zuzugucken, der noch echte Spielfreude beweist und auf der Bühne auf und abspringt mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Der 23-jährige lässt als Einziger den Hype vergangener Zeit aufleben, nicht zuletzt weil er mit der Musik selbst aufgewachsen ist. Der Mission Impossible Klassiker Take A Look Around hebt das Konzert auf einen mittelmäßigen Auftritt einer Band, die das Größte an Spielfreude über die Jahre eingebüßt hat. Wer einmal zu den Evergreens von “Chocolate Starfish and the Hotdog Flavored Water” und “Significant Other” in Nostalgie versinken will, dem kann die Band auf einem Festival durchaus empfohlen werden. Aber nicht bei einem regulären Konzert für 50 €.
Limp Bizkit bestätigt Deutschland-Tournee im Sommer 2015
Headline-Shows im Juni in Leipzig, Berlin und Hamburg
Es gibt wohl kaum eine Band, die das Nu Metal Genre derartig beeinflusst haben wie Limp Bizkit und die beeindruckende Zahl von mehr als 40 Millionen verkauften Tonträgern macht das Quintett aus Jacksonville/Florida zu einem der erfolgreichsten Rock-Acts der letzten Dekade. Im Sommer 2015 lassen Fred Durst & Co. das gigantische Rockmonster wieder auf den deutschen Bühnen los und bestätigen neben den bereits angekündigten Auftritten bei den beiden Mega-Festivals „Der Ring – Grüne Hölle Rock“ am Nürburgring und „Rockavaria“ in München drei weitere Headline-Shows in Deutschland. Limp Bizkit spielen am 1. Juni in Leipzig im Haus Auensee, am 2. Juni in Berlin auf der Zitadelle und am 3. Juni in Hamburg in der Sporthalle.
Limp Bizkit Tour 2015
01.06.2015 Leipzig
02.06.2015 Berlin
03.06.2015 Hamburg
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Manche Bands haben eine Garantie für extrem anstrengende, aber auch entsprechend dynamische und energiegeladene Shows. Limp Bizkit waren dafür schon immer ein Vorreiter gewesen. Dabei muss die Band aus Jacksonville, Florida auf ihren Konzerten nicht einmal großartige Ansagen heraushauen. Ihre Fans wissen genau, wann sich ein Pitgraben öffnen muss, wann einem die Füße zum Abheben verhelfen sollen und wann Ellenbogen und Fäuste benutzt werden sollen. Unvergessen bleibt der Moment, als Fred Durst bei Rock am Ring 2013 einfach nur das Wort „Alright Partner!“ sagen musste, um erste Moshpits zu entfachen, ganz ohne Musik.
Genug der warmen Worte, lasst die Odyssee der Blutergüsse und Prellungen beginnen! Mit einer leichten Verspätung, wird es um 21:15 Uhr dunkel in den Hallen des Kölner Palladiums. 4000 Köpfe warten nur darauf endlich „Get the fuck up!“ zu brüllen. Doch zuerst müssen sie noch ein schier endloses Intro ertragen, ehe Limp Bizkit mit „The Propaganda“ loslegen. Innerhalb der ersten zweieinhalb Minuten ist das Shirt schweißgetränkt. Wie Spartaner vor einer Schlacht blickt man in wahnsinnige, nahezu frenetische Gesichter. „Jaaa! Jaaa!“ brüllen sich zwei Halbwüchsige gegenseitig an und springen gemeinsam einen zwei Meter Schrank um. Herzlich Willkommen im Land der Schmerzen! Fred Durst, neuerdings mit Bart und bewährter Basecap zeigt sich kontaktfreudig und in guter Form. Wes Borland, heute in komplett schwarzer Montur, und seine Gefolgsleute, stehen dem in nichts nach. Das erste Highlight bahnt sich bei „Hot Dog“ an, als Mr. Durst vier Fans auf die Bühne holt, die den Song am Mikro und den Instrumenten spielen sollen. Das Intro klingt großartig, das „Get The Fuck Up“ vom sichtlich nervösen Sänger ist druckvoll genug, dass die Meute dem nachkommt. In der Strophe zeichnet sich allerdings schnell ab, dass das Verkack-Potenzial bei den ganzen „Fucks“ im Text relativ hoch ist. Nach gut einer Minute Spielzeit erlöst Fred Durst den armen Kerl und nimmt ihm das Mikro aus der Hand. Trotzdem, Respekt an den Herren, dass er zu „Fuck“ Nummer 12 von 48 überhaupt gekommen ist.
Auch wenn es an vielen „Fans“ vorbei gegangen sein mag, performen Limp Bizkit zwei absolute Raritäten in der Mitte des Sets: „Stalemate“ und „Sour“ aus ihrem Debütalbum „3 Dollar Bill Y’all“ werden in voller Länge gespielt, letzterer zum ersten Mal seit mehreren Jahren. Das muss doch pure Euphorie beim Publikum hervorrufen?! Fehlanzeige! Nahezu emotionslos werden die beiden aufgenommen. Eine absolute Schande, wenn man bedenkt, dass diese Songs so gut wie nie gespielt werden. „You look a little bit confused!“, merkt ein wenig beleidigter Grumpl-Fred vollkommen zurecht an. Fast schon entschuldigend kann man die Szene auffassen, in der sich das Palladium bei „My Generation“ einfach während des Songs hinsetzt: „Do you think we can fly? Do you think we can fly???“ brüllen 4000 wutentbrannte Fratzen Limp Bizkit an. „Well I Do!!!“ kann nur die Antwort mit drei Ausrufezeichen sein. Danach Eskalation. Fäuste. Crowdsurfs. Noch mehr Fäuste. Verdammt, wo ist der Notausgang aus dieser Höllenbrunst? Bitte, ein Königreich für eine Pause. Die Gebete werden mit einem kurzen DMX-Interlude erhört. Fred Durst nutzt die Zeit sich von seinen Kollegen zu verabschieden und einen kurzen Ausflug Richtung Publikum zu machen. „Nookie“ wird auf dem Tresen und auf dem Technikpult mitten in der Halle performt. Kurze Zeit steht die Angst der Security ins Gesicht geschrieben, dass Crowdsurfs die Technik überrennen, aber die hält dem Druck stand. Alter, was für eine Show.
Dann ist es Zeit innezuhalten für die einzige Ballade des heutigen Abends. Ein wenig muss man da schon grinsen, denn „Behind Blue Eyes“ wird einfach vom Band gespielt. Die naheliegende Vermutung ist wohl, dass abgesehen von Fred Durst, sämtliche Mitglieder keine Lust mehr auf das The Who Cover haben. Dennoch sorgt der Song für Gänsehaut, vor allem, wenn das Ende a capella vom Publikum gesungen wird. Trotzdem ein guter Moment seine letzten Kräfte für „Take A Look Around“ und das alles vernichtende „Break Stuff“ zu mobilisieren, bei dem noch einmal alles abverlangt wird. Ein letztes Mal wird „Staying Alive“ als Interlude noch mitgetanzt, dann verabschieden sich Limp Bizkit nach gut 100 Minuten von der Bühne.
Was bleibt zu resümieren? Wir fassen zusammen:
Eine überraschende Setlist mit zwei richtigen Raritäten
Ein Publikum, welches nicht besser hätte sein können
Eine routinierte, aber zu keiner Zeit langweilende Band
Schmerzende Gelenke, eine heisere Stimme, von Schweiß durchnässte Klamotten
Eine perfekte Erinnerung an ein großartiges Konzert, wohl eines der besten, das in diesem Jahr stattgefunden hat
Lange war es ungewiss wie die Zukunft des größten Festivals Deutschlands Rock am Ring aussehen mag. Dass die Knappheit des Geldes ein immenses Problem für den Nürburgring ist, stellt längst kein Geheimnis mehr dar. Die Politik rund um den ehemaligen Ministerpräsidenten Beck hatte die Sorgen der Ausrichter unendlich vieler Autorenn- und Musikveranstaltungen nicht gerade gemindert. Glücklicherweise konnte man sich am Ende irgendwie einigen, so dass die 28. Ausgabe von Rock am Ring pünktlich am Freitag starten konnte.
Angereist wird bereits am Sonntag auf den altbewährten C2 Zeltplatz, der einem schon so viele schlaflose Nächte durch Parties, Musik und die Zeltplatzterroristen gebracht hat. Letztere sind zum ersten Mal übrigens nicht vollzählig angereist, da ihnen Rock am Ring allmählich zu viele Regeln beinhalte. Im späteren Verlauf des Berichts wird sich herausstellen warum so manche Regeln doch ihre Berechtigung haben und trotzdem eine gewisse Anarchie ständig präsent ist. Ansonsten ist alles beim Alten: Nachbarn begrüßt man anprostend mit Dosenbier, wahlweise „Turmbräu” oder „5,0″, verabredet sich zu Bierpong oder zu einem Ründchen Flunkyball. Ja, es könnte alles idyllisch sein – doch plötzlich, ein lauter Knall wenige Meter neben uns! Was war das? Rauchbomben? Schnellfeuerwaffen? Nein, nur ein China Böller, den unsere Nachbarn aus Kaiserslautern auf ihrem Grill angezündet haben. Puh, noch mal Glück gehabt. Vorerst…
Am Abend stehen schon die ersten Konzerte auf dem Programm. In einem kleinen Gästehof mit Eventzelt geben sich KMPFSPRT, Kapelle Petra und die einzigartigen Kassierer die Ehre. Wer Letztere noch nie zuvor hautnah erleben konnte, bekommt seinen ersten Kulturschock, noch bevor das Festival überhaupt anfängt. „SAUFEN, SAUFEN, JEDEN TAG NUR SAUFEN!” schallt es aus hunderten durstiger Kehlen. Schnell fliegen die Klamotten von Frontmann Wolfgang Wendlandt, dem wohl dicksten Punkrocker auf diesem Festival, und er steht wie Gott ihn schuf vor den ca. 1500 Leuten. Es wird gelacht, getrunken und sich aufs niveauloseste artikuliert. Alles ganz lustig soweit, bis mehrere Leute das unglaubliche Bedürfnis verspüren auf Traversen klettern zu müssen, die senkrecht aus dem Boden herausragen, sodass die Band ihr Programm unterbrechen muss. Schade eigentlich, bis dahin waren „Blumenkohl am Pillemann” oder „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist” doch recht unterhaltsam. Zurück auf C2 geht das feuchtfröhliche Zündeln mit „Pyrotechnik ist kein Verbrechen!” – Gegröle weiter. Andere verziehen sich lieber ins Zelt, da die morgigen Bands weitaus mehr wert sind, als ein Feuerchen unter Ringrockern.
Der Freitag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und wunderbaren 25 Grad im Schatten. Man öffnet entspannt das erste kühle Blonde, spielt Flunkyball – und sieht wie die Nachbarn aus Kaiserslautern eine gesamte Mülltonne in ein riesiges offenes Feuer werfen. Zum Glück hat die Security in diesem Jahr weniger Nachsicht mit Leuten, die Raketen als Artillerie benutzen oder halt mit Müll den gesamten Zeltplatz abfackeln wollen. Daher geht es nach dieser Aktion für den Großteil der Truppe nach Hause mit einem weinenden und einem betrunkenen Auge.
Nebenbei steht am Nachmittag ein ganzer Haufen großartiger Bands auf der Bühne, wie zum Beispiel Imagine Dragons auf der Center Stage. Zwar passt das Wort „Rock” nicht wirklich zu der Gruppe aus Las Vegas, dennoch werden sie vom Publikum bei jedem Radiohit ordentlich abgefeiert. Musikalisch sieht es auf der Alternastage dann doch deutlich härter aus. A Day To Remember betreten am frühen Abend die Bühne und zum ersten Mal in diesem Jahr erlebt die Alternastage ein richtiges Erdbeben. Luft wird verprügelt, die ersten blutüberströmten Gesichter taumeln Richtung Zelte der Sanitäter, aber mit einem Lächeln auf den geschwollenen Lippen. Verabschiedet wird sich standesgemäß mit „The Downfall Of Us All” bei dem das Publikum noch einmal alles gibt. Ja, der Freitag ist von den Bands her das qualitativ beste und vielseitigste Line-Up. Dies untermauern auch Wax auf der Clubstage, die derzeit mit ihrem Hit „Rosana” in sämtlichen Radiostationen weltweit zu hören sind. Die richtigen Pfunde lassen aber noch auf sich warten. Neben den Broilers (Award für das aggressivste und härteste Festival-Konzert des Rings, dagegen sehen ADTR wie ein Haufen von Anfängern aus) und Bullet For My Valentine, gibt es auf der Alternastage Trailerpark-Musik par excellence: Die Begründer des NuMetal Limp Bizkit und KoRn geben sich heute nacheinander die Ehre. Die Weichkekse beginnen direkt mit ihrem Klassiker „Rollin’”. Fred Durst, in weißem Hoodie und Gandalf Bart, lobt das Publikum ein ums andere Mal für seine Gesangseinlagen, vor allem bei „Behind Blue Eyes”. Wes Borlands heutiges Outfit könnte von dem Herrn der Finsternis dieses Mal höchst persönlich geschneidert worden sein: Mit einer neonweißen Maske, blau/braunen Augen und pechschwarzen Zähnen hämmert er ein Riff nach dem anderen heraus. Manches 16-jährige Mädchen wird deshalb wahrscheinlich noch tiefste Albträume von ihm haben. Die vorderen Reihen quittieren dies eher mit einer minütlichen Wall Of Death. Als KoRn mit „Freak on a Leash” ihr Set beenden, sind die meisten so dermaßen im Arsch, dass sie sich nur mit Mühe und Not zu ihren Zeltplatzen schleppen. Dort geht die Party bis in die frühen Morgenstunden weiter.
Wes Borland als Dämon aus der Hölle
Das Ringwetter ist ja geprägt von Regen. Am Samstag ereilte einen die lang erwartete Sintflut bei Papa Roach auf der Centerstage. Das bringt jedoch Jacobi Shaddix nicht aus der Ruhe in den Fotografengraben zu gehen und das wohl schönste Foto des gesamten Festivals von sich machen zu lassen. Danke für diese Pose.
Jacoby Shaddix hautnah am Samstag auf der Centerstage
Kaum sind Papa Roach vorbei, legt sich auch der Regen wieder. Eine kurze Pause an Marios Pizza, gefolgt von einem nahrhaften Knoblauchbaguette, schon ist man wieder bei seinen Kräften, um in die vorderste Reihe bei Biffy Clyro zu marschieren. Diese verwöhnen die Menge mit einem Best-Of der letzten beiden Alben „Opposites” und „Only Revolutions”. Tocotronic gehen anschließend ein wenig unter, Stimmung will bei den Hamburgern einfach nicht wirklich aufkommen, trotz einer grandiosen Setlist. So endet ihr 45-minütiges Konzert ein wenig abrupt mit „Drüben auf dem Hügel”. All diese Nachmittagsbands kann man als einen kleinen Vorgeschmack empfinden, auf das was einen am Abend erwartet. Als man es sich gerade gemütlich macht mit einem Bier auf der „Scheiiiiß Tribüne”, bekommt man eine SMS, dass eine Berliner Band gerade auf der Clubstage ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Jahr geben wird. Und zack, schon steht man in der ersten Reihe der Beatsteaks. Eine gelungene Überraschung!
Überraschungskonzert der Beatsteaks auf der Clubstage
Die Sonne geht allmählich unter, ein Schwarz erfüllt den Himmel, wolken- und sternenlos. Dann der erste konzentrierte Lichtstrahl von der Bühne, mitten in die Menge. „Where are my voodoo people? WHERE ARE MY VOODOO PEOPLE?!?!” Es hämmert aus den Boxen und The Prodigy beginnen ihr Set. Danach gibt es kein Halten mehr. Alles was ich eben über die Broilers geschrieben habe: Vergesst es! Menschenmassen verschmelzen zu einer riesigen Welle, die ständig in Bewegung ist. Man will gar nicht wissen wie viele Leute sich in diesen 90 Minuten verletzt haben und zugleich eines der wohl besten Konzerte ihres Lebens gesehen haben. Während der Hälfte des Sets wechselt man ein weiteres Mal auf die Alternastage. Nicht etwa wegen der Leistung von The Prodigy, die war großartig, sondern um den Abend mit der Freundin gemütlich bei The Killers ausklingen zu lassen. Nach „When You Were Young” inklusive Feuerwerk macht man sich bereit für den letzten Tag und der beginnt mit…
REGEN. Das ist das erste was einem in den Sinn kommt, wenn man sein Zelt aufmacht und sich diesen Rotz von Wetter angucken muss. Die Stimmung ist dementsprechend bedeckt. Zwar werden immer noch Leute an irgendwelchen Gegenständen festgetapet, es wird weiter das Kartenspiel „Kings” gespielt, aber die Motivation bei allen Mitstreitern den langen Hügel von C2 aus zum Festivalgelände zu besteigen, hält sich doch eher in Grenzen. Scheißegal, geht man halt alleine nachmittags dorthin. Mit Dosenbier bewaffnet macht man sich auf die Reise. Heute beherrscht der Hip Hop die Alternastage. So spielen nacheinander Die Orsons, Blumentopf, A$AP Rocky und zeigen, dass es auch eine Daseinsberechtigung für Sprechgesang auf dem Ring gibt. Andernorts zerschmettern gerade Bullet die Clubstage. Ein kleiner Mann, vielleicht 1,50 m, jedoch mit einer wahnsinnigen Stimme, welche selbst Brian Johnsons Gesang in den Schatten stellt, kann die halbvolle Clubstage für sich begeistern.
Am Abend gibt es eine Premiere. Green Day dürfen, zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte , den Ring headlinen. Für diese Ehre haben sie sich etwas Besonderes ausgedacht und holen gleich mehrere Leute auf die Bühne, um mit ihnen Songs zu singen.
Lassen sich ordentlich feiern: Green Day als Abschlussact am Sonntag auf der Centerstage
Den glorreichen Abschluss macht jedoch die wohl bekannteste Dancehall-Combo Deutschlands. Seeed zeigen wie Blumentopf und A$AP Rocky heute Mittag, wie wichtig die Vielfalt von Genres auf Festivals ist und sichern sich den Platz für den besten Sonntags-Act, zum Einen wegen der großartigen Setlist – „Dancehall Caballeros” direkt zu Beginn, wie geil ist das denn bitte? – bis hin zu Mitmach-Aktionen wie dem Harlem Shake, inklusive „Kleidungsstücke rumwirbeln”. Ein absolut würdiger Abschluss.
Sicherlich werden viele Festivalisten über gewisse Aspekte etwas zu meckern haben: Beispielsweise waren die Ordner, was das Organisatorische anging nicht immer auf der Höhe. Außerdem hörte man immer wieder die gleiche Leier: „Rock am Ring ist voll scheiße geworden. Da spielt jetzt sogar der schwule Panda, was soll das?”.
„Kommerz am Ring” hin oder her, das was Marek Lieberberg und sein Team dieses Jahr veranstaltet haben, überzeugte weitgehend auf ganzer Linie. Ein großer Pluspunkt war wie immer das gut ausgesuchte Line-Up, bis hin zur Sicherheit auf den Zeltplätzen. Wie es auch weiter geht mit der Ringplanung in den nächsten Jahren, 2013 war eine hervorragende PR für die Location.