Ein Konzerterlebnis für alle Generationen – „König der Löwen“, Arena Trier
Das Publikum war gespannter Erwartung – das konnte man gestern in der Warteschlange vor der Arena Trier merken. Vom Kleinkind bis zu Senior*innen war alles vertreten, um das Konzert „König der Löwen – The Music live in Concert“ zu erleben. Eigentlich war mit dem Titel schon alles gesagt. Es ging um die Musik, also nicht um eine Aufführung des Musicals oder das orchestrierte Zeigen des Films. Und doch hörte ich aus den Gesprächen rundrum einige Unsicherheiten, bin aber überzeugt, dass die Anwesenden vom Ergebnis letztendlich nicht enttäuscht waren.
Angetreten war das „Cinema Festival Symphonics“ Orchester unter der Leitung von Stephen Ellery, mit umfangreicher instrumentaler Besetzung, einem Chor aus rund 15 Sänger*innen und einem Pool an Solist*innen wie der wundervollen Kim Shepherd, die ihre ganze Musicalerfahrung in ihre Interpretation einfließen ließ und durchweg überzeugte.
In der ersten Hälfte war alles – da will ich ehrlich sein – noch etwas ungewohnt. Der Chor stand ziemlich beengt auf der rechten Seite und stand sich manchmal selbst im Weg. Aber es gab viel Elan in der Performance und eine große Spielfreude beim Orchester, dessen Dirigent es schaffte, eine starke musikalische Atmosphäre aufzubauen. Die Leinwand-Animation war okay, aber auch nicht überwältigend. Das ist kein leichtes Unterfangen, wo das Publikum doch die bekannten Bilder aus dem Disneyfilm oder dem Stagemusical gewohnt ist. Hier aber gab es ganz neue Zeichnungen, die zwar recht gelungen waren, die ich aber nicht gebraucht hätte, um in die Stimmung der Musik einzutauchen. Zudem die Filmsequenzen sehr einfach gehalten waren. Da hätten es Einzelfotos auch getan.
Jedenfalls war die Musik von Hans Zimmer mit den Songs von Elton John hervorragend umgesetzt. Man hatte sich entschieden, nicht die bekannte Reihenfolge der Geschichte einzuhalten, sondern wirbelte wild durch die Charaktere. Das passte aber ganz gut. Afrikanische Rhythmen und der sehr gute Chor beherrschten die Szene und wechselten sich mit orchestralen Passagen ab. Man startete mit „The lion sleeps tonight“ und die Stimmung der Anwesenden war direkt gut. Schließlich konnte man schon hier merken, welche Qualität die Protagonist*innen auf der Bühne zu bieten hatten.
Die instrumentalen Themen wurden vorgestellt und man groovte sich in die Musik ein. Dazu kamen bekannte Songs wie „Morgenreport“, „Ich will jetzt gleich König sein“ und „Seid bereit“. Alles in deutscher Sprache – man wollte ja von den vielen Kindern verstanden werden. Ich muss aber sagen, dass der Akzent der Sänger*innen oftmals recht unverständlich war, daher hätte meiner Ansicht nach eine englische Performance dern Stücken ganz gut getan.
Nach 50 Minuten und einem gelungenen „Circle of life“ ging es mit gemischten Gefühlen in die Pause. Bei Kartenpreisen zwischen 70 und 100 Euro war ich noch nicht restlos überzeugt. Das sollte sich aber in der zweiten Hälfte definitiv ändern. Was gab es da für klangvolle Stücke wie „Hakuna Matata“ und „Kann es wirklich Liebe sein“. Berührende Soli, ein Orchester, das sich immer weiter steigerte und eine wundervolle Atmosphäre zauberte. Selbst die Leinwand-Animation wurde immer besser, da jetzt oft das Sternenbild von Mufasa am Himmel auftauchte und für Gänsehaut sorgte.
Man muss den Chor für seine Spielfreude, seine Tanzeinlagen und die stimmliche Darbietung ebenso loben wie das Orchester, wo man immer noch eine Schippe drauf legte. Drei Highlights: Ein famoses Solo am E-Bass, das aus der orchestralen Darbietung herausstach, Dirigent Stephen Ellery, als er plötzlich sein Pult verließ und mit einem grandiosen Saxofon-Solo mitten im Publikum auftauchte, und die Interpretation von „Spirit“, das im Original von Beyoncé gesungen wird und hier keineswegs zurückstand. Lauter magische Momente!
Am Ende war kein Halten mehr und das jubelnde Publikum forderte mehrere Zugaben, die alle Beteiligten zu letzten Highlights machten. Chor und Solist*innen bauten sich am Bühnenrand auf und konnten ihren Elan noch stärker verbreiten. Die Menschen auf und vor der Bühne feierten rhythmisch klatschend mit. Am Ende konnten alle beseelt nach Hause gehen – das war spürbar.
Alles in allem hat mich die zweite Konzerthälfte mehr als versöhnt. Es war zauberhaft, diese wundervolle Musik in dieser Form zu erleben – ohne das Brimborium des Musicals oder die Ablenkung des Filmplots. Wer die Musik von „König der Löwen“ mag, sollte diese Show besuchen. Nächste Gelegenheit: am 21. Januar 2025 in der Saarlandhalle Saarbrücken.
Foto: Produktion „König der Löwen – The Music live in Concert“